Free the Media
Samstag, 4. Dezember 2004
Kevin, Cyborg
Bei meinen Recherchen zu implantierten Identitäten bin ich unvermeidlich auf Kevin Warwick gestoßen. Warwick ist der erste Mensch, der sich einen Mikrochip einpflanzen ließ. Da ich vorher noch nichts von ihm gehört hatte, habe ich beschlossen, in meiner Aufgabe zu Cyborgisierung näher auf den ersten „Cyborg“ einzugehen. Ich habe auch am Ende des Beitrags selbst Stellung zu seinen Experimenten genommen und würde mich freuen, wenn auch ihr eure Meinung dazu äußert!

Kevin Warwick
Projekt 1.0
Projekt 2.0
Mögliche Anwendungsbereiche
Stellungnahme
Poll
Quellen

Kevin Warwick

Kevin Warwick
(Bild: OQ2)
“I was born human. But this was an accident of fate - a condition merely of time and place. I believe it's something we have the power to change.”

Kevin Warwick, 50, wurde in Coventry, England, geboren. Schon als Kind war er von Robotern fasziniert. Seit 1988 Jahren arbeitet Warwick als Professor am Institut der Kybernetik der Universität Reading und hat schon einige Bücher zum Thema Cyborgisierung veröffentlicht, zum Beispiel „I, Cyborg“. Für seine Arbeiten bekam er schon mehrere Auszeichnungen, zuletzt die „IEE Achievement Medal“ 2004. Einer seiner Roboter steht im Ars Electronica Linz. (Vgl.OQ1)


Projekt 1.0
1998 ließ sich Warwick erstmals einen Mikrochip in seinen Arm implantieren. Chips dieser Art werden eigentlich für die Identifikation von Rechnern verwendet. Der Eingriff dauerte 15 Minuten und verlief problemlos. Warwicks Körper gewöhnte sich schnell an den Chip.
silicone chip
(Bild: OQ2)
Warwicks Chip wurde automatisch von seinen PCs erkannt, welche dann durch die Identifikation bestimmte Aktionen ausführen können. Anders gesagt, wenn Warwick das Gebäude seines Büros betrat, öffneten sich Türen automatisch und sein PC schaltete sich ein und lud gewünschte Websites. Den Chip behielt Warwick 9 Tage in seinem Arm. Das Experiment zeigte, dass es sehr wohl möglich ist, durch Chips im Körper Signale auszusenden, und dass Eingriffe dieser Art ungefährlich sind. (Vgl. OQ2)


Projekt 2.0
Das Ziel des zweiten Projektes war, durch eine weitere Chip-Einpflanzung Signale vom Nervensystem zum Computer zu schicken und umgekehrt. Dieses Mal ließ nicht sich nicht nur Warwick, sondern auch seine Frau einen Chip einpflanzen. Es war möglich, durch den Chip künstliche Empfindungen hervorzurufen. Warwick war durch das Implantat imstande, eine künstliche Hand (siehe unten) und einen elektronischen Rollstuhl zu steuern. (Vgl. OQ3)

(Bild: OQ3)

Mögliche Anwendungsgebiete
Kevin Warwick sieht in seinen Forschungen vor allem eine Chance für die Medizin: " Mit dem nächsten Experiment wollen wir Signale untersuchen, die Bewegungen auslösen und Menschen mit Störungen im Nervensystem betreffen, die damit Gliedmaßen wieder bewegen können, die vorher gelähmt waren. Aber wir wollen auch Wahrnehmungen außerhalb unserer Sinne untersuchen, wie zum Beispiel Ultraschall. Ähnlich wie unsere Zwergroboter - sie sind mit Sensoren ausgestattet, die den Abstand zu Objekten messen. Diese Information wollen wir in mein Nervensystem einspeisen. Damit hätte ich einen zusätzlichen Sinn für Entfernungen. Das wäre vor allem für Blinde interessant, sie hätten damit einen Sinn für Abstände und könnten sich frei bewegen. Und dann wollen wir Emotionen untersuchen, wie Schmerz, Zorn, Schock, Erregung. " (OQ4)


Stellungnahme
Als ich für diese Aufgabe zu recherchieren begann, hatte ich eine sehr skeptische Einstellung zu dem Thema. Hellhörig wurde ich erst, als ich las, dass Warwick es schaffte, Signale an seinen PC zu schicken. Da es auch mir gefallen würde, mein eigenwilliges Notebook besser kontrollieren zu können, suchte ich nach näheren Informationen über Warwicks Projekt. Aber schon bald merkte ich, dass die Chip-Einpflanzung weit mehr bezwecken will als das. Umso mehr ich über die möglichen Verwendungszwecke in der Medizin erfuhr, desto mehr konnte ich die Experimente befürworten. Wenn es um Cyborgisierung geht, denken viele an den „gläsernen Menschen“, völlige Transparenz und Kontrolle. Da an dieser VO wohl kaum Pädagogen, Theologen oder andere, die aufgrund ethischer Bedenken in tiefste Depressionen verfallen könnten (falls dem doch so sei, mögen mir diese verzeihen), teilnehmen, wage ich zu sagen, dass ich diese Chip-Implantate moralisch durchaus vertreten kann. Zum einen, weil der Forscher nicht ökonomische oder kapitalistische sondern medizinische Interessen in den Vordergrund seiner Projekte stellt. Zum anderen, weil es in unserer Gesellschaft genug andere Aspekte gibt, die meiner Meinung nach um ein starkes Stück moralisch bedenklicher sind. Natürlich habe auch ich mich gefragt, ob ich mir einen Chip einpflanzen lassen würde.

