Aufgaben Die Krise der Tageszeitungen

christoph.poetscher.uni-linz, 23. Mai 2014, 18:21

Dieser Blogbeitrag soll die Aussagen von Richhard Gutjahr (Q1) und Constantin Seibt (Q2), der auf SpiegelOnline (www.spiegel.de) geführten Debatte zur Zukunft der Zeitungen, vergleichen bzw. gegenüberstellen.

 

Kernaussagen von Constantin Seibt

In seinem Blogbeitrag von 8. August 2013 mit dem Titel „Kühner Blick auf große Fragen“ analysiert Constantin Seibt die Versäumnisse der Zeitungsbranche der der letzten Jahre und Jahrzehnte und formuliert auch gleich Empfehlungen für künftige Entwicklungen für die Zeitungsbranche.

Versäumnisse

Geblendet durch die bisherigen, nicht zuletzt monetären Erfolge des Mediums „Zeitung“, scheinen die Verantwortlichen, also die traditionellen Verleger, anstatt der Weiterentwicklung der Zeitungsbranche eher auf das Abschöpfen der „Gelddruckmaschinen“ fokussiert gewesen zu sein.

Als weiteres Versäumnis führt Seibt an, dass die Zeitungen zu riesigen Routinemaschinen geworden sind, die hauptsächlich aufgrund ungeschriebenen, eingeschliffenen Gesetzen geregelt wurden.

Durch das Internet wurden im weiteren Verlauf nicht nur die Einnahmen des Anzeigengeschäftes gekapert, sondern auch das Kerngeschäft inflationär werden lassen, was die Kunden zahlungsfaul und untreu werden ließ, was sich in sinkenden Abonnements auswirkte.

 

Empfehlungen

Durch die derzeitigen Krisen in vielen Bereichen und der damit verbundenen unberechenbaren Zukunft, haben Zeitungen die Möglichkeit sich neu zu positionieren und aus dieser Unsicherheit Kapital zu schlagen.

Als zweiten Punkt empfiehlt Seibt eine Neufokussierung des Journalisten-Handwerks bei den Dimensionen Stil, Raffinesse, Überraschung und Schönheit.

Die 3. Empfehlung für Zeitungen ist, dass bisherige Ressort-Raster abzulegen und das Kerngeschäft mit entsprechenden Korrespondenten in den wichtigsten Szenen an der Leserschaft zu orientieren.

 

Kernausagen von Richard Gutjahr

Auch Richard Gutjahr geht in seinem Blogbeitrag „It's the customer, stupid!“ vom 7. August 2013 auf die Versäumnisse der Zeitungsindustrie ein. Er empfiehlt neue Formen der Vergütung als das Thema, dass für die Zukunft der Zeitungsbranche betrachtet werden muss.

Versäumnisse

Auch Gutjahr zeigt kritisiert, dass die Medienhäuser primär am Status quo festhielten und versuchte die „rivers of gold“, also die monetären Einkünfte aus Anzeigen, größtmöglich abzuschöpfen.

Gutjahr spricht auch die Tatsache an, dass die Zeitungsmacher versuchten bzw. nach wie vor versuchen die bisherigen Inhalte einfach nur auf neuen Geräten bereitzustellen, anstatt die Möglichkeiten voll auszunützen – er beschreibt dies passend unter der Überschrift: „Analoger Wein in digitalen Schläuchen“.

Die neuen Möglichkeiten des Webs in Richtung Vergleichsmöglichkeiten, versetzen die Leser in die Situation die Inhalte der etablierten Herausgeber zu hinterfragen.

Auch die bestehenden Bezahlsysteme, bei denen Zeitungsexemplare auch Online im Gesamten bezahlt werden müssen und nicht einzelne, für den Nutzer interessante Artikel gekauft werden können.

 

Empfehlungen

Als wichtigste Empfehlung für die Zeitungsmacher, sieht Gutjahr eine Weiterentwicklung des Entlohnungssystem für das Lesen einzelner Beiträge in Form von Micro-Payments. Diese Entwicklung würde eine Win-Win-Win-Situation für die Beteiligten – Nutzer, Autoren und Medienhäuser – bedeuten, da einerseits die Autoren und Medienhäuser für Ihren Aufwand, den richtiger Qualitätsjournalismus voraussetzt, entlohnt werden und die Nutzer, auf der anderen Seite, nur für Nachrichten bezahlen, die für sie interessant bzw. relevant sind.

