Die beiläufige Kommunikation ist in unserer heutigen Gesellschaft allgegenwärtig und sollte trotzdem mit Vorsicht „genossen“ werden. Der Trend permanent erreichbar zu sein und „Multitasking“ zu betreiben, verstärkt die Meinung umso mehr, dass beiläufige Kommunikation nur als eine positive Entwicklung angesehen wird. Doch anhand von einigen Beispielen, soll gezeigt werden, dass dieser neue Trend, auch seine Schattenseiten hat.
Multitasking ist inzwischen schon fast Voraussetzung für jeden Job, aber auch im Privatleben. Mindestens zwei Sachen gleichzeitig zu machen gehört schon fast zur Normalität. Beispielsweise Fernsehen und Chatten, oder Telefonieren und nebenbei Emails abrufen. Doch neben diesen „trivialen“ Tätigkeiten wird Multitasking auch zunehmend in der Arbeitswelt verlangt und praktiziert. Dies äußert sich in Form von parallelen Arbeiten zu erledigen und dabei zwischen diesen hin und her zu switchen oder sich mit dem Kollegen zu unterhalten, während man eigentlich eine wichtige Aufgabe erledigt. Wie praktisch und effektiv Multitasking auch klingen mag, in der Realität sieht das anders aus. Der deutsche Neurobiologe Martin Korte gibt an, dass das menschliche Gehirn nicht geeignet ist Multitasking zu betreiben, jedoch aufgrund der digitalen Medien dazu „gezwungen“ ist dies zu tun. Werden dabei noch Tätigkeiten durchgeführt die unterschiedlich sind, wird das Gehirn bei der Informationsverarbeitung überanstrengend und die Fehlerhäufigkeit steigt an. Zusätzlich führt das häufige Unterbrechen der Tätigkeit auch dazu, dass die Konzentration auf die eigentliche Tätigkeit nachlässt, da das Gehirn immer eine gewisse Zeit benötigt um sich wieder auf die Thematik zu konzentrieren. [1]
Auch die Second-Screen Technologie führt zu einer beiläufigen Kommunikation insbesondere in Bereich des Fernsehens und der gleichzeitigen Nutzung von verschiedenen Endgeräten. Einer Studie zufolge aus dem Jahr 2012 zeigt, dass ungefähr die Hälfte der Befragten angaben, während TV zu schauen gleichzeitig im Internet zu surfen oder Emails zu schreiben. Über ein Drittel der Befragten nutzten währenddessen Soziale Netzwerke. [2] Auf diesen Trend reagieren auch die TV Sender, die versuchen ihre Zuschauer zu animieren während der laufenden Sendung mit anderen Zuschauern offen zu diskutieren. Dabei werden neben den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter auch Senderinterne Dienstleistungen, wie Pro 7 Connect, für Diskussionen genutzt. Für die Fernsehsender sind diese Diskussionen durchaus relevant, da sie anhand der Stimmung in den Kommentaren feststellen können wie die Zuschauer zu der gezeigten Sendung stehen und wo Verbesserungspotenzial besteht.
Wie auch in der vorangegangenen Diskussion über Multitasking, besteht aber auch beim „Second-Screen“ Fernsehen, die Gefahr, die Aufmerksamkeit auf den eigentlichen Inhalt der Sendung zu verlieren. Ein Beispiel hierfür ist das ausgestrahlte TV-Kanzler-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück im Herbst 2013, bei dem über politische Themen vor der Bundestagswahl diskutiert wurde. Das Hauptthema der Twitter-User war allerdings die Halskette von Angela Merkel und nicht wie gewünscht, die politischen Geschehnisse und mögliche Stimmungsparameter für die bevorstehende Wahl. [3] Dieses Beispiel verdeutlicht, dass beiläufige Kommunikation nicht für alle Bereiche und Themen geeignet sind. Der Fokus auf die eigentliche Thematik geht bei zu viel Ablenkung verloren und unwichtige Inhalte werden auf einmal wichtig. Dies kann sich natürlich auch in manchen Fällen durchaus zu einem Vorteil entwickeln, wenn aus einem normalen, beiläufigen Gespräch sich Ideen und Lösungen entwickeln, auf die man durch langes Nachdenken nicht gekommen wäre.
Beiläufige Kommunikation kann nicht grundsätzlich als positives oder negatives bewertet werden, es geht vielmehr um seine eigene persönliche Einstellung und darum was einem selber als bedeutsam oder eher nebensächlich also beiläufig erscheint. Wenn beispielsweise in einem Gespräch „Phubbing“ (nähere Informationen in diesem Blogbeitrag) betrieben wird, dann mag das für manche Personen in Ordnung sein, für andere ist diese Art der Kommunikation unhöflich.[4] Denn im Prinzip könnte daraus abgeleitet werden, dass das Smartphone wesentlich interessant als das eigentliche Gespräch ist und diese eigentlich nur noch als beiläufig erscheint.
[1] Hirnforscher: Menschen nicht zum Multitasking geschaffen; http://derstandard.at/1376534439152/Hirnforscher-Menschen-nicht-zum-Multitasking-geschaffen
[2] Statistik über Parallelnutzung von TV und Internet nach Tätigkeit; http://de.statista.com/statistik/daten/studie/252330/umfrage/parallelnutzung-von-tv-und-internet-nach-taetigkeit/
[3] Fernsehen mit Second Screen - ein Bildschirm ist nicht genug; http://www.sueddeutsche.de/medien/fernsehen-mit-second-screen-ein-bildschirm-ist-nicht-genug-1.1760818-2
[4] Stop Pubbing - Smartphone Check im Gespräch ist unhöflich; http://www.focus.de/digital/multimedia/telekommunikation-stop-phubbing-smartphone-check-im-gespraech-ist-unhoeflich_aid_1065516.html
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