BESPERCHUNG Freiwillige Transparenz als vertrauensbildender Erfolgsfaktor

clara.schultes.uni-linz, 7. Dezember 2016, 22:03

Grund der Auswahl:

Das Kapitel "Freiwillige Transparenz als vertrauensbildender Erfolgsfaktor" aus dem Artikel "Corporate Transparency: Wege aus der Vertrauenskrise" beschäftigt sich mit den Motiven für mehr freiwillige Transparenz und der Entwicklung und Gestaltung der Transparenzstrategie in Unternehmen sowie deren internen und externen Nutzen.

 

Laut dem Autor Volker Klenk existieren vier Gründe für Unternehmen auf freiwillige Transparenz zu setzen (Kapitel 3.1., S. 9ff):

  • Risikominimierung
  • Wettbewerbsvorteil
  • Moralische Verpflichtung
  • Reaktion auf Unternehmenskrisen

Risikominimierung: Intransparenz wird im Unternehmen als ein potenzielles Risiko gesehen, welches der Reputation schaden kann. Freiwillige Transparenz wird deswegen zur Risikominimierung und Abwehr von Gefahren aktiv gemanagt.

Wettbewerbsvorteil: Unternehmen versuchen durch mehr Transparenz gegenüber Konkurrenten Vorteile zu gewinnen. Transparenz fungiert hier als Wachstumstreiber. Transparenz soll dazu dienen, Kundenloyalität und Vertrauen aufzubauen. Auch in Marketing und PR wird diese spezielle Offenheit thematisiert.

Moralische Verpflichtung: Aus Gründen der Fairness und des Anstands wird freiwillig auf Transparenz als Wert gesetzt. Transparenz wird als eine ethische und moralische Verpflichtung gesehen, deshalb wird sie in hohem Maß auch in der Beteiligung der Stakeholder verwirklicht. Häufiges Beispiel: Familienbetriebe.

Reaktion auf Unternehmenskrisen: Ein Vergehen des Unternehmens (zB. Korruption, Preisabsprachen, Mitarbeiterbespitzelung, Veruntreuung von Kundengeldern, Kinderarbeit, Verkauf von schadhaften Produkten oder Umweltverschmutzung) wurde aufgedeckt und damit das Vertrauen der Kunden verloren, als Folge versucht es durch Transparenz das Vertrauen der internen und externen Stakeholder wieder zurückzugewinnen. Transparenz stellt damit ein wirkungsvolles Instrument dar, um nach einer Krise schnell wieder Vertrauen aufzubauen. Jedoch müssen die Unternehmen ihre nach der Krise gegebenen Versprechen langfristig einlösen, denn Stakeholder bleiben aufmerksam, ob versprochene Verbesserungen auch eingehalten und umgesetzt werden. Unternehmen müssen über viele unterschiedliche Prozesse sowie Maßnahmen glaubwürdig und nachhaltig transparent vermitteln, dass sich etwas verbessert hat.

Unabhänigig vom Grund hat mehr Transparenz in Unternehmen stets eine Auswirkung auf das Wettbewerbsumfeld, denn positionieren sich hier ein oder zwei Vorreiter geraten direkte Konkurrenten auch unter einen wachsenden Druck zu mehr Transparenz. Die Vertrauenswürdigkeit der Mitbewerber wird damit angreifbarer, da sie offenbar Dinge zu verheimlichen haben.

 

Transparenzstrategie (Kap. 3.2 und 3.3, S. 11ff.)

Als Grundlage zur Entwicklung einer Transparenzstrategie sollten im Rahmen einer Stakeholder-Transparenz-Analyse die jeweiligen Anspruchsgruppen des Unternehmens befragt werden. Diese gibt Aufschluss darüber, welcher Transparenzgrad welche Stakeholder zu welchen Themen erwarten. Stakeholder müssen dabei in alle wichtigen Aktionsfelder des Unternehmens (Unternehmensstrategie, Produktion/Dienstleistung, Finanzierung, Innovation, Personalmanagement und Social Responsibility) einbezogen werden. Die Chancen von mehr Transparenz müssen dann gewichtet und bewertet werden. Dabei geht es auch um die Frage, wie die Strategie der direkten Konkurrenten aussieht.

Weiters folgen Analysen über mögliche Wettbewerbsvorteile durch mehr Transparenz, aber auch über Risikszenarien durch zu wenig Transparenz und einen wachsenden Druck auf das Unternehmen durch verschiedene Stakeholder wie Kunden, Mitarbeiter, Politiker oder NGOs.

