Webkommunikation Paul Watzlawick im Web 2.0
susanne.aichinger.uni-linz, 7. Mai 2013, 13:41
Ausgehend von „Man kann nicht nicht kommunzieren“, als eines der bekanntesten Zitate von Paul Watzlawick, wird klar, dass es in der Kommunikation nicht nur um das gesprochene Wort, sondern auch, bzw. vor allem (vgl. Eisberg-Modell) um die nonverbale Kommunikation geht. Als nonverbale Kommunikation werden vor allem kontrollierbare und unkontrollierbare Mimiken und Gestiken verstanden (Q1). Wer mehr über die Interpretation von Gesichtsausdrücken erfahren möchte, dem sei das Interview mit Paul Ekman ans Herz gelegt. Die Auswirkung von unbewusster Kommunikation hat weniger mit einem selbst zu tun, sondern viel mehr damit, was die anderen von einem selbst wahrnehmen. Es betrifft die Person selbst also nur in soweit, dass man die Wahrnehmung von einem selbst bei anderen Menschen beeinflusst. Dazu passt der Satz von Paul Watzlawick: Wahr ist nicht, was A sagt, sondern was B versteht (Q2). Hier geht es aber nicht nur um die direkte Kommunikation, sondern auch um das, was nonverbal „mitschwingt“.
Wenn ich nun als Beispiel im Web Facebook nehme, ist hier nonverbale Kommunikation möglich. Ich poste Inhalte, klicke gefällt mir und auch Statusmeldungen in denen ich beschreibe wie es mir geht oder was gerade mache. Dadurch entsteht für meine FreundInnen ein gewisser Eindruck, und zwar nicht nur durch die Dinge, die ich tatsächlich schreibe, sondern auch durch die Häufigkeit und welche Inhalte mir gefallen. Ob dies immer so verstanden wird, wie ich es meine, kann ich nicht kontrollieren. Eine neue Perspektive entsteht dadurch: Wenn ich mit einer Person spreche und sie nimmt etwas wahr, kann ich das wiederrum wahrnehmen. Auf Facebook kann ich das nicht immer: Wenn sich eine Person denkt: „Die postet aber oft etwas, die hat nichts zu tun“ dann kann ich ihre Wahrnehmung nicht so direkt sehen, wie wenn ich ihr etwas über meine Aktivitäten erzähle und dabei einen abfälligen und anderen Gesichtsausdruck wahrnehme. Gleichzeitig versucht das Web aber hier Möglichkeiten zu schaffen, die diese Wahrnehmung ermöglichen, zum Beispiel durch Gefällt mir Buttons oder Emoticons. (Darüber hat bereits mein Kollege gebloggt.)
Somit gibt es auch unbewusste Kommunikation im Web, mit dem was ich im Web mache, werde ich von anderen in bestimmter Weise wahrgenommen. Hierbei entsteht das Dilemma, dass ich die Reaktion der anderen darauf nicht immer sehen kann (ähnlich wie beim Telefongespräch, wo ich nur mit sehr viel Wissen/Kennen der anderen Person merke, ob er oder sie beispielsweise die Augen verdreht).
Zurückkommen möchte ich nun allerdings zum allerersten Zitat: Man kann nicht nicht kommunizieren. Und das gilt meiner Ansicht nach auch im Web. Wieso? Ich kann auf Facebook angemeldet sein und es nur dafür nutzen um Informationen zu bekommen (Seiten liken, News von FreundInnen zu sehen). Um zu diesen Informationen zu kommen, muss ich allerdings interagieren: Ich muss mich zu allererst bei Facebook anmelden (das nehmen vielleicht nur Server/Datenbanken wahr). Um Facebook in irgendeiner Form zu nutzen, muss ich mich mit Menschen befreunden oder Seiten liken und diese Interaktion können Menschen, die Facebook nutzen und in meinem Umfeld sind, wahrnehmen. Alleine durch die Handlung entsteht also Kommunikation, die von anderen interpretiert und verstanden werden kann. Auch bei Twitter oder anderen Web 2.0 Plattformen steht Interaktion im Vordergrund und somit kann auch im Web 2.0 nicht nicht kommunziert werden.
Auf der unten genannten Q2 gibt es noch eine Aussage, die im Web kritisch (und natürlich mit einem Augenzwinkern) verstanden werden kann: „Reife, so lautet bekanntlich der ausgezeichnete Aphorismus, ist die Fähigkeit, das Rechte auch dann zu tun, wenn es die Eltern empfohlen haben.“ Im Zusammenhang mit webaffinen Kindern (um nicht zu sagen Digital Natives) und nicht so webaffinen Eltern, lässt sich dieses Zitat vielleicht umkehren. Ansonsten denke ich dass Paul Watzlawicks Aussagen, auch in der virtuellen Welt Bestand haben.
Quellen
Q1: http://greentaru.wordpress.com/2010/10/02/unbewusste-kommunikation/
Q2: http://www.info-graz.at/paul-watzlawick-zitate-zitat-kommunikationswissenschaft-sprueche-aphorismen-aphorismus/
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