Geschäftsmodelle im MB für Menschen mit eingeschränktem oder keinem Sehvermögen
patrick.demel.uni-linz, 24. Juni 2015, 17:22
Geschäftsmodelle für visuell beeinträchtigte Menschen:
Laut der World Health Organization gibt es (im August 2014) weltweit 285 Millionen sehbeeinträchtigte Menschen, davon sind 39 Millionen blind und 246 Millionen besitzen nur geringe Sehfähigkeit. Die Frage mit der sich dieser Artikel beschäftigt ist, welche Technologien und Dienste es für diese Menschen im mobilen Bereich gibt, sprich welche Potentiale das Mobile Business birgt solchen Menschen zu helfen ihren Alltag zu vereinfachen.
Voice Over:
Voice Over ist ein von Apple entwickelter auf Gesten basierender Screen Reader. Es ist konzipiert, um auf mobilen Endgeräten installiert und verwendet werden zu können. Die Idee von Voice Over ist es, visuell beeinträchtigten Menschen die Möglichkeit zu geben mobile Endgeräte auf annähernd gleiche oder gleiche Weise zu nutzen wie es unbeeinträchtigte Menschen tun können. Die Funktionsweise basiert auf erweiterten Touch-Funktionen und der akustischen Aufbereitung von visuellen Daten. Näheres über die Funktionsweise wird in diesem Youtube-Clip geschildert.
Voice Over ist auf der Ebene der Touch-Gestik ein sehr innovatives Produkt. Die Einführung einer Rotor-Geste fördert die einfache Navigation durch vielelementige Dienste wie Web-Sites und dergleichen. So kann zwischen Kategorien wie Headern, Bildern, Videos usw. hin- und her geswitcht werden.
Dienste wie Voice Over können als Grundstein für die Entwicklung von Applikationen und anderen Diensten für körperlich beeinträchtigte Menschen gesehen werden.
Weil VoiceOver in das IOS integriert ist, funktioniert es bei allen eingebauten Applikationen Safari, Mail, App Store, iTunes, Music, Kalender, Erinnerungen etc. Apple arbeitet auch mit der IOS Entwickler-Community zusammen, um mehr Apps mit VoiceOver kompatibel zu machen. Mehr auf der firmeneigenen Homepage.
Der Nutzen für den visuell beeinträchtigten User besteht in der vereinfachten Handhabung von Diensten mobiler Endgeräte, vor allem die Navigation auf dem Bildschirm wird stark vereinfacht. Der Ausschluss von mobilen Techniken bedeutet in der heutigen Zeit einen enormen Informationsnachteil. Mit solchen und ähnlichen Diensten können blinde und Sehbehinderte vor solch einem Ausschluss zumindest ein Stück weit bewahrt werden.
Assisted Vision Smart Glasses:
“What we’re trying to do with the project is produce a pair of glasses that can enable someone who has got very little sight to allow them to walk around unfamiliar places, to recognize obstacles, and to get a greater independence,“ Dr Stephen Hicks from the University of Oxford
Da viele „blinde“ Menschen noch über ein gewisses Maß an Sehkraft verfügen, wurde dieses Device dazu entwickelt die Umweltreize so zu verstärken, dass das bestmögliche visuelle Ergebnis für den Nutzer erzeugt werden kann.
Das Device arbeitet dabei mit transparenten OLED Displays, zwei kleinen Kameras, einem Gyroskop, einem Kompass, einer GPS-Einheit und einem Kopfhörer. Die eingehenden Daten können analysiert und auf verschiedene Arten verwendet werden. Zum Beispiel kann die Helligkeit gemessen werden, um Tiefe widerzuspiegeln. Die meisten visuell beeinträchtigten Menschen können noch zwischen Hell und Dunkel unterscheiden. Diese Gläser können alles was dem Träger nahe ist heller erscheinen lassen, sodass er/sie Objekte oder Personen erkennen kann.
Die Kameras könnten in der Verbindung mit der passenden Software dazu verwendet werden die Nummer eines ankommenden Buses zu identifizieren oder ein Straßenschild zu lesen. Das GPS Modul kann verwendet werden, um Richtungen vorzugeben, das Gyroskop hilft den Gläsern die Änderungen zu kalkulieren, wenn sich der Träger bewegt.