 

Fazit

Beide Autoren beschreiben die Tatsache, dass sich die traditionellen Medien-Häuser auf den Erfolg der vergangen Jahren ausgeruht und damit die Zeichen der Zeit verschlafen bzw. übersehen haben. In diesem Punkt stimme ich den beiden Autoren zu, da Zeitungen nach wie vor ein angestaubtes Image haben. Durch die Ubiquität, die Geschwindigkeit und die Möglichkeiten des Internets ist es für Nutzer einfacher geworden, aktuelle und vor allem unverfälschte Informationen zu jeder Zeit abrufen zu können.

Die Empfehlungen der beiden Autoren gehen meiner Meinung nach nicht weit genug: den für eine langfristig erfolgreiche Zukunft müssen sich auch die Medienhäuser, meiner Meinung nach, ständig neu erfinden.

 

 

Q1: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/richard-gutjahr-zur-zeitungsdebatte-a-915257.html

Q2: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/constantin-seibt-zur-zeitungsdebatte-a-915527.html

 

 

3 comments :: Kommentieren

Genau so ...

stephan.hackl.uni-linz, 3. Juni 2014, 19:16

... wie Du die Versäumnisse laut Gutjahr schilderst, sieht das auch einer der von mir zitierten Autoren. Die Rede ist von Michael Haller. Er stützt seine Aussagen auf eine Reihe von statistisch erhobenen Daten, aufgrund derer er drei wesentliche Faktoren für die Kriese der Zeitungen identifiziert, unter anderem bezieht sich einer dieser auf deine oben zitierten "Gelddruckmaschinen".

Michael Haller betitelt es "Das unverstandene Publikum[q1]" und beschreibt damit quasi das Gleiche. Die verlegenden Medienhäuser begannen laut seinen Schilderungen etwa ein Jahrzehnt vor der rasanten Verbreitung des Webs die Kunden als Zielgruppe aus den Augen zu verlieren und eher in Richtung Gewinnmaximierung durch Anzeigenverkauf zu arbeiten. Das dies nun nichtmehr funktioniert liegt mit unter daran, dass Werbung im Web auch ohne Inhalte schaltbar ist.

Meiner Meinung nach befinden sich Zeitungen zur Zeit in einer Konsolidierungsphase und das zu Recht. Wer auf Kosten der Qualität versucht Gewinne zu maximieren, der hat als Verleger eines "geachteten" Mediums nichts verloren.

Bei Interesse, kannst Du meinen Ausführungen hier folgen.

[q1]: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/michael-haller-zur-zeitungsdebatte-a-917026.html

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Als Erweiterung ...

dieter.boehm.uni-linz, 4. Juni 2014, 19:55

... finde ich die Idee Daniel Drepper, doch die Gemeinnützigkeit heranzuziehen, um eine bessere Ausrichtung des Informationsmediums und damit sein "Überleben" zu ermöglichen. Ich kann dir nur beipflichten, dass Micropayment ein sehr guter "Lösungsansatz" ist, hier eine Win-Win-Sitution zu schaffen und "interessante" Informationen zu publizieren. Warum soll nicht wieder mehr die Arbeit des einzelnen Journalisten im Mittelpunkt stehen anstelle Populärpresse? Mehr dazu findest du in meinem Blog.

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Stimme dir völlig zu

christoph.michelmayer.uni-linz, 6. Juni 2014, 16:35

Genauso wie du in deiner Ausarbeitung beschrieben hast, empfinde ich es ebenso, dass die Tageszeitungen Versäumnisse in Sachen Technologie aufweisen. Sie haben den digitalen Trend meines Erachtens verschlafen, wodurch Sie jetzt den anderen Branchen etwas "nachhinken" und sich etwas überlegen sollten, wie sie die neuen Trends sinvoll nutzen könnten, um die Kunden wieder durch einen angebotenen Mehrwert zufriedenzustellen. Meine Ausarbeitung zu der Thematik geht ebenso in die selbe Richtung.

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