Aufgabe 6: Wird die Gesellschaft durch den Web demokratischer?
hannes werner.steininger.uni-linz, 17. Juni 2014, 22:24
Ja, ich denke die Gesellschaft wird durch das Web, mit allen ihren Nachteilen die es mit sich bringt, im Großen und Ganzen demokratischer! Meines Erachtens trifft die Annahme, dass das Web die Demokratie beeinflusst, egal ob positiv oder negativ, vollkommen zu. Denn das Web bietet den Usern viele Möglichkeiten um zu kommunizieren, was wiederum die Demokratie beeinflusst. Passten dazu ein Zitat des Autors Roland Linder in seinem Buch "Politischer Wandel durch digitale Netzkommunikation":
"Versteht man Demokratie als eine spezifische Form der Kommunikation zwischen Regierten und Regierenden, ist zu erwarten, dass die Art und Weise, wie kommuniziert wird und welche Transmissionssysteme dabei zu Anwendung kommen, Auswirkungen auf die Qualität der Demokratie selbst haben wird." (Q1)
Somit beeinflussen die Art und Weise der Kommunikation und die Transmissionssysteme die Qualität der Demokratie. Dabei wird in der Literatur vom Begriff E-Demokratie gesprochen, darunter versteht man die Durchführung von Prozessen zur Information, Kommunikation und Transaktion zwischen Bürgern und staatlichen Institutionen mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien. Bei E-Demokratie unterscheidet man zwischen "Top-down-" und "Bottom-up- Aktionen", wobei es sich beim Ersten um Maßnahmen welche von staatlichen Institutionen und beim Zweiten um Maßnahmen welche von Bürgern veranlasst werden. Unter solchen Maßnahmen kann man Internetwahlen, E-Proteste, E-Activism, E-Partizipation uvm verstehen. Bei "Top-down-Aktionen" haben Bürger in der Regel keinen Einfluss auf die Wahl der Themen noch auf die Umsetzung. In den nächsten Absätzen möchte ich kurz auf die "Bottom-up Aktionen" und deren positiven Einfluss auf die Demokratie einer Gesellschaft eingehen. (Q2)
Die Anwendungen der Online-Kommunikation wie Web2.0 (z.B. Wikis, Blogs, Podcast, Social Bookmarks), wurden zwar nicht für die politische Kommunikation im Web entwickelt, aber tragen meines Erachtens einen großen Beitrag dazu bei, dass die Gesellschaft demokratischer wird. Dabei tragen die Weblogs, als Werkzeug der politischen Kommunikation, einen sehr wichtigen Beitrag bei, da die Bürger auf einfachem Wege ihre eigene freie Meinung publizieren können. Sie können als Gegengewicht gegen die kommerziellen Massenmedien, die teilweise von Werbeinseraten der politischen Parteien und staatlichen Institutionen abhängig sind, gesehen werden. Mir persönlich fällt dazu in Österreich das "Tagebuch" von Andreas Unterberger ein. (www.andreas-unterberger.at) Das Web wird von den Bürgern als ein unabhängiger Kommunikationsraum, großteils ohne staatliche Ordnung und Gewaltmonopol, wahrgenommen. Die Bürger können unabhängig von Staatsgrenzen hinweg, ihre Meinungen und Einstellungen äußern bzw. auch auf Missstände hinweisen. Durch das Web wird das Grundrecht der freien Meinungsäußerung, was eine Grundlage der Demokratie ist, gestärkt. Die Bürger können über Social Media Anwendungen Versammlungen und Prodestkundgebungen organisieren und zur Teilnahme aufrufen und dabei ein politischen Erdbeben wie z.B. Arabischer Frühling in Ägypen mit verursachen. Auch können undemokratische Verhältnisse im eigenen Land der ganzen Welt aufgezeigt werden, was durchaus internationalen politischen Druck auf das Land zur Folge haben kann. Die Angst vor der politischen Macht diesen Medien kann bei staatlichen Herrschern bis zur Abschaltung bzw. Verbot von solchen Anwendungen führen, wie man am Twitterverbot in der Türkei gesehen hat. (Q3, Q4)
Q1: http://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-531-90473-3_5#page-1 (abgerufen am 10.06.2014)
Q2: http://www.e-demokratie.org/was-ist-e-demokratie/ (abgerufen am 10.06.2014)
Q3: http://opus4.kobv.de/opus4-th-wildau/files/56/11_BAschenfeld.pdf (abgerufen am 10.06.2014)
Q4: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/erdogan-laesst-in-der-tuerkei-twitter-abschalten-mundtot-a-959969.html (abgerufen am 10.06.2014)
Ich kann
rainer.kroisamer.uni-linz, 18. Juni 2014, 19:21
deiner Aussage, das Web macht die Gesellschaft demokratischer, nicht ganz zustimmen. Du sagst zwar im Großen und Ganzen, was die Aussage relativiert, dennoch bin ich der Auffassung dass das Web noch lange kein Garant für mehr Demokratie ist. Das Web wird auch in China genutzt, dort werden aber Dienste wie Google, Facebook etc. entweder ganz gesperrt, oder streng überwacht. Ich bin also der Meinung, das Web verhilft einer Gesellschaft nur dann zu mehr Demokratie, wenn bereits basisdemokratische Tendenzen vorhanden sind. Das Web kann aber gleichzeit, radikal-islamistischen Bewegungen zum Aufschwung verhelfen, weil das Web einfach demjenigen dient, der es verwendet. Mehr dazu in meinem Blogbeitrag.
Gesellschaft durch den Web demokratischer?
hannes werner.steininger.uni-linz, 11. Juli 2014, 15:43
Hallo Rainer!
Danke für deinen kritischen Kommentar. Ich kann teilweise deine Skepsis verstehen, aber in viel Ländern die auch ähnlich wie China eine diktatorische Führung haben bzw. gehabt haben hilft das Web den Menschen ihre Meinung bzw. Kritik kundzutun. Dadurch haben sie leicht die Möglichkeit sich auszutauschen und miteinander gegen solch ein Regime verbal zu kämpfen. Ich denke auch in China gibt es den Willen des Volkes nach Demokratie, durch die steigende Vernetzung der Bevölkerung auch im ländlichen Bereich, wird der Druck auf die Führung immer höher, denn man kann nicht alles im Web unterdrücken, sperren und überwachen.
Deiner Aussage "das Web dient demjenigen, der es verwendet" kann ich nur vollkommen zustimmen, denn oft nützen andere Bewegungen, die meist nicht besser sind als die vorherrschende Dikatur im Lande, die Unruhen und den Druck des Volkes mit Hilfe des Webs um für die eigene Bewegung mehr Macht zu erringen. Aber diese Nachteile eines Bürgerkrieges bzw. Revolution hat es beispielsweise in afrikanischen Staaten schon vor der Zeit des Web gegeben.