Aufgabe 7: Gründe der Nutzung von Sozialen Medien (Jugendliche)

corina.schilling.uni-linz, 27. Dezember 2013, 10:43

 

Web 2.0, gibt uns die Chance uns selbst darstellen zu können und somit uns virtuell zu spiegeln. Gerade die Sozialen Netzwerke unterstützen dies. Die Frage ist aber warum werden diese Sozialen Netzwerke genutzt? Ein Grund für die Nutzung der Social Networks geht, so Häusler (2007), weit zurück zu einem Modell von Maslow, der Bedürfnispyramide. Die Pyramide hat fünf Ebenen, die von unten nach oben Psychologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, Soziale Bedürfnisse, Bedürfnisse nach Wertschätzung und Selbstverwirklichung heißen.

 

Wichtig sind dabei die obersten drei Ebenen. Das Bedürfnis nach Wertschätzung wird durch die Interaktion mit einem anderen Menschen befriedigt und kann somit auch online gestillt werden. Schmidt et al. (2009) schreiben, dass die Plattformen auch für Jugendliche gut abgestimmt seien, weil:

 

Seine [Social Web] Anwendungen bieten ihnen [den Nutzern] die Chance – selbstbestimmt und interaktiv- sich selbst kennenzulernen, auszuprobieren und wichtige Erfahrungen zu machen – und dies sowohl in Form virtueller Als-ob-Erfahrungen als auch als unmittelbare Realitäts-Verlängerung sozialer Beziehungen im Netz (S.19).

 

Für Jugendliche ist es wichtig, auch Erfahrungen außerhalb des Elternhauses und der Schule zu sammeln. Somit lernen sie „schon früh ihren eigenen Weg zu gehen“ (Schmidt, 2009, S.20). In der Phase der Adoleszenz (13-17 Jahren) ist es, so Schmidt (2009), zentral, körperliche Reife, formale Operationen, Gemeinschaft mit Gleichaltrigen und sexuelle Beziehungen aufzubauen. In der Jugend (18-22 Jahren) hingegen reichen die Themen von Autonomie der Eltern über Identität der Geschlechtsrolle zu morali­schem Bewusstsein und Berufswahl.

 

Nutzungsmotive

Zentrale Prozesse in der Entwicklung sind dabei „Selbst-, Sozial-, und Sachausei­nandersetzungen“ (Schmidt et al., 2009, S. 27). Anhand eines Profils kann ein Jugendlicher sich selbst präsentieren und anhand eigener Vorstellungen (Selbstaus­einandersetzung), Beziehungen (Sozialauseinandersetzung) und mit eigenem Wissen (Sachauseinandersetzung) selbst gestalten. Die folgenden Handlungs­komponenten spiegeln genau diese drei zentralen Prozesse des Heranwachsens wider.

 

Identitätsmanagement

Die eigene Stellung in der Gesellschaft zu finden, ist ein lebenslanger Prozess. Gerade in der heutigen Zeit (eher westliche Gesellschaft) gibt es keine Vorgaben der Stellung in der Gesellschaft, sondern die „Individualisierung macht es erst möglich, dass Menschen sich als eigenständige und autonome Personen verstehen können“ (Schmidt, 2011, S.76). „Menschen können sich und ihr Leben als Individuen entfalten“ (ebd.). Wichtig ist es, sich selbst soweit zu festigen, um standhaft zu werden. „Insbesondere Jugendliche, aber auch junge Erwachsene sind herausge­fordert, ihren Standort in der Welt zu finden und zu behaupten; dazu ist eine mög­lichst stabile Identität von Nöten“(Schmidt et al., 2009, S. 265). Durch Rückmeldung von anderen können sich Jugendliche immer weiter reflektieren und das Selbstbild formen. Gerade auch die Selbstpräsentation über Profile lässt die Jugendlichen sich selbst erforschen und formen. Diese Auseinandersetzung könne nur in Verbindung mit der Beziehung zu anderen Menschen Früchte tragen, so Schmidt et al. (2009). Für jeden ist es also wichtig, ein starkes, stabiles und einheitliches Ich zu präsentie­ren. Diese Selbstpräsentation ist sehr stark davon geprägt, welche Informationen preisgegeben werden. Im Social Web wird es oft ein Muss, Informationen preiszu­geben, nur um die Kommunikationsräume nutzen zu können. Facebook verlangt zum Beispiel den tatsächlichen Namen. Danach können Einstellungen, zum Beispiel der Beziehungsstatus, verändert werden, wobei ein User von einem bestimmten, vordefi­nierten Angebot auswählen muss. Vorgaben schränken die Auswahl ein, sind aber für einen Betreiber einer Plattform unter anderem wichtig, um die Daten in einer Datenbank sammeln zu können und gezielt Werbung zu schalten.

