Weblog-Journalismus
Samstag, 17. Januar 2004
Inhaltsübersicht Semesterarbeit

1. Einleitung

2. Kritikpunkte seitens der klassischen Medienlandschaft

3. Gefahren durch eine vollständige Akzeptanz

4. Assimilation von Weblogs

5. Qualität und Ethik im Journalismus

6. Ethik des Bloggens

7. Warblogs

8. Weblogs und Kommerzialisierung

9. Die Furcht des Journalismus vor Weblogs

10. Weblogs: publizistisches Genre mit einer unerschöpflichen Themenvielfalt

11. Verschmelzung von alten und neuen journalistischen Formen

12. Mobile Weblogs

13. Schluss

14. Fußnoten

15. Bibliographie

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Einleitung
Kommentierte Linksammlungen, Gedanken zum Tag, Netztagebücher: Was ein Weblog wirklich ist, wissen selbst seine Ersteller nicht immer ganz genau. Fakt ist nur, dass die einfach im Browser zu aktualisierenden und auch für Einsteiger leicht zu erstellenden Netzangebote immer beliebter werden - in der „Szene“ gehören Weblogs inzwischen gar einfach zum guten Ton, um seine User bei Laune zu halten.

Der Weblog stellt die neueste Entwicklung im Feld der Neuen Medien dar. Eine Entwicklung der letzten 5 Jahre, die technologisch und publizistisch beschreibbar ist. Weblogs sind ein Publikationsformat, das stark an Tagebücher erinnert. Sie beruhen auf einem effizienten Content-Management-System und tragen durch den Einsatz von Hyperlinks zur sozialen Netzwerkbildung im Internet bei.

Surfer tragen dabei Internet-Neuigkeiten und eigene Erlebnisse zusammen. Links zu anderen Seiten im Web sind dabei besonders wichtig. Weltweit werden derzeit etwa 3 Millionen registrierte User angenommen.

Nun werden neue digitale Medien in der Regel nicht als riskant wahrgenommen, zumindest nicht in einem Ausmaß verglichen mit den Technologien der Genmanipulation, der Kernenergie etc. Doch begleiteten lebhafte Diskussionen über Definition, Sinn, Nutzung, Lebensdauer, Verbreitung, Gefahren, und Chancen der Weblogs die Ankunft dieses neuen Mediums. Diese neuen digitalen Medien gerieten nämlich in Konfrontation mit den klassischen Formen der Kommunikation und der Produktion bzw. dem Vertrieb von Kommunikation.

Die Mehrzahl der Kommunikationsprodukte ist historisch von Gatekeepern verteilt worden, d.h. den Nutzern wurde eine Selektion vorgesetzt. Die neuen digitalen Medien zogen einen Wandel mit sich. Ein jeder Einzelne ist nun Autor bzw. Produzent.
Die Gefahren: Vermassung und Banalisierung von Inhalten, Verdummung, Quantität statt Qualität, Gefährdung des Kulturgutes, Verletzung der Urheberrechte und ökonomischer Interessen.

Unsere Gesellschaft kann idealtypisch betrachtet drei Reaktionen auf ein neues Medium zeigen. Eine erste Möglichkeit wäre die Verweigerung des Neuen, das folglich zur deren Vernichtung führen würde. In einem zweiten Fall könnte das Neue nicht als Gefahr, sondern als Chance gesehen werden. Sowohl Gesellschaft als auch das neue Medium nähern sich einander an und integrieren sich.
Dritte und letzte Möglichkeit wäre die blinde Akzeptanz des neuen Mediums. Dieser Fall kann als eine Variante des ersten Falles gedeutet werden, da es sich hierbei um eine unkritische, unreflektierte Reaktion handeln würde. (1)

Weblogs ermöglichten eine Emanzipation des Einzelnen bzw. der Masse vom Konsumenten zum Produzenten. Professionelle Produktionsmittel, wie Weblog-Software und Webspace stehen für wenig Aufwand zur Verfügung, die üblichen Gatekeeper, wie Agenturen, Verlage, Konzerne und Behörden können umgangen werden. Die Folge: Eine fundamentale Neudefintion des Produzierens!

