Artikel: Crowdsourcing als digitales Beschäftigungsmodell
sandra.zivanovic, 9. Jänner 2017, 21:08
Was ist Crowdsourcing - Definition
Mit der zunehmenden Digitalisierung sind in den letzten beiden Jahrzehnten viele webbasierte Geschäftsmodelle hervorgegangen, welche das interaktive Zusammenarbeiten in einem bisher nicht dagewesenen Ausmaß ermöglichen. Eines dieser neuen digitalen Beschäftigungsmodelle stellt das Crowdsourcing dar, bei welchem Teilarbeiten von Unternehmen an InternetuserInnen ausgelagert werden. Die Vermittlung der Arbeitsaufträge erfolgt mittels webbasierten Plattformen, die an eine große Menge von Menschen (der sogenannten „Crowd“) ausgeschrieben werden. (Q1) Nach Angaben der WKO existieren weltweit bereits über 1.200 Cro wdsourcing Plattformen (Q2).
Videobeitrag: What is Crowdsourcing?
Geprägt wurde der Ausdruck Crowdsourcing 2006 im Wired – Magazin durch den Artikel „The Rise of Crowdsourcing“ des US-amerikanischen Journalisten Jeff Howe, der die beiden Begriffe crowd und outsourcing zusammenbrachte. (Q3) In seinem 2008 erschienenem Buch „Crowdsourcing – Why the Power oft the Crowd is Driving the Future of Business“ führt er den Begriff weiter aus. (Q4) Diese moderne Form der Arbeitsteilung umfasst alle Arbeiten, die mit den Informations- und Kommunikationstechnologien getätigt werden können. (Q5) Ob Ghostwriting, Transkriptionen, Rechercheaufgaben oder das Testen von Softwares – das Spektrum an Arbeitsaufgaben im Rahmen des Crowdsourcings ist breit und hängt von der Art der Plattform ab, welche im nachfolgendem Kapitel noch genauer besprochen werden. (Q5, Q6)
Funktionsweise von Crowdsourcing
Wie funktioniert Crowdsourcing?
Crowdsourcing is the act of taking a job traditionally performed by a designated agent (usually an employee) and outsourcing it to an undefined, generally large group of people in the form of an open call.
Howe, 2008
Die Grundidee beim Crowdsourcing ist das Übertragen von Aufgaben bzw. Tätigkeiten durch die AuftraggeberInnen (der oder die CrowdsourcerIn) an die „Crowd“, die sich aus einer mehr oder weniger undefinierten Menge von Menschen zusammensetzt. Als Vermittler zwischen Crowdsourcer und den einzelnen MitgliederInnen der Crowd (den „Crowdworkern“ oder auch „Crowdsourcees“ genannt) dient die jeweilige Crowdsourcing Plattform. Bei größeren Unternehmen wird häufig auf eigene betriebsinterne Plattformen zurückgegriffen. Auf der untenstehenden Grafik werden die wesentlichen Prozesse beim Crowdsourcing verbildlicht. (Q7)
Quelle: http://www.crowdsourcingszene.de/crowdsourcing/
Im ersten Schritt werden durch den Crowdsourcer Aufgaben definiert, die mit einem Aufruf an die Crowd auf die Crowdsourcing Plattform gestellt werden. Diese Aufrufe können entweder offen, das bedeutet an die gesamte Crowd gerichtet sein oder beschränkt auf einen spezialisierten Teil der Crowd ausgerufen werden. Bei der Einschränkung spielen die Qualifikationen und angegebenen Fähigkeiten der Crowdworker eine Rolle.
Bei der Aufgabenentwicklung werden die wettbewerbsbasierten Formen, in denen Crowdsourcees untereinander bei ihren Aufgaben konkurrieren, zwischen den auf Zusammenarbeit gerichteten Formen unterschieden. Die von den Crowdsourcees eingereichten Aufgaben werden durch den Crowdsourcer schließlich entweder in einem integrativen Vorgehen zu einer Gesamtlösung aggregiert oder durch ein selektives Vorgehen die für ihn/sie passendsten ausgewählt.
