Beate's Weblog
Sonntag, 20. Mai 2007
„Right to communicate“ nach Kuhlen – Wem gehört das Wissen?
1. Worum geht es?

Die „Wissensgesellschaft“ gewinnt heutzutage immer mehr an Bedeutung und rückt die Menschen, die etwas wissen, in den Blick. Nun stellen sich aber die Fragen, wer über welches Wissen verfügt, wem dieses gehört, und welchen Stellenwert die Demokratien und Gerechtigkeit in der Wissensgesellschaft einnehmen? Zur Klärung dieser aufgeworfenen Fragen, finden immer wieder Diskussionen und Auseinandersetzungen, bezüglich des Besitzes von Wissen, statt. Der Besitz von Wissen kann, genauso wie die Verfügung über Wasser, weder ökonomisch als auch technologisch bestimmt werden, sondern letztlich nur politisch.

2. Kurzbestimmung/Definition von „Wissensgesellschaft“

Neben dem Kapital, den Rohstoffen und der körperlichen Arbeit stellt auch Wissen eine wichtiger werdende Ressource in der heutigen Gesellschaft dar und spielt auch in der Wirtschaft eine große Rolle. Wissen ist nicht nur für positive Entwicklungen in der Gesellschaft verantwortlich, sondern auch für negative, welche neben Chancen auch Risiken bergen. Um Beispiele zu nennen, wächst mit dem Wissen zugleich das Nichtwissen, weiters herrscht eine Ungleichverteilung der Ressource „Wissen“. Heutzutage spricht man angesichts dieser Entwicklung vermehrt von einem Wandel von der Industrie- zu einer Wissens- oder Informationsgesellschaft.


3. Politische Priorität

Der Besitz von Wissen kann, wie bereits weiter oben erwähnt, weder ökonomisch, noch technologisch bestimmt werden, sondern letztlich nur politisch. Nun stellt sich eben die Frage, was im Sinne der Politik als wünschenswert gilt: Entweder die Stärkung der Privatwirtschaft mit deren Ziel, Wissen und Informationen über Produkte zu vermarkten und diese schließlich effizienter nutzen zu können? Oder die öffentliche Hand stärker zu unterstützen, deren Ziel es ist, die Produktion und den Zugriff auf Wissen frei zu halten, unabhängig von kommerziellem Interesse d.h. ohne jegliche Absicht auf direkte oder indirekte wirtschaftliche Gewinnerzielung? Schließlich versucht man einen Kompromiss zu finden, welcher sowohl den Ansprüchen der Wirtschaft, Wissen zu verwerten, als auch den Erwartungen der allgemeinen Öffentlichkeit, nämlich der freie Wissenszugang, gerecht werden soll.

4. Macht die Frage nach Besitz von Wissen überhaupt Sinn?

Nun stellt sich die Frage, ob das Wissen selbst nicht prinzipiell ein freies Gut ist? Wissen kann erst dann begrenzt und in Besitz genommen werden, wenn es mit einem Medium oder Zeichensystem (z.B. Buch, Internet) kombiniert wird und somit sichtbar, erkennbar und austauschbar wird. Folglich ist es nicht möglich, auf das Wissen als individueller Besitz oder als Besitz ganzer Gesellschaften Anspruch zu erheben, solange Wissen nicht mit einem Medium kombiniert wurde. Schließlich stellt sich die Frage, ob der Besitz von Wissen nur unter dem Aspekt des Zugriffs relevant ist?

5. Anspruch auf Informationsprodukte?

Anstatt des Wissens selbst, sind es vor allem die aus Wissen erstellten Informationsprodukte, welche auf Märkten gehandelt werden können und deren Zugriff reglementiert werden kann. Fraglich ist aber, ob diese Informationsprodukte gewinnbringend vermarktet werden dürfen und über welche Ausprägungen von Wissen die Informationsgesellschaft frei verfügen darf. Jedoch ist es schwierig, die Nutzung und kommerzielle Verwertung von Wissen im Medium der Informationsprodukte vollständig zu kontrollieren und abzurechnen.

6. Prinzipien, Maßnahmen und Technologien, welche den freien Zugang von Wissen bedrohen

6.1 Leasen von Wissen:

Die vollständige Kommerzialisierung von Wissen könnte bedeuten, dass Informationsprodukte nicht mehr durch Kauf dauerhaft erworben werden können und somit das Wissen nicht mehr im ständigen Besitz des Käufers ist, sondern dass Informationsprodukte über Leasing-Verfahren nur noch für den Augenblick genutzt werden können. Es stellt sich die Frage, ob in der Informationsgesellschaft die Informationsnutzung nicht mehr dem Wissenserwerb durch Lernen dient, sondern der direkten Anwendung und Verwertung. Folglich ist es möglich, durch Informationen erworbenes Wissen sofort wieder zu vergessen, da es jederzeit wieder aktiviert werden kann z.B. durch Suchmaschinen, Wissensportale.

