Schattenseiten
 
Sonntag, 11. Juni 2006
Das Bewertungssystem

Da wir dazu angehalten wurden, etwas zur Konzeption der „Speakers Box“ beizutragen, möchte ich mich in diesem Beitrag mit dem Bewertungs- und Abstimmungssystem befassen.

Gemeint ist damit ein System, das es erlaubt, die "guten" Beiträge von den "schlechten" Beiträgen zu trennen. Und dies möglichst effektiv und ohne Vorbehalte.

Dabei beziehe ich mich auf Beispiele aus dem Internet, die bereits ganz hervorragend arbeiten und die völlig ohne Weiteres auf die Speakers Box übertragen werden können.

Das Bewertungssystem für Beiträge, welches mir vorschwebt, funktioniert wegen und profitiert von einer maximalen Vernetzung. Beiträge die in der Speakers Box geschaffen werden, müssen unbedingt über das Internet abrufbar und bewertbar sein. Je mehr Menschen die Möglichkeit haben, einen Beitrag zu bewerten, desto genauer wird das Meinungsbild der Öffentlichkeit wiedergegeben.

Welchen Problemen stehen wir gegenüber?
  • A.) Wir müssen wissen, welche Beiträge für eine breite Basis diskussionswürdig sind und welche nicht.
  • B.) Wir müssen uns vergewissern, dass die „disskussionswürdigen“ Beiträge – zumindest bis zu einem gewissen Prozentsatz – relevante Themen behandeln, die einen Inhalt bearbeiten, der „wichtig“ ist. Damit meine ich Inhalte die sich nicht ausschließlich auf das Fun-Segment beschränken.
  • C.) Wir brauchen ein „intelligentes“ Bewertungssystem, welches „Trend-Themen“ erkennt und so den „Hype-Faktor“ herausberechnen kann. Es gibt Themen, wo sich verhältnismäßig viele Jasager, Opportunisten und Up- oder Down-Voter finden. Dem Problem muss man begegnen.
  • D.) Wir brauchen einen „Filter“, der unpassende, weil kriminelle oder verfassungswidrige Beiträge aus dem System aussondert und es so sauber hält.
Die Lösungen für diese vier Punkte – es mag sicher noch mehr geben – finden sich allesamt bereits verwirklicht im Internet.

Punkt A lässt sich über ein System lösen, wie es schon auf der Flash-Seite Newgrounds Verwendung gefunden hat.

Newgrounds ist ein Online-Portal, bei dem jeder seine mit Flash-Software hergestellten Werke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen kann. Dabei gibt es prinzipiell zwei Fraktionen die sich aber durchaus auch überschneiden. Erstens, die, die herstellen, zweitens, die, die bewerten. Aber – wie gesagt – können auch Hersteller bewerten und umgekehrt.

Jedes veröffentlichte Werk kommt erst einmal in einen Pool und ist vorerst nur temporär zu sehen. Das Bewertungsschema reicht von 0 – 5 Punkten. Nach einer gewissen Zeit, muss das Flash-Werk einen Bewertungsschnitt aufweisen, der zumindest 2.1 beträgt. Ansonsten wird es von der Seite entfernt.

Motivierend für Hersteller wie Bewertende ist, dass es ein Belohnungssystem gibt. Für gute Leistungen bekommt man Punkte und Auszeichnungen. Man kann innerhalb einer Hierarchie aufsteigen. Wer viele hundert Einsendungen bewertet bekommt ein höheres Vertrauen zugesprochen, da ihm dank seiner erworbenen Erfahrung eine nunmehr objektivere Bewertung eher zuzutrauen ist, da er sich vermutlich mit der Zeit seine eigenen Bewertungsmaßstäbe erarbeitet hat. Damit zählt seine Meinung etwas mehr. In jedem Fall macht die Teilnahme spaß. Und das ist ein absolutes Muß. DIe Speakers Box soll zwar zu einem Gutteil wichtige und ernsthafte Themen bearbeiten, wenn sie aber keinen Spaß macht, hat sie nicht einmal den HAUCH einer Chance von einer breiten Basis angenommen zu werden.

Ich fahre mit den Punkten B - D in der nächsten Woche fort.

