Statement Das Internet als Totengräber der Printmedien?

Florian.Kreibe.Uni-Sbg, 2. April 2011, 17:58

 

Auch mich hat die Vorhersage bezüglich des Printjournalismus sehr fasziniert und ich habe als regelmäßiger Zeitungsleser mit Genugtuung betrachtet, dass sich Google Epic in der Voraussage doch etwas getäuscht hat. Auch wenn die Presse, insbesondere in den USA, an Auflage verliert und Zeitungen vom Markt verschwinden, so gibt es sie doch immer noch. 

These: Zeitungen werden noch einige Zeit wichtig bleiben

Ich möchte daher die folgendeThese aufstellen: Eine professionelle Instanz (bzw. mehrere Instanzen), die Nachrichten  auswählt, (ein)ordnet und interpretiert wird auch auf absehbare Zeit weiter bestehen und benötigt, trotz der in Google-Epic prophezeiten und teilweise bereits bestehenden Technologien. 

Verlage und Technologieunternehmen können profitieren

Ganz besonders missachtet hat dieser Film, wie auch viele andere Vorhersagen, die Tatsache, dass Internet und Mobilkommunikation von Zeitungshäusern profitieren können, wie dies auch andersherum der Fall ist. Im Film werden die Zeitungen und das Internet-Firmenkonglomerat hingegen als klare Gegner dargestellt. Betrachtet man jedoch die heutige Internetlandschaft, so weisen Klickzahlen  auf eine steigende Bedeutung von Nachrichtenportalen hin, die eben doch wieder großen Printverlagen entspringen.

 

Beschreibung

Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach: Innovationen treiben die Märkte. (aufgerufen am 02.04.11)


 

Unter den beliebtesten Nachrichten-Apps für Smartphones belegen Informations-Apps, in Deutschlands beispielsweise von der Tagesschau oder von n-tv, vordere Plätze. So ist zum heutigen Datum (02.04.2011, 16:50 Uhr) unter den Top10 der Gratis-Nachrichtenapps in Apples App-Store (Deutschland)  nur eine einzige App (Platz 9), die keine App eines Printtitels oder Fernsehsenders ist. Ein ganz ähnliches Bild zeigt sich bei den Top10 der umsatzstärksten Apps und auch unter den Top 10 der gekauften Nachrichten-Apps sind über die Hälfte der Apps Ableger von klassischen Medien. Also finden sich auch hier wieder jene Informationsangebote der rennomierten und bekannten Nachrichtenlieferanten. Das neue Geschäftmodell von Apple, an Zeitungs-App-Abos für das IPad mitzuverdienen (02.04.11) macht auch deutlich, dass hierin scheinbar selbst von Apple, einem Vorreiter moderner Technologien, ein Zukunftsmarkt gesehen wird und dass eine gewisse Anzahl an RezpientInnen auch bereit ist, für aufbereitete Informationen weiterhin zu bezahlen, trotz aller kostenfreien Angebote im Internet. 

Zur Bedeutung der verschiedenen Informationsquellen

Das Allensbachinstitut hat im Rahmen der großangelegten Studie "Allensbacher Computer- und Technik-Analyse" in Deutschland hierzu auch passende Zahlen ermittelt.

Quelle für das aktuelle Tagesgeschehen gestern

Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach: Innovationen treiben die Märkte. (aufgerufen am 02.04.11)


Es zeigt sich, dass das Internet als Informationsquelle zum Tagesgeschehen sehr große Wachstumsraten aufweist. Dennoch ist es im Vergleich zu den anderen Medien schwach vertreten. Besonders interessant ist, dass das Fernsehen hierbei nicht wirklich an Relevanz zu verlieren scheint, ebenso wie das Radio. Die Relevanz der Zeitungen sinkt. Die subjektiv eingeschätzte Relevanz der Medien wurde im Rahmen der Studie auch direkt abgefragt: 

EInschätzung der Wichtigkeit der Informationsquellen

 

Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach: Innovationen treiben die Märkte. (aufgerufen am 02.04.11)

Hier ist das Bild etwas anders. Zeitungen und Fernsehen verlieren in der subjektiven Einschätzung deutlicher. Interessant, dass Nutzung und die Einschätzung der Relevanz also etwas divergieren. Ein weiteres Indiz dafür, dass Vorhersagen über den nahenden Untergang der Zeitungen oder anderer Medien nicht unbedingt belastbars ein müssen.

Zudem besteht bei einem großen Zeit der RezipientInnen meiner Ansicht nach auch durchaus das Bedürfnis nach einer geprüften Quelle, nach einer Instanz, deren Profession (und nicht etwa „nur“ deren Hobby) es ist, Nachrichten zu ordnen, ihnen Relevanz zuzusprechen und verantwortungsbewusst mit ihnen umzugehen. Selbst jene, die das Web2.0 nutzen, erkennen dies. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich Wikileaks bei der Veröffentlichung der Botschaftsdepeschen gezielt mit Leitmedien in einigen Ländern (z.B. den SPIEGEL in Deutschland) zusammengetan hat, um die Informationen zu veröffentlichen. 

Fazit

Klar ist meiner Ansicht nach aber auch: Die Zeitungen werden es schwer haben. Viele von Ihnen werden als (reines) Printprodukt wohl keine Zukunft haben. Die Big-Player (und somit sicherlich auch die NYT) werden jedoch meiner Ansicht nach auch weiterhin eine Rolle bei der Nachrichtenverbreitung spielen. Die Vorhersage in Google-Epic war hier etwas zu holzschnittartig. Betrachtet man die Diagramme zur Mediennutzung ind zur Einschätzung ihrer Relevanz wird deutlich, dass redaktionelle ANgebote (Radio, Print, Fernsehen, online) weiterhin einen sehr hohen Stellenwert haben. 

0 comments :: Kommentieren