Durch diese Analysen kann abgeleitet werden, ob mehr Transparenz zu einer Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit oder wenigstens zur Minimierung der Schäden beitragen kann.

Auf dieser Grundlage werden vom operativen Kommunikationsmanagement messbare Zielgrößen des Erfolgs, KPIs wie Reputation, Vertrauen und Unternehmenswert (wie bei der Balanced Scorecard als Managementsystem) definiert, welche über die Kommunikationsinstrumente gesteuert werden. Qualitative und quantitative Evaluationsergebnisse müssen regelmäßig an das Management zurückgeleitet werden, um im Planungskreislauf Berücksichtigung zu finden.

Interner Nutzen

Transparenz wirkt nicht nur nach außen gegenüber externen Stakeholdern, sondern auch unternehmensintern, indem Transaktionskosten im Unternehmen reduziert werden. So kann Transparenz ein wirksamer Effizienztreiber sein. Weiters steigert eine klare Zieldefinition die Mitarbeitermotivation, gerade auch bei schwierigen Entscheidungen oder Prozessen. Durch einen offenen, hierarchische Ordnungen überbrückenden Wissensaustausch können Fehler rascher bemerkt sowie beseitigt werden. Durch das Teilen von Wissen können interne Prozesse beschleunigt werden, was zur Folge hat, dass Kosten abgebaut werden können, die Qualität von Produkten und Dienstleistungen oder auch die Produktionsgeschwindigkeit erhöht werden kann.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Transparenz auch als Schutz gegen Fehlverhalten der Führungskräfte wirken kann. Aufgrund strenger Verpflichtungen zur Transparenz wird auch die Selbstdisziplin und Konsistenz von Entscheidungen und Erklärungen erhöht. Durch Transparenz wird schnell deutlich, wer für welche Entscheidungen verantwortlich ist. Außenstehende können so leicht unternehmenerische Maßnahmen nachprüfen, dadurch steigt ebenso der Druck Erwartungen so gut als möglich zu erfüllen.

Auf diese Weise wird allgemein eine Good Corporate Governance unterstützt - eine regelkonforme und risikoorientierte Unternehmensführung, welche sich durch Nachhaltigkeit und ehtische Werte auszeichnet.

 

Eine Transparenzstrategie sollte dann nach fünf Prinzipien gestaltet werden:

  • möglichst hohe Transparenz, wobei gläsernes Handeln von Transparenztreiber ohnehin gefordert wird
  • proaktiv frühzeitig das Gespräch suchen, bevor es durch Druck aus dem zB. gesellschaftlichen Umfeld erzwungen wird
  • Gespräche auch in ruhigen Zeiten aufrecht erhalten für eine nachhaltige Beziehungspflege
  • Einbinden von MitarbeiterInnen, da sie für das Unternehmen die bedeutendste Anspruchsgruppe, Botschafter und Vertreter sind
  • rechtzeitig Krisen- und Risikoszenarien entwickeln, falls Gespräche/Verhandlungen scheitern

 

Fazit

Für mich ist das vorliegende Kapitel ein sehr verständlicher Text, der einen guten theoretischen Überblick mit wichtigen und interessanten Argumenten liefert, warum Unternehmen freiwillig auf mehr Transparenz setzen (sollten). Anzumerken ist, dass im Fall von Unternehmenskrisen aufgrund von Fehlern oder Vergehen mehr Transparenz weniger freiwillig als durch mehr Druck der Stakeholder, besonders der Öffentlichkeit, erfolgt.

Der Text macht aber klar deutlich, wie viele Bereiche eines Unternehmen speziell durch Informations- und Kommunikationsprozesse mit Aspekten der Transparenz konfrontiert sind, wie Geschäftsprozesse, Unternehmenskommunikation/PR, Marketing oder auch die Finanzen. Daneben betrifft Wissensmanagement, ein Managementkonzept, welches Wissen als Ressource versteht, nahezu alle Unternehmensbereiche. Das Teilen von Wissen sollte hier idealerweise kollektiv im Vordergrund stehen, damit auch der beschriebene interne Nutzen maximiert wird. Natürlich kann dies in der Praxis ein individuell schwierig durchsetzbarer Prozess sein. Nur durch ein Einbinden und Zusammenspielen aller Unternehmensbereiche kann ebenso eine effiziente Transparenzstrategie im Unternehmen entwickelt werden. Die Transparenzstrategie sollte Teil der Unternehmensstrategie an sich sein, welche für die Stakeholder selbstverständlich auch selbst transparent gemacht werden sollte.