Wie die Vergütung der Aufgabenfertigungen erfolgt, hängt von der Vorgehensweise der Crowdsourcer und der Crowdsourcing Plattform ab. So gibt es Plattformen auf denen die Vergütung auch mit Sachprämien übermittelt wird, meistens jedoch wird ein zuvor festgelegter monetärer Betrag ausbezahlt. (Q7)
Arten der Crowdsourcing Plattformen
Unter den mittlerweile zahlreichen Crowdsourcing Plattformen können nach Tätigkeitsbereich und Funktionsweise grob folgende fünf Kategorien unterschieden werden. (Q7)
Crowdwork Plattformen
Grundsätzlich funktionieren alle Crowdsourcing Plattformen nach demselben Prinzip der mehr oder wenigen offenen Ausschreibung der zu vergebenden Arbeiten an die Crowd, also der UserInnen der Plattformen. Bei den eingereichten Beiträgen der Crowdwork Plattformen sind nicht alle für die Crowdsourcees einsehbar und werden somit auch nicht zu einer Gesamtlösung unter der Crowd aggregiert. Die Vergütung der eher leichteren Aufgaben, die von weniger professionalisierten NutzerInnen dieser Plattform getätigt werden können, erfolgt mit einem bereits zu Beginn festgelegten monetären Betrag. Als Beispiele für diese Art des Crowdourscings zählen u.a. clickworker, amazon mechanical turk oder Streetspotr.
Freelancer Plattformen
Freelancer Plattformen beinhalten im Vergleich zu den Crowdwork Plattformen komplexere Aufgabentätigkeiten und sind meist durch spezialisiertere Aufrufe auf Basis der Qualifikationen der NutzerInnen gekennzeichnet. Auch in dieser Form des Crowdsourcings erfolgt die Vergütung anhand eines vorher festgelegten monetären Betrages, wobei die eingereichten Lösungen bei Bedarf zu einer Gesamtlösung aggregiert werden. Beispiele für Freelancer Plattformen sind expertcloud, content.de, Textbroker, usw.
Design-Plattformen
Bei den Design Plattformen liegt der Fokus der Crowdsourcing Initiativen auf kreativen Tätigkeiten. Da die Aufgaben spezialisierteres ExpertInnenwissen erfordert, erfolgen die Aufrufe an die Crowd meist nicht vollkommen offen. Üblicherweise werden die eingereichten Arbeiten separat betrachtet und nicht zu einer Gesamtlösung aggregiert. Die Bezahlung der Crwodsourcees erfolgt somit entsprechend durch im Voraus festgelegte monetäre Beträge. Beispiele: 99designs, designenlassen, fotolia, fiverr, etc.
Entwicklungs-, Test- & Marketing-Plattformen
Die Aufgaben der Softwareentwicklungs-, Test- & Marketing-Plattformen sind meistens komplexer und nicht offen ausgerufen. Auf den Plattformen wie rapidusertests oder testbirds werden vorher genau definierte Vergütungen bestimmt.
Innovationsplattformen
In den Innovationsplattformen finden sich sowohl komplexe als auch einfachere Aufgaben, die normalerweise an die gesamte Crword ausgerufen werden. Integrative Vorgehensweisen, welche auf Zusammenarbeit zwischen den Crowdsourcees basieren kommen in dieser Form häufig vor. Ein bekanntes Beispiel für eine Innovationsplattform ist Phantomind. (Q8)
Kritik am Crowdsourcing - Modell
Obwohl sich mit dem Crowdsourcing - Modell die Möglichkeiten für Unternehmen und Crowdsourceern ergeben, mit Hilfe einer großen Online-Crowd schnell innovative und kreative Projekte oder Ideen zu schaffen, gibt es steigende Kritik zu den arbeitsrechtlichen Bedingungen. (Q8) Mangelnde rechtliche Rahmenbedingungen für die digitalen Beschäftigungsverhältnisse sowie die steigende Anzahl an professionell ausgebildeten Crowdsourceern führen zu niedrigeren Vergütungen bis hin zu prekären Beschäftigungsverhältnissen. Neben den niedrigen Bezahlungen fehlt es dabei an sozialen Absicherungen und Standards, wie der Sozialversicherung oder Zuschläge für Nacht- und Feiertagsarbeit. (Q9, Q10)
Quellen (Q):
Q1: http://blog.arbeit-wirtschaft.at/crowdwork/
Q3: http://www.zeit.de/2014/47/crowdsourcing-freelancer-digital-arbeitsmarkt
Q4: http://www.crowdsourcingszene.de/crowdsourcing/
Q5: http://www.zeit.de/2014/47/crowdsourcing-freelancer-digital-arbeitsmarkt
Q6: https://files.ifi.uzh.ch/hilty/t/examples/IEG/Crowdsourcing_SennBaumgartner.pdf
Q7: http://www.crowdsourcingszene.de/crowdsourcing/
Q8: http://www.zeit.de/2014/47/crowdsourcing-freelancer-digital-arbeitsmarkt
Q9: http://berufebilder.de/2016/3-beispiele-crowdworking-zukunfts-trend-arbeitswelt-baukasten/
Q10: http://www.fr-online.de/wirtschaft/crowdsourcing-arbeiten-im-rechtsfreien-raum,1472780,28338422.html
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