Twitter Kollaboratives Arbeiten mit Twitter

robert.markus.uni-sbg, 29. Jänner 2012, 19:59

Wie ich in meinem Beitrag über Twitter angedeutet habe, eignet sich der Dienst hervorragend für kollaboratives Arbeiten, als Lerntool und zum Austausch auf Konferenzen. Im Folgenden möchte ich nun nicht nur zeigen, warum das so ist, sondern auch Beispiele anführen, in denen der Dienst bereits Anwendung findet:

 

  • Twitterwall
  • Einbinden in Lernblocks (Widgets)
  • Weitere Verwendungsmöglichkeiten

 


Twitterwall (http://twitterwallr.com)

 

Twitterwall

Quelle: Twitterwall mit dem Tag „#sbgsm11“ (http://twitterwallr.com/w/sbgsm11)

 

Bei der Twitterwall handelt es sich um eine in Echtzeit snychronisierte Website, die alle Tweets, die über einen bestimmten Hashtag verfügen, anzeigt (im Screenshot: „#sbgsm11“). Sie funktioniert damit wie ein Chat und ist inzwischen fester Bestandteil auf vielen Messen, Diskussionsrunden oder Tagungen, wo sie mittels Projektionsfläche parallel eingeblendet werden kann. So besteht für alle Twitter-Nutzer die Möglichkeit, sich ortsunabhängig daran zu beteiligen (vgl. Albers-Heinemann 2012). Thomas Pfeiffer hat im Rahmen von Web 2.0 in der politischen Bildung (eine Zusammenarbeit der Bundeszentrale für politische Bildung und des DGB Bildungswerks) eine Anleitung zur effektiven Nutzung von Twitterwalls erstellt. Ihr findet sie hier.

Richtig eingesetzt, kann das Tool die kollaborative Arbeit mit Twitter in vielfacher Hinsicht erleichtern: Die Möglichkeit zur Partizipation bei einer öffentlichen Diskussionsrunde bleibt beispielsweise nicht nur auf die Anwesenden beschränkt, sondern steht praktisch allen Twitterern zur Verfügung, so lange das für die Twitterwall genutzte Hashtag früh genug bekannt gegeben (vgl. Pfeiffer 2011) und die Veranstaltung im Web übertragen wird. Auf diese Weise erhält man unmittelbares Feedback. Das können wiederum ModeratorInnen nutzen, um „ins Langweilige oder Abwegige entgleitende Diskussionen zurück ins Zentrum des Interesses zu führen“ (Langer 2009), bzw. gestellte Fragen an die TeilnehmerInnen zu richten.

Zwar besteht die Gefahr, dass unpassende oder inhaltlich falsche Beiträge auf der Twitterwall erscheinen, doch dieses Problem lässt sich leicht umgehen: Die Hashtags müssen so gewählt werden, dass sie zur jeweiligen Veranstaltung passen. Oft handelt es sich dabei um Abkürzungen (bspw. „#sbgsm11“). Hashtags mit normalen Wörtern sind dagegen weniger sinnvoll, weil dadurch Beiträge auf die Wall gelangen, die nicht unmittelbar mit der Veranstaltung zusammenhängen. Je gebräuchlicher ein Begriff ist, umso weniger eignet er sich als Hashtag (bspw. „#media“). Außerdem weist der Zehn-Minuten-Blog von Cocodibu darauf hin, wie wichtig eine richtige Platzierung der Projektionsfläche für die Twitterwall ist. Sie sollte keinesfalls „direkt hinter dem Podium angebracht [sein]“(ebd. 2010), weil sie DiskutantInnen und ModeratorInnen sonst verborgen bleibt. Außerdem sollten Twitterer nicht erst am Ende einbezogen werden, sondern ständig einen Teil der lebhaften Diskussion bilden (vgl. ebd. 2010).

 


Einbinden in Lernblogs über Widgets


Twitter bietet eine Reihe von Widgets an, die man in den eigenen Blog integrieren kann. Die Auswahl reicht von persönlichen Feeds bis zu kleinen Hashtagwalls, die der zuvor erläuterten Twitterwall ähneln. Klug eingesetzt, schafft das Verknüpfen beider Tools eine bessere Organisation für das kollaborative Arbeiten in der Lehre. So besteht die Möglichkeit, mittels Tweet auf neue Einträge im Lernblog hinzuweisen. Wenn man die Kurznachricht an einen zuvor festgelegten Hashtag bindet, erscheint sie automatisch in den Hashtag-Widgets aller TeilnehmerInnen. Damit erspart man sich zeitaufwändiges Suchen in den einzelnen Blogs und jeder weiß, wo gerade etwas passiert (vgl. Kerres/Preußler 2009). Ebenso könnten Lehrende an ausstehende Aufgaben erinnern (vgl. Pleil 2009), interessante Quellen verlinken oder Fragen beantworten. Anderseits eignet sich das Widget auch für Lerngruppen, um Statusmeldungen an ihre DozentInnen zu geben oder „kollektives Brainstorming zu betreiben“ (Kolletzky 2008). Wer selbst ein Widget einbauen möchte, kann dem von mir geschriebenen Tuturial folgen.

 


Weitere Verwendungsmöglichkeiten


Es gibt noch weitere Eigenschaften, die Twitter interessant für die Lehre machen. Da pro Beitrag nur 140 Zeichen zugelassen sind, muss eine Nachricht auf die wichtigsten Aspekte reduziert werden, was wiederum zu einem schnelleren Austausch führt. Weiterhin ermöglicht Twitter ähnlich wie auf Konferenzen ein ständiges (Live-)Feedback für Lehrende. Stieger und Burger schlagen sogar vor, den Dienst zur anonyme Kursevaluierung zu nutzen (vgl. ebd. 2010: 163ff.). Desweiteren ist Twitter auch für die Recherche (über die Hashtagsuche) nach Artikeln, Themen und anderen Quellen geeignet. Der Medienpädagoge Björn Friedrich hat zudem spannende Ideen entwickelt, auf welche Weise Mikroblogging für schulische Projekte oder in der Jugendarbeit eingesetzt werden könnte. Hierbei stellt er unter anderem den Twitterkanal Tiny Tales vor, wo es darum geht, eine Kurzgeschichte aufzuschreiben, die nur 140 Zeichen enthalten darf. Dieses Format ließe sich „hervorragend übertragen, beispielsweise in Form eines Short-Story-Contests in der Schule oder im Jugendzentrum“ (Friedrich 2011).


Insgesamt zeigt sich also, dass Twitter, wenn es richtig eingesetzt wird, ein vielfältig einsetzbares Tool für das kollaborative Arbeiten und gemeinsame Lernen ist. Auch in Hinblick auf Konferenzen oder Diskussionsrunden besitzt der Dienst großes Potential. Zwar gibt es auch kritische Stimmen, doch die angeführten Beispiele machen meiner Meinung nach trotzdem deutlich, dass es sich mehr als lohnt, Mikroblogging in diesen Bereichen auszuprobieren und zu nutzen.

 

 

Quellenverzeichnis


0 comments :: Kommentieren