Weblog_Franziska
Share Economy ? "Teilen statt Besitzen"
Am 28. Oktober 2014

Was man nicht alles hat. Ein Auto, vielleicht sogar zwei, ein Fahrrad, eine Wohnung, ein volles Bücherregal, ein volles CD-Regal, DVD-Regal, einen vollgestopften Kleiderkasten, eine umfrangreiche Schmucksammlung, einen übergehenden Werkzeugkasten ? und JA, natürlich brauchen wir das alles. JEDEN Tag! Oder jeden zweiten. Oder zumindest einmal die Woche. Oder monatlich? Vielleicht sogar manchmal nur jährlich? Warum haben wir es noch schnell?

"Access is better than ownership." (1)

Stimmt das? Und meine Antwort ist: natürlich stimmt das!!
Warum soll ich Dinge besitzen, die ich kaum bis gar nicht verwende, nur weil ich sie vielleicht mal brauchen könnte? WENN ich sie wirklich mal brauche, könnte ich sie mir aber eigentlich genau so gut auch ausleihen. Und darum geht es bei Share Economy, oder Kokonsum. Es besitzen nicht mehr alle Menschen alles. Was man nicht besitzt, leiht man sich. Was man besitzt, teilt man. "In materiell gesättigten Gesellschaften streichelt Besitz schon lange nicht mehr das Ego. Immer mehr Menschen empfinden zu viele Dinge sogar als Belastung und leben in Abkehr der konsumorientierten Überflussgesellschaft minimalistisch." (2)

Share Economy beschreibt somit das gemeinsame Nutzen, Tauschen oder Vermieten von Leistungen und Dingen. Dieser geteilte Konsum lebt hauptsächlich durch das Internet und die problemlose Vernetzung von vielen Menschen mit den selben Interesse, nämlich dem Teilen. Durch die mobilen Endgeräte ist es dazu noch ein leichtes, immer und überall auf diese Datenmengen zuzugreifen und sich an diesen neuen Geschäftsmodellen zu beteiligen. Ausserdem scheint es eine Art Sicherheit zu geben, wenn man schnellen Rezensionen, Bewertungen und Kommentaren abrufen kann. Das ist wichtig, ist doch der Mensch nach wie vor noch etwas skeptisch gegenüber dem ?neuen? Prinzip des Teilens.


"I don?t want stuff, I want the needs or experiences it fullfills." (3)


Das dachte sich auch ein Hamburger Duo und entwickelte daraufhin die App ?WHY own it?. Ziel dieser App ist es, dass sich Leute nicht mehr alles neu kaufen sondern es sich von Freunden oder Nachbarn leihen können. Das bekannteste Beispiel ist wohl die Bohrmaschine. Rachel Botsman rechnet in ihrem TED Talk vor: während seiner ganzen Lebensdauer benützt man eine Bohrmaschine bloss zwischen 11 und 13 Minuten, ?Das ist lächerlich ? was Sie nämlich brauchen, ist nicht die Bohrmaschine, sondern das Loch!?
Und so ist es auch. Weg vom Konsum, hin zum KoKonsum. Es geht nicht darum, knausrig zu sein oder es Schnorrern leicht machen. Vielmehr geht es darum, sich von der Einstellung des ?Alles besitzens? zu lösen und somit im Grunde weniger Resourcen zu verbrauchen. Disruptive Technologien ? wenn auch immer wieder umstritten, da sie den Markt nicht nur ?zerreissen? und neu aufbauen, sondern ihn, nach Meinung vieler, auch ohne Rücksicht auf Verluste zerstören ? wird das genannt. WHY own it Gründer Philipp Gloeckler hat als Ziel, eines Tages aus nur zwei Koffern leben zu können. Er schreibt in einem Blog Eintrag, dass er sich nur das gekauft hat, was er unbedingt selbst besitzen musste, den Rest hat er sich ausgeliehen. Er sich dadurch tatsächlich viel Geld gespart, welches er dann für Reisen, Konzerte und sonstige Erlebnisse ausgeben konnte. "Collect moments, not stuff", ist seine Devise und nun hat er die Möglichkeit, diese auch zu leben.

http://whyownit.com/
"Entdecke mit WHY own it Produkte in deiner direkten Umgebung. Egal ob von deinen Freunden oder Nachbarn. Finde dein Wunschprodukt, mache einen Übergabeort aus und erhalte Zugang zu über 50.000 Produkten. Lerne gleichzeitig deine Nachbarschaft besser kennen und verbringe mehr Zeit mit deinen Freunden. WHY own it ermöglicht es dir." (5)