Im Zeitalter der Vermassung tritt gleichzeitig und nicht überraschend der Einzelne wieder hervor. Der Autor, ob real oder nur vorgestellt, bürgt für Qualität angesichts des überbordenden Hypertext des Internet.
Eine der wesentlichen, jedenfalls stark verbreiteten kreativen Aktivitäten eines Bloggers ist das Filtern von Informationen und Daten, die das Internet und die Wirklichkeit bereithält. Eine zunächst sekundär anmutende Schöpfungsleistung ist die Verarbeitung intellektueller Leistungen anderer.
Eine der wesentlichen Leistungen in der Produktion von Inhalten ist die Integration von Information in bestehende Konzepte von Wissen und Erfahrung. Ein elementarer Baustein auf dem Weg dahin ist das Filtern von Informationen und Daten. Filtern versteht sich dabei als die Zuordnung von Relevanz und von Metadaten zu zunächst dekontextualisierter Information. Es handelt sich dabei um eine Routine unserer Alltagskultur. In einer Zeit, der es nicht an Wissen und Information mangelt, entstehen auf diese Weise viele Agenten, die das Meer der Daten, der Information, des Wissens durchkämmen und subjektiv Relevanz und Kontexte zu bestehenden Informationen addieren.

Die Produktion von Medieninhalten war seit jeher gut organisiert. Und zwar im Sinne derer, die an der Macht sind. Die potentielle Neuordnung der tradierten Strukturen durch Weblogs und neue Produktionsverfahren steht in ihrem massenhaften Potenzial außerhalb der aktuellen Kultur. Der revolutionäre Impetus des Bloggens ist als ein oppositionelles Vorgehen gegen eine etablierte Medienöffentlichkeit zu verstehen.

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Kritikpunkte seitens der klassischen Medienlandschaft

- die Funktionalität von Weblogs ist geringschätzig
- parasitäres Filtern
- das Format ist privates, irrelevantes, kurzlebiges Geschwätz
- Qualität wird durch Quantität ersetzt
- Soziales Kapital geht verloren
- Zerfall der Gesellschaft in unverbundene Subkulturen
- Virtuelle und reale Gemeinschaften schließen einander aus

(2)

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Gefahren durch eine vollständige Akzeptanz

- Unsere repräsentative Demokratie wird durch ein weblog-basierte direkte Demokratie abgelöst
- Virtuelle Netzwerke lösen reale ab
- Ablöse des klassischen Journalismus durch Alltagsreporter vulgo Blogger
- Gesellschaftliche Meinungsbildung auf Kommentarsystemen und RSS-Basis
- Ablöse von CMS und Desktop-Applikationen, der Mensch und seine Produktionsmittel gehen im Internet auf
- Sämtliches implizite Wissen wird explizit und nachhaltig nachvollziehbar

(3)

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Assimilation von Weblogs
Jeff Jarvis hatte sich Gedanken darüber gemacht, wie das Verhältnis zwischen klassischen Medien, Journalismus und Weblogs aussehen sollte bzw. in welcher Beziehung sie zueinander stehen sollten.
„Weblogs sollten von Journalisten und Reportern gelesen werden“. Dies ist die zentrale Aussage von Jeff Jarvis. Weblogs würden neue Informationen aus neuen Quellen hinzubringen. Sie würden zwar nie die klassischen Medien ersetzen können, sie aufwerten und ergänzen aber schon. Ganz besonders interessant fand ich folgende These, die ich im Wortlaut wiedergeben werde:

If you want to know what the people are saying and thinking, you can (a) hire a company to perform very expensive surveys and focus groups and hope they're right, (b) go to the nearest Dennys and eavesdrop and hope you like patty melts, or (c) read weblogs. (4)

Kurz übersetzt meint Jeff Jarvis folgendes:
Wenn Du wissen willst, was die Leute sagen und denken kannst Du (a) ein Unternehmen beauftragen, das teure Studien durchführt und hoffen, dass es richtig liegt, (b) ins nächste Café gehen und horchen, oder (c) Weblogs lesen.
Jeff Jarvis meint weiter, Weblogs produzieren Ideen für Geschichten, seien Anregungen für Berichte, Reportagen etc.