Es wird damit ersichtlich, welche Bedeutung Transparenz für den - nachhaltigen - Unternehmenserfolg hat. Hier sollte auch die Rolle von ethischen und moralischen Werten wie Vertrauen und Verantwortung gegenüber internen als auch externen Stakeholdern nicht unterschätzt werden, besonders die Schwierigkeit diese nach Unterehmenskrisen, verursacht durch Fehler oder Vergehen, wieder aufzubauen.

Mein Kollege greift sehr ähnliche Aspekte der freiwilligen unternehmerischen Transparenz und der Entwicklung von Transparenzstrategien in seinem Beitrag auf, mit dem Beispiel der Transparenz in globalen Wertschöpfungsketten.

 

Quelle

V. Klenk: Freiwillige Transparenz als vertrauensbildender Erfolgsfaktor (Kap. 3 aus Corporate Transparency: Wege aus der Vertrauenskrise), S. 9-14, veröffentlicht in Handbuch Kommunikationsmanagement, 49. Ergänzungslieferung, 2009

 

5 comments :: Kommentieren

@interner Nutzen

sylvia.pichler.uni-linz, 5. Dezember 2016, 16:45

...dem stehen oft Bereichsegoismen der einzelnen Abteilungsleiter entgegen.

Kann man Kosten umgehen, indem man (interne) Informationskanäle oder Dokumentationen minimiert, und wird man daran (wenn auch nur indirekt) gemessen und entlohnt, wird eine "Budgetverantwortung" schnell den Nutzen von Transparenz vergessen lassen ... zum Wohl der eigenen Geldbörse.

Verlinken :: Kommentieren

Theorie und Praxis...

christina.pillmair.uni-linz, 6. Dezember 2016, 20:10

In der Theorie ist dieser Beitrag sehr einleuchtend. Je mehr die Mitarbeiter über die Abläufe im Unternehmen Bescheid wissen, desto motivierter sind sie auch. Sollte es dem Unternehmen schlecht gehn, könnte die Transparenz dazu führen, dass gemeinsam versucht wird, produktiver zu werden. Sollte es dem Unternehmen gut gehen, sorgt die Transparenz dafür dass jeder Mitarbeiter motivierter ist und auch bleibt. 

Jedoch wird meiner Meinung nach in der Realität nicht sehr großen Wert auf Transparenz gelegt. Viele wichtige Informationen werden erst viel zu spät an die Mitarbeiter kommuniziert, und wenige Mitarbeiter werden in den Entscheidungsprozess miteinbezogen. Meist werden erst dann Informationen bereitgestellt, wenn es schon viel zu spät ist. 

Verlinken :: Kommentieren

Transparenzstrategien in Unternehmen...

kerstin.wasmeyer.uni-linz, 6. Dezember 2016, 21:30

..ich finde es interessant, dass du auch die Transparenzstrategien der Unternehmen näher beleuchtet hast. Dein Artikel zeigt wieder andere Ansichten und Seiten als der meine

 

Die Autoren meines Artikels haben vermerkt, dass sie nur an der Oberfläche kratzen und daher finde ich deinen Artikel eine tolle Ergänzung. Die Kriterien nach denen eine Strategie erstellt werden sollen ergänzen sich gut. Es ist auch übereinstimmend, dass die unterschiedlichen Abteilungen oder Informationen genauer beleuchtet werden müssen und transparent auch nicht gleich transparent bedeutet.

Verlinken :: Kommentieren

irena.grbic.uni-linz, 6. Dezember 2016, 21:51

Ich finde der Beitrag zeigt gut auf, zu welchen Vorteilen Transparenz führen kann, wenn diese auch in einem Unternehmen gelebt wird. Transparenz führt also nicht nur zu positiven Entwicklungen für das Unternehmen selbst sondern hat auch positive Auswirkungen auf die Mitarbeiter des Unternehmens. Werden Prozesse transparenter dargestellt und Mitarbeiter in Entscheidungen miteinbezogen fühlen sich diese mehr wertgeschätzt und sind folglich auch motivierter. 

Verlinken :: Kommentieren

Transparenz - aber wie?

stevan.milic.uni-linz, 7. Dezember 2016, 00:07

Ich bin der Meinung, dass Transparenz firmenintern beginnt. Daher müssen zuerst alle Beschäftigten von dem Nutzen der Strategie überzeugt sein, bevor man mit der Kommunikation nach außen startet. Aus diesem Grund lohnt es sich die Mitarbeiter in die Prozesse miteinzubeziehen. Nur wenn man die Transparenz firmenintern lebt, kann man Außenstehend überzeugen und sich einen Wettbewerbsvorteil erarbeiten.

Verlinken :: Kommentieren


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.