Transparenz2016W Transparenz: Ehrlich währt am längsten

natalia.zmajkovicova.uni-linz, 7. Dezember 2016, 16:41

Transparenz: Ehrlich währt am längsten

Kapitel aus dem Buch "Einstellungssache: Personalgewinnung mit Frechmut und Können" (pp 115-125)

Erschienen beim Springer Fachmedien Wiesbaden 2013

Autor: Martin Poreda, Geschäftsführer und Co-Gründer der Arbeitgeber Bewertungsplattform kununu.com 

 

Aspekt: Transparentes Unternehmen

In dem vorliegenden Buchkapitel „Transparenz: Ehrlich währt am längsten“ wird das Thema „War for Talents“ (Kampf um die besten Talente) als zentrale Problemstellung angesprochen. Der Autor, der gleichzeitig auch der Geschäftsführer und Co-Gründer der Arbeitgeber-Bewerbungsplattform kununu.com ist, beschreibt veränderte Rollen und Strategien in den Bereichen Recruiting, Personalmarketing und Employer Branding. 

Bei seinen Schilderungen bezieht er sich auf die Generation Y, die sogenannten „Digital Natives“ und ihre ganz spezifischen Anforderungen und Wünsche an den zukünftigen Arbeitgeber. Diese Generation ist mit den Neuen Medien aufgewachsen und unterscheidet nicht mehr zwischen einer Online- und Offline-Identität. Sie switchen mehrmals pro Tag zwischen den unterschiedlichen Tools wie Facebook, Xing, LInked, Kununu etc.) hin und her und haben ein großes Interesse daran gehaltvolle und relevante Informationen über ihren potentiellen Arbeitgeber zu finden. Das können z.B. folgende sein:

•Benefits (z.B. Sportangebote, Mitarbeitervorsorge, Firmenauto, Laptop, Handy etc.)

•Ansprechpersonen (inkl. Foto)

•Geschichte

•Mitarbeiter/zukünftige Kollegen

•Info zum Bewerberprozess

•Dresscode

•Office und Arbeitsplatz (Stichwort Großraumoffice, informelle Räume)

•Flexible Zeitregelung (z.B. Homeoffice, Gleitzeit) und Möglichkeiten der Work-Life-Balance

•Unternehmenskultur und Werte

•Persönliche Erfahrungen von denen die es wissen müssen (Bewerber, aktuelle und EX-Mitarbeitern. Stichwort Bewertungen auf kununu.com)

 

Beliebte Kanäle:

•Unternehmenswebsite

•Corporate Blogs

•Unternehmensprofile (xing, linkedin, kununu, facebook aber auch auf Jobplattformen wie karriere.at.)

 

Informationen spielen in Bewerbungsprozess sowohl bei der Recherche, Vorauswahl, Vorbereitung zum Interview als auch der Entscheidung eine essentielle Rolle. Bewerber sind es inzwischen gewohnt sich vor einer Bewerbung umfassend über den Arbeitgeber zu informieren. Interessant sind vor allem ehrliche Informationen und authentische Einblicke in das Arbeitsleben. 

Unternehmen die dieser Forderung nachkommen sind hier klar im Vorteil gegenüber Unternehmen, die nur die Mindestinformationen wie Jobinserat oder kurze Unternehmensbeschreibung anbieten. 

 

Rollenwechsel am Arbeitsmarkt

Der Autor betont außerdem den Aspekt, dass es zu einem Rollenwechsel am Arbeitsmarkt gekommen ist. Heute sucht sich ein Bewerber den Arbeitgeber aus und nicht mehr umgekehrt.

Die Studie der Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Frankfurt am Main/Bamberg und Monster gibt ihn Recht. Laut dieser Studie werden im Mittelstand 2013“ 42,1% der offenen Stellen nur schwer und 9,8% gar nicht besetzbar sein. Auf der anderen Seite gaben jedoch 95% der befragten Unternehmen an, Neueinstellungen zu planen (Weitzel et al. 2013 , S. 3.).

 

Reflexion:

Die Arbeitgeber müssen sich der steigenden Forderung nach Transparenz und Offenheit stellen, wenn sie ein attraktiver Arbeitgeber für potentielle Mitarbeiter sein bzw. bleiben möchten. Dazu gehört der Aufbau von unverwechselbaren und ganz spezifischen Eigenschaften, welche auf die eigene Bewerberzielgruppe anziehend wirken. Eine Employer Brand wird hier als das höchste Ziel angestrebt.