Es müsste als zu einem Austausch und einer Wechselbeziehung zwischen professioneller und privater Recherche und Kommentare bzw. zwischen klassischem Journalismus und Weblog-Journalismus kommen.
Inhalte sollten durch neue Konventionen verfügbar gemacht werden, ohne dass deren Urheberrechte verletzt werden.
Freie Filter sollten eingesetzt werden mit zentralen Taxonomien.
Persönliche Anmerkungen, die öffentlich zugänglich sind, sollten gemacht werden. Auf diesem Weg entsteht ein bewertetes Netz an kontextualisierten Informationen, also Wissen. Dies kann auf diese Weise einen zusätzlichen Pfad der Meinungsbildung darstellen.
Würde es zu dieser Assimilierung der Weblogs kommen, wäre von einer Rekonfiguration des öffentlichen und des Privaten die Rede: zuhause und doch nicht allein. Es würden personenzentrierte Interessensgemeinschaften entstehen abseits geografischer und zeitlicher Einschränkungen, eine Art „vernetzte Individualität“.
Neue informelle und unsichtbare online social networks würden möglich und virtuelle und reale Gemeinschaften würden sich nicht ausschließen.
Das Medium Weblog ist längst Mainstream. Viele Multiplikatoren, vom Journalisten bis zum Media-Einkäufer, lesen die Netztagebücher, um sich über Trends zu informieren.

Weblogs werden im Internet bereits als publizistische Heilsbringer gehandelt. Viele versprechen sich von ihnen „die Zukunft des Journalismus“.
Obwohl sie im Kern noch immer nur eine Mischung aus chronologisch aneinander gereihten, täglich aktualisierten Kommentaren und weiterführenden Links sind, finden vor allem in den USA einige Weblogs grosse Beachtung. Die hohen Erwartungen gründen auf der Idee, dass „Blogger“ zwar Amateur-Journalisten sind, dafür aber Profis in ihrem jeweiligen Fachgebiet; als solche sind sie eher befähigt, einer interessierten Leserschaft relevante Informationen zu liefern als die weniger spezialisierten Journalisten.

Die starke Rückkoppelung mit dem Publikum dank Feedback-Optionen erfüllt zudem - zumindest bei vielgelesenen Weblogs - die Funktion der Qualitätskontrolle, indem Beiträge schnell von einer gut informierten Leserschaft kommentiert und richtiggestellt werden.

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Qualität und Ethik im Journalismus
Martina Kaiser-Rumstadt und Stefan Ruß-Mohl gehen in ihrem Werk „Qualität und Ethik im Journalismus“, wie uns der Titel der Arbeit bereits verrät, speziell auf die Ethik- und Qualitäts-Frage im Journalismus ein.

Ich möchte nun zusammenfassend die wichtigsten Punkte dieser Veröffentlichung wiedergeben.

