ARTIKEL Second, Third, Multi-Screen Generation - Soziales Fernsehen?

clara.schultes.uni-linz, 6. Jänner 2016, 01:13

Der Artikel „Second, Third, Multi-Screen Generation - Soziales Fernsehen?“ beschäftigt sich ausgehend vom Phänomen des Second Screen mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Änderungen im Mediennutzungsverhalten und der Entwicklung der sozialen Medien in der digitalen Gesellschaft bis hin zur Multi-Screen Generation. So sollen spezielle Möglichkeiten der Nutzung sowie die Nutzungsmotive der UserInnen dargestellt werden.


Der Begriff Second Screen entstand um 2010. Dieser Medientrend beschreibt die Nutzung eines zweiten Endgeräts parallel zum laufenden Fernseher. Passive ZuschauerInnen werden dabei zu aktiven MediennutzerInnen. Der zweite Bildschirm ist dabei meist Smartphone, Tablet oder Laptop, auf welchem auch die Konzentration liegt. (Vgl. Q1)
Durch das Second Screen - Phänomen änderte sich aber auch das Kundenverhalten. So wird neben dem laufenden Fernsehprogramm (bzw. in den Werbepausen), auch oft über das zweite Endgerät asynchron gearbeitet, online eingekauft, gechattet oder E-Mail geschrieben. Da die Nutzung von einem second oder auch third Screen inzwischen sehr hoch ist, entwickelten sich einige spezielle synchrone Second-Screen-(Unterhaltungs-)Angebote, welche in der Folge genauer analysiert werden sollen. Das Fernsehprogramm wird damit mit zusätzlichen multimedialen Informationen aufgewertet. Gleichzeitig sollen ZuschauerInnen auch näher an Markenwelten herangeführt werden. Eine Entwicklung, die immer mehr in Richtung Multi-Screen Nutzung geht. Laut einer internationalen Studie des amerikanischen Medienkonzerns Viacom „When Networks Network: TV Gets Social“ aus dem Jahr 2013 gehören zu den Hauptmotiven für die Nutzung von Second Screens die Informationsrecherche als funktionales Motiv, der Gemeinschaftsaspekt bzw. „Der Wert von Likes und Followern“ als soziales Motiv, und auch spielerische Motive der Gamification. (Q2)

Angebote von speziellen Netzwerken


Bestimmte Netzwerke haben sich auf die Diskussion der laufenden Fernsehprogramme spezialisiert. Den ZuschauerInnen wird ermöglicht, gemeinsam zu chatten oder sich auf andere Weise untereinander auszutauschen. So existieren bereits einige erfolgreich realisierte Konzepte, wie Firmen den Second- und auch Multiscreen für E-Commerce und Marketing nutzen, vor allem auch in Form von Apps. (Vgl. Q2) Second-Screen-Apps wie die Social-TV-Apps „TunedIn", „Couchfunk“ oder „wywy“ bieten spezielle Onlinedienste wie die Sammlung von Zuschauerkommentaren zu Fernsehsendungen für die Second-Screen Nutzung oder das Teilen von Lieblingssendungen und das Chatten während den Sendungen. Dies kann auch als „soziales Fernsehen“ bzw. „social viewing“ bezeichnet werden. Weiters ist bei neueren Fernsehmodellen (Smart-TVs), welche internetfähig sind, zum Beispiel die Möglichkeit des Einschaltens eines Twitter-Fensters als virtueller Second Screen über das TV-Bild möglich (über die TV Tweet App). (Vgl. Q3)
Als Nutzungsmotiv stehen hier soziale Motive im Vordergrund, indem Zuschauerinnen Social-Media-Kanäle nutzen und sich über diese und andere Apps über Sendungen unterhalten und ihre Meinungen mit anderen (Fans) teilen. (Vgl. Q4)

 

Angebote von Fernsehsendern


In der Sendung „Wetten, dass..?" wurde erstmals 2012 nicht nur ein Livestream, sondern auch eine Web-App geboten, die nicht installiert werden musste, sondern nur einen HTML5-fähigen Browser voraussetzte. (Vgl. Q5)

 

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Second Screen - frühere „Wetten, dass..?“-iPad-App (Q6)


