Statement zu Demokratie und Web
sandra.zivanovic, 15. Jänner 2017, 18:39
Haben die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten für einen offenen Informationsaustausch im Web der Gesellschaft zu mehr Demokratie verholfen - oder verlagern sich im Web die realen Grenzen nur ins Virtuelle weiter?
Die Meinungen und Einschätzungen dazu gehen auseinander. Buchautorin Yvonne Hofstetter vertritt in dem Zusammenhang die These, dass die Demokratie im Internet durch die Macht von Technologiekonzernen wie Facebook und Co untergraben wird. Es seien die Riesenunternehmen aus dem Silivon Valley, welche mit ihren Algorithmen bestimmen, was in der allgemeinen Medienöffentlichkeit zu sehen ist (Q1). Aktuell sorgten die Falschmeldungen auf sozialen Netzwerken rund um die Präsidentschaftswahl in den USA für Besorgnis und der Forderung nach strengeren Regelungen und Gesetzen (Q1).
Quelle: Alexander Utkin/AFP/Getty Image
Ein wesentliches Argument, das Hofstetter gegen eine zunehmende demokratische Gesellschaft mit Hilfe der Digitalisierung bringt, sind die gefilterten Newsfeeds in den sozialen Netzwerken. Auf Facebook und Twitter würden sich die Informationen beispielsweise auf das eigene soziale Netzwerk und jene Inhalte beschränken, welches dem Algorithmus der Konzerne nach für uns als relevant gewertet wird. Dadurch würde man im Prinzip in einer „persönlichen Gummizelle, der Echokammer“ surfen. Schließlich seien die sozialen Medien der Technologieunternehmen darauf ausgelegt Geld einzubringen, womit jene Postings mit den meisten „Aufregern“ auch das meiste Geld einbringen. (Q1, Q2)
Entgegen der Meinung, die sozialen Medien seien ausschließlich ein Raum für Werbung und keiner für politischen Diskurs, reicht doch ein Blick auf die vielen politischen Profile mit ihren Interaktionen, welche das Gegenteil bezeugen, oder nicht? An dieser Stelle argumentiert Hofstetter, dass diese Seiten als Werberaum stets unzuverlässig sind und zu Übertreibungen oder aufregende Täuschungen neigen. (Q1)
Quelle: Alexander Utkin/AFP/Getty Image
Eine optimistischere Meinung dazu vertritt die Autorin Ingrid Brodnig. Sie sieht im Internet unter der Voraussetzung eines bewussten und verantwortungsvollen Umgangs, welches als demokratisches Mittel von uns allen als BürgerInnen eingefordert werden müsste, eine Chance für eine demokratischere Gesellschaft. (Q3)
Um das Thema Demokratie und Digitalisierung wird es wohl noch viele Diskussionen geben, der Ruf nach mehr rechtlichen Regelungen zur Vermeidung von Fake News und mehr Transparenz scheint aber immer lauter zu werden.
Quellen (Q):
Q1: https://futurezone.at/netzpolitik/soziale-medien-machen-welt-nicht-demokratischer/239.238.377
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