Webkommunikation Der Code der Jugendlichen

rainer.kroisamer.uni-linz, 29. Mai 2014, 14:59

 

Gibt es eigentlich einen Code unter Jugendlichen? Gleich zu Beginn möchte ich die Aussage von Professor Mittendorfer hinterfragen. Viele meiner KollegInnen haben diese Aussage übernommen und sprechen in ihren Beiträgen vom Code der Jugendlichen. Bei meinen Recherchen stoße ich allerdings auf keine expliziten Anzeichen der Existenz eines solchen Codes. Sprechen wir in diesem Zusammenhang nicht vielmehr über eine Jugendkultur?

 

 

 

Ganz allgemein fällt auf, dass in den bisherigen Beiträgen meiner KollegInnen (vgl. MichelmayerEller) überwiegend die Sprache als Teil des Codes der Jugend behandelt wird (so wie auch ich den Fokus darauf lege), was darauf schließen lässt dass die Sprache der wichtigste, weil offensichtlichste Teil des Codes ist. Die Sprache ist, ebenso wie Gestiken und Mimiken als Merkmale eines Codes der Jugendlichen:

 

leicht nachahmbar

lernbar

anwendbar

 
 
Kollege Eller hat in seinem Beitrag zum Code der Jugendlichen eine Auflistung einiger Wörter und deren Bedeutung angeführt, die ich noch um folgende, von Pons ins "Wörterbuch der Jugendsprache 2014" aufgenommene Wörter erweitern möchte:

 

Jugendsprache

Übersetzung

 

 

Allround-Laie

totaler Versager

anwanzen

jemanden belauschen

Backup-Friend

jemand, den man braucht, wenn alle Freunde keine Zeit haben

Blaupause

alkoholbedingter Schlaf

Campusmaut

Studiengebühren

drölf

unbekannte/undefinierbare Anzahl

Graspflücker

Vegetarier

Lasagne

Pferd

trollen

jemanden reinlegen

wiksen

etwas bei Wikipedia kopieren

 

Quelle: rp-online.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Jedoch schaffen es nur wenige Wörter von der Jugendliguistik in die Hochsprache aufgenommen zu werden. Denken wir an beispiele wie "cool" oder "geil", welche anfänglich vorwiegend in der Jugendsprache vorkamen und auch toleriert wurden, und mittlerweile auch im deutschen Duden aufgenommen wurden. Eine weitere umfassende Auflistung des Wortschatzes in der Jugendsprache findet sich auf klartextsatire.de

 

 

Sprache bedeutet Veränderung

Ich bin der Ansicht Sprache ist immer im Wandel begriffen, es ist ein natürlicher Prozess wenn jüngere Generationen ihre Sprache weiterentwickeln und verändern. Dahinter muss nicht zwingend die gewollte Abgrenzung von anderen Generationen stecken, und noch lange kein Code.

Neue Generationen entwickeln sich aus vorangegangenen und wachsen meist in völlig verschiedenen Umfeldern auf. Demnach würde ich nicht von "Abgrenzung" sprechen, sondern von natürlicher Veränderung in Verhaltens- und Umgangsformen, zu der auch die Sprache zählt.

 

Gibt es überhaupt eine Jugendsprache?

"So etwas wie die eine einheitliche Jugendsprache gibt es gar nicht, wenn dann viele einzelne Jugendsprachen die wiederum sehr stark von der Herkunft, vom Bildungsniveau, etc. abhängen", meint etwa Bernhard Heinzlmaier vom Institut für Jugendkulturforschung. (vgl. Heinzlmaier) 

 

"Sprache ist grundsätzlich dynamisch und eine Form des persönlichen Ausdrucks", so Bernhard Heinzlmaier weiter.

 

Entwickelt sich daraus also wirklich ein Code, oder sind die einzelnen Jugendsprachen nicht als Teil unserer Kultur zu sehen? Einer Jugendkultur also?

 

 

Kleidung

 

Das Thema (Marken)Kleidung ist unter Jugendlichen vor allem in der Pupertät ein ganz wichtiges. Es geht nicht einfach nur darum teure Markenkleidung zu tragen, sondern darum welche Marke genau man trägt, um bei seinen Freunden zu punkten oder zu einer bestimmten Gruppe dazuzugehören. 

 

Eine sich durch die Kleidung abgrenzende Gruppierung unter Jugendlichen waren in den späten Neunziger Jahren etwa die "Skater", mit typischen Skaterhosen und Schuhen bestimmter Marken. Skateboard fahren an sich war dazumals allerdings keine zwingende Voraussetzung um sich als Skater zu identifizieren. 

 

 

 

Eine eher als Abgrenzung zu deutende Form der Kleidung beobachten wir bei den verschiedenen Gruppierungen der "Punks" die aus einer jugendlichen Protestbewegung in den 70er Jahren in New York und London entstanden, und bis heute auf den Straßen anzutreffen sind. (vgl. wissen.de)

 

 

Gibt es also einen Code?

 

Ich bin der Meinung dass, anders als Sprache und Kleidung, die von Professor Mittendorfer vorgeschlagenen Merkmale wie Idole, Musikrichtung, Literatur, Umweltbewusstsein, etc., nicht so sehr auf einen Code unter Jugendlichen rückschließen lassen. Letztere Merkmale sind Ausdruck des persönlichen Interesses und schließen die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen nicht aus. 

 

Sprache hingegen ist einem natürlichen Veränderungs- und Entwicklungsprozess unterworfen und ich denke man kann deswegen nicht allgemein von einem "Code unter Jugendlichen" sprechen. Sprache ist ein Kulturgut, die Jugendsprache, auch wenn sie es wie oben gehört nicht als solche gilt, ist demnach Teil der Jugendkultur und nicht Ausdruck eines Codes. 