Weitere Beispiele von Share Economy Projekten:

http://www.weeshare.com/de/about/
WeeShare ist eine App, welche es mehreren Personen ermöglicht, das geteile Objekt zu verwalten. Es gibt einen Chat, wo man Einzel- oder Gruppennachrichten an die Mitbenutzer schicken kann, einen Kalender um zu sehen, ob das Objekt zum gewünschten Zeitpunkt verfügbar ist oder nicht, eine Karte, wo man die Position des Objektes ermitteln kann und eine Ausgabenliste, wo man Kosten im Überblick behält und sie gegebenenfalls auch unter allen Mitbenutzern aufteilen kann.


http://www.knok.com/
Knok ist eine Plattform für Familien, die gerne reisen. Sie ermöglicht es, entweder ein Zuhause in einer anderen Stadt anzumieten oder gleich einen Eigenheim-Tausch zu machen. Weiters gibt es einen Reiseführer, welcher genau auf Familien mit Kindern zugeschnitten ist.
Dazu muss man Mitglied sein ? zu einem Preis von nur knapp 30 USD / Monat (oder 15 USD / Monat wenn man gleich für ein Jahr zahlt). Fazit: Für Familien, die viel reisen, zahlt sich das wirklich aus.

http://www.airbnb.com
Bei Airbnb kann jeder seine Wohnung oder ein Zimmer in seiner Wohnung vermieten. Somit muss die Wohnung, wenn man viel reist oder mehrere Wohnsitze hat, nicht immer leerstehen. Somit kann man zu erschwinglichen Preisen einzigartige Unterkünfte überall auf der Welt finden und muss sich nicht in teure, langweilige Hotels einmieten.

Coworking Spaces
Coworking Spaces sind Bürogemeinschaften in denen man entweder einen eigenen Schreibtisch mit Postadresse und Telefon hat, oder wo man sich täglich einen neuen Platz sucht/bucht. ?Die Mehrheit der Coworkingräume bieten eine Tages-, Wochen-, oder Monatspauschale an. In den Mietkosten sind meist ein Schreibtisch sowie die Nutzung (Fairuse) von W-Lan, Küche, Konferenzraum und Drucker inbegriffen.? (4)

http://mundraub.org/
Mundraub.org ist eine digitale Landkarte, die Obstbäume, Obststräucher, Nüsse und Kräuter im öffentlichen Raum abbildet. Tausende Menschen nutzen die Plattform um Fundorte miteinander zu teilen, Erfahrungen und Rezepte auszutauschen. (http://mundraub.org/%C3%BCber-uns)

https://at.drive-now.com/
DriveNow von BMW ist ein Carsharing-Projekt in Städten in Deutschland, Österreich und der USA, wo man sich einfach und schnell ein Auto mieten kann. Abgerechnet wird minutengenau (Fahren 31 Ct/Min und Parken 15 Ct/Min) ? somit ergeben sich Kosten von knapp 20 Euro die Stunde, was nicht allzuviel ist, wenn man bedenkt, dass ALLES schon inkludiert ist und man das Auto einfach irgendwo abstellen kann. Man muss sich einmalig für einmalig 29 Euro anmelden, bekommt dann eine DriveNow-ID und kann diese dann sozuagen als "Schlüssel" für alle DriveNow Fahrzeuge verwenden.

http://cdn2.spiegel.de/images/image-738519-galleryV9-qktr.jpg


QUELLEN
(1) Kevin Kelly von Wired magazine
(2) http://trendreport.betterplace-lab.org/trend/shareconomy
(3) Rachel Botsman
(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Coworking#Coworking_Spaces
(5) http://whyownit.com/

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balazs.szaradics.uni-linz, 2. November, 20:20
"WHY own it Gründer Philipp Gloeckler hat als Ziel, eines Tages aus nur zwei Koffern leben zu können." - Wenn alle so leben möchten, die Idee wäre zum Scheitern verurteilt. Bye-bye Massenproduktion.
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evelin.mueller.uni-linz, 2. November, 22:04
Sehr gelungene Darstellung! Ich finde die Idee vom Teilen ganz toll. Gerade in Zeiten immer knapper werdender Ressourcen sollten wir nicht so verschwenderisch sein. Eigene Kosten sparen würde bei mir so wichtig sein, ich sehe eher das Platzproblem als Belastung.
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