Zetti's Weblog
Sonntag, 25. Januar 2004
Weblogs - ein Ausblick
Das wichtigste Merkmal der Weblogbewegung ist der Umstand, dass es sich weder um eine technologieorientierte noch um eine wirtschaftsorientierte sondern vor allem um eine persönlichkeitsorientierte Entwicklung handelt. Es gibt zwar eine Reihe von notwendigen Programmen und technischen Standards, die eigentlichen Innovation ist aber eine kulturelle: Menschen versorgen sich offen und unendgeltlich mit Information, was im Gesamteffekt in eine selbstorganisierte Kultur des Wissens mündet.

Während vor allem am Beginn des WWW die Technik
und ihre Möglichkeiten begeisterten, sind es nun mehr und mehr die Inhalte und die Reichhaltigkeit der Information selbst, die in den Vordergrund rücken. Weblogs stellen in diesem Zusammenhang einen
koordinierten kulturellen Ansatz dar, um große Informationsmengen zu strukturieren und zu kommentieren; und zwar nicht bloß in einer Weise die
für Suchmaschinen günstig ist, sondern vor allem in einer Form, die sich an andere Leser und Informationssuchende richtet, nämlich als Fließtext
mit einem gewissen Anspruch an Stil und Pointe. Diese zutiefst menschlichen Bedürfnisse konnten also ins Informationszeitalter gerettet werden, mehr noch: die menschengerechte Kommunikation der Weblogs erweist sich als hocheffizient und schell.

Das Erstaunlichste daran ist, dass die verwendeten Standards und Konventionen zu einem großen Teil nicht von einzelnen Autoren stammen und auch nicht von Institutionen oder Konzernen durchgefochten wurden sondern sich in einem evolutionären Prozess mehr oder weniger "von selbst" herausgebildet haben. Dementsprechend gibt es auch keine
Akteure, die alleine aufgrund ihrer ökonomischen Macht die Blogosphäre kontrollieren könnten.

Die Blogosphäre gehört nach wie vor den Bloggern
selbst und entwickelt sich autonom d.h. aufgrund von Gesetzmäßigkeiten die in der Blogosphäre selbst entwickelt wurden. Doch es gibt keine Garantie, dass das so bleiben wird. Wie könnte es anders sein: Dem
Vernehmen nach wittert Microsoft bereits den Braten und bastelt fleißig an seinem eigenen Weblog-Editor. Also: Besuchen Sie die Blogosphäre solange sie noch steht! Hier einige Verzeichnisse für den Einstieg:

Bolgwise
daypop
blogdex

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Wissen - Was ist eigentlich Wissen?
1. Historisch Philosophischer Ansatz

Der Wissensbegriff der Stoa

Die in der griechischen Philosophie etablierte Unterscheidung zwischen Wissen und
Meinung, liefert die Basis für die erkenntnistheoretischen Überlegungen der Stoiker.
Der Prozess des Erkenntnisgewinnes beginnt für die Stoiker durch eine „Einwirkung
von außen“ also mit der Wahrnehmung eines Objektes.

Der Mensch nimmt also über seine Sinnesorgane Objekte der Außenwelt wahr,
welche im Beobachter einen Sinneseindruck erzeugen. Aus der Vielzahl von
Sinneseindrücken hebt Zenon eine Art besonders hervor, und zwar den so genannten
„erfassenden Sinneseindruck“, den er durch zwei Bedingungen charakterisiert:
1. Der Sinneseindruck wird durch etwas verursacht was tatsächlich ist.
2. Er ist entsprechend dem, was tatsächlich ist, eingesiegelt und abgedrückt,
d.h. er gibt die Sache so wieder, wie sie tatsächlich ist.
Dieser erfassende Sinneseindruck selbst, ist nach stoischer Auffassung noch keine
Erkenntnis, er stellt lediglich die Voraussetzung für die Erkenntnis oder das Erfassen
dar.

