Transparenz2016W MyWay Smart Mobility Ressource Manager

natalia.zmajkovicova.uni-linz, 17. Jänner 2017, 00:17

 

Im Rahmen der LV Transparenz und virtuelle Identitäten gehe ich auf relevante Aspekte ein mit dem Fokus auf die Transparenz der Mobilitätsdienstleistungen.

  • Erscheinungsdatum: April 2016
  • Autoren: Marco Boero, Marco Garré, Jose Fernandez, Stefano Persi, David Quesada, Michal Jakob
  • Artikel: „MyWay personal mobility: from yourney planners to mobility resource management“

Der Artikel „MyWay personal mobility: from yourney planners to mobility resource management“ beschreibt eine völlig neuartige Lösung für die Organisation der persönlichen Mobilität. Es soll die Antwort auf den stetig steigenden Bedarf an individuellen und umweltschonenden Mobilitäsdienstleistungen liefern.

 

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Startschuss und Finanzierung

Das Projekt MyWay ging aus der Initiative Smartcities-2013 hervor und wurde aus den Fördermitteln der Europäischen Union finanziert (European Union's Seventh Framework Programme for research, technological development and demonstration under grant agreement no 609023).

 

Hintergründe und Problemstellung

Die Menschen sind heutzutage stetig in Bewegung (Arbeit, Erholung, Freizeit). Es gibt eine starke Konzentration auf urbane Räume. Die Entfernungen zwischen unserem zu Hause, der Arbeitsstelle oder einer Freizeitaktivität werden immer größer. Das MyWay Projekt greift diese Bedürfnisse auf und möchte ein integriertes und personalisiertes Angebot für Reisende in regionalen oder städtischen Ballungsräumen anbieten. Bei vorhandenen Tools im Bereich der Reiseplanung handelt es sich meist um Insellösungen, die meist nur einen Bereich abdecken und kaum Bezug auf die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten nehmen. 

Der MyWay Service soll die Verknüpfung aller Mobilitätsdienste bieten und bei den Reiseplanungen kontextabhängige Aspekte und den User als solchen berücksichtigen. Das System nimmt Rücksicht auf die aktuelle Verkehrslage und andere relevante Aspekte wie z.B. aktuelle Wetterlage, öffentliche Veranstaltungen oder relevante Interaktionen in sozialen Netzwerken. Der Nutzer wird dabei ins Zentrum gerückt und kann durch die Angabe von persönlichen Präferenzen oder Einschränkungen (z.B. Zug statt Bus, CO2 neutral, behindertengerecht) die Vorschläge zusätzlich beeinflussen. 

 

Vision und Ziel

Das Ziel des Projektes ist daher eine nahtlose Integration von ALLEN verfügbaren Moblilitätsmöglichkeiten. Das schließt sowohl motorisierte als auch nicht-motorisierte, private als auch öffentliche Verkehrsmittel oder elektrische Fahrzeuge mit ein. Flexible Services wie Transport auf Abruf (Taxi, Bustaxi) sollen beim Gesamtangebot genauso berücksichtig werden wie neuartige Sharingkonzepte wie Auto/Mottorad Sharing und Carpooling. 

MyWay verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und möchte sowohl nutzerzentrierte (persönliches Profil) als auch gesellschaftliche Aspekte (Nachhaltigkeit) mit einbeziehen.  So wird z.B. bei einem Routenvorschlag berücksichtig, dass ich ein Fahrrad besitze oder eine Fahrrad oder eScooter-Station in meiner Nähe ist. 

 

Zielgruppe und Angebot

Das umfassende Angebot soll in Form einer App sowohl für iOS als auch Android Nutzern verfügbar gemacht werden.

Die App wurde in mehreren Schritten entwickelt, immer wieder durch Fokusgruppen weiterentwickelt und getestet. Das Rollout soll sich zunächst auf drei Lokalitäten Barcelona (Spanien), Berlin (Deutschland) und Trikala (kleine Stadt in Griechenland) beschränken.

Dieser integrative Ansatz sieht vor den Nutzer von Anfang an in den Entwicklungsprozess (Funktionen, Feature, Design, Usability) zu involvieren und soll damit ein bestmögliches und für Nutzer relevantes Angebot sicherstellen.

