[Statement 1] Es war einmal: Die RIA-Ära und was sich mit HTML 5 ändert

christoph.zimprich.uni-linz, 8. September 2016, 22:52

Mit der mittlerweile fünften Fassung der weltweit am häufigsten verwendeten Web-Auszeichnungssprache HTML scheint die Ära der "Rich Internet Applications" oder kurz "RIA" endgültig aus zu sein. Warum wurden jedoch solche proprietären Plattformen trotz einer bereits vorhandenen Spezifikation einer Auszeichnungssprache des Webs geschaffen? Warum gerade bringt HTML 5 die Wende herbei? Dieses Statement befasst sich mit den Hintergründen dieses Anwendungstyps.

Was sind "Rich Internet Applications"?

Zu der Klasse der RIAs zählen einige Plattformen darunter die prominentesten wie z.B. Flash von Adobe oder Silverlight von Microsoft. Der ursprüngliche Gedanke bei der Einführung dieser Plattformen war recht simpel: Einerseits bot der damalige HTML Standard nur bedingte Funktionalität zum Bau von Web-Anwendungen mit komplexen Effekten oder einem großen Angebot im Multimedia- / Streamingbereich. Anfang der 2000er variierte auch die Implementierung des HTML-Standards von Hersteller zu Hersteller und somit mussten, die auf HTML basierenden Web-Anwendungen, auf verschiedene Eigenheiten der populärsten Browser eingehen. Das hat je nach Komplexität des Softwareprojekts die Kosten für Anpassungen in die Höhe schnellen lassen.

Eine Abhilfe schafften die RIA-Plattformen. Sie boten auf einer proprietären Technologie aufbauend eine Möglichkeit schnell und kosteneffizient Webprojekte mit erweiterten Anforderungen umzusetzen, ohne dabei auf einzelne Browser Rücksicht nehmen zu müssen. Solche Applikationen laufen nicht direkt im Browser sondern mithilfe eines Browser-Plugins und einer auf dem Endgerät installierten Software. Eine perfekte Lösung um jedes Web-Projekt zu realisieren ohne je wieder auf irgendwelche Web-Standards zurückzugreifen. Oder doch nicht ganz? Setzt man auf eine solche RIA-Plattform, so wird man auch mit einer Reihe von Nachteilen konfrontiert:

  • Solche Plattformen sind meist proprietär gehalten und bauen auf keinem freien Standard auf und werden nur von einem (großen) Unternehmen entwickelt und vertrieben.
  • Zur Ausführung der Plugins wird eine Software am Endgerät benötigt. Ist diese für eine Plattform / ein Betriebssystem nicht vorhanden, so kann die RIA-Applikation auf dem Zielgerät / der Zielplattform nicht ausgeführt werden.
  • Wird der Support einer Plattform eingestellt, so muss entweder eine andere RIA-Plattform als Ausweichmöglichkeit gesucht werden bzw. die Applikation mit einem freien direkt von den Browsern interpretierbarem Standard implementiert werden. Ein solcher Wechsel kann hohe Kosten verursachen.

HTML 5: Und alle RIA-Plattformen scheinen zu sterben

Bereits große RIA-Plattformen werden teils von den eigenen Herstellern abgesetzt, wie in dem Fall von Adobe Flash : Adobe rät stattdessen auf HTML 5 zu setzen (vgl. Q1). Angesichts der immer wieder bekanntgewordenen gravierenden Sicherheitslücken in der Flash-Software ein Schritt, der in der IT-Community begrüßt wird (vgl Q2). Auch durch eine immer größer werdende und weniger abweichende HTML 5 Browser-Unterstützung durch alle großen Hersteller gibt es kaum noch Gründe auf irgendeine proprietäre RIA-Software zu setzen, zumal diese Software bedingt bis gar nicht auf Smartphones lauffähig ist. Mit den aktuell verfügbaren Responsive-Design Frameworks ist es sehr einfach möglich die Seite mit nur wenig Aufwand ansprechend für verschiedene Endgeräte zu entwickeln.

Auch Microsoft hat sich von seiner RIA-Plattform "Silverlight" verabschiedet und unterstützt diese in dem neuesten Browser "Edge" nicht mehr (vgl. Q3). Ebenfalls das Silverlight Mono-Derivat "Moonlight", welches eine Laufzeitumgebung für Microsofts RIA-Plattform auf Linux und Mac-Betriebssystem bereitstellt, rät zu einem Wechsel weg von dem Projekt / der Plattform (vgl. Q4).

Das Zeitalter der RIA-Anwendungen ist nun endgültig aus. Bestehende Applikationen werden wohl noch bis zur endgültigen Abschaffung jeglichen Supports (via Plugins) von Seiten der Browserhersteller bestehen bleiben, jedoch ist nicht davon auszugehen, dass neue Applikationen auf eine solche Plattform setzen werden.

Q1: http://www.golem.de/news/html-5-flash-soll-sterben-sagt-adobe-1512-117753.html

Q2: https://www.cvedetails.com/vulnerability-list/vendor_id-53/product_id-6761/Adobe-Flash-Player.html

Q3: http://www.golem.de/news/edge-browser-microsoft-wirft-silverlight-raus-und-packt-drm-rein-1507-115020.html

Q4: http://www.mono-project.com/docs/web/moonlight/

Alle Quellen wurden am 8. September 2016 aufgerufen.

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