Wie stellt sich nun der weitere Weg zur Erkenntnis dar? Zunächst gehen die Stoiker
davon aus, dass sich die entstandenen Sinneseindrücke miteinander verbinden, also
in einen Kontext gebracht werden und es so zu einer Begriffsbildung kommt. Erst
diese Begriffe sind es, auf die der Mensch rationales Denken anwenden kann.
Zusätzlich zu den aus den Wahrnehmungen hervorgegangen Begriffen, werden auch
Vorstellungen durch die Tätigkeit der Vernunft zu Begriffen umgeformt und können
somit zum Gegenstand menschlichen Denkens werden.
Der wesentliche Punkt der stoischen Erkenntnistheorie ist nun, dass sowohl die aus
den Wahrnehmungen, als auch die aus den Vorstellungen hervorgegangenen Begriffe
der Zustimmung durch die menschliche Vernunft bedürfen. Erst dann und nur dann
können sie als „erfasst“ gelten. Diese Zustimmung wird als sittlicher Akt betrachtet:
Die Zustimmung des Wissenden ist sittlich richtig, weil sie verantwortet werden
muss.


2. Kognitionswissenschaftlicher Ansatz

Der Wissensbegriff in der kognitiven Psychologie

Nach der Rückschau auf ausgewählte philosophische Konzepte des Wissenserwerbes
und der Wissensrepräsentation, werden die folgenden Ansätze aus dem Bereich der
jüngeren Kognitionsforschung eine überraschende Vertrautheit hervorrufen.
Der Prozess der Wissensschaffung soll ebenfalls von der Wahrnehmung bis zur
Wissensverarbeitung nachgezeichnet werden und weitere Hinweise für eine
Definition des Wissensbegriffes geben.

Wahrnehmung

„Die visuelle Wahrnehmung kann in eine frühe Phase, in der Formen und Objekte
aus der visuellen Szenerie extrahiert werden, und in eine späte Phase, in der Formen
und Objekte erkannt werden unterteilt werden“. Am Beginn des
Verarbeitungsprozesses steht der von außen einwirkende Reiz. Im Falle der visuellen
Wahrnehmung handelt es sich hierbei um Lichtenergie, die durch einen
photochemischen Prozess in neuronale Aktivität umgewandelt wird. In einem
weiteren Schritt werden mit Hilfe der Gestaltgesetze die wahrgenommenen visuellen
Szenen in Objekte gegliedert. Um diese Objekte identifizieren zu können, wird ein
Schablonenabgleich (template matching) durchgeführt, bei dem die exakte
Übereinstimmung zwischen einem gespeicherten Muster und dem Stimulus bestimmt
wird.

Der Kognitionswissenschaftler John R. Anderson setzte sich im Rahmen seiner
Forschungen ausführlich mit dem Thema der Wissensrepräsentation auseinander und
untersuchte unter anderem die Frage, ob die weitere Informationsverarbeitung in
einem kognitiven System, von der Art der Repräsentation dieser Information
abhängt. Um der Antwort auf diese Frage näher zu kommen, unterscheidet Anderson
zwei Arten der Wissensrepräsentation. Einerseits die wahrnehmungsbasierte
Wissensrepräsentation, die noch eine große Nähe zur ursprünglichen
Wahrnehmungserfahrung aufweist, und andererseits die bedeutungsbezogene
Wissensrepräsentation, die bereits von den perzeptuellen Details abstrahiert und
somit nur mehr den Bedeutungsgehalt der Erfahrung enkodieren.

Prozedurales Wissen und Problemlösen.