6.2 Zoning von Wissen:

Die Kommerzialisierung (gewinnbringende Vermarktung) der Informationsmärkte macht eine Einteilung der Domänen des Wissens in Nutzungszonen über Passwörter erforderlich. Die Abwicklung der Zuteilung von entsprechenden Lizenzen als auch die Ermittlung der Zahlungsbereitschaft, aufgrund der Nutzungskompetenzen und des Nutzungsinteresses sind jedoch beinahe unüberwindbare Schranken der Zugriffskontrolle.

6.3 Filtern, Blocken von Wissen:

Immer mehr Filter- bzw. Abblockverfahren von Wissenszugriffen kommen heutzutage zum Einsatz. Nun ist aber fraglich, in welchen Situationen das Filtern/Abblocken von Informationen sinnvoll oder wünschenswert ist, in welchen Bedingungen akzeptabel und in welchen überhaupt nicht?

7. Maßnahmen um den Wissenszugang offen zu halten

7.1 Reformulierung der Urheberrechtsgesetzgebung

Die anstehende Reformulierung der
Urheberrechtsgesetzgebung sollte sich nicht nur um die Verbesserung der Autorenrechte und um fairere Verwertungsformen (z.B. Tarife) kümmern, sondern vor allem auch um die Sicherung der freien Zugänglichkeit zum Wissen. Weiters ist fraglich, ob Autoren/Urheber (z.B. Professoren, Politiker) Ansprüche auf private Einnahmen stellen dürfen, da sie ohnehin aus öffentlichen Geldern finanziert werden und es eigentlich ihre Aufgabe ist, Wissen zu produzieren und öffentlich zugänglich zu machen.

7.2 Sicherung der Metainformations- und Orientierungsformen

Da es in der heutigen Informationsgesellschaft immer wichtiger wird, zu wissen, wie man auf Wissen zugreifen kann, als der Besitz von Wissen selbst, wird es immer erforderlicher, dass die verschiedenen Metainformationsformen wie z.B. Suchmaschinen, Register, Bibliothekskataloge, elektronische Wörterbücher und Enzyklopädien, frei zugänglich bleiben.

Quellen:

http://www.berlinews.de/archiv/1875.shtml Manfred Ronzheimer
http://www.bildung2010.de/gutzuwissen/thesen/thesen_kuhlen.html
http://www.bpb.de/publikationen/SQ4C2N,,0,Wissensgesellschaft.html Bundeszentrale für politische Bildung
http://www.google.at/search?hl=de&q=define%3A+wissensgesellschaft&btnG=Google-Suche&meta=

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Julia.Habich.Uni-Linz, Montag, 21. Mai 2007, 20:53


Hi Beate,

Dein Beitrag ist recht interessant zu lesen. Ergänzen möchte ich dazu eigentlich nichts. Ich möchte nur noch sagen, dass ich finde, dass Wissen als freies Gut für jedermann jederzeit zugänglich sein soll - für immer. Eine Zugangsbeschränkung spräche gegen diese "Philosophie". Ich fände so etwas auch nicht angebracht, zumindest nicht in diesem Kontext.

Eine rege Diskussion zu diesem Thema findet derzeit hier statt. Also falls deinerseits ein Diskussionsdrang besteht, einfach einklinken ;) könnte noch interessant werden...

Näheres zu diesem Thema kannst du außerdem noch in meinem Blog nachlesen.



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Ralph.Wakolbinger.Uni-Linz, Montag, 21. Mai 2007, 21:00
Ad 7.1. und ad. 7.2.

Für mich sind im Speziellen die Strategien interessant, wie ein Konflikt zwischen dem „right to communicate“ (r2c) und einer wie auch immer gearteten Reglementierung (Staat, etc.) gestaltet werden könnten. In meinen Ausführungen verweise ich auf Pro – und Contras der jeweiligen Kategorie. Überdies werden auch gesellschaftliche Veränderungen im Zuge einer medialen Globalisierung in meinem Weblog diskutiert.
Zum Weblog von Ralph Wakolbinger

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Michael.Köck.Uni-Linz, Dienstag, 22. Mai 2007, 13:09
Hallo Beate,
finde die Frage die du dir gestellt hast äußerst interessant. Bin ebenfalls (wie Julia im vorherigen Comment) der Meinung dass Wissen ALLEN zur Verfügung kostenlos zur Verfügung gestellt werden soll, anders kann es sich auch nicht in konstruktiven Prozessen (also kollaborativ von jedem) angehäuft werden. Das würde das Gemeinwohl sicher am meisten fördern.

Bleibt das Problem der individuellen Zurechenbarkeit, wenn Wissen frei verfügbar sein soll, es müssen die Schöpfer doch irgendwie entlohnt werden, siehe dazu auch in meinem Weblog unter

/0455921/stories/15813/

lg Michael

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by Julia.Habich.Uni-Linz (2007.05.21, 20:57)
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