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Qualität und Ethik im Journalismus.
Den Beginn der Ethik- Diskussion setzte die „Amigo- Affäre“ im Jahre 1993.
Die Augsburger Allgemeine Zeitung (AZ) und die Süddeutsche Zeitung decken ein Musterbeispiel für Vorteilnahme und –gewährung beim bayrischen Ministerpräsidenten Max Streibl auf. Er hatte sich während seiner Amtszeit als Finanzminister von einem befreundeten Unternehmer auf private Urlaubsreisen einladen lassen. Die Affäre endete mit Streibls Rücktritt. Daraufhin erhob sich der Vorwurf an die Journalisten, sie sollten vor der eigenen Türe kehren und über ihre Vergünstigungen von z. B. Autofirmen oder Reiseveranstalter nachdenken.
Die Amigo-Affäre hatte Folge: (5)
- Gründung eines Arbeitskreises „Anti- Amigo- Initiative“ im Juni 1993. Neun Chefredakteure kamen zusammen, um über Vergünstigungen im Journalismus zu diskutieren
- Regelungen sind vor allem im Reise- und Motorressort nötig
- man befürchtet, dass Journalisten nach Einladungen, bei denen der Gastgeber alle Kosten trägt, weniger kritisch berichten oder nur berichten, weil sie sich dem Veranstalter verpflichtet fühlen
- der Arbeitskreis suchte Gespräche mit Vertretern der Automobilbranche, Reiseveranstaltern, Journalisten- und Industrieverbänden und dem deutschen Presserat

Es kam zu Richtlinien des Arbeitskreises als Orientierungshilfe für die Redakteure: (6)
- An- und Abreise zu Presseterminen sind selbst zu zahlen
- Benzinkosten für Autotests sollen selbst übernommen werden
- Presseeinladungen ins Ausland sollen nur angenommen werden, wenn es sich um wichtige, internationale Präsentationen handelt
- Journalisten soll die Annahme von Geschenken untersagt werden, die den Wert von 75 DM überschreiten (zugelassener Höchstbetrag des Finanzamtes)
- Journalisten soll nur die Annahme solcher Rabatte erlaubt werden, die auch anderen Berufsgruppen gewährt werden

Die Anti- Amigo- Initiative hat zumindest das Problembewusstsein der beteiligten Chefredakteure geschärft:

In den Redaktionen der am Arbeitskreis beteiligten Zeitungen werden Einladungen zu Reisen auf Kosten von Unternehmen seltener angenommen als bei anderen Zeitungen. Der Versuch von sechs Zeitungshäusern, sich zu einem Reisepool zusammen zusammenzuschließen, scheiterte (anscheinend an mangelndem Elan). Sie wollten beweisen, dass auch mit bescheidenen Etats mehr Unabhängigkeit von der Tourismusbranche möglich ist.

Doch die Unabhängigkeit kostet zu viel Geld. Deshalb wird bei den Mitgliedern des Arbeitskreises häufiger auf Berichte von freien Mitarbeitern zurückgegriffen. Damit verliert man die Kontrolle darüber, wie und auf wessen Kosten recherchiert wird.

Die Veranstalter solcher Presseeinladungen geben an, aus Platzgründen, Wetterverhältnissen, Ambiente und weltweite Markenpräsentation ihre neuen Modelle im Ausland vorzustellen.

Für mehr Klarheit und Verbindlichkeit könnten redaktionelle Ethik- Kodizes sorgen, die in Deutschland nahezu unbekannt sind . In den USA dagegen haben 44% der Zeitungsredaktionen und 49% der Fernsehstationen einen schriftlich fixierten Verhaltenskodex.
Sie thematisieren : (7)
- Geschenke, Rabatte und andere Vergünstigungen
- Nebeneinkünfte
- Spekulationsgeschäfte an der Börse
- pol. Betätigung
- Trennung von Werbung und redaktionellem Angebot
- Umgang mit anonymen Quellen

Gegner solcher Ethik- Kodizes warnen, dass diesen Richtlinien blind gefolgt wird und dass sie im Vorab schon die Neugier der Journalisten beschränken würden.

Befürworter heben vor allem zwei Aspekte hervor:

die Kodizes zeigen täglich in der Redaktion die hohe Priorität von korrektem ethischen Verhalten und sind außerdem gute Public Relations für die Zeitung, da sie der Öffentlichkeit zeigen, dass sich die Zeitung um ihr eigenes Verhalten Gedanken macht.

