Aufgaben Eco's Aussagen
christoph.poetscher.uni-linz, 28. Mai 2014, 18:30
Im SF-Interview mit dem intellektuellen Multitalent Umberto Eco, gab es zahlreiche Aussagen die mit den Inhalten der Webkommunikation in Kontext gebracht werden können. Meine persönlichen „Favoriten“ möchte ich im Weiteren näher beschreiben.
Von 14:21 bis 15:06 – Listen & Internet
„Literarische Listen hingegen können sich auch auf Dinge beziehen, die nicht existieren. Zum Beispiel die Liste der Bücher die Rabelais in seinem Roman Gargantua und Pantagruel macht. Es sind Listen die aus bloßer Vorliebe für Listen erstellt wurden; um der Liste willen. Und diese sind unendlich. Was nun ist das Internet: man könnte meinen es sei eine praktische Liste, denn es enthält alle Webseiten zu einem gewissen Thema. Aber es ist auch potenziell unendlich, das heißt wenn jemand jede der Millionen Seiten anklickte, wären die ersten bereits wieder verschwunden und durch andere ersetzt wenn er am Ende angelangt wäre. Theoretisch kann man also bis in alle Unendlichkeit im Internet surfen. „
In dieser Aussage ist der Kontext zur Webkommunikation klar erkennbar: Eco bezeichnet das Internet als potenziell unendliche Liste. Für die Webkommunikation bzw. den Webkommunizierenden bedeutet das, dass man einer de facto unendlichen Informationsvielfallt gegenüber steht, aus der die relevanten Informationen extrahiert werden müssen. Aus Sicht der der Content-Produzenten bedeutet diese „Unendlichkeit“, dass man sich mit von dieser Masse an möglicher „Konkurrenz“ inhaltlich und qualitativ abheben muss. Hier schließt sich der Kreis zur Webkommunikation: durch wissenschaftliche Background-Informationen und praxisbezogene Inputs wird den Studierenden ein grundlegendes Wissen zur künftigen Content-Generierung zur Verfügung gestellt.
Von 33:47 bis 34:00 - Semiotik
„Wenn Normalsterbliche jemanden sehen, bemerken Sie vielleicht, dass er eine Jacke trägt. Der Semiotiker hingegen, sieht vielleicht am Schnitt und der Beschaffenheit der Jacke, welcher modischen Strömung der Träger angehört.“
Hier lassen sich meiner Meinung nach zwei Parallelen zur Webkommunikation-Lehrveranstaltung herstellen:
1) Augenscheinlich ist der Bezug zur Aufgabe „Der Code der Jugendlichen“, bei der ja auch aufgrund bestimmter Eigenschaften auf die Einstellung bzw. wie oa. auf die „modischen Strömung“ geschlossen werden. Mein Beitrag zum Code der Jugendlichen ist in meinem Blogbeitrag einsehbar.
2) Etwas subtiler ist der Bezug der Aussage zur Webkommunikation hinsichtlich der Datenverwendung im Web: Normalsterbliche (also die Benutzer) bemerken vielleicht, dass bestimmte Daten gespeichert werden. Die Semiotiker (also großen „Datensammler“) hingegen, verknüpfen diese Daten zu Big Data und können daraus Aussagen über die modische Strömung (also der Persönlichkeit, Einstellung,…) der Nutzer generieren.
Von 36:08 bis 36:25 – Sprachen
„Und vergessen wir nicht, vor der Geschichte zum Turmbau zu Babel, steht in der Genesis 10, dass die Menschen in die Welt hinauszogen – alle mit ihrer eigenen Sprache. In der Bibel gibt es also die Sprachenvielfallt vor dem Turmbau zu Babel.“
Hier wird meiner Meinung nach ein Thema einer der ersten Web-Kommunikations-Vorlesungen aufgegriffen, bei der es um die verschiedenen sozialen und kulturellen Einflüsse der Webkommunikation, erklärt am Beispiel der Farbe Gelb auf Webseiten, gegangen ist. Das Wissen um diese, nicht nur sprachlichen Unterschiede, ermöglicht den Webkommunizierenden eine gezieltere und vor allem persönlicherer und respektvollerer Ansprache der jeweiligen Zielgruppe.
zu Listen & Internet
dieter.boehm.uni-linz, 4. Juni 2014, 20:08
Auch meine 2. Aussage hat dieses Statement von Eco herangezogen. Ich würde hier sogar noch weiter gehen und sogar die Suchergebnisse selbst als collaborative Listen zu bezeichnen, die nicht enden und nicht endlich sind. Sie sind - bei sehr oberflächlicher Betrachtung - subjektiv gesehen die Basis für Collaboration, nämlich in Form von durch den Nutzer erzeugte Informationsverknüpfungen (durch die eingegebenen Suchbegriffe).
Meine Überlegungen dazu findest du dazu in meinem Blog.
Umberto Eco und siene Listen
stephan.hackl.uni-linz, 20. Juni 2014, 14:58
Auch ich war sehr im inneren Konflikt mit mir das Thema der Listen aufzugreifen, habe mich aber dann doch darauf besinnt, die bezugsreicheren Punkte mit Brückenschlag zur LVA zu behandeln.
Sehr gut gefällt mir aber dafür der Bezug dazu in diesem Statement.
Abstrakter und weiter gefasst zu finden in dieser Ausführung.
Sprachen
christa.leitner.uni-linz, 1. Juli 2014, 20:55
Zur Aussage von Umberto Eco in Bezug auf Sprachen habe ich mir auch darüber Gedanken gemacht, wie es in Bezug auf Sprachen im Internet aussieht. Gibt es eingetlich "regionale" Unterschiede wie im realen Leben. Hier findest du noch ein paar Gedanken dazu.