Da mich auch eure Meinungen zum Thema interessieren, würde ich mich über zahlreiche comments und Beteiligung an meinem Poll freuen!

Würdest du dir einen Chip implantieren lassen?

Ja
Nein

  view results

Created by elisabeth.oberndorfer.salzburg on 2004.12.04, 08:48.


Quellen:
OQ1: Kevin Warwicks offizielle Homepage
OQ2: CNN Archiv
OQ3 : Project Cyborg 2.0
OQ4 : ARTE Archiv

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daniel.uebleis.uni-sbg, Samstag, 4. Dezember 2004, 12:33
ich kann deine Sellungnahme sehr gut nachvollziehen, mir ist es genauso ergangen. Nur bin ich immer noch der Meinung, dass dieses Thema mit Vorsicht zu genießen ist, da die Möglichkeiten des Mißbrauchs enorm sind. Das Ganze ist wie immer eine Medaille mit zwei Seiten. Zum einen ist es eine große Chance für körperlich Behinderte den Alltag zu meistern. Auf der anderen Seite ist es ein großes Risiko für uns alle. Dich Chips werden immer kleiner und leistungsstärker. In kürze ist es warscheinlich möglich jemandem ohne dass dieser es merkt so einen chip zu implantieren. Und was ist, wenn nicht der Mensch den Chip kontrolliert sondern anders rum....

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tobias.sporer.salzburg, Sonntag, 5. Dezember 2004, 20:02
Alternative zum Implantieren
Ich finde die Hemmschwelle zum Implantieren von Chips in meinen eigenen Körper (noch) zu hoch.
Ich würde mir nicht einen Chip einpflanzen lassen, nur um meinen Computer oder sonst ein elektrisches Gerät steuern zu können, da bleibe ich lieber bei der guten alten Fernbedienung.
Allerdings gibt es eine gute Alternative zum Implantieren von Chips, nämlich sie einfach am Körper zu tragen. Ich habe darüber einen Artikel geschrieben: Wearable Computing nennt sich dieses Themengebiet.

In den Bereichen der Medizin wird das ganze Cyborg-Thema schon annehmbarer für mich, wobei es natürlich schwierig ist die Grenze zu ziehen.
Tobias

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Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, Sonntag, 5. Dezember 2004, 20:37
grundsätzlich ..
.. kann ich Ihren Argumenten folgen. Aber Sie laufen Gefahr, einen wesentlichen Aspekt der Wissenschaftstheorie außer Acht zu lassen: Die Unmöglichkeit einer wertfreien Technik.

Sie haben folgerichtig das DSG (Datenschutzgesetz) erwähnt. Der Art. 2 § 6 hat Verfassungsrang und regelt die rechtmäßgie Verwendung von personenbezogenen Daten Er zielt hauptsächlich die auf die Zweckbindung ab (.. "festgelegte, eindeutige und rechtmäßige Zwecke").

Daraus kann geschlossen werden, dass die Ermittlung, Speicherung, Verarbeitung ein- und derselben Daten auch unrechtmäßig, weil zweckwidrig sein kann. Eine "neutrale" Verarbeitung der Daten, kennt das Gesetz nicht. Zum Schutze der Person und deren Privatsphäre.

Möglicherweise gehen Sie von einer prinzipiell "guten Welt" aus - was eingentlich ebenso "gut" ist.

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elisabeth.oberndorfer.salzburg, Montag, 6. Dezember 2004, 07:29
Die Gefahr des Missbrauchs
...ist hier natürlich sehr groß, und somit auch ein großer Nachteil dieser Technologie. Leider lässt sich dies nicht ausschließen, wie auch beim wearable computing. Aber die Chance für die Medizin ist sehr groß. Darum kann ich die ganze Sache befürworten, auch wenn ich selbst (noch) kein Bedürfnis nach einem Chip in meinem Arm verspüre.
Bei meinen Überlegungen gehe ich wirklich oft von der "guten Welt" aus, wobei ich mir der Gefahren natürlich bewusst bin.