 

Die wichtigsten Funktionalitäten

  • User centric vision: Die Ergebnisse basieren auf persönlichen Einstellungen und Präferenzen die jeder Nutzer während der Reiseplanung in der App vornehmen kann. 
  • Fully multimodal journey planner: Das System setzt auf die Integration von allen Mobilitätsmöglichkeiten (privat und öffentlich)
  • Booking: Der Nutzer soll seine Reise direkt in der App planen und bezahlen können ohne zu dem eigentlichen Anbieter wechseln zu müssen)
  • Real time awareness
  • Local city/region customization: Möglichkeit die App auf andere Regionen oder Städte anzupassen.
  • Meta Planner Approach (flexibility and completeness)

 

Das System basiert auf 3 Prinzipien

  • Offenheit: Möglichkeit für Drittanbieter über Schnittstellen an das System mit ihren Angeboten anzudocken.
  • Modularität
  • Skalierbarkeit: Nutzung des Frameworks in weiteren Regionen und Städten.

 

Weitere webspezifische Aspekte

  • Personalisierung: Der User bekommt auf ihn zugeschnittene Ergebnisse 
  • Vernetzung und Verknüpfung: Der Nutzen entsteht in der Verknüpfung der Summe aller Mobilitätsdienste in ein Gesamtangebot, das ganz neue Zielgruppen ansprechen wird als die Einzelangeboten es getan hätten. 
  • Nutzerbeteiligung: Entwicklung und Optimierung der Plattform unter Einbeziehung von Nutzerfeedback.

 

Geplante Erlösströme

Das Geschäftsmodell wurde anhand des „Business Model Canvas“ vorgestellt und sieht folgende  Erlösströme vor: 

  • Licencing: Lizenzgebühren für die Verwendung des Frameworks in weiteren Ländern.
  • Pay per Use (open API): andere Entitäten wie Mobilitätsdienstleister oder Websitebetreiber bezahlen für die Abfrage der Daten in Ihrer Applikation.
  • Maintenance: Gebühren für die Wartung von externen Dienstleistern
  • Merchants fee per appearance
  • Brookerage fee (3rd party commision per booking)
  • Advertisement fee
  • Data Trading: Verkauf oder Vermietung von Daten an Drittanbieter z.B. an Data Trading Plattformen, die diese wiederum für die Ausspielung von personalisierter Werbung nutzen.

Anmerkung: Die erklärenden Texte stellen eigene Interpretationen dar.

 

// Persönliche Reflexion 

1. Aspekt: Markttransparenz

In der App werden zahlreiche und unterschiedliche Anbieter aus dem privaten und öffentlichen Sektor vereint und um die persönlichen Mobilitätsmöglichkeiten wie das eigene Fahrrad ergänzt. 

Die Angebote werden dem User nicht gegenübergestellt (wie das bei Vergleichsportalen der Fall ist) sondern, basierend auf Echtzeitinformationen, kontextabhängig und personalisiert präsentiert.

Der User bekommt neben dem Preis (z.B. für Bustickets, Taxifahrt, Auto-Vermietung) auch weitere Entscheidungsrelevante Merkmale wie Zeit, Distanz, Energieaufwand oder Emissionswerte.

Damit rückt der Preis als Entscheidungskriterium in den Hintergrund. Die Marktteilnehmer (Anbieter auf der Plattform) bekommen auf diese Art durchaus faire Voraussetzungen denn für alle gelten dieselben Spielregeln. Das liegt natürlich nur so lange vor bis die Betreiber der Plattform einzelne Anbieter im System präferieren. Das kann in versteckter (z.B. Whitelisting bei Adblockern) oder offener Form (z.B. als Werbung) geschehen. 

 

2. Aspekt: Nutzung persönlicher Daten 

Das zentrale Feature des Systems ist, dass es eine personalisierte Reiseplanung ermöglicht. Es nimmt Rücksicht auf meine Präferenzen, Möglichkeiten oder allfällige Einschränkungen, sofern ich diese dem System mitteile. 

Persönliche Präferenzen:

  • Wenige Umstiege (relevant für Personen, die schweres Gepäck tragen)
  • Wenig zu Fuß gehen (relevant für ältere Personen oder Personen die sich aufgrund von Krankheit mit dem Gehen schwer tun).
  • Public Transport (relevant für Menschen die keine privaten Fahrzeuge besitzen)

 Einschränkungen:

  • Ich nehme mein Hund mit
  • Ich trage Gepäck
  • Ich habe eingeschränkte Mobilität
  • Ich reise mit Kindern

 Art von Plan:

  • Schnell
  • Günstig
  • Grün
  • Sportlich

 

Siehe dazu folgendes Video 

 

Das System kann allerdings nur solange das volle Potential für mich entfalten wie meine Bereitschaft, persönliche Daten herzugeben, besteht. Wie man oben sehen kann, handelt es sich bei den o.a. Daten um teilweise sehr heikle Informationen. 

