Tageszeitungen in der Krise?

marlene.siegl.uni-linz, 2. Juli 2014, 22:51

It’s the customer, stupid!

 

Richard Gutjahr, freier Journalist, Blogger, Kolumnist und  Moderator schreibt in seinem Artikel „It’s the customer, stupid!“ die Entwicklung der Zeitung und stellt sich die Frage „Wie muss sich die Zeitung verändern, damit sie in Zukunft genügend Leser findet?

 

Er schreibt über die zeitliche Entwicklung des Druckwerks Zeitung und die Entwicklung hin zu digitalen Medien und immateriellen Produkten. Außerdem stellt sich Gutjahr die Frage, ob Journalisten verschlafen haben, auf den Zug Internet aufzuspringen? Seiner Meinung nach kritisieren gerade Journalisten häufig die mangelnde Innovationsfreudigkeit gewisser Branchen, haben aber selbst versäumt im Zeitalter von Internet und Web 2.0 adäquat zu agieren.

 

Eine weitere Frage, die sich Gutjahr stellt ist folgende: Werden gedruckte Zeitungen überhaupt noch benötigt? Überall starren Menschen auf Bildschirme, sei es am PC, Laptop, Tablet, E-Reader oder Smartphone. Da stellt sich die Frage, ob man zwanghaft versuchen muss, die gedruckte Zeitung am Leben zu erhalten. Wenn es um mich persönlich ginge, würde ich laut „JA“ schreien. Ich persönlich verabscheue es, Nachrichten am Bildschirm zu lesen und würde mir auch nie einen E-Reader kaufen. Viel zu Groß ist die Freude über ein neues Buch, eine frisch gedruckte Zeitung oder ein aktuelles Magazin. Aber ich darf wohl nicht von mir auf andere schließen: die Leser haben sich weiterentwickelt. Richard Gutjahr hat die Leser in seinem Blog befragt, was sie sich von einer Zeitung wünschen. Das Ergebnis reicht von mehr Tiefe über mehr Analyse aber auch mehr Experimentierfreude. Die Zeitungen reagieren aber nicht wirklich darauf, sondern bieten „Allerweltsgeschichten in digitalen Schläuchen“ an. Viele Verlagshäuser bieten ihre Produkte digital an, jedoch fehlt es an Kreativität und Neuem. Das Internet bietet weit mehr Möglichkeiten.

 

Ich bin der Auffassung, dass interessierte Leser gerne auch für „guten“, fundierten Journalismus und gute Beiträge bezahlen würden. Die Verlagshäuser präsentieren aber online oft das gleiche, wie in der Offlinewelt. Natürlich gibt es da viele Menschen, die die kostenlosen Onlineartikel lesen. Würden aber zusätzliche Dinge angeboten werden, könnte auch im Onlinebereich Geld damit verdient werden. Es werden zwar Onlinebeiträge zum Kauf angeboten, jedoch kann sich der Kauf als sehr kompliziert herausstellen. Gutjahr kritisiert die Zahlungsmodalitäten im Web. Jedes Verlagshaus, jede Zeitung verlangen einen neuen Login, komplizierte Passwörter oder Sicherheitsfragen – jeder arbeitet mit unterschiedlichen Shopsystemen. Eine Vereinheitlichung dieser Shopsysteme (zum Beispiel wie ein App Store oder Itunes oder Play Store) wäre schon ein erster Schritt in die richtige Richtung.

 

Das Internet bietet den Lesern Vergleichsmöglichkeiten, oft haben sie die gleichen Informationsquellen wie die Journalisten selbst. Die Journalisten verlieren somit ihren Informationsvorsprung und die Grenzen zwischen Leser und Journalisten verschwimmen. Außerdem kann jeder, sei es auf Blogs oder in Wikis, Beiträge verfassen, seine Meinung kundtun und veröffentlichen und somit auch die Meinung anderer beeinflussen. Gutjahr kritisiert die Art der Bezahlung der Journalisten, diese sei nicht angemessen. Guter Journalismus müsste etwas wert sein, eine Möglichkeit wäre die Einführung eines Micropayment Systems. Dabei würde ein Journalist an den direkten Erlösen für den Abruf seines Beitrags beteiligt sein, Verlage würden dabei zum Marktplatz für hochwertige Texte.