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tobias.sporer.salzburg, Freitag, 10. Dezember 2004, 09:58
gute Welt ...
auch ich glaube an das Gute in der Welt und an das prinzipiell Gute im Menschen, was mich allerdings nicht davon abhält meinen PC mit Firewall zu schützen, meine Emails zu verschlüsseln und im Internet mit Mozilla Firefox zu surfen - da ich nicht so naiv bin, dass Regierungen und Geheimdienste auch an das Gute im Menschen und in der Welt glauben.

Ich möchte gar nicht wissen, auf welche Listen des Innenministeriums man nur durch Teilnahme an Demos wie z.b.: gegen Studiengebühren oder gegen den Irak-Krieg kommt, auf dem Bereich der Überwachung und der Identifizierung der Meschen sind die technischen Möglichkeiten schon so weit fortgeschritten, wie man gar nicht erahnen MÖCHTE.

Auch wenn es schon etwas ausgelutscht ist, George Orwell's düstere Zukunftsahnung holt uns immer mehr ein - BIG BROTHER IS WATCHING YOU !!

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anna.schuetz.uni-sbg, Montag, 6. Dezember 2004, 08:57
Interessante Ansicht
Hallo Elisabeth.
Finde die Stellungnahme in deinem Beitrag interessant, kann mich deiner Meinung jedoch nicht anschließen. Bin zwar in gewisser Weise ein Technik-Freak, würde dies aber mit Vorsicht genießen. Überleg mal: Menschen können sich emotional schon ziemlich gravierend gegenseitig beeinflussen. Würdest du zulassen, womoglich durch einen implantierten Chip gesteuert zu werden? Wer sagt, dass dafür kein Weg gefunden werden könnte?

Anmerkung: Im Inhalt funktioniert der Verweis auf Projekt 1.0 nicht. Kannst du vielleicht nochmal ansehen.

LG, Anna

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elisabeth.oberndorfer.salzburg, Montag, 6. Dezember 2004, 12:33
Hallo!
Du gehst mit deiner Überlegung noch einen Schritt weiter. An die Tatsache, dass wir durch Chips gesteuert werden und nicht die Chips steuern, habe ich noch nicht gedacht. Wie erwähnt kann ich die Chips und Warwicks Experimente aus medizinischer Sicht befürworten. Für eine Kontrolle des Menschen bin ich natürlich nicht!

Danke für den Hinweis, der Anker funkt wieder!

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elisabeth.jäger.uni-linz, Mittwoch, 8. Dezember 2004, 21:18
Implantate im Einsatz
Beim Durchlesen der Kommentare fällt mir das Hormonimplantat ein! Das Hormonimplantat ist zwar kein Chip im technischen Sinne, aber es steuert Menschen (Frauen) durch ein Implantat und zwar im Bereich der Verhütung. Über ein unter der Haut eingesetztes Implantat werden Hormone abgegeben, welche den monatlichen Eisprung und somit eine Schwangerschaft verhindern. Dieses Hormonimplantat ist nicht mit einem Chip zu vergleichen, mit welchem zB technische Geräte bedient werden können (wie oben erwähnt), aber es birgt große Gefahren in sich, wenn bspw. Chips mit Hormonen oder anderen Botenstoffen kombiniert in den Körper implantiert werden.

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tobias.sporer.salzburg, Freitag, 17. Dezember 2004, 08:01
eine Überlegung weiter ...
um die Diskussion wieder etwas in Schwung zu bringen möchte ich folgende Überlegung in den Raum stellen:

Was würdet ihr davon halten Menschen, die z.B.: in den USA zum Tode verurteilt sind, anstatt sie umzubringen einen Chip einzupflanzen, der es ihnen unmöglich macht Gewaltverbrechen zu begehen: ich kann mir vorstellen, dass diese Möglichkeit mit dem heutigen medizinischen Wissen durchaus besteht ...

Da viele Meinungen sind, dass es durchaus legitim ist aus medizinischen Gründen Cips in den Körper einzupflanzen, warum nicht einen Schritt weiter gehen ...? (fühle mich da sehr an Clockwork Orange erinnert!)

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Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, Dienstag, 18. Januar 2005, 14:54
Um Ihre Überlegung beurteilen zu können ..
.. ist es wahrscheinlich nützlich, den Sinn des Strafvollzuges allgemein zu betrachten. Wichtige Aspekte wären:
  1. Abschreckung für potentielle, künftige TäterInnen
  2. Resozialisierung (Wiedereingliederung in die Gesellschaft durch Korrektur des Verhaltens, bzw. des Motivpotentials)
  3. Buße für die Straftat
Ob, bzw. wie weit eine Resozialisation durch einen Strafvollzug erreicht werden kann ist wahrscheinlich schwierig zu beantworten. Aber der von Ihnen vorgeschlagene Chip wäre ein Resozialisationschip. Mag sein, dass die seltsam anmutende Wortkonstruktion bereits einen ersten Hinweis auf die problematische Durchführung liefert.

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