Der Code der Jugendlichen

Bei meiner Recherche im Internet bin ich auf zahlreiche Artikel bzw. Inhalte gestoßen, die sich speziell mit der Sprache der Jugendlichen beschäftigen. Obwohl sich der Großteil meiner KollegInnen schon mit diesem Bereich beschäftigt haben, möchte ich ebenfalls damit in das Thema starten.

„Jugendsprache bezeichnet Sprechweisen bzw. sprachliche Muster und Merkmale, die unterschiedliche Gruppen von Jugendlichen zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Altersstufen und unter verschiedenen Kommunikationsbedingungen verwenden oder verwendet haben“[1] In der Jugendsprachforschung wird heutzutage oftmals auf „die Merkmale und Muster der Mündlichkeit, der Umgangssprache und der Gruppenkommunikation als typisch für Jugendsprachen betrachtet.“[2]

Das bedeutet also, dass sich die Jugend vor allem in unterschiedlichen Zeitabschnitten, in speziellen Altersgruppen mit der eigenen Sprache auszeichnen will. Die ältere Generation versteht oft nicht, was die Jugend von heute mit ihren Ausdrücken darstellen will. Nimmt man als Beispiel einen Artikel auf www.welt.de her, so soll „Höhlenmofa“ für Deoroller bzw. „Maschendraht“ für Zahnspange stehen.[3] Dabei lässt sich erkennen, dass der Interpretationsspielraum der Sprache für ältere Personen möglicherweise Missverständnisse auslöst.

Als Lösung für die Kluft zwischen Jung und Alt hat Langenscheidt dafür ein Wörterbuch mit dem Titel „Hä?? Jugendsprache unplugged 2014“ herausgegeben, dass zu den einzelnen Jugendwörtern Erklärungen und Beispiele enthält.[4] Parallel dazu wird auch jedes Jahr ein Jugendwort gekürt, wobei im Jahr 2013 das Wort „Babo“ (steht für Chef, Boss) das Rennen machte.[5]

Doch was ist der Grund für diese Entwicklung? Ein mitunter relevanter Grund ist der soziale und kulturelle Wandel der Zeit, der uns vor allem in unserer Jugend stark prägt. Betrachtet man beispielsweise die Medienentwicklung von vor über 50 Jahren, so ist dies kaum mehr vergleichbar mit dem heutigen Stand der Wissenschaft. In der Jugendphase wird grundlegend die Antwort auf die Frage „Wer bin ich und wo ist mein Platz auf der Welt?“ gesucht. Die Jugend will sich abgrenzen, eigene Interessen entdecken und selbstständig werden – unabhängig von den Interessen der Eltern, sondern vielmehr im Bereich der Gleichaltrigen. Heutzutage wird die Generation „Selfies“ dabei ständig von Facebook & Co und damit durch die Vernetzung mit Freunden unterstützt.[6]

Interessant ist auch wie sich die Vorbildwirkung der Jugendlichen in den letzten Jahren entwickelt hat. Während in den 1950er Jahren die Mehrheit ihre Vorbilder in Eltern, Lehrenden und Vorgesetzten fanden[7], ist dies heutzutage „out“. Die Jugend von heute will in niemandes Fußstapfen treten sondern ihren eigenen Weg finden.[8]

 

Als zweiten Aspekt möchte ich auf die Kleidung und Mode der heutigen Jugend eingehen. Meiner Meinung nach kann man nicht wirklich sagen, dass die junge Generation im Jahr 2014 einen eigenen Stil hat. Betrachtet man die Bilder auf Facebook, Instagram & Co, so werden zahlreiche unterschiedliche Modestile der vergangenen Jahrzehnte zusammengetragen.

In meiner Meinung werde ich von einem Artikel auf www.zeit.de bestätigt – auch diese Autorin vernimmt bei der heutigen Jugend keinen spezifischen Stil, welche verfolgt wird. Von neonfarbigen Kombinationen, über einen Mantel aus Bisonpelz – alles ist heute möglich.[9] Der Grund hierfür ist erneut die Selbstfindung und Selbstdarstellung bzw. die Abgrenzung zu älteren Generationen.

In diesem Artikel wird ebenso wieder der Vergleich der Jugendlichen von früher und heute angeführt. Früher wichen die eigenen Meinungen und Vorstellungen (vor allem in der Zeit nach dem Krieg) sehr stark von denen der Eltern ab, daher sollte durch die eigenen Codes schon von weitem erkennbar sein, ob man nun zur Subkultur (und den damit verbundenen Werten) der Punks, Hiphopper, oder Surfer (…) gehörte. Und dafür war die richtige Kleidung, Frisur etc. ausschlaggebend. Heute hingegen steht das „ich“ im Vordergrund, also die eigene Selbstdarstellung. Jeder möchte einzigartig sein, daher will man sich oftmals auf sozialen Medien durch einen einmaligen Stil auszeichnen und sich selbst darstellen.[10]

 

Zusammengefasst kann man sagen, dass heutzutage – sowohl im Bereich der Sprache, als auch im Bereich der Mode – der Fokus der Jugendlichen auf der Selbstdarstellung bzw. auf dem „Ich“ liegt. Sie wollen sich durch ihre Codes von älteren Generationen abheben und ihren eigenen Weg finden. Ich denke, gerade im ersten Lebensabschnitt ist diese Entwicklung wichtig, da dies für das weitere Leben sehr stark prägt und die Persönlichkeit auszeichnet.