An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Betreiber von MyWay den Verkauf von Daten (Data Trading) als mögliche Erlösquelle in ihrer „Business Model Canvas“ angegeben haben. Aus dem Artikel konnte ich nicht herauslesen ob die persönlichen Präferenzen und Einstellungen auf dem eigenen Gerät oder extern (z.B. in der Cloud) gespeichert werden.

Man muss als Nutzer sogenannter smarter und personalisierter Dienste immer daran denken, dass das System auf Daten basiert und nur so in der Lage ist noch näher an meine Bedürfnisse einzugehen. 

Der Austausch von smarten Services gegen persönliche Daten muss für uns alle eine bewusste Entscheidung sein. Die mögliche Gefahr die damit einhergehen kann (Datenklau, Datenverkauf etc.) müssen wir in Kauf nehmen, wenn wir auf diese Dienste nicht verzichten wollen. 

Wichtig ist zu erwähnen, dass diese Art von Diensten auch einen positiven Nebeneffekt entfalten können und dabei helfen gesellschaftliche und ökologische Probleme zu lösen (Stau, Emissionen, Kapazitätsprobleme). In diesem Fall wurde das Projekt wie Anfang erwähnt von der EU gefördert und wird aktuell von zahlreichen öffentlichen und privaten Partnern unterstützt.

 

Weiterführende Informationen:

MyWay auf Youtube: 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=5cDFeXWKB3A&list=PLagXVrA_m3hvygignQ2ZhyfY0Dz5C_Um0&index=1

 

MyWay auf Twitter

https://twitter.com/MyWay_EU 

 

Erfolgsindikatoren

Diese Informationen sind nicht im Artikel enthalten und wurden der Projetkwebseite entnommen. 

  • Zumindest 5% Verbesserung bei der durchschnittlicheren Reisezeit.
  • 10% Wechsel bei der Auswahl von Verkehrsmittel von privaten (Autos/Motorräder) auf kollektive (öffentliche Verkehr) und flexible Möglichkeiten (wie shared e-scooters, bikes).
  • 5% Stau Reduktion

Quelle: MyWay-Project EU Webseite

http://myway-project.eu/index.php/the-project/expected-results

 

Begründung der Themenwahl:

Ich habe bewusst nach einem Artikel aus dem Bereich der Reiseplanung gesucht und bin dabei nach einer längeren Recherche auf dieses inteessante Projekt gestoßen. Das Thema beschäftigt mich vermehrt seit dem ich selber betroffen war. Im Sommer diesen Jahres habe ich von Österreich aus Italien, Frankreich und Spanien bereist. Auf meiner Reise habe ich sogut wie jede verfügbare Art der Fortbewegung genutz und jede App ausprobiert, die ich kriegen konnte. Leider wurde ich bei den meisten sehr enttäuscht. Einzig die App "Rome2Rio" erwies sich sehr vielversprechend. Zu dieser Ap habe ich jedoch keinen wissenschftlichen Artikel gefunden. 

 

1 comment :: Kommentieren

Sehr hilfreich

magdalena.giegler.uni-linz, 9. November 2016, 09:36

Ich finde dieses Projekt klingt sehr spannend und hilfreich. Da wäre ich selbst gerne unter den Testerinnen gewesen. Zu den Stoßzeiten kann es (sogar) in Linz schon mal vorkommen, dass man eine dreiviertel Stunde bis Stunde im Stau steht. Ich frage mich dann selbst oft: "Wäre ich da nicht mit den Öffis schneller gewesen." Diese App würde mir genau auf diese Frage eine Antwort liefern.

Es wäre jedoch spannend, ob die App auch einen späteren Rückweg mit einrechnen würde. Wenn ich z.B. um halb 5 (absolute Stoßzeit) auf die Uni muss, bin ich möglicherweise mit dem Bus schneller. Was ist aber, wenn ich erst um halb 9 am Abend wieder nach Hause fahre, da wäre es vielleicht doch praktischer das Auto dabei zu haben. Also stellt sich die Frage, ob es in der App auch eine Möglichkeit gibt, Zukunftsprognosen zu erstellen?

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