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Sonntag, 21. Mai 2006
Then who the hell else are you talking to?

Neulich saß ich mit einem Kollegen auf einer Bank vor einem Buchgeschäft in einem bekannten Salzburger Einkaufszentrum, wo wir uns überlegten, wie wir die Weltherrschaft an uns reißen könnten.

So weit, so gut.

Plötzlich bemerkten wir im Gebüsch eine Bewegung! Ein Männchen der Gattung Homo-Mobilphonis hatte sich dort versteckt, beäugte wachsam die nähere Umgebung und peilte die schiefe Lage. Es muss es wohl einiges an Überwindungskraft gekostet haben, doch schließlich tat es einen beherzten Sprung ins offene Feld und näherte sich behände aber sichtlich unsicher einem vor uns befindlichen Objekt unbekannten Typs.

Wir verhielten uns ruhig, auf das wir das Männchen nicht erschreckten und verfluchten die Entscheidung, ausgerechnet an diesem denkwürdigen Tage keine Kamera zur Hand zu haben.
Als kundige Kenner des Verhaltens dieser Spezies war uns bald klar, wie das seltsame Gebärden der Kreatur zu deuten war. Und tatsächlich war das Männchen nun am schon erwähnten Objekt angekommen, um dort ein dringendes Bedürfnis zu verrichten.

Es nahm einen, mit dem Objekt durch eine Schnur verbundenen, Gegenstand, der halbmondartig geformt war und hielt sich diesen ans Ohr. Sogleich suchte es in einer Beuteltasche – Die Unterart Homo-Mobilphoni-Levys besitzt 4 davon in Hüfthöhe, 2 vorne, 2 hinten - nach runden Blättchen um diese grobmotorisch in das Gerät zu fingern. Anschließend betastete es das Gerät, drückte wild darauf herum, wartete kurz und begann dann, gutturale seltsam anmutende Geräusche von sich zu geben. Vermutlich eine primitive Form der Kommunikation, oder eine Extremform Vorarlbergerischen Dialekts, was in etwa auf das Selbe hinausläuft.

Lange ist es her, dass ich jemanden einen Telefonapparat, oder eine Telefonzelle benutzen sah! Das letzte Ereignis dieser Art liegt so weit zurück, dass es eigentlich neutestamentarisch erwähnt sein müsste. Seit es aber Mobilfunkbetreiber und Klingeltonanbieter gibt, ist die Handlung des öffentlichen Festnetztelefonierens aus dem Menschlichen Handlungsportfolio beinahe zur Gänze entschwunden.

Und hier kommt ein Berg Sorgen ins Spiel. Betreff: Speakers Box. Mich plagen arge Zweifel. Und ich befinde mich auf diesem Berg voll Sorgen gerade mal im Basislager, Höhe 6400 Meter.

Die Idee, die dahintersteckt, ist eine ehrenwerte, das steht völlig außer Frage. Sie ist sogar so gut, dass sie schon gelebt und geliebt wird.

Ich nenne zwei Namen... oder eigentlich Internetadressen, „Myspace.com“ und „youtube.com“

"Myspace.com" ist ein Portal, wo man sich ein eigenes Weblog einrichtet um dort Freunde zu finden. Es ist DAS Portal, wo man sich ein eigenes Weblog einrichtet. Absoluter Kult. Ich hab’ damit zwar nix am Hut, aber in diese Richtung geht es.
"Youtube.com" auf der anderen Seite ist ein (reines) Broadcast-portal, wo man eigene Videofilmchen der Weltöffentlichkeit präsentiert.

Die Szene ist hochvernetzt, aber schwillt noch unter der Oberfläche. Sie wird aber in den nächsten Jahren – davon bin ich überzeugt – aufquellen wie Cola-light in der Flasche, nachdem man eine halbe Stunde geschüttelt hat.

Stichwort Video. Hier ein Beispiel. Ein junges Mädel schickt eine wohl nicht ganz ernst gemeinte Liebeserklärung in die Welt. Der angebetete heißt „Whiney“ was brutal maskulin für „weinerlich“ steht. Diese Präsentation fällt zwar unter die Kategorie „Interessiert nicht mal das Schwein vom Schwein“, zeigt aber wiederum die Möglichkeiten auf.