[2] Neuland, Eva (2008): Jugendsprache. Eine Einführung. Tübingen.

[7] Großegger, B./Heinzlmaier, B.: Die neuen Vorbilder der Jugend. Stil- und Sinnwelten im neuen Jahrtausend. Wien 2007.





christoph.koch.uni-linz am 04.Jun 14  |  Permalink

Die Sprache wird ja des Öfteren angesprochen, die Mode hingegen ist ein eher seltenes Thema. Interessant wäre hier, ob die Abgrenzung von älteren Generationen von den Jugendlichen selbst initiiert wird, oder dies von den globalen Modelabels vorgegeben wird. Schließlich steckt hier eine Riesenindustrie dahinter (anders als bei einer Jugendsprache) und ich finde, dass die Jugend noch am empfänglichsten auf Werbeborschaften reagiert. Daher würde ich das Thema mit Vorsicht genießen. Einzigartig war vielleicht der jugendliche Modestil der 1970er, wo zwar inerhalb einer Gruppe gleiche Codes verwendet wurden, aber kein Kleidungsstück dem anderen zu gleichen schien. Ganz anders in der heutigen Zeit von H&M, Zara oder den Labels, dessen Logos manchmal gar nicht groß genug am Kleidungsstück abgedruckt sein können. Natürlich gibt es auch Jugundliche, die nicht diesem Cliché entsprechen. Es ist generell schwer, über "die Jugend" zu sprechen, da wir zum Glück in einer pluralistischen Gesellschaft leben und dies auch auf die Jugend zutrifft. Es handelt sich hier lediglich um eigene Beobachtungen.

Interessant finde ich jedenfalls, dass sich Jugendliche einerseits (wie allgemein bekannt) von der älteren Generation abgrenzen wollen, diese ältere Generation wiederum aber versucht, so lange wie möglich die Codes der Jugend anzunehmen - Thema "Angst vor dem Älterwerden". Aber für jene wartet die Industrie zum Glück ebenfalls mit passenden Produkten für "Midlifer" auf :-)


Mode...

ist auch ein Thema welches ich in meinem Blog bearbeite. Für mich die Bearbeitung des Themas ausschlaggebend, da Kleidung und Mode in unserer Gesellschaft doch ein Indikator ist um seine eigene Persönlichkeit auszudrücken. Das aber auch hier keine wirklichen erkennbaren Trends vorliegen, liegt wohl daran das derzeit gefühlt alles irgendwie modern ist. (Also Stile aus den letzten Jahrzehnten kombiniert mit aktuellen Trends)

Ich denke auch, dass momentan der individuelle Aspekte im Fokus liegt, welches sich in Kleidung, Musik, Hobbys, Sprache, ect. ausdrückt. Hier spielt auch der Selfie-Hype eine wichtige Rolle.


Mode

Jugendliche heutzutage haben zwar wahrscheinlich keine so starken einheitlichen Stil mehr wie einige frühere Generationen (zB Hippies), dafür ist es teilweise erschreckend welchen Druck Modemarken auf die jungen Menschen ausüben. Paradebeispiel ist hier wohl Abercrombie&Fitch und Hollister: Der Geschäftsführer des Unternehmens sagt, dass es keine Große Xl oder größer in seinem Unternehmen gibt, denn er produziere nicht für dicke Menschen (Q1). Wenn man einen Hollistershop betritt kommt man sich schon eigenartig vor, denn junge Frauen und Männer mit Modelmaßen und "schönen" Gesichtern werden eingestellt. Sie rattern dann 100mal täglich dieselbe Begrüßung herunter: "Hi guys, welcome to Hollister...".

Für sehr junge Erwachsene ist es oft ein Zwang diese Marken zu kaufen, da die Kleidung aber nicht günstig ist, ist es fü viele nicht leistbar (oder passend von der Größe).

Solche Einstellungen von Geschäftsführern sind sehr bedenklich, da sie das (teilweise ohnehin schon gestörte) Selbstbild von Jugendlichen noch stärker verzerren.

Quelle:

Q1:  http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.modeketten-in-der-kritik-empoerung-ueber-abercrombie-fitch-und-hollister.17426b77-5e34-42d5-a738-05d468c65965.html