 

Beziehungsmanagement

Identitäts- und Beziehungsmanagement hängen sehr stark zusammen und sind in einer Art Wechselwirkung, so Felsmann (2012). Schmidt (2011) schreibt, dass die Position einer Person von der Kombination und der Schnittpunkte in den sozialen Kreisen abhängt. Zentral ist „der Prozess des Knüpfens oder Pflegens von sozialen Beziehungen“ (Schmidt, 2011, S.87). Auf vielen Plattformen ist es auch möglich (oft auch verlangt) die Stärke der Beziehung zum anderen anzugeben (Familie, Freunde, Bekannte), damit die Informationen gezielt genutzt werden können. Neuigkeiten von engen Freunden scheinen somit eher auf als jene von Bekannten. Auch, zum Beispiel, bei Bildern kann angegeben werden, welche Personen auf Facebook diese sehen dürfen. „Für Teenager beispielsweise dienen die sozialen Räume auf Netzwerkplattformen vorrangig dem „Abhängen“ in der eigenen Clique“ (Schmidt, 2011, S.80), wobei diese auch gerne andere Kontakte knüpfen mit Klassenkameraden oder Teenagern aus der Umgebung. Schmidt (2011) schreibt, dass die Netzwerke den Nutzern die Chance geben, die Reichweite derselben stark zu vergrößern.

 

Informationsmanagement

Die Sachauseinandersetzung ist dem Informationsmanagement am ehesten zuge­ordnet und bezieht sich auf Informationen aller Art, die in den sozialen Medien vor­handen sind. Informationen von oder über Freunde und die Welt zu erhalten, ist ein Grundstein für Sozial- und Selbstauseinandersetzung.

 

Die beständig aktualisierten Aktivitäten, Meinungen, Trends oder Gedanken aus dem eigenen sozialen Netzwerk befriedigen deutlich personalisierte Informationsbedürfnisse (Schmidt, 2011, S.112).

 

Diese genannten Aktivitäten können gefiltert, selektiert oder kanalisiert werden, um präzise und nur relevante Informationen zu erhalten, so Schmidt et al. (2009). Eigene Informationen werden explizit gemacht, das heißt, wenn Freundschaften öffentlich preisgegeben werden, ist dies auch ein Teil von Informationsmanagement. Jeder User ist auch selbst dazu im Stande, Informationen zu teilen und weiter zu verbrei­ten. Die Plattformen wirken also sehr unterstützend, passende Informationen zu finden.

Könnt ihr euch wiederfinden?

 

Somit sagt dies also aus, dass die gesellschaftlichen Bedürfnisse von den Funktionen der Sozialen Netzwerkes unterstützt werden, gerade bei Jugendlichen. Der Erfolg des Sozialen Netzwerkes liegt also in der Berücksichtigung der Bedürfnisse und nicht die Bedürfnisse werden den vorhandenen Funktionen angepasst. Daraus traue ich mir zu sagen, dass die Gesellschaft einen großen Einfluss auf die Gestaltung des Web’s hat.

 

 

Felsmann, K. (2012). Medientechnologien vs. Handlungsstrategien: Der Spieltraum des Rezipienten: erweiterte Dokumentation zu den 15. Buckower Mediengesprächen 2011. München: Kopäd Verlag.

Häusler, S.(2007). Soziale Netzwerke im Internet. Entwicklung, Formen und Potenziale zu kommerzieller Nutzung. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller.

Schmidt, J. (2011). Das neue Netz. Merkmale, Praktiken und Folgen des Web 2.0. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH.

 

Schmidt, J.-H., Paus-Hasebrink, I. & Hasebrink, U. (Hrsg.) (2009). Heranwachsen mit Social Web. Zur Rolle von Web 2.0-Angebot im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Berlin: VISTAS Verlag GmbH.

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