Free the Media
Montag, 15. November 2004
Aufgabe 1: “Wenn Autoren und ihre Werke Kollaborateure werden”
Gegliedert habe ich meine Arbeit in zwei Teile: Im ersten Teil, Kollaboration und Kommunikation resümiere ich allgemein Kuhlens Gedanken zum Thema Kollaboration, im zweiten Teil, Herausforderungen der Kommunikation gehe ich näher auf den Stellenwert der Kollaboration in der Wissensverbreitung ein.


Kollaboration und Kommunikation
R2c – The right to communicate
Herausforderungen der Kommunikation
The need to collaborate


Kollaboration und Kommunikation

Im Vordergrund stellt Kuhlen einerseits die Notwendigkeit eines „right to communicate“, aber auch die Dringlichkeit eines Umdenkens in der Wissensverbreitung, vom Autor zum Kollaborateur. Die Informations- Kommunikations- und Distributionstechnologien werden im Zusammenhang mit der Telemediatisierung als neue Umgebungen betrachtet. Die Herausforderung an die Informationsgesellschaft ist es, sich diesen Umgebungen anzupassen. Dies bezieht Kuhlen vor allem an die Wissensverbreitung, in einer Welt voller Netzwerke ist lineares Denken nicht mehr ausreichend. So werden nicht nur Autoren, sondern auch ihre Werke zu Kollaborateuren und durch die Vernetzung mit anderen Werken zu Hypertexten. In dieser Entwicklung sehen viele den Statusverlust des Autors, jedoch ist es eher der Statusverlust des Lesers, oder vielmehr die Emanzipation des Lesers, der diese Entwicklung kennzeichnet. Denn den Leser, wie wir ihn in der Rolle des Rezipienten kennen, wird es zukünftig nicht mehr geben. Die Hypertextualität ermöglicht ihm die Weiterentwicklung zum Kommunikator, infolgedessen auch zum Kollaborateur. Doch diese Hypertextualität fordert auch neue Dimensionen im Urheberrecht. Man mag sich die Frage stellen, ob es im World Wide Web überhaupt noch ein adäquates Urheberrecht gibt. Fakt ist, dass das traditionelle Urheberrecht auch im Internet gilt. Jedoch werden neue Anforderungen daran gestellt. Institutionen wie die „free-and-open-software“-Bewegung beschäftigen sich mit neuen Arten der Verbreitung von Werken, hier Open Source Software, das Ziel der General Public License sind „benefits for the whole community“. Die Creative Commons Lizenz stützt sich auf das traditionelle Urheberrecht und lässt den Autor autonom entscheiden, inwiefern er sein Werk publiziert. Ein weiterer Ansatz ist der Open Public Access, dessen Grundidee es ist, dass nicht die Nutzer, sondern der Autor für die Publikation zahlen soll. (Vgl. Kuhlen 2004, 2-7)

R2c – The right to communicate

Die fortschreitende Telemediatisierung stellt auch aus einer menschenrechtlichen Sichtweise neue Anforderungen. Es kommt der Bedarf nach einem neuen Kommunikationsrecht, einem „right to communicate“, auf. Reicht die Mitteilungsfreiheit, „seek, receive, impart“ im Zeitalter der Hypertextualität, der Kollaborationen noch aus? Die Überlegung eines neuen Kommunikationsrechtes soll aber keinesfalls eine Einschränkung der Menschenrechte, vor allem der „freedom of expression“ darstellen, wie dies großteils empfunden wird. Vielmehr soll das „right to communicate“ zu keiner Einschränkung, sondern zur Demokratisierung der Kommunikation führen, weg von der Einwegkommunikation öffentlicher Medien. Kuhler bezeichnet das r2c als Recht, „durch direkten Austausch mit im Prinzip jedem anderen dazu beizutragen, dass eine politisch relevante Öffentlichkeit direkt entsteht, die als nicht über das professionelle mediale System vermittelt ist.“ (Kuhlen 2004, 15) (Vgl. Kuhlen 2004, 11-16)


Herausforderungen der Kollaboration

Kommunikation und Kollaboration sind in der gegenwärtigen Wissensproduktion untrennbare Begriffe. In der Wissenschaft haben internationale Kollaborationen seit Jahren einen hohen Status. Die Herausforderung ist es, kollaborative Wissensvermittlung und –verbreitung sowie kollaboratives Wissensmanagement in die traditionellen Vorgehensweisen zu integrieren. Die neue Sichtweise von Wissensmanagement geht nicht mehr davon aus, dass Wissen abgespeichert und bei Bedarf abrufbar ist, sondern dass Wissen in vielfältigen Kommunikationsprozessen entsteht. Kuhler bezeichnet Information als Resultat von Kommunikationsprozessen, und die Kommunikation ist die Kollaboration. Dieser neue Entstehungsprozess motiviert den Einzelnen auch, eigenständiger und effektiver zu arbeiten. Unverzichtbar für diesen Prozess sind asynchrone Kommunikationsforen, die den Informationsaustausch, das Kollaborieren und Kommunizieren ermöglichen.