 

Meiner Meinung nach könnte man Gefahr laufen, dass die Zahlungsbereitschaft der Leserinnen und Leser nicht besonders hoch ist. Internetuser sind es gewohnt, im Netz viele Inhalte kostenlos zu bekommen. Manchmal ist damit etwas Rechercheaufwand verbunden, aber in vielen Fällen findet man (kostenlos!) was man sucht.(Q1)

 

Journalisten sind Dienstleister, keine Monopolisten

Der Bestsellerautor und Blogger und Leiter des Tow-Knight Center für Entrepreneurial Journalismus an der City University of New York Jeff Jarvis schreibt in seinem Artikel darüber, dass im Zeitalter von Web 2.0 bereits jeder User Texte verfassen und veröffentlichen kann und somit der Journalist nicht mehr das „Monopol“ dazu hat, die öffentliche Meinung zu dominieren. Früher waren es die Journalisten, die entscheiden konnten, welche Nachrichten der Öffentlichkeit kommuniziert werden und welche nicht. Jetzt kann sich jeder Internet-User selbst mitteilen. Somit verändern sich die Aufgaben der Journalisten, sie müssen ordnen, einordnen, Fakten überprüfen, Fragen stellen und Antworten darauf finden und Zusammenhänge verdeutlichen. Die Informationen bekommen dadurch einen deutlichen Mehrwert, außerdem nehmen Journalisten die Rolle von Vermittlern ein.

 

Durch diese neuen Aufgaben schätzt Jarvis die Rolle der Journalisten heute sogar wichtiger ein, als früher. Für ihn zählt nicht das Medium Zeitung, sondern die Nachrichten und der Journalismus. Ein Journalist soll Einzelpersonen ansprechen und nicht die breite Masse. Jarvis stellt dabei einen Vergleich mit dem Unternehmen Google auf. Google weiß, wonach einzelne User suchen und wie sie auf die jeweiligen Seiten gelangen und versucht, genau auf die Bedürfnisse und Interessen der Einzelnen einzugehen. Genau das sollen nach Jarvis Meinung auch die Medien tun. Daten sollen Basis dafür sein, Beziehungen aufzubauen und Mehrwert zu schaffen.

 

Ich stimmte Jarvis in einigen Punkten zu und sehe auch, dass sich die Aufgaben von Journalisten hin zur Ordnung und zum Erstellen von Zusammenhängen verschoben haben. Meiner Meinung nach, ist eine fundierte Recherche wichtiger denn je ist. Viele Internetuser, die Beiträge verfassen und veröffentlichen und somit auch die öffentliche Meinung beeinflussen können (oder könnten oder es auch tun) kratzen bei ihrer Recherche nur an der Oberfläche. Im Netz ist eine unendlich große Fülle an Informationen verfügbar, leider handelt es sich dabei aber nicht immer nur um Fakten oder richtige Daten und Informationen – es kursieren auch viele Falschmeldungen oder Falschaussagen herum. Meiner Meinung nach ist gerade dann, eine ordentliche Recherche wichtig. Jarvis sagt auch, dass eine der „neuen“ Aufgaben der Journalisten ist, Fakten zu überprüfen und Gerüchte zu entlarven – dem stimme ich voll und ganz zu. Ich denke, genau das gewinnt immer mehr an Bedeutung.(Q2)

 

Quellen:

Q1: Gutjahr, R. (2013): It's the customer, stupid, Url: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/richard-gutjahr-zur-zeitungsdebatte-a-915257.html, letzter Zugriff: 2.7.2014

Q2: Jarvis, J (2013): Journalisten sind Dienstleister, keine Monopolisten, Url: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/jeff-jarvis-journalisten-sind-dienstleister-keine-monopolisten-a-914915.html, letzter Zugriff: 2.7.2014

 

 

 

 

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