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Propaedeutikum Aufgabe 3: hitchBOT

georg.wurz.uni-linz, erstellt: 6. Oktober 2014, 15:46 (bearbeitet: 26. Oktober 2014, 18:16)

Der per Anhalter reisende Roboter hitchBot wurde von Frauke Zeller und David Harris Smith eigentlich als Kunstprojekt gestartet. Im Mittelpunkt stand dabei die Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Diese sollte Diskussionen zu verschiedensten Themen anregen. Unter anderem zu Sicherheit und Vertrauen (gegenüber Technik).

Ich glaube, dass erst durch die sozialen Medien ein gewisses Vertrauen der Menschen gegenüber hitchBot entwickelt wurde und auch seine eher rudimentäre Form dazu beiträgt, dass ihm Menschen nicht misstrauen. Frauke Zeller schreibt hier auch, dass sich Hitchbot mittlerweile zu einem sozialen Event entwickelt hat. Die meisten, zumindest in meinem Umfeld, sind mittlerweile schon auf diversen sozialen Netzwerken vertreten und sehen die Offenlegung des eigenen Lebens als selbstverständlich an, da es jeder andere auch macht. Die meisten werden sich hierbei auch keine Sorgen um Privatsphäre gemacht haben. Inwieweit die Daten, die hitchBot aufgezeichnet hat, mit einem selbst in Verbindung gebracht werden können, lasse ich aussen vor. 

Von hitchBot geht keine unmittelbare Gefahr aus. In unseren Augen kann er uns nichts anhaben und von daher sollte es auch kein Problem sein, in ein Stück weit mitzunehmen. Gebastelt aus Kübeln, Gummistiefel usw. ist er nur eine abstrakte Form eines Menschen. Wir assoziieren mit ihm auch nur eine Maschine, welcher wir menschliche Eigenschaften positiv zuschreiben. Er wirkt in seiner Art freundlich und lustig. Wie hätte das Projekt ausgesehen, wenn etwa eine menschenähnliche Puppe als Objekt gedient hätte? Hätten wir dieser uns sehr ähnlichen Gestalt ebenso vertraut? Stichwort Uncanny Valley. So erwähnt auch Zeller, dass beim Design Erkenntnisse aus der Robotik genutzt wurden, damit die Menschen dem hitchBot vertrauen. Das jeweilige Erscheinungsbild einer Person oder in diesem Fall auch eines Roboters beeinflusst uns im ersten Moment wahrscheinlich am meisten und ist somit ein wichtiger Bestandteil für Einschätzung. Wie kommt es aber, dass es hitchBot überhaupt soweit geschafft hat ohne beschädigt oder gar entwendet zu werden? Warum hat "er" uns vertraut?

Es ist erstaunlich, dass der Mensch ein Verhältnis zu einem Gegenstand aufbauen kann und dessen "Leben" verfolgt (wie bei hitchBot über soziale Medien). Vielleicht schlummert in jedem von uns noch das Kind, das früher eventuell einen Teddy hatte, dem es auch vertrauen konnte? Aber vielleicht liegt es eben auch nur daran, an einem groß angelegten Projekt teilhaben zu wollen.

Wie anfangs erwähnt spielt die Nutzung sozialer Netzwerke hier meiner Ansicht nach eine große Rolle. Dadurch, dass hitchBot ein Tagebuch geführt hat und auch während seiner Reise munter getwittert hat, konnte seine Reise immer begleitet und überwacht werden. Durch sein Auftreten in den diversen sozialen Medien entwickelte sich schnell eine große Community (über 33.000 Twitter-Follower, über 12.000 Instagram-Follower, Stand 21.10.2014). Diese sind es dann auch, die für seine "Sicherheit" sorgen. Aber wird uns von der Regierung (NSA und der gleichen) nicht immer genau so etwas geprädigt? Wir werden zu unserer eigenen Sicherheit überwacht und (sensible) Daten von uns erfasst?

Hätte so ein Projekt vor z.B. 20 Jahren überhaupt funktionieren können ohne die Möglichkeit, ständig Informationen durch das Web über den trampenden Roboter zu erhalten? Sicherlich nicht in dem Ausmaß. Die Informationen, die über so ein Projekt gesammelt werden sind breit gefächert: sozial, technisch, wirtschaftlich. Diskussionen über Menschen und Technik sind durch diesen kleinen Kerl entstanden und geben vielleicht einen weiteren kleinen Einblick in eine "smarte" Zukunft, in der intelligente Fernseher, Uhren aber auch Autos unser Leben beherrschen und zeigen ob wir in der Lage sind diesen zu vertrauen.

 

Quellen:

1 comment

Kommentare:

Medienwirksamkeit und Motivation

evelin.mueller.uni-linz, 2. November 2014, 09:13

Hi Georg,

ich finde deinen Beitrag sehr interessant. Ich bin ebenso wie du überzeugt, dass die Medienwirksamkeit und die Präsenz auf Social Media Seiten wesentlich dazu beigetragen haben, dass das Projekt so erfolgreich verlaufen ist. Zumindest was das Ziel angeht, Kanada per Anhalter zu durchqueren.

Auch hitchBOT's freundliches Äußeres war für diesen Zweck gut durchdacht. Er schaut ja beinahe kindlich hilflos aus und strahlt keinerlei Bedrohung aus.

Das die eigene Privatsphäre weniger bedacht wurde, liegt meiner Meinung auch daran, Teil eines gemeinsamen Gelingens zu sein. Kollektiver Zusammenhalt steht vielleicht über der Angst Angaben über sich preiszugeben.

Meine Motive ihn mitzunehmen wären sicherlich Spaß und Neugier.