Brave new world
Sonntag, 11. Juni 2006
Und wer zahlt´s?
Die Idee der „Speakers Box“ ist auf der Welt – so weit so gut. Gehen wir davon aus, dass auch die gröbsten technischen Hindernisse aus dem Weg geräumt sind und der Verwirklichung nichts mehr im Weg steht, außer der größten Geißel des 21. Jahrhunderts: Der Kapitalismus um nicht zu sagen der Neokapitalismus! Wer soll uns diese Idee finanzieren? Wer hat heutzutage so viel Geld, um es dieser zugegeben risikobehafteten Innovation anzuvertrauen? Welche Argumente können wir anbieten?

Das Zugpferd für einen potenziellen Investor kann nur über das Argument „Werbung“ erfolgen, denn für das Kasterl einen Eintrittspreis zu verlangen, würde doch die ganze Idee ad adsurdum führen. Wie kann nun diese Erfolgen? Man könne Werbeplakate in den Zellen montieren oder in der Zeit wo die Zelle nicht benützt wird kurze Werbespots über den Bildschirm in der Zelle laufen lassen. Doch hier wäre der Werbeeffekt sehr gering und die Zahlungswilligkeit der Kunden dementsprechend gering.
Wirkungsvoller wäre da meiner Meinung nach schon das Angebot von Werbefläche bei der Ausstrahlung der Beiträge, die in der „Speakers Box“ angefertigt werden. Sicherlich wäre es für den Geldgeber interessanter, sein Unternehmen zwischendurch an der in der VL schon mehrmals erwähnten Videowall am Potsdamer Platz in Berlin repräsentiert zu wissen. Und sicherlich würde er dafür einiges springen lassen.

Doch zuvor wäre da noch eine Kostennutzenrechnung zu machen. Wie hoch ist unser finanzieller Aufwand und wie viele Zellen kann ich damit realisieren? Es bringt mir doch nichts, wenn ich es schaffe, in jeder Stadt in Österreich mit mehr als 100 000 Einwohner solche Zellen zu installieren, wenn ich dann über 50% der Zeit an den Videowalls für Werbekunden reservieren muss. Hier wäre ein ausgewogenes Gleichgewicht zu finden.
Wenn der eine oder andere vielleicht mit dem Gedanken spielt, den Staat in diesem Zusammenhang zu bemühen, so stehe ich dem skeptisch gegenüber. Dieses Finanzierungsmodell wäre vielleicht in einem Staat wie Norwegen, der ja aufgrund seiner Erdölexporte einen Budgetüberschuss hat (und deswegen bewusst Nein zur EU sagt!) denkbar. Aber in den anderen europäischen Staaten, Österreich eingeschlossen, sehe ich hier schwarz.

Man könnte aber auch – aber dass sehe ich als letzten Rettungsanker – die Menschen davon überzeugen, dass die „Speakers Box“ gleichsam wie die Feuerwehr oder Bergrettung dem Allgemeinwohl dient und sie zum Spenden animieren. Ich sehe hier schon die Krone – Schlagzeile vor mir: „Salzburger finanzieren sich ihre Speakers Box!

Unterm Strich lässt sich eines festhalten: genau so wie die Frage nach den technischen Parametern
dieser Idee ist auch die Frage nach der Finanzierung eine, wie hoffentlich aus diesem Beitrag ersichtlich wurde, anspruchsvolle, die nicht auf einer A4 – Seite zu lösen sein wird!

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Sonntag, 21. Mai 2006
Speakers Box - ein "Must Have" im 21. Jahrhundert?
Die Idee einer technischen „Speakers Box“, wie sie im analogen Sinn im Londoner Hydepark schon eine lange Tradition hat, birgt durchaus ihre Reize. Freie Meinungsäußerung war schon immer eines der höchsten Güter, die ein Mensch haben kann. Und gerade in der heutigen Zeit scheint ihr wieder eine große Bedeutung beizumessen zu sein. Gerade in der aktuellen Diskussion um integrationsunwilliger Moslems in Österreich könnte diese Möglichkeit der Meinungsäußerung eine merkliche Entspannung in die Auseinandersetzung zwischen Befürworter und Gegner bringen.