Die bisher beschriebenen Prozesse befassten sich damit, wie Wissen über die Welt in
das menschliche Verarbeitungssystem gelangt und wie dieses Wissen repräsentiert
wird. Selbstverständlich wird dieses Wissen auch im menschlichen Gehirn
gespeichert, eine genauere Behandlung der verschiedenen Gedächtnismodelle und
die Vorgänge die bei der Speicherung von Wissensinhalten stattfinden können nicht
Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein. Wichtig ist jedoch die Unterscheidung
von „deklarativem Wissen“, also Wissen über Fakten und Dinge. und dem
„prozeduralem Wissen“, dem Wissen über die Art und Weise wie man verschiedene
kognitive Aktivitäten und Operationen ausführt.

„Der Ursprung prozeduralen Wissens liegt in den Prozessen des Problemlösens.“ Um ein Problem erfolgreich lösen zu können, wird ein Ziel in Teilziele zerlegt, für die der Problemlösende so genannte Operatoren besitzt. Diese Problemlöseoperatoren erzeugen einen Raum möglicher Zustände, die nun der Problemlösende nach einem Pfad zum Ziel durchsuchen muss. Der Erwerb dieser Problemlöseoperatoren erfolgt einerseits durch Entdecken, andererseits durch
Analogiebildung zur Lösung eines bereits bekannten Problems oder aber auch durch
direkte Instruktion von außen. Im Falle der Analogiebildung muss vom
Problemlösenden zunächst festgestellt werden, dass eine frühere Problemlösung
relevant ist. Daraufhin müssen Elemente dieser früheren Lösung so auf das aktuelle
Problem übertragen werden, dass nun ein Operator zu dessen Lösung ausgebildet
werden kann.


3. Ökonomischer Ansatz

Der Wissensbegriff bei Nonaka und Takeuchi

Die Kernbegriffe des von Nonaka und Takeuchi entwickelten Modells der Schaffung
von Wissen sind „implizites“ und „explizites“ Wissen. Implizites Wissen stellt jenen
Teil des Wissens dar, der, im Gegensatz zum expliziten Wissen, nicht vollständig
verbalisiert werden kann.

Implizites und explizites Wissen

Der Begriff umfasst sowohl Wissen als auch Können. Implizites Wissen wird durch
eine zweigliedrige Struktur gekennzeichnet, die sowohl für kognitive als auch für
körperliche Fähigkeiten gilt. Die beiden Strukturmerkmale sind das „zentrale
Bewusstsein“ und das „unterstützende Bewusstsein“. Als zentrales Bewusstsein
wird das Wissen auf das die Aufmerksamkeit gelenkt wird, bezeichnet, während man
unter dem unterstützenden Bewusstsein das Hintergrundwissen, auf das man sich
unbewusst verlässt, versteht.35
Beispiele für implizit integriertes Wissen sind Routinehandlungen die von Experten
durchgeführt werden.

Neues Wissen wird also durch die Transformation von impliziten zu explizitem
Wissen generiert. Diese Fähigkeit sollte zu den Kernkompetenzen von
Informationsmanagern zählen. Neu am Ansatz von Nonaka und Takeuchi ist jedoch,
dass sie diese Kompetenz in Verbindung mit unternehmerischer Kreativität sehen.
Das Middle-Top-Down Modell des Wissensmanagements
Aufbauend auf dem Prinzip der unternehmerischen Kreativität, die sich in diesem
Fall auf die Schaffung neuen Wissens bezieht, entwickeln Nonaka und Takeuchi ein
Middle-Top-Down Modell des Wissensmanagements. Die wesentlichen Rollen in
diesem Modell spielen die Wissensverwalter (Top: Führungsebene), die
Wissensingenieure (Middle: mittleres Management) und die Wissenspraktiker
(Down: Angestellte im Verkauf, Facharbeiter etc).

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meinen Link hast du ja...
aufgeführt ;) obwohl er direkt mit smart mobs...
by martin_schaeffler_berlin (2004.01.19, 15:42)
kurze Vorstellung
Hallo! Ich bin 25 Jahre alt und studiere WiWi im 9....
by johannes.zehetner.linz (2003.10.24, 18:14)

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