Professor Phil Torr will dem Projekt zusätzlich noch eine Lernfunktion hinzufügen. Mit deren Hilfe soll die Brille in der Lage sein persönliche Gegenstände zu erkennen oder die Navigation innerhalb eines bekannten Gebäudes zu erleichtern. Man kann sich auch gut vorstellen, dass Augmented Reality bei solchen Projekten in Zukunft eine große Rolle spielen wird.
CINVESTAV (Center for Research and Advanced Studies of the National Polytechnic Institute) in Mexiko arbeitet derzeit an einer ähnlichen Technologie. “We currently have a light weight, ergonomically acceptable prototype since it almost looks like a normal pair of glasses and can work in real time with batteries that last approximately four hours in continuous use. We hope to have a commercial prototype by next August at the latest, and being able to market it in early 2015,” project leader, Eduardo José Bayro Corrochano.
Der Prototyp der Ultrasound gesteuerten Brille (siehe unten) kann sogar Glastüren erkennen und soll ebenfalls bekannte Plätze, Farben, Verkehrsschilder und so weiter wiedererkennen. Im Bild unten ist ein Prototyp zu sehen. Das kommerzielle Produkt soll zwischen 1000 und 1500 $ kosten.
Der Nutzen für den User dieser Produkte ist die Möglichkeit, zu einer detaillierten Wahrnehmung der realen Umgebung. Im Grunde versuchen die Produkte, die visuellen Reize zu verstärken oder durch zusätzliche Reize anderer Sinne zu ersetzen. Dazu können alle Sinne (Sensoren) die einem mobilen Gerät zur Verfügung stehen verwendet werden. So wird es dem sehbeeinträchtigten Nutzern ermöglicht sich in unbekannten Umgebungen zu orientieren und unabhängiger von anderen Menschen zu agieren.
Braille E-Book Reader:
Ist ein Projekt des Fraunhofer Institut, das aber zurzeit auf weitere Förderungen der EU wartet, um das Projekt fortsetzen zu können. Schlussendlich soll das Ergebnis eine Art Kindle für Sehbeeinträchtigte darstellen. Die Technologie arbeitet mit einer wachsartigen Substanz, deren Zustand mithilfe von Hitze schnell von fest zu flüssig geändert werden kann und deren Form leicht veränderbar ist.
Der Vorteil für den Nutzer ergibt sich ähnlich wie beim Produkt Kindle durch einen breiteren einfacheren Zugang zu Lesematerial. In diesem Fall zu Lesematerial, das nicht zwangsläufig akustisch wiedergegeben werden muss.
Arianna App:
Es gibt bereits einige Apps um Sehbeeinträchtigten die Fortbewegung zu vereinfachen, wie zum Beispiel TapTapSee. Diese Dienste arbeiten aber oft mit GPS und sind innerhalb von Gebäuden nur schlecht anwendbar. Die Arianna App ist entwickelt worden, um die Fortbewegung und Orientierung innerhalb eines Gebäudes für die entsprechenden Nutzer zu vereinfachen. Bevor die App verwendet werden kann müssen farbige Streifen am Boden des Gebäudes angebracht werden, so ähnlich wie in Krankenhäusern. Anschließend erkennt die App mithilfe der Kamera eines Smartphones diese Streifen und vibriert, wenn der Streifen in der Mitte des Bildes ist. So können akustische Störungen umgangen werden und die App kann ohne Kopfhörer benutzt werden.
Mithilfe von QR-Codes könnten zusätzliche Informationen gegeben werden, zum Beispiel, ob sich in der Nähe ein Wasserspender oder eine Toilette befindet. Die Streifen am Boden können aus ästhetischen Gründen auch durch Infrarotstreifen ersetzt werden.
Der Vorteil für den Nutzer ist eine bessere tonlose Möglichkeit sich innerhalb von Gebäuden zu bewegen.
Präsentation:
Quellen:
World Health Organisation: http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs282/en/
Apple: https://www.apple.com/accessibility/ios/voiceover/
Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=WxQ2qKShvmc/
Digitaltrends: http://www.digitaltrends.com/mobile/blind-technologies/
Zuletzt aufgerufen: Dezember 2014.
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