Gleichwohl, eine flüssige Diskussion kann in diesem Forum aber nicht zustande kommen. Jeder kann halt seinen mehr oder weniger fundierten Senf zu einem x – beliebigen Thema abgeben und jeder der will, kann es sich dann anhören. Wobei ich aus meiner Sicht aber die Frage stellen muss, warum ich meine Zeit damit vertrödeln soll, um mir anzuhören, was, nennen wir ihn mal Huber Sepp, zum Thema „3-sprachige Ortstafeln im Dreiländereck“ zu sagen hat. Schlimm genug, dass uns in letzter Zeit immer wieder Politiker in diversen Diskussionsrunden im Fernsehen mit ihrer Biertischmeinung belästigen. Wenn das jeder macht, stehen wir endgültig vor einem Meinungsoverkill. Beruhigend erscheint es mir dabei, dass ich ja zum Glück – noch nicht! – dazu gezwungen werde, mir diese verbalen Elaborate zu Gemüte zu führen.

Wie stark die Auswirkungen einer solchen Einrichtung auf die Diskussionskultur sein können oder ob sie eine gesellschaftspolitische Relevanz erreichen werden, wird nicht zuletzt auch davon abhängen, in welcher Art und wie oft solche Einrichtungen genutzt werden. Dafür müssen sowohl die technischen Vorraussetzungen stimmen – also an in jeder zweiten Straßen ein solches Häuschen, wie früher die Telefonzellen – und die Bereitschaft der Menschen, den Gang in dies Häuschen ebenso regelmäßig zu vollziehen wie den Gang zur Toilette.

Wie bei so vielen Erfindungen wird man auch bei der "Speakers Box" erst nach ihrer Realisierung und Anwendung feststellen können, wie nötig sie war. Und findet man dann auch noch (und davon bin ich überzeugt) einen Weg, mit diesen Zellen Geld zu machen, dann sind diese Zellen mit Sicherheit ein "must have" im 21. Jahrhundert!

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Sonntag, 7. Mai 2006
Epic 2015 und das Ende der "New York Times" in gedruckter Form?
Wie realistisch ist das in diesem Film gezeigte Szenario? Wird es sich tatsächlich so entwickeln? Abgesehen von den Zeitangaben scheinen mir diese Aussagen als sehr problematisch, denn gerade in der Welt der Computer und Internet lassen sich meiner Ansicht nach kaum valide Aussagen über die zukünftige Entwicklung treffen.
Eine Allianz zwischen Google und Amazon hört sich interessant an, würde aber sicherlich nicht so simpel sein, wie sie in diesem Kurzfilm gezeigt wird. Ich möchte alleine das Stichwort „Kartellbehörde“ erwähnen, denn sicherlich ist dies ein weiterer Schritt in Richtung Monopolisierung des Computermarktes, dessen ja immer Microsoft beschuldigt und von mehreren US-Gerichten schon als schuldig befunden wurde. Auf der anderen Seite könnte aber eine Bündelung der Kräfte für den Konsumenten auch positive Auswirkungen haben. Jeder kann im Internet podcasten – ein weiterer Schritt in Richtung Demokratisierung der Meinungsäußerung. Der Grat ist jedoch schmal zur noch präziseren kommerziellen Ausbeutung der Internetuser. Ich persönlich mag es zum Beispiel nicht, wenn ich von Amazon Kaufvorschläge erhalte. Ist doch schon wieder ein Indiz dafür, dass unserer Gesellschaft vom gläsernen Konsumenten nicht weit entfernt sein kann.

Schockierend erscheint für mich auch die Prognose, dass die „New York Times“ nur mehr in digitaler Form erscheint. Abgesehen davon, was dies für die Anhänger des anspruchsvollen Sonntagskreuzworträtsels in dieser Zeitung bedeuten würde, wäre dies doch ein weiterer Schritt in Richtung Untergang des Abendlandes in der jetzigen Form. Denn diese Zeitung kann man getrost als Institution bezeichnen und als solche sollte sie in der bisherigen Form auch weiter erscheinen. Sicherlich erscheint die Möglichkeit für die Zeitung, in digitaler Form noch aktueller sein zu können sehr verlockend, dennoch sollte dies nur als Zusatzangebot zur Verfügung gestellt werden und nicht in ausschließlicher Form.

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