Transparenz wirft rechtliche Fragen auf

Dazu nutzen Unternehmen eigene Mitarbeiter als Markenbotschafter (Interviews, Teampages, Fotos vom Arbeitsleben und Events. Bei all diesen Informationen ergeben sich natürlich Fragen rund um Datenschutz und Urheberschaft. Unternehmen lösen dies meist so, dass sie die Mitarbeiter eine Vereinbarung (Abtretung bzw. Regelung der Nutzungsrechte) unterzeichnen lassen. In Zeiten von Social Media stellt dies für die meisten aber weniger ein Problem dar. Im Gegenteil, viele Mitarbeiter sind stolz für ein Unternehmen zu arbeiten und zeigen das auch gerne nach außen. Eine Rolle spielt dabei auch der Zwang zur Selbstdarstellung „Schau ich bin erfolgreich“. Ich arbeite für den Marktführer“ u.ä.

Transparenz bringt wirtschaftliche Vorteile

Eine Öffnung kann jedoch erhebliche wirtschaftliche Vorteile haben. Wenn Arbeitgeber attraktiver wirken, dann bewerben sich viele Mitarbeiter initiativ und das Unternehmen spart sich erhebliche Personalsuchkosten (Kosten für Erstellung und Schaltung von Inseraten, Opportunitätskosten). In der Regel bekommen Unternehmen relevantere Bewerbungen und müssen weniger Zeit in die Vorauswahl investieren. Offene Positionen können schneller besetzt werden. Die Onboarding Phase kann verkürzt werden, da die Mitarbeiter bereits viele Informationen im Vorhinein erhalten haben und können somit viel eher vollumfänglich durchstarten. Letzten Endes ist die Anzahl der Mitarbeiter, die in der Probezeit gehen geringer, da man das Unternehmen im Vorhinein authentisch präsentiert hat. Die Bewerber bekommen in Probemonat daher weniger böse Überraschungen.

Unternehmen fürchten Kontrollverlust

Manche Unternehmen sehen zwar die Vorteile, verbinden mit einer Öffnung einen Kontrollverlust, Transparenz gegenüber der Konkurrenz (wer arbeitet bei mir), fürchten die Ansprache durch Headhunter, Bewertung der Qualität aufgrund der Anzahl von Mitarbeitern in bestimmten Abteilungen wie Entwicklung, Vertrieb etc.. Diese Ängste sind zwar gerechtfertigt, jedoch machen sie in Zeiten von Xing und Linkedin, Facebook und github wenig Sinn darüber Gedanken zu machen. Denn die Mitarbeiter sind ohnehin bereits online und vernetzt. 

Angst vergleichbar zu sein

Wenn viele Informationen online sind, kann  die Konkurrenz genauso mitlesen. Viele Unternehmen fürchten wenn sie mit anderen verglichen werden schlechter abzuschneiden.

Wenn man diesen Prozess weiterdenkt, dann könnte dieses "sich von der Konkurrenz etwas abzuschauen" auf lange Sicht einen nivellierenden Charakter haben. Unternehmen gleichen sich einander an und werden wieder vergleichbar. Wenn alle Unternehmen 4.5 oder 5 Punkte auf kununu.com erreichen, alle Pausenobst und Fitnesscenter anbieten, dann wird die Wirkung von Bewertungen geschwächt.

Aber bis das soweit kommt, vergeht noch ein wenig Zeit. In dieser werden sich mit Sicherheit weitere spannende Geschäftsfelder die mit „Informationen“ als zentralem Gut handeln, auftun.

Wie bereits erwähnt handelt es sich bei dem Autor um den Geschäftsführer und Co-Founder von kununu.com. Demensprechend sind die Inhalte etwas einseitig gefärbt. Es werden vielmals die Vorteile von solchen Web-Tools für Recruiter und HR-Verantwortliche betont. Ich bin aus diesem Grund auf diese Informationen aus dem Artikel nicht eingegangen sondern mich auf den Aspekt rund um „Transparentes Unternehmen“ konzentriert.

Es ist dennoch ein gutes Beispiel um zu zeigen, dass die Aspekte Transparenz und offener Umgang mit Informationen DIE entscheidenden Hebel beim Kampf um die besten Bewerber sein werden. Interessant wäre zu wissen, welche Unternehmen bzw. Branchen sich eine „Black Box“-Strategie noch leisten können. 

Das Thema habe ich deshalb ausgewählt da es für mich persönlch relevant war und ich ein großes Interesse an Themen rund um Personalmanagement und insbesondere Employer Branding und Personal Marketing habe. 

Quellen:

http://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-658-03700-0_11 

www.kununu.com

 

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