Übung 6 - Das transparente Unternehmen

Die durch das Internet gesteigerte Transparenz am Markt und die einfache Möglichkeit der Informationsbeschaffung für Endkunden erhöht die Anforderungen an Unternehmen auch transparent zu sein und ihre Prozesse offen zu legen.

Die Auswirkungen die Unternehmen auf die Umwelt und die Gesellschaft haben werden dadurch immer offensichtlicher bzw. auch wesentlich leichter zu messen– egal ob in positivem als negativem Sinne. Unternehmen müssen daher ihre Strategie und Führungsprinzipien überdenken und auf die neue Anforderung der Kunden und Gesellschaft nach Transparenz ausrichten.

Externe Effekte

Die Autoren sprechen in diesem Zusammenhang von der Berücksichtigung externer Effekte (sogenannte externalities). Genauer gesagt sind dies Auswirkungen eines Unternehmens auf deren Umwelt bzw. Umgebung. Wobei das Unternehmen dafür nicht aufkommen muss oder nicht verpflichtet ist deren Resultat in betriebliche Entscheidungen einzubeziehen (Bsp. Fabrik – umliegende Missernten).

Die Internalisierung externer Effekte wird von den Autoren als Ziel und notwendiges Verhalten gesehen, um eine führende Rolle in der Gesellschaft zu vertreten. Solange Unternehmen Auswirkungen auf Dritte haben ist es auch wichtig diese Auswirkungen in Entscheidungen mit einzubeziehen (auch wenn sie nicht gesetzlich vorgeschrieben sind).

Treibenden Kräfte hinter der Veränderung von Unternehmensentscheidungen

Folgende Faktoren sind ausschlaggebend für die von den Autoren als notwendig gesehenen Veränderungen im Unternehmen:

Ausmaß – Viele der von Unternehmen verursachten Effekte sind so bedeutsam geworden, dass sie nicht mehr unbeachtet werden können. Das rasche Wachstum in den Schwellenländern verstärkt diesen Effekt noch. So haben oft kleine Entscheidungen multinationaler Unternehmen große Auswirkungen auf die Umwelt (Bsp. UPS – statt Aufkleber wurde ein Stempel erfunden).

Sensoren – Technische Messverfahren ermöglichen den Vergleich von externen Effekten. Zudem werden immer mehr Daten gespeichert, aufgezeichnet und festgehalten – unter anderem auch das menschliche Verhalten. Ermöglicht und vereinfacht wird dies durch das Medium Internet. Der Zugang zu diesen Informationen gestattet es Rückschlüsse auf ein gewisses Verhalten zu ziehen (Bsp. Google – Grippeepidemie). Dadurch hat die Gesellschaft viel einfacher die Möglichkeit externe Effekte von Unternehmen zu finden, zu bewerten und darauf basierend zu handeln.

Gefühle – Die unmittelbare Kommunikation, die durch das Internet und auch Fernsehen etc. erschaffen wurde, erhöht die globale Verbundenheit und Verantwortung der Gesellschaft. Dies führt auch dazu, dass gefühlslose oder umweltschädigende Aktivitäten eines Unternehmens viel leichter Aufmerksamkeit erregen als noch vor 30 Jahren (Bsp. Fair Trade Kaffee).

Diese drei Bereiche sind die Hauptgründe für die notwendige Veränderung bei Unternehmensentscheidungen im Zeitalter der Transparenz. Denn wenn Messtechniken sich verbessern und der Zugang zu diesen Messungen erleichtert wird, agieren Menschen viel schneller auf Probleme oder Mißstände auf Basis dieser Informationen und deren gestiegenen Sensibilität zum Thema.

Ergebnis - Corporate Social Responsibility

Diese notwendige Entwicklung der Unternehmen wird auch als soziale Verantwortung bezeichnet. Von verantwortungsbewussten Unternehmen wird daher die ständige Internalisierung externer Effekte verlangt – der Druck der Gesellschaft wird dabei immer höher.

Ebenso hat sich mein Kollege Hr. Leithinger auf seinem Blog mit dem Thema "Corporate Social Responsibility" auseinander gesetzt. In seiner Studie werden die 10 wichtigsten Themen, die unter diesen Begriff fallen aufgezeigt.

 

Ergänzung: die Grenzen feststecken

Um sich den richtigen und bedeutendsten externen Effekten als Unternehmen anzunehmen, verwenden die Autoren ein Modell mit vier konzentrischen Kreisen. Der innerste Kreis steht für die direkt dem Unternehmen zuschreibbaren Probleme und der äußerste Kreis für entferntere Probleme. Je nach Problem und zugeordnetem Kreis, sind vom Unternehmen folgende Aktivitäten zu setzen:

  • Verantwortung übernehmen ...
    für die direkten Auswirkungen der Unternehmensprozesse die bekannt sind
  • Maßnahmen setzen ...
    für Auswirkungen die nicht direkt gemessen werden können aber direkt mit dem Unternehmen in Verbindung stehen
  • Interesse zeigen ...
    für Auswirkungen die kaum meßbar oder mit dem Unternehmen in Verbindung zu bringen sind

Quelle

Meyer, C. & Kirby, J. (2010). Leadership in the Age of Transparency. In: Harvard Business Review, 88(4), S. S. 38-46.