Aufschwung des partizipativen Journalismus?
sarah.hinterreiter.uni-linz, 1. Juni 2014, 13:34
Als ich den Begriff „Partizipativer Journalismus“ zum ersten Mal hörte, erging es mir ähnlich wie meinen Kollegen. Ich konnte mir darunter nicht sehr viel vorstellen. Schließlich begab ich mich im Web auf die Suche nach Definitionen und Beispielen, die in diesem Zusammenhang angeführt wurden. Ich durchforstete zuerst die Beiträge meine Kollegen und stellte schnell fest, dass bereits einiges an Definitionen des partizipativen Journalismus aufzufinden war. Deshalb entschloss ich mich die Definition kurz zu halten, um sofort in die Diskussion einzusteigen.
Da es unterschiedlichste Definitionen und Interpretationen zum partizipativen Journalismus gibt, entschloss ich mich folgende Definition von Engesser aus dem Jahr 2012 für diesen Beitrag zu verwenden. (Q1)
Partizipativer Journalismus oder auch Bürgerjournalismus „beteiligen sich Menschen an der Herstellung von Medienöffentlichkeit, ohne damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen“ (Q2). Diese Art von Journalismus kann durch unterschiedlichste Kanäle verbreitet werden, wie bereits der Kollege Christoph Michelmayer in seinem Blogeintrag erläutert hat. Informationen durch partizipativen Journalismus können durch Weblogs, Onlinetagebücher, Microblogs, Wikis, Videojournalismus oder auch mittels Social Software / Soziale verbreitet werden. (Q4, Q5)
Laut Engesser gab es den partizipativen Journalismus bereits zur Zeit der Französischen Revolution. Jedoch gab es Ende des 18. Jhdts. im Vergleich zu 2014 ein Vielfaches weniger an Kanälen. So waren es 1790 keine Onlineblogs, sondern Leserbriefe, durch die die Bürger ihre Partizipation mitteilten. Durch die Technischen Möglichkeiten und die Nutzung des Internets sind die Barrieren für den partizipativen Journalismus so gering wie nie zuvor. (Q2) Warum kam es zu diesem Umschwung vom herkömmlichen Journalismus zum partizipativen Journalismus? Der Journalist Georg Diez nahm den herkömmlichen Journalismus kritisch unter die Lupe:
„Kapiert irgendjemand irgendetwas über Syrien, Drohnen, Erdogan, die Rente mit 67, Rösler, Steinbrück, Merkel, wenn er die "Tagesschau" schaut?
Wohl kaum. All das sind Scheinnachrichten, weil so getan wird, als wäre das nun der amtliche Ausschnitt der Welt - dabei ist es doch nur staatsnahes Parteien-TV, die üblichen Vertreter der Macht, der Reichstag im Abendlicht plus das eine oder andere Erdbeben: Das eben, was Journalisten für wichtig halten, die selbst nicht wissen, warum das so ist.“ (Q3)
Der Journalist Georg Diez zeigt in diesem Artikel in SpiegelOnline eine Problematik des Journalismus auf. Durch seine Argumentation kritisiert er eine veraltete und teilweise auch fragliche Vorgehensweise des Journalismus auf. (Q3)
Demnach ist es kaum verwunderlich, dass Georg Diez nicht der einzige Kritiker dieser Vorgehensweise des herkömmlichen Journalismus ist. Immer mehr Menschen versuchen sich selbst als „Freizeitjournalisten“ und gestalten ihre eigenen Informationskanäle und verbreiten neben Informationen, auch ihre eigene Meinung.
Einerseits ist es nicht schlecht, dass man sich nicht mehr auf die Informationsweitergabe der Nachrichten verlassen muss, da heute immer mehr Menschen versuchen den Nachrichten aus der Welt auf den Grund zu gehen. Es stellt sich hier allerdings die Frage woher partizipative Journalisten ihre Quellen haben?
Diesem Problem versucht sich unter anderem die Plattform "Mercurious" zu stellen. Es wird versucht den partizipativen Journalismus mit Qualitätsjournalismus zu vereinen:
(Q6)
(Q1): Engesser, Sven (2008): Partizipativer Journalismus. Eine Begriffsanalyse. In: Zerfaß, Ansgar/ Martin Welker/Jan Schmidt (Hrsg.): Kommunikation, Partizipation, und Wirkungen im Social Web. Herbert v. Harlem Verlag, 2008, S. 47-71
(Q2): Engesser, S. (2012): Partizipativer Journalismus. Eine Einführung in Begriff und Gegenstand. In: Journalistik Journal
URL: http://journalistik-journal.lookingintomedia.com/?p=832
(Q3): Diez, G. (2013): S.P.O.N. - Der Kritiker: Und nun die Scheinnachrichten. In: SpiegelOnline
URL: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/georg-diez-ueber-nachrichten-und-die-krise-des-journalismus-a-899091.html
(Q4): Michelmayer, C. (2014): Partizipativer Journalismus im Web2.0
URL: https://collabor.idv.edu/webkommMC/stories/48881/
(Q5): Engesser, Sven (2013): Die Qualität des partizipativen Journalismus im Web. Springer Verlag, 2013, insbes. insbes. S.16-21; S.29-42; S.53-124
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