The need to collaborate

Die Informationsgesellschaft verlangt nach neuem Wissensmanagement, wie eben Kollaborationen, und kollaborative Lernmethoden verlangen nach einer neuen Rollenverteilung: Lehrer werden zu Moderatoren, vielleicht auch Mediatoren, Lernende zu Kollaborateuren und Kommunikatoren. Lehrstoff ist nicht das Wissen selbst, sondern die Wissensaneignung. Ein zentraler Punkt des elearnings ist die Fähigkeit, zu wissen, wo man die Informationen findet, und nicht das Wissen selbst. Der Lernende stützt sich bei der Wissensaneignung an seine Kollegen, in dem er sich mit ihnen austauscht.

Dieser neue Lernprozess stellt eine Herausforderung dar. Nicht unbedingt die Medienkompetenz ist das Problem, sondern die Macht der Gewohnheit. Wir sind mit den traditionellen Lernmethoden vertraut, und wissen, inwieweit wir auf sie vertrauen können. Ein Projekt wie ::collabor:: löst in uns eine Verwirrtheit aus, nicht weil wir es vielleicht nicht können, sondern weil wir es nicht kennen. Die Lehrer-Schüler- Hierarchie hat sich seit Generationen eingebürgert, eine Neuordnung dieser Ränge bedeutet auch eine Neuordnung in unseren Köpfen. Hierbei liegt die große Herausforderung am Lehrenden, seine Schüler bzw. Studenten mit der neuen Situation vertraut zu machen und zum Kollaborieren zu motivieren. Die Kommunikations- (und Kollaborations-) plattform ::collabor:: ist wahrscheinlich eine der ersten ihrer Art (zumindest im deutsprachigen Raum), da sie nicht nur die Plattform einer Lehrveranstaltung, sondern 3 verschiedener Universitäten/Hochschulen darstellt. Kollaborierende Studenten werden sich also möglicherweise im realen Leben nie begegnen, jedoch helfen sie sich gegenseitig, ihr Wissen zu erweitern. Die neuen Lernmethoden führen auch zu einer neuen zwischenmenschlichen Dimension: wir schreiben nicht mehr von unserem Banknachbarn ab, sondern kollaborieren mit unseren Kollegen in einem virtuellen „Hörsaal“.
Als Vorform des kollaborativen Lernens würde ich die Lernplattform BlackBoard bezeichnen. In den Discussion Boards zu den Lehrveranstaltungen können sich Studenten an Diskussionen zu vorgegebenen Themen beteiligen. Leider ist die Beteiligung in diesen Foren sehr gering, da auch die Motivation fehlt. In vereinzelten Kursen übernehmen aber abwechselnd auch Studierende die Rolle des Moderators, und können so noch intensiver Einfluss auf den Verlauf nehmen. Jedoch ist diese Form der Kollaboration im Gegensatz zu ::collabor:: noch sehr eingeschränkt.

Wie oben schon angesprochen ist kollaboratives Lernen weniger die Frage der Medienkompetenz. Elearning setzt auch eine Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit voraus. Meines Erachtens wird sich kollaboratives Lernen als Teil des Elearnings in der Schulausbildung eher langsam durchsetzen. Die hierarchischen Strukturen sind im Schulsystem ohnehin noch ausgeprägter als an Hochschulen. Andererseits wird die neue Generation mit diesen Gegebenheiten aufwachsen, muss sich also nicht „umstellen“ wie es unsere Generation tun muss. Aber wie gehen die Lehrenden als Teil der „alten Schule“ damit um?

Trotz der vielen Herausforderungen des kollaborativen Lernen bin ich überzeugt von der Effektivität dieser Methode und der Unvermeidbarkeit des Umdenkens, um das Wissensmanagement an die Entwicklungen unserer Gesellschaft anzupassen. ::collabor:: wird zwar noch eher als „Ausnahmezustand“ in unserem Ausbildungsprozess gesehen. Dennoch denke ich, dass sich die Situation schon in wenigen Jahre geändert haben wird und unsere nachfolgenden Kollegen noch mehr vom kollaborativen Lernen profitieren werden, als wir das ohnehin schon tun (auch wenn es uns jetzt vielleicht noch nicht bewusst ist).

Quelle:

Kuhlen, Rainer (2004). Wenn Autoren und ihre Werke Kollaborateure werden – was ändert sich dann? Oder: wenn Kommunikation ein Recht, gar ein Menschenrecht wird – was ändert sich dann? In: Leggewie, Claus (Hg.). (2004) Interaktivität–ein transdisziplinärer Schlüsselbegriff. Frankfurt: Campus Verlag

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