 

Des Weiteren stelle ich mir die Frage ob der Code der Jugendlichen bloß ein Phänomen der westlichen Welt ist oder globale Gültigkeit besitzt. Können sich Jugendliche in Entwicklungsländern überhaupt durch Kleidung, Statussymbole oder Musik "abgrenzen"? Ist eine Abgrenzung zu älteren Generationen auch nur ein westliches Phänomen und in anderen Kulturkreisen gar nicht erwünscht?

 

Sprechen wir vom "Code der Jugendlichen" also nur deswegen weil wir nicht verstehen dass jede Generation ihre eigenen Regeln, ihre eigene Sprachkultur und Umgangsformen erstellt, und handelt es sich dabei nicht vielmehr um Jugendkultur? Ich meine ja.

 

 

 

 

Quellen:

collabor.idv.edu, Michelmayr (29.5.2014)

collabor.idv.edu, Eller (29.5.2014)

Heinzlmaier Bernhard; Institut für Jugendkulturforschung auf krone.at (29.5.2014)

klartextsatire.de (29.5.2014)

rp-online.de (29.5.2014)

wissen.de (29.5.2014)

 

Bilder:

wuppertal.de

tr.gstatic.com

4 comments :: Kommentieren

Jugendkultur, komplexer als nur ein Code

jessica.hettich.uni-linz, 4. Juni 2014, 17:58

Die Ausarbeitung ist sehr gut strukturiert und beinhaltet wesentliche Argumente, die ich für sehr wichtig halte. Besonders der Teil mit der Jugendsprache ist grundsätzlich spannend den auch in dem Video mit Eco kommt das Thema Sprache auf. Er spricht davon, dass es einmal eine "Grundsprache" gegeben hat, die sich dann in verschiedene Regionen verändert hat. Es stimmt schon, dass der Mensch eine Sprache sucht, mit der er sich in seiner Umgebung verständigen kann und auch verstanden wird. Je nach Milieu und Szene sind diese unterschiedlich. Ich finde, dass das Verstehen oft eine Frage des Wollens ist.

Der Code der Jugendlichen gehört auf jeden Fall zur Jugendkultur und ist ein Bestandteil davon. Deinen Bericht zu lesen war sehr interessant!

Verlinken :: Kommentieren

Danke Jessica,

rainer.kroisamer.uni-linz, 5. Juni 2014, 09:27

für deinen positiven Kommentar! Als nächstes steht auf alle Fälle an, Eco's Interview anzusehen. Völlig richtig hast du auch die regionale Veränderung der Sprache angesprochen und auch den Unterschied zwischen dem Verstehen wollen und können.

Verlinken :: Kommentieren

Teilweise Zustimmung

mario.antunovic.uni-linz, 4. Juni 2014, 22:02

Ich kann deiner endgültigen Meinung, dass es keinen Code der Jugendlichen gibt nur teilweise zustimmen.

Im Resümee beschreibst du, dass es keinen "Code der Jugendlichen" gibt, sondern es sich dabei um eine Jugendkultur handelt. Ich habe mich in meinem Blogbeitrag ebenfalls mit Jugendkultur auseinandergesetzt und habe festgestellt, dass es viele verschiedene Jugend- und Subkulturen gibt, die sich anhand von Codes und Zeichen von einander unterscheiden.

Bei diesen Codes kann man neben den von dir angeführten sprachlichen Zeichen, auch bildliche, musikalische und mimistische Zeichen unterscheiden.

Ein Hip Hopper beispielsweise unterscheidet sich vom "herkömmlichen Erwachsenen" und von Mitgliedern anderer Jugendkulturen nicht nur durch seine eigenartige Wortwahl, sondern auch dadurch, dass er weite Kleidung trägt, fast ausschließlich Hip Hop hört, oftmals Graffities malt oder auch breakdancen kann.

Diese verschiedenen Unterscheidungsmerkmale ergeben zusammen einen Code, der alles in allem die Hip Hopper Kultur von anderen Szenen unterscheidet.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es keinen eindeutigen Code der Jugendlichen gibt, sondern von Subkulturen abhängige die zur Unterscheidung eben dieser untereinander fungieren.

Verlinken :: Kommentieren

Danke Mario,

rainer.kroisamer.uni-linz, 5. Juni 2014, 09:49

für deinen konstruktiven Beitrag. Er macht mich auf etwas Weiteres aufmerksam. Ich denke nach wie vor man darf das Wort "Code" nicht zu sehr verallgemeinern und auf Sprache, Kleidung, Musik, politische Ideale etc. umlegen. Hier bin ich wie beschrieben der Meinung es handelt sich um Jugendkultur. Völlig richtig sagst du aber, und das ist eine neue Sichtweise die ich bekomme, dass es innerhalb von Jugend- und Subkulturen kleine Zeichen, Merkmale, Symbole etc. gibt, die sich sehr wohl als Code bezeichnen lassen.

Das Beispiel des Hip Hoppers finde ich auch angebracht, und wie du bereits sagtetst gibt es Hip Hopper natürlich auch im Erwachsenenalter, womit sich Codes und Kulturen keineswegs nur auf die Jugend beziehen. 

Ein weiteres Beispiel, weil ich es immer wieder sehe, fällt mir ein wenn Erwachsene von ihrem Indien-Tripp zurück nach Europa kommen und Kleidungsstil und Ideale konsequent mitnehmen und nach außen kommunizieren (weite bunte Kleidung, religiöser Schmuck etc).

Handelt es sich hierbei um einen Code, eine Kultur oder eine neue Lebenseinstellung? Und, wie hängen diese Begriffe eventuell zusammen?

 

Verlinken :: Kommentieren


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.