Bei Myspace gibt es hunderte oder tausende kleiner Bands, die sich damit profilieren wollen.

All das führt mich unweigerlich zu der Erkenntnis, dass die „Speakers Box“ bereits exisitert. Sie hat nur, ungleich dem Telefon und der Telefonzelle nie eine physische Manifestation erfahren. (Ausgehend davon, dass man das Handy metaphysisch nennen kann). Die Speakers Box, ist das Internet, bzw. Teile des Internets.

Die Speakers Box, wie schon gesagt, muss VERDAMMT gut geplant sein, ein ausgezeichnetes Konzept vorweisen und genau irgendeinen Nerv der Zeit, einer sehr heterogenen Zielgruppe treffen, um erfolgreich zu sein.

Das finde ich gelinde gesagt, herausfordernd.

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Freitag, 19. Mai 2006
You talking to me? You talking to me?

Plötzlich war ich in einer Box, einem telefonkastenförmigen Gebilde und fühlte den Drang in mir aufsteigen, zu reden. Und ich wusste, dass viele Menschen hören würden, was ich zu sagen habe.

Was sich ein bisschen so anhört, wie der Auszug aus einer therapeutischen Sitzung bei Professor DDr. Stöcklein (Wien, 4. Bezirk, Hausnummer 28, 2. Stock, 3. Tür, bitte Termin vereinbaren!) könnte sich zu einem durchaus legitimen Verhalten von Leuten entwickeln, die sich dazu berufen fühlen, den jeweils gegenwärtigen Vorgängen in der Welt eine Fußnote hinzuzufügen.

„Auf in die Box!“ könnte es dann im besten heldenhaften Jargon heißen, um dort gegen das Böse anzutreten. Wenn auch nur verbal. Telefonzellen und andere Einrichtungen ähnlicher Größe aber mit einem völlig anderem Verwendungszweck spielten in der Geschichte der Erderretung ja bereits mehrmals eine entscheidende Rolle. Wo riss sich denn Superman das biedere Journalistenkostüm vom gestählten Körper? Na? Eben!

Ich sage es wie es ist – Ich bin unsicher!

Eine „Speakers Box“ die über Internet den offenen Meinungsaustausch ermöglicht, muss, wenn sie funktionieren soll, verteufelt gut geplant werden, denn sie wildert in Revieren, die prinzipiell bereits besetzt sind. Nämlich vom Internet selbst. Und da fällt der Startschuss für die Probleme erst.


20 – 100 Sekunden Redezeit.

Verfolgt man die aufgeheizten Redeschlachten auf dem Radiosender Bayern 2, wo Ichduersiees mitmachen kann, gelangt man peinlich berührt zu der Erkenntnis, dass 100 oder gar 20 Sekunden irdischer Zeit ein gar kleines Stückchen Universum sind, um fundierte Aussagen zu treffen. Peinlich berührt insofern, weil man oft mitanhören muss, wie der genervte Moderator überaus mitteilungsfreudige Anrufer abwürgt.

Um in kurzer Zeit eine fundierte Meinung unterzubringen, braucht man ein Skript. Mann muss sich vorher überlegen, was man denn eigentlich sagen will. Einfach mal in die Box zu hüpfen um dort dann 20 Sekunden zu hmmmen und äähhhhen ist nicht zielführend. Bei einem Skript gibt es dann jedoch wieder ein großes Fehlerpotential. Also muss man einen Clip bearbeiten können.

3 Knöpfe, „Aufnahme“, „Ansehen“, „Veröffentlichen“ müssten also durch weitere Optionen ergänzt werden. „Vorspielen, „Zurückspielen“, „Löschen“, „Einfügen“.

Schlägt man wiederum diesen Weg ein und folgt ihm bis zu seinem Ende, findet man sich dort in einem Flugzeugcockpit wieder. Dann wird jeder der Benutzer der „Speakers Box“ sich fragen „Nanu? Ein Telefonbuch?“

Nein – Die Bedienungsanleitung... Das INHALTSVERZEICHNIS der Bedienungsanleitung.

Ich sehe hier drei Wege.
  • 1. Entweder ein wesentlich größeres Zeitfenster für die Sprecher, damit sie unbearbeitet, aber dafür sehr authentisch Zeit dazu haben, zu sagen, was ihnen auf dem Herzen liegt.
  • 2. Ein sehr geringes Zeitfenster mit Bearbeitungsmöglichkeiten. Damit ein Clip soweit „perfektioniert“ werden kann, damit er das, was der Sprecher intendiert, auch ausdrückt.
    Vielleicht mit einer beschränkten Anzahl an Korrekturmöglichkeiten.
  • 3. Die Beibehaltung des 20 – 100-Sekunden-Konzepts ohne Bearbeitungsmöglichkeit. Das führt in meinen Augen dazu, die Speakers Box zu kastrieren. Denn dann kommt es zwar zu Wortmeldungen, wofür jemand ist, jedoch nicht warum. Aber gerade das WARUM interessiert. Wenn 100 Leute meinen, sie seien für A, wird derjenige, der sich für B entscheidet, sicher gerne kundtun, warum das so ist.

Man könnte – oder müsste – vielleicht „Themenrubriken“ einführen. Z.B „Was mich aufregt“. „Was ich mir für die Zukunft wünsche“, „Was ich bei x und y ändern würde“, „Was ich von Tempo 160 halte“.

Vorschlag:
Man wählt zu Beginn der „Sitzung“ eine Themenrubrik aus und tut nun kund, was davon zu halten ist. Und wenn 20, 50, 100 oder eine bestimmte Zahl davon vorhanden sind, fügen sie sich zu einem File oder Video zusammen und werden als solches veröffentlicht. So bekommt man bei tagesaktuellen Themen einen Eindruck, was die Leute davon halten.

Ich bin mir bewusst, dass das eine Eingrenzug oder Einschränkung der Möglichkeit der "freien Rede" ist, weil ein Thema schon vorliegt.

Eventuell hilft hier die Aufspaltung in zwei Genres "ShortComment" und "LongComment".

"Short Comments" werden mit 20 - oder wie viel auch immer - anderen Comments der gleichen Kategorie zusammengefasst und bilden Kurzfilme, die sich als Stimmungsbarometer zu einem gewissen Thema verstehen.

"Long Comments" sind längere Beiträge, bis 100 Sekunden - oder wenn es nach mir geht, 300 Sekunden - die eine völlig freie Themenwahl ermöglichen. Hier wird nichts zusammengefasst.

So wäre es sogar möglich eine "Hierarchie" aufzubauen. Zu Beginn gibt es nichts. Da ist es biblisch leer. Mitteilungsfreudige Leute kreieren dann "Long Comments". Im Internet und wo man diese Kommentare sehen kann, kann man abstimmen, ob das ein interessantes Thema ist, oder nicht.

Wenn das Thema von der Mehrheit als interessant empfunden wird, wird die Möglichkeit der "Short Comments" freigeschalten. Wenn das "Long Comment" als nicht interessant empfunden wird, gibt es die Möglichkeit der Short Comments nicht.

Wenn man diese Strukturierung weiterführt, könnten wichtige Themen sehr differenziert "bearbeitet" werden, während absolute Einzelmeinungen die vermutlich Extreme sind, herausgefiltert werden. Ob man das will, ist freilich wieder eine andere Frage.

Es ließe sich so aber der Crime-Filter umgehen. Es darf ALLES gesagt werden. Und zwar wirklich alles. Ob anschließend diese Thema jedoch weiter diskutiert wird, bestimmt die Bewertungsfunktion. Wenn ein "Long Comment"einen gewissen Prozentsatz an Ablehnung erzielt, wird er gelöscht und auch nicht archiviert.

Der Crime-Filter kann höchstens bei den "Short-Comments" Verwendung finden. Da muss man schauen, dass die nicht zur Plattform für Spinner werden.

In jedem Fall wird so, was "Tagesrelevant" ist, nicht von irgendwem vorherbestimmt, sondern über die Bewertungsmöglichkeit der "LongComments" von den "Menschen", bzw. der Mehrheit dieser.

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