Kodizes sind also eine Option von redaktionellem Management, um journalistische Qualitätsstandards zu sichern.
Würde man sich im Journalismus wie in der Öffentlichkeitsarbeit jeweils auf betrieblicher und individueller Ebene um ethische Standards und somit auch Qualitätssicherung bemühen, entstünde ein vierfacher Filter: (8)

1. Organisationsethik in der PR
2. Individualethik in der PR
3. Organisationsethik im Journalismus
4. Individualethik im Journalismus

So ist zu hoffen, dass im mehrstufigen Kommunikationsprozess von der Quelle bis zum Publikum mindestens ein Filter funktioniert.

Um auch die Organisationsethik in der Redaktionen zu forcieren, schlagen die Autoren sog. „Sentencing Guidelines“ vor, die in den USA solchen Unternehmen mildere Strafen bei z. B. wirtschaftskriminellen Gesetzesverstößen in Aussicht stellen, die durch präventive Maßnahmen versucht haben, Fehlverhalten zu verhindern. Dies ist im Bereich der Medien vor allem im Hinblick auf Prozessrisiken denkbar. Die Unternehmen könnten dann im Klagefall nachweisen, sich um professionelle Standards zumindest bemüht zu haben. (9)

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Ethik des Bloggens
Sind Blogger nun Journalisten und müssen sie sich an dieselben professionellen Regeln halten, wie z.B. nicht einfach voneinander abzuschreiben? Inwieweit sollten sich nun Netztagebuch-Autoren an journalistische Standards halten?
Blogger schreiben auf jeden Fall öffentlich. Und die publizistische Macht der Blogger ist größer, als man vielleicht annehmen mag.

Diese Debatte kam in den USA in Gang als ein Journalist des Houston Chronicles in seinem eigenen Weblog seine Zeitung kritisiert und Nachrichten aus seiner eigenen Feder kommentiert hatte. Er tat dies jedoch nicht unter seiner richtigen Identität, sondern unter dem Pseudonym Banjo Jones.
In einem anderen Fall hat ein texanischer Blogger einfach Inhalte aus einem anderen beliebten Warblog übernommen.
Cyberjournalist.net hat jetzt eine Blogging-Ethik entworfen, die sich an Regeln für Schreib-Profis anlehnt.
Hier einige Auszüge: (10)
- Sei aufrichtig und ehrlich.
- Schreibe niemals aus einem anderen Blog ab.
- Identifiziere und verlinke zu der Nachrichten-Quelle - wenn möglich
- Stelle sicher, dass alle Inhalte korrekt und nicht übertrieben oder vereinfacht wiedergegeben sind.
- Niemals Fotos manipulieren, ohne dies deutlich zu machen.
- Niemals unrichtige Informationen veröffentlichen.
- Unterscheide zwischen Fakten, Kommentaren und tendenziöser Berichterstattung

Ein weiterer Anlass für diese Ethik-Debatte: Microsoft zahlte Bloggern einen Konferenzaufenthalt.
Die publizistische Macht der Blogger ist groß. Anders ist kaum zu erklären, warum Microsoft neben Journalisten und Analysten auch einige Netztagebuch-Autoren zu seiner Mobius-Konferenz eingeladen hat, wo Microsoft gewöhnlich neue Produkte und Ideen präsentiert.
Die Reisekosten nach Seattle inklusive Hotel wurden für die Blogger von dem Konzern übernommen. Nun herrschte in amerikanischen Weblog-Kreisen die Diskussion, inwiefern das den Weblog-Lesern gegenüber innerhalb der „Berichterstattung“ offengelegt werden müsse. Richtige Reporter echter Publikationen lassen derlei Gefälligkeit nicht zu - hier zahlt, nicht nur der journalistischen Unabhängigkeit willen, immer die Redaktion.

Weblog-Expertin Rebecca Blood, die kürzlich ein Handbuch zu dem Phänomen verfasst hat, widmete in ihrem Werk der „Ethik des Bloggens“ gleich mehrere Seiten. In sechs Unterpunkten zeichnet sie einen Verhaltenskodex auf, der sich kaum noch von dem professioneller Publikationen unterscheidet. Ergänzt ist er jedoch um spezifische Techniken des Internet, beispielsweise, dass online verfügbares Material zu einem Weblog-Eintrag zu verlinken sei - anstatt es womöglich zu unterdrücken: „Die Leser verdienen alle Fakten“, schreibt Blood. (11)

Die ersten Fälle, in denen Blogger mit dem Presserecht konfrontiert werden, dürften auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Daher veranstaltet die Rechtsfakultät der Yale-Universität Konferenzen, die Journalismus, Jura und Blogging zusammenbringt.

Auch Mitch Ratcliffe, Blogger und High-Tech-Berater, hat eine Ethikdebatte zum Thema Weblogs losgetreten. Das neue Medium brauche Regeln, sagt er im Interview mit der Netzeitung.
Ratcliffe ist Internetpionier, schrieb für „Macweek“ und „Digital Media“ und entwickelte für den Finanzdienst „On24“ die Inhalteplattform. Heute arbeitet er als Berater für AOL, ZDNet und Softbank - und plant, mit seinem Weblog Geld zu verdienen.

Mitch Ratcliffe ist nicht der Ansicht, dass journalistische Standards im Weblog-Bereich zur Anwendung kommen sollten oder müssten. Vielmehr glaubt er, dass sich die Blogger selbst ethische Fragen stellen müssten, genauso wie das andere Leute tun, die Menschen durch ihre Texte beeinflussen können. (12)

Die Reaktion auf die ethischen Fragen von Mitch Ratcliffe in der Weblog-Welt waren vielfältig.
Viele Leute haben die Idee diskutiert. Doc Searls schrieb einen „Mea Culpa“-Artikel, den Ratcliffe sehr gedankenvoll und diskussionsfördernd fand - von jemandem, der zu den Pionieren im Weblog-Bereich zählt. Er bekam auch viele defensive Mails von Bloggern und einige sehr vernünftige Antworten von ihnen. Sein Posting wurde doch von vielen Leuten als ein Edikt von oben fehlinterpretiert. (13)

Doch sehen die Leser große Weblogs bereits als glaubwürdige Quellen an, die mit großen Medien verglichen werden können?

Ratcliffe glaubt, dass viele Leute die Meinungen, die sie mit dem Schreiber teilen, mit dessen Glaubwürdigkeit verwechseln. Also nehmen sie die Kommentare eines konservativen „War-Bloggers“ oder eines liberalen „Business-Bloggers“ als endlich die Wahrheit. Dabei sollten sie kritischer als je zuvor lesen.

Ratcliffe sieht eine fortgesetzte Entwicklung der Art und Weise, wie die Menschen kommunizieren. Blogging ist nicht das letzte neue Ding. Aber es könnte einen interessanten Platz im Kommunikationsumfeld einnehmen, einen, der sich den „Jede Person ist ein Medium“-Vorhersagen der frühen Web-Ära annähert. (14)

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Warblogs
Besonders Netztagebücher, die sich mit dem Irak-Krieg beschäftigt haben, sind auf großes Interesse gestoßen. Das Aufkommen sogenannter Warblogs hat den Weblogs Auftrieb gegeben. Im Unterschied zu den thematisch im IT-Bereich angesiedelten Tech-Blogs, die die Weblog-Gemeinschaft lange Zeit dominierten, widmen sich Warblogs jeder denkbaren Facette des Kriegs gegen den Terrorismus. Mit dem Aufkommen der Warblogs ist eine allgemeine Politisierung der Weblog-Gemeinschaften einhergegangen.

