Andreas Gärtner
Dienstag, 19. Dezember 2006
Detailthema aus dem Bereich der "Social Software"


Wikis

... Der Beginn

Die dokumentierte Geschichte der Wikis beginnt am 16. März 1995 mit einer Email von Ward Cunningham, einem Software-Designer aus Portland, Oregon, an einen gewissen Steve P.:

"Steve - ich habe eine neue Datenbank auf meinem Web-Server installiert und bitte Dich, mal einen Blick darauf zu werfen. Es ist ein Web von Menschen, Projekten und Mustern, auf das man über ein cgi-bin-Skript zugreifen kann. Es bietet die Möglichkeit, ohne HTML-Kenntnisse mit Formularen Text zu editieren. Es wäre schön, wenn Du mitmachen oder wenigstens Deinen Namen in der Liste der RecentVisitors eintragen könntest .. Die URL ist http://c2.com/cgi-bin/wiki - danke schön und beste Grüße."

(Erik Möller: Das Wiki-Prinzip. In Internet: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/14/14736/1.html. 9. Mai 2003)

Ein Wiki (auch WikiWiki oder WikiWeb) ist eine im www verfügbare Seitensammlung mit Artikeln über verschiedenste Themen. Diese Artikel sind über Links verbunden und ähneln somit den Content Management Systemen. Das wichtigste Merkmal einer Wiki ist, dass der/die BenutzerIn die Seiten nicht nur ansehen, sondern auch jederzeit bearbeiten oder neu erstellen kann. Damit wird eine zuvor nie wirklich realisierte Idee des www erfüllt.

... Licht und Schatten

Die Vorteile von solcher Wiki-Software sind schon im Namen ersichtlich: "wikiwiki" ist das hawaiische Wort für "schnell". Und dies stimmt auch, innerhalb kürzester Zeit kann man zu einem beliebigen Thema Informationen finden, die dann hoffentlich auch stimmen. Denn dies ist einer der größten Kritikpunkte an der Idee der Wikis: es gibt immer auch jene, die darauf abzielen Schaden anzurichten. Will man sich über diese Problematik informieren, genügt es, im Online-Archiv von Zeitschriften oder Tageszeitungen nach dem Wort "Wiki" zu rechergieren. Promt erhält man viele Artikel, die sich mit dem Mißbrauch von Wikis und möglichen Lösungen dieses Problems beschäftigen:

- Wikipedia musste kürzlich wegen Fans des derzeit in den Kinos laufenden Films "Borat" die Seite über Kasachstan sperren. So schien plötzlich der Komiker, der die Hauptrolle im Film spielt, als Staatspräsident auf. Weiters wurde die Landeshymne verändert.
(www.derstandard.at, Wikipedia musste wegen "Borat"-Fans Kasachstan-Seite sperren, 7. November 2006, 13.31 Uhr)

- Die derzeit bekannteste Wiki - Wikipedia - überlegte 2005 die Einführung einer Registrierungspflicht für die englischsprachige Version, um die böswillige Manipulation von Artikeln zumindest zu erschweren.
(www.diepresse.com, Web-Lexikon verschärft Regeln, 6. Dezember 2005)


Normalerweise gelingt es, betroffene Seiten durch Aufruf unzerstörter Fassungen, innerhalb kürzester Zeit wieder herzustellen. Laut IBM Watson Research Center dauert die bei Wikipedia.org durchschnittlich weniger als 3 Minuten. Damit kann ein wesentlicher Kritikpunkt einigermaßen entkräftet werden.

Allerdings besteht ein weiteres Problem. Selbst wenn der Autor aus seiner Sicht gewissenhaft gearbeitet hat, kann es dennoch sein, dass die Informationen veraltet oder schlicht falsch sind. In diesem Fall kommt wieder das Prinzip der Wikis zu tragen, dass jedeR jederzeit Seiten korrigieren kann. Dies funktioniert bisher sehr gut.
Wikipedia.org hat deshalb sogar schon Aktionstage gestartet, an denen alle BenutzerInnen aufgefordert wurden, bestehende Artikel auf Fehler zu überprüfen, anstatt neue zu erstellen.

Ein drittes großes Problem besteht dennoch weiter. Während es durchaus sein kann, dass zu einem Thema viele BenutzerInnen Artikel schreiben und immer weiter verbessern, gibt es einige Themen, die kaum auf Interesse stoßen und deshalb wenig oder gar nicht überarbeitet und verbessert werden. Obwohl sich die Wikis dadurch auszeichnen, dass oft auch über Dinge geschrieben wird, die vielen unwichtig erscheinen, kann eine Wiki auf keinen Fall als komplette Enzyklopädie betrachtet werden. Es wird immer etwas geben, das fehlt oder noch fehlerhaft ist! Bei der Verwendung für Wissenschaftliche Arbeiten ist deshalb höchste Vorsicht geboten!

Einer der Mitbegründer von Wikipedia.org überlegt, seine eigene Schöpfung neu zu erfinden, um bestehende Mängel zu beheben.
(www.spiegel.de, ONLINE-ENZYKLOPÄDIE: Wikipedia-Gründer fordert Wikipedia heraus, 17. Oktober 2006)

Kann man mit diesen Kritikpunkten leben, eröffnen die Wikis Möglichkeiten, die man vor einigen Jahren nicht anzudenken wagte. Je größer die Community, die eine Wiki nutzt und laufend verbessert, desto besser sind die Suchergebnisse und deren Qualität.

Eine faszinierende Entwicklung ist derzeit an der Universität in Georgia in Gang, wo StudentInnen gemeinsam mit ProfessorInnen im Stile einer Wiki Lehrbücher zusammenstellen, um das Monopol der Fachverlage zu untergraben.
(www.spiegel.de, ONLINE-EXPERIMENT: Studenten schreiben ihre Lehrbücher selbst, 18. September 2006)

... Wikipedia.org - Die "Jedermann-Enzyklopädie"

Die mit Abstand größte Wiki ist Wikipedia.org. Es gibt Varianten in fast allen Sprachen mit insgesamt 190.000 Artikeln (in dieser Statistik fehlen die Artikel über Wikipedia selbst!).
Jänner 2001 startete Wikipedia - zunächst als Experiment - als freie Enzyklopädie. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Die Idee an sich, eine freie Enzykopädie anzubieten, geht allerdings auf ein anderes Projekt zurück: Nupedia.

(http://de.wikipedia.org/wiki/Nupedia)

... Beispiele für Wikis:

Wikipedia.org - bekannteste und größte Wiki

Wikinews.org - Wiki für Nachrichten

ZUM-Wiki - Wiki der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet

Weitere verwendete Quellen:

Kerstin Kohlenberg: Die anarchische Wiki-Welt. In Internet: http://www.zeit.de/2006/37/wikipedia. DIE ZEIT, 7. September2006, Nr. 37 (Stand 19. Dezember 2006, 9.17 Uhr).

Erik Möller: Das Wiki-Prinzip. In Internet: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/14/14736/1.html. 9. Mai 2003 (Stand 19. Dezember 2006, 10.13 Uhr).

http://de.wikipedia.org/wiki/Wiki (Stand 19. Dezember 2006, 10.25 Uhr)



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