Statement Der "Browserkrieg" Microsoft gegen die EU
Florian.Kreibe.Uni-Sbg, 28. Mai 2011, 18:34
Worum es geht
Im Rahmen des Themas Browserkrieg möchte ich mich näher mit Microsofts Internet Explorer, bzw. mit den günstigen durch Microsoft geschaffenen Rahmmenbedingungen für dessen verbreitung beschäftigen, welche in den letzten Jahren von der EU mit Strafen auf Auflagen belegt wurden. Wie allgemein bekannt sein sollte, geriet Microsoft in die Kritik der Wettbewerbshüter, nachdem es sein weit verbreitetes Betriebsprogramm "Windows" mit dem Internet Explorer als festen und vorinstallierten Bestandteil vertrieb. Bereits 2008 kam es deswegen zu ersten Klagen der Konkurrenz (vgl. z.B. Welt-Online vom 14.01.2008). Eigentlicher Ursprung der Rechtsstreitigkeiten war die Geheimhaltung der Windows-Quellcodes, die es anderen Softwareentwicklern erschwert Programme zu entwickeln, die effizient auf Windows-Basis arbeiten können. Während es Microsoft gelang bezüglich dieses Vorwurfes in den USA einen Vergleich zu schließen, war dies in der EU nicht möglich. Hier wurde sogar weitergehend noch die Integration von Browser und Media-Player in das Betriebssystem als Missbrauch der Marktbeherrschenden Stellung des Sofware-Riesen kritisiert und Strafzahlungen in historischer Höhe verhängt. Kläger war hier Opera, andere Unternehmen (Safari und Google) schlossen sich der Klage an. Während es Microsoft gelang, die Frage der Browserwahl im Einvernehmen mit der EU-Kommission zu lösen, ist der Streit um die Quellcodes weiterhin noch nicht endgültig geklärt (vgl. Kuhn 2010: 81)
Die außergerichtliche Einigung
Microsoft gelang es bezüglich der Browserfrage den Konflikt mit der EU zu lösen. Dennoch überwies Microsoft im Rahmen des Rechtsstreits alleine bis Ende 2009 rund 1,7 Milliarden Euro Strafzahlungen nach Brüssel (vgl. Patalong 2009: o.S.). Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes verkündete schließlich die Einigung mit Microsoft bezüglich des Browserstreits auf einer Pressekonferenz, wie das nächste Video zeigt:
Was sah die EInigung nun vor? Microsoft verpflichtete sich, den Usern seines Betriebssystem auch andere Browser zur Auswahl anzubieten. Nach einem entsprechenden Update bzw. bei neuen verkauften betriebssystemen öffnet sich dabei bei den Usern ein Dialogfenster, in welchem Die Nutzer auf andere verfügbare Browser in zufälliger Reihenfolge aufmerksam gemacht werden und über welches die User den Browser ihrer Wahl auch direkt herunterladen, installieren und als Standardbroweser festlegen können (vgl. Patalong 2009: o.S.).
Auswahlfenster in Windows (Quelle: http://screenshots.winfuture.de/Microsoft-Windows-Browserwahl-1266576450.jpg abgerufen am 28.05.2011)
Als weitere Folge dieser Einigung wurde auch eine eigene Internetseite von Microsoft eingerichtet (http://www.browserchoice.eu/) welche zwölf Browser präsentiert und zum Download anbietet. Dabei werden die Browser in Gruppen nach Zufallsprinzip angezeigt. Die Wichtigsten, also Internet Explorer, Firefox, Safari, Opera und Google Chrome bilden dabei die erste Gruppe. Ebenfalls befinden sich auf der Seite Informationen zur Deaktivierung des Internet-Explorer.
Bewertung
In meinen Augen sind all diese Einigung für Microsoft nicht weiter problematisch. Insofern sehe ich auch in der Regelung keine zufriedenstellende Lösung des Problems, wie dies Neelie Kroes bezeichnet. Und zwar aus folgenden Gründen: Wer den Internet Explorer nicht mag, der dürfte bereits vorher gewusst haben, welche Alternativen existieren. Wem egal ist, womit er surft, der dürfte sich auch von einem Auswahlfenster mit verschiedenen Browsern wohl nur schwer davon überzeugen lassen, jetzt einfach Mal einen anderen Browser auszuprobieren. Gerade jene Nutzer, die mit dem Internet Explorer surfen, weil sie das einfach schon immer getan haben dürften vermutlich Neuem und Unbekanntem gegenüber eher skeptisch sein. Auch wenn Anbieter wie Opera in der Zeit nach der EInrichtung des Browserwahlfensters sprunghaft ansteigende Downlaodzahlen vermeldet (vgl. http://diepresse.com/home/techscience/internet/547301/Opera_BrowserWahl-in-Windows-hat-Downloads-erhoeht) dürften sich die Auswirkungen wohl insgesamt eher in Grenzen halten. Zumal prozentuale Stiegerungen bei sehr geringem Marktanteil ohnehin nicht wirklich aussagekräftig sein dürften. Kritik gibt es auch aus der Presse immer wieder, auch die kleineren Anbieter von Browsern fühlen sich beim Auswahlfenster von Microsoft benachteiligt (vgl. http://derstandard.at/1267743555872/Beschwerde-Entwickler-mit-Browser-Auswahl-unzufrieden).
Allerdings zeigt dieser Fall auch die Verbraucherorientierung in der Politik der Europäischen Union. Während in den USA leicht Vergleiche geschlossen werden können, bzw. einige Themen (hier die Browserwahl) gar nicht auf der Tagesordnung stehen, entwickelte sich der Rechtsstreit in der EU zu einem für Microsoft nicht billigen Unterfangen. Mir als außenstehendem Laien drängt sich der Verdacht auf, dass Microsoft hier die Härte und Konsequenz der EU etwas unterschätzt hat, auch wenn die Frage der Browserwahl schlussendlich im Einvernehmen geregelt wurde.
Literatur
Direkt aus Onlineartikeln übernommene Infos ohne Autorennennung sind im Fließtext verlinkt. Abrufdatum jeweils 28.05.2011. Weitere Quellen:
Kuhn, Britta (2010): EU-Leitfaden für Unternehmen. Die Vorgaben der Europäischen Union optimal nutzen. Wiesbaden: Gabler Verlag)
Patalong, Frank (2009): Streit um Internetbrowser. EU-Kommission lässt Microsoft vom Haken. Online unter: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,667392,00.html (aufgerufen am 28.05.2011)
Backlink zum passenden Connector
Carla.Stenitzer.Uni-Sbg, 30. Mai 2011, 10:54
Wie ich gesehen habe, hast du dich bereits beim passenden Connector verlinkt. Damit Interessierte auch schnell und einfach andere Beiträge finden können, die sich mit demselben Thema auseianndersetzen, hier noch einmal der Link zum Connector "Browserkrieg".