Während des Krieges fand ein bemerkenswertes Medienexperiment statt: Ein junger Journalist berichtete via Internet direkt aus dem Kriegsgebiet. Finanziert wurde der „ausgebettete“ Reporter durch die Leser seiner Website.
Ein Modell mit Zukunft?
Die Frage, ob es sich bei Weblogs um eine Form von Journalismus handelt oder lediglich um subjektive "Online-Tagebücher" ohne publizistischen Wert und die Gegenfrage, ob News-Magazine im Web nicht eigentlich lediglich so etwas ähnliches sind wie Blogs, die halt redaktionell betreut werden, haben wir bereits heftig diskutiert und wird in dieser Arbeit immer wieder neu aufgerollt werden. Nicht wenige standesbewusste Vertreter der schreibenden Zunft fühlen sich berufen, zwischen ihrer Berufsgruppe und Millionen bloggenden Amateuren eine deutliche Grenzlinie auf den virtuellen Webboden zu pinseln. Übertreten verboten.

Aber dieser, oft mühsam gezirkelte Trennstrich verwischt in letzter Zeit zusehends: Bloggende Journalisten auf der einen Seite und weblogähnliche, redaktionell betreute Netz-Kolumnen, wie sie beispielsweise BBC-Auslandskorrespondenten führen, auf der anderen Seite, weichen diese Demarkationslinie mehr und mehr auf.

Schon sehen Web-Visionäre und -Phantasten in dieser Grauzone einen Nährboden, aus dem sich eine vollkommen neue Form der Berichterstattung entwickeln könnte: "Mikro-Journalismus" soll zukünftig eine Eins-zu-eins-Informationsübermittlung zwischen Reporter und Leser ermöglichen und den Umweg über eine Zeitung oder ein Nachrichtenmagazin überflüssig machen. Schon wird in einschlägigen Foren von einer "eBayisierung" des Newswesens geschwärmt, über Versteigerungen von Reportagen nach dem Vorbild des Internet-Auktionshauses spekuliert oder über mögliche Bezahlmodelle gemutmaßt.

Während des Irak-Krieges trat Christopher Allbritton, ein in New York lebender, freier Journalist, mit seinem Projekt "Back to Iraq" (B2I) den Beweis dafür an, dass komplett autonome Berichterstattung prinzipiell zumindest möglich ist. Ausgestattet mit einem Satellitentelefon, einem wetterfesten Notebook, einer Digitalkamera und einer guten Portion Abenteuerlust, überquerte er mit Hilfe von kurdischen Schleusern Anfang April die Grenze zwischen der Türkei und dem Nord-Irak und dürfte so der erste Internet-Kriegsreporter gewesen sein. Eine Ein-Mann-Nachrichtenagentur, die nur ihren Lesern verpflichtet war. (15)

Zu den größten Warblogs zählt "Command Post". Sinn und Zweck von „Command Post“ ist es, möglichst viele Nachrichten zum Irak-Krieg an einem Ort im Web zu sammeln, heißt es im „Mission Statement“ des Weblogs. Derzeit arbeiten rund 20 Personen aus aller Welt unentgeltlich für das Projekt.

Gründerin Michele Catalano, Justizangestellte aus dem US-Bundesstaat New York, sprach mit der Netzeitung über Wahrheit und Unwahrheit in Weblogs und die Geschwindigkeit des Internet, der traditionelle Medien kaum noch folgen können.

Als der Krieg ausbrach, begann die Initiatorin von „Command Post“ auf ihrer privaten Seite alle zehn Minuten Updates online zu stellen, während sie mehrere TV-Kanäle gleichzeitig anschaute.
Als sie bemerkte, dass das viele Blogger taten, schrieb sie einen Kommentar, dass sie doch vielleicht ein Gemeinschafts-Weblog aufmachen sollten, um all die Postings zusammenzuführen. Zehn Minuten später schrieb ihr Weblog-Freund Alan, er würde einen solchen Server aufsetzen. So entstand „Command Post“.
Am ersten Tag hatten dieser Weblog schon 7000 Hits. Inzwischen ist er bei 100.000