RTL bietet die App RTL NOW an, bei der Zuschauerinnen zum laufenden Programm zusätzliche Informationen erhalten.
Im ORF wurde eine Second Screen-Lösung das erste Mal 2013 zur Ski-WM 2013 in Schladming angeboten. Neben den Liveübertragungen und Analysen bot diese App die dichtesten Informationen und Hintergründe zu den Rennen, wie zusätzliche Live-Kameras, Streckenprofile, Fahrerporträts und Fan-Facts. (Vgl. Q7)
Zu speziellen Fernsehserien werden auch Online-Spiele angeboten. Dadurch wird ein (spielerisches) Fernsehen zum Mitmachen geboten. Auch die relativ neue ARD-Quizsendung ARD „Spiel für dein Land“ bietet die Möglichkeit über eine App oder den Webbrowser mitzuspielen. So werden aus Fernsehsendungen zu interaktiven Unterhaltungsangeboten, um ein Fernseherlebnis der besonderen Art zu gestalten und die Aufmerksamkeit der ZuschauerInnen auf sich zu ziehen.

Die Social Media-Netzwerke betreffend, ist Facebook noch immer das größte soziale Netzwerk in Deutschland und Österreich. Die meisten erfolgreichen Fernsehsendungen wie (Doku-)Soaps und Casting- und Unterhaltungsshows besitzen eine offizielle Facebook-Seite des Fernsehsenders wie „Berlin-Tag & Nacht“, „Hart aber fair“, Bauer sucht Frau“ und „Wetten, dass..?“ (ehemals). Twitter bietet neben dem Profil die Möglichkeit spontane Bemerkungen zum laufenden Programm in Form von kurzen Tweets mit Hashtag zur jeweiligen Fernsehsendung abzugeben. Besonderer Beliebtheit erfreut sich Twitter bei Fußballlfans. (Vgl. Q3)
Was den Social TV Buzz betrifft, so schaffte es die „Tagesschau“ im November 2015 als meistbesprochenstes Format im deutschen Fernehen mit 103.277 Postings auf den ersten Platz. (Vgl. Q8)
In diesem Zusammenhang entwickelten sich auch der Begriff des Social TV (neben dem bereits zuvor erwähnten „social viewing“) und Social Radio, als Kombination von sozialen Netzwerken und Fernsehen bzw. Radio. So entwickelte einzelne Sender eigene Social TV bzw. Social Radio-Angebote. Die ZuschauerInnen können somit während der Sendung untereinander, mit den KommentatorInnen oder der Redaktion online diskutieren. Einige Formate eigenen sich besser für Social TV oder Social Radio als andere. Die ARD bietet sowohl Social TV als auch Social Radio auf ihrer Website ARD.de (ohne Anmeldung) oder mit Anmeldung über die Social-Media-Profile der NutzerInnen. Die ZuschauerInnen können sich dabei entscheiden, ob sie nur den Livestream sehen wollen, oder dazu diskutieren, rätseln oder beispielsweise twittern wollen. (Vgl. Q9)
Auch in der ARD/ZDF-Onlinestudie, welche jährlich durchgeführt wird, zeigte sich 2014, dass sowohl der Fernsehkonsum als auch die Nutzung der verbundenen Onlineangebote zunimmt, was durch den Prozess der Digitalisierung weiters verstärkt wurde. Aus diesem Grund wird nicht weniger, sondern sogar mehr ferngesehen, da ZuschauerInnen dies immer mehr auch auf anderen Wegen tun, nämlich über das Internet in Live-Streams oder Videos in Onlinevideotheken bzw. Videoportalen oder über Streamingdienste. Das Internet fungiert demnach als Angebotsmultiplikator - anstatt als Substitut - des Fernsehens. Der Fernsehbegriff wird so durch Inhalte im Internet erweitert und die Grenzen zwischen den Mediengattungen verschwimmen. Durch die vielseitigen Nutzungsarten und Auswahlmöglichkeiten gewinnt die Bindung an Formate und Marken immer mehr an Bedeutung. (Vgl. Q10)
Her geht es sowohl um funktionale als auch spielerische Motive der Gamification. Spielerische Erfahrungen stärken laut der bereits angeführten Viacom-Studie die fernsehbezogene Social-Media-Nutzung. Dazu zählen Wettbewerbe oder Spiele, bei denen etwas gewonnen werden kann, klassische Games und Apps sowie Quiz-Spiele und Umfragen. (Vgl. Q4)

Angebote der Marketingbranche


Speziell die Werbebranche hat aber den Second Screen als Werbemittel entdeckt. Der Vorteil von Second Screen - Werbung ist, dass die Werbebotschaften direkter kommuniziert werden können. So wird zum Beispiel Google AdWords verwendet, indem gewisse Keywords, welche beispielsweise zu einer Sendung passen, gebucht. Eine andere Möglichkeit ist die Einblendung eines QR-Codes oder URLs, der am second Screen direkt zu einer gewissen Website führt. Dies bietet nicht nur Medien, sondern auch Unternehmen im Online-Handel einen Nutzen. (Vgl. Q11)
Hier steht für die ZuschauerInnen der funktionale Nutzen im Mittelpunkt. Dabei steht die Suche nach Informationen zum Thema der jeweiligen Sendung für den Großteil der Second-Screen NutzerInnen an erster Stelle. NutzerInnen sind dabei mehr an Inhalten und Fakten von TV-Formaten interessiert als an der Kommunikation mit anderen NutzerInnen über soziale Netzwerke. Sie nutzen den Second Screen beispielsweise, um sich über Ausstrahlungszeiten zu informieren oder für den Zugang zu exklusiven Videos und Sendungsinformationen. (Vgl. Q4)



Interessant erscheint bei dieser Thematik, dass laut einer Studie der deutschen Landesmedienanstalten von 2014 das Internet am Fernseher von deutschen NutzerInnen wenig (nur von 15%) verwendet wird. (Vgl. Q12)
Zudem ist ein gemeinsamer Fernsehabend eher Seltenheit, trotzdem haben ZuseherInnen das Bedürfnis nach einem gemeinsamen Fernseherlebnis, zum Beispiel durch die Unterhaltung mit anderen über gewisse laufende Fernsehsendungen.


Onlinequellen:
Q1: https://www.fhstp.ac.at/de/studium-weiterbildung/medien-digitale-technologien/digitale-medientechnologien/projekte/second-screen-framework (aufgerufen am 19.12.2015)
Q2: http://imb.donau-uni.ac.at/newmediarevolution/second-screen-als-neuer-trend-im-kundenverhalten-2/ (aufgerufen am 15.12.2015)
Q3: http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article111844270/So-koennen-Sie-am-besten-Second-Screen-nutzen.html (aufgerufen am 18.12.2015)
Q4: http://www.viacom.de/news/30821-viacom-studie-zur-fernsehbezogenen-social-media-nutzung-funktionaler-informationsnutzen-die-gemeinschaft-und-social-gaming-stehen-im-vordergrund (aufgerufen am 15.12.2015)
Q5: http://socialmedia.cc/2013/07/second-screen-kommentierst-du-schon-oder-schaust-du-noch/ (aufgerufen am 17.12.2015)
Q6: Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Secondscreen_wettendass_Ipad-app.jpg#/media/File:Secondscreen_wettendass_Ipad-app.jpg (aufgerufen am 15.12.2015)
Q7: http://orf.at/stories/2164288/ (aufgerufen am 31.12.2015)
Q8: http://www.mediacom.de/de/news/social-tv-buzz/2015/11/social-tv-buzz-november-2015.aspx (aufgerufen am 31.12.2015)
Q9:   http://www.ard.de/home/ard/Mitdiskutieren_bei_Social_TV_und_Social_Radio__Zusammen_schaut_man_weniger_allein/106530/index.html ; (aufgerufen am 18.12.2015)
Q10: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=506 (aufgerufen am 15.12.2015)
Q11: https://www.brandreach.at/second-screen-tipps-tricks-fuer-eine-gelungene-kampagne/ (aufgerufen am 31.12.2015)
Q12: http://www.computerbild.de/artikel/cb-News-Internet-Second-Screen-Smartphone-wichtiger-Fernseher-10877846.html (aufgerufen am 18.12.2015)

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