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Aktualisiert: 2012.01.31, 14:19 |  login | 
Sonntag, 13. März 2011

2010 war ein großes Jahr für den Film in Deutschland. Vom 11. bis zum 21. Februar fanden die Internationalen Filmfestspiele Berlin zum 60. Mal statt; die Berlinale feierte also ein rundes Jubiläum. Diese große Bühne wurde genutzt, um der Weltöffentlichkeit ein Meisterwerk zu präsentieren, das jahrzehntelang als verloren galt: Die Rede ist von „Metropolis“, einem der aufwändigsten und stilprägendsten Science-Fiction Filme aller Zeiten und Meilenstein des Deutschen Expressionismus in der Weimarer Republik. Die Originalfassung von Januar 1927 konnte nicht an den Kinokassen reüssieren, weshalb die UFA im Sommer desselben Jahres eine gekürzte Fassung in die Kinos brachte, jedoch auch ohne den gewünschten Erfolg, den der heutige Mythos „Metropolis“ vermuten lässt. International bekannt wurde zunächst lediglich die von Channing Pollock im Auftrag der Paramount Pictures geschnittene Version; dieser hatte das 4189 Meter lange Werk von Fritz Lang um ganze 1089 Meter gekürzt und dabei auch vollständige Szenen eliminiert und umgeschnitten, wodurch die Gesamtdramaturgie des Films verloren ging (vgl. Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung 2010: 11f.). Die Versuche eine nahezu vollständige Fassung zu rekonstruieren scheiterten, da angenommen werden musste, dass die fehlenden Teile des Films gänzlich vernichtet wurden. Bereits in den 1980er Jahren kursierten Gerüchte, dass in Argentinien eine nahezu komplette Version von „Metropolis“ existiert, dieser Verdacht bestätigte sich jedoch erst 2008 als Fernando Martín Peña, nach aufwändiger Recherche, im Museo del Cine in Buenos Aires drei Filmdosen mit einer schlechten aber fast vollständigen Kopie zu Tage brachte. Diese wurde mit Hilfe der Museumsdirektorin Paula Félix-Didier nach Deutschland gebracht und durch die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und die Deutsche Kinemathek aufwändig restauriert, wobei die Gebrauchs- und Beschädigungsspuren für immer sichtbar bleiben werden. (Vgl. ebd.: 13ff.) Heute zählt „Metropolis“ „zum UNESCO-Welterbe ´Memory of the World´“ (Neumann 2010b: o. S.; in der Fassung von 2001, Anm. d. Verf.).

Metropolisvorführung vor dem Brandenburger Tor

(Quelle: Reuters/Spiegel)

Am 12. Februar 2010 schließlich wurde die Fassung „27/10“ zeitgleich in der Alten Oper Frankfurt und im Friedrichstadtpalast Berlin uraufgeführt und live an das Brandenburger Tor sowie über den Sender Arte nach ganz Europa übertragen (vgl. Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung 2010: 2). Und so kann heute wieder fast der vollständige Film rezipiert werden, mit seinen Geschichten um Freder, Maria, Oberstadt und Unterstadt, den Club der Söhne, Hel und vieles mehr.

Fritz Lang setze aber nicht nur in Bezug auf Professionalität Detailgenauigkeit und Filmtechnik neue Maßstäbe, vielmehr beeinflusste die Filmästhetik von Metropolis die weitere Filmgeschichte. Nicht ohne Grund denkt man bei Gotham City sofort an Metropolis und seine Wolkenkratzer. Neben den sozialen Fragen, die in Metropolis aufgeworfen werden, werden aber auch zahlreiche technische Neuerungen präsentiert, die für die damalige Zeit revolutionär waren.

Skyline Gotham City

(Quelle: Dayofwomen)

Skyline Metropolis

(Quelle: Konsumkinder)

Bildtelefon 1

Das Bildtelefon hatte in Metropolis seinen wohl ersten Auftritt in der Filmgeschichte. Diese Technologie faszinierte sowohl die Menschen als auch die Filmemacher über viele Jahrzehnte, wie auch die Übersicht von Professor Schmitz von der Universität Duisburg Essen zeigt. Bildtelefone selbst konnten sich zwar auf dem Markt nicht wirklich durchsetzen aber Videokonferenzen mittels Programmen wie Skype oder MSN sind heute Alltag, sei es am Heim PC, am Notebook oder mobil via Smartphone.

Bildtelefon Metropolis

(Quelle: Schmitz)

Einschienenbahn

Die in Metropolis prognostizierte Verkehrslast erinnert stark an heutige Großstädte: Vielspurige Straßen, zäh fließender Verkehr und auch Flugzeuge dienen dem Transport - Zustände an die Mitte der 1920er Jahre noch nicht zu denken war. Eine weitere Neuerung in Metropolis ist die Einschienenbahn, eine Technik, die die Menschen fasziniert und die inzwischen auch umgesetzt wurde. Teilweise wurden Einschienenbahnen aber auch wieder zurückgebaut. Eine besondere Form dieses Transportmittels, die Magnetschwebebahn Transrapid, führt vor Augen, zu welchen technischen Leistungen die Menschen schon heute fähig sind aber gerade hier zeigt sich, dass nicht alles was machbar ist auch wirtschaftlich ist. Geplante Transrapidstrecken im Ruhrgebiet, zwischen Hamburg und Berlin sowie zwischen München und dem dortigen Flughafen wurden nicht realisiert; eine kommerzielle Nutzung findet lediglich in Shanghai statt.

Verkehr in Metropolis

(Quelle: Filmering)

Robotermensch

In Metropolis erschafft der Erfinder Rotwang einen Robotermenschen, der einen vollkommenen, bösen, Klon von Maria darstellt. Roboter sind in unserer heutigen automatisierten Welt Alltag, man denke nur moderne Automobilfabriken. Wissenschaft und Technik sind jedoch bis heute nicht in der Lage, Roboter zu erschaffen, die die menschliche Bewegung und Denkweise übernehmen können, wenn auch in diesem Gebiet immer weitere Fortschritte gemacht werden. Roboter werden immer "menschlicher" und auch künstliche Organe und Gelenke werden in der Medizin verwendet. In Metropolis wird Maria mit dem Robotermenschen verbunden und Gehirn quasi übertragen, dies kann auch als Metapher für die fortschreitende Vernetzung und die Auslagerung von Wissen in das Internet gedeutet werden.

Robotermensch

(Quelle: Moosbett)






Herzmaschine

Moloch Herzmaschine

(Quelle: Villa Grisebach/BZ)

Die Herzmaschine hält Metropolis in Gang, gleichzeitig ist sie aber auch die Maschine Moloch, die die Arbeiter "frisst", also ihre Arbeitsleistung verbraucht. Fritz Lang thematisiert dabei die zunehmende Ungleichheit zwischen Ober- und Unterschicht und die Ausbeutung der einfachen Arbeiter. Eine zentrale Maschine die alle am Laufen hält stellt aber gleichzeitig auch eine frühe Vorstellung des Internets dar: Privatpersonen, Wissenschaft und Wirtschaft sind heute in einem hohen Maße von der nahezu vollständigen Vernetzung abhängig. Ein Ausfall oder eine Störung des Internets hat schwerwiegende Folgen und zurecht werden Beschränkungen des Internets durch diktatorische Regime scharf kritisiert. Insofern kann die Frage nach der Abhängigkeit der Menschen von der Technik mehr als berechtigt gestellt werden.

Bildtelefon 2

Das Bildtelefon in Metropolis war noch ein massives Gerät, bereits 1929 waren die Vorstellungen davon weitaus eleganter und kompakter, wie eine Sammelkarte aus dem Jahre 1929 belegt.
Mobiltelefonie 1929
Die Damen verwenden filigrane, mobile Bildtelfone, die zwar über die damals typische Sprechmuschel aber ein Headset verfügen; und die Körperhaltung legt nahe, dass die Geräte nicht schwer sind. Im Gegensatz zu den Sammelbildern aus dem Jahre 1900 wirken auch andere Elemente zukunftsweisen, so beispielsweise das futuristisch anmutende Fahrzeug im Hintergrund.
Skype to go und Smartphones? Die reale Entwicklung hat die Fiktion überholt - aber der Gedanke an Mobilkommunikation ist noch viel älter, wie abschließendes Zitat auf faszinierende Weise belegt:

"Jedermann wird sein eigenes Taschentelefon haben, durch welches er sich, mit wem er will, wird verbinden können. Die Bürger der drahtlosen Zeit werden überall mit ihrem Empfänger herumgehen, der irgendwo, im Hut oder anderswo, angebracht sein wird ..."
(Sloss, Robert (1910): Das drahtlose Jahrhundert. In: Brehmer, Arthur (Hrsg.): Die Welt in 100 Jahren. Berlin: Olms Verlag.)
(Verlinkungen überprüft am 21.03.2011)

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Zukunftsvision in meinem Statement

Ein Bild aus der Präsentation von dir, lieber Philip und Fabian Prochazka aus dem Jahr 1930 stellt zwei Frauen dar, die wohl im Garten eines Cafés sitzen und die mittels Videotelefonen kommunizieren. In der grafisch dargestellten, technologischen Zukunftsvision werden gerade zwei Frauen mit der beschriebenen Neuerung gezeigt. Diese Darstellungsform (zwei emanzipierte Frauen in Verbindung mit technologischen Neuerungen) erscheint mir unüblich, vor allem für das Jahr 1930. Einem Gender-Thema widme ich mich, ausgehend von dieser Zukunftsvision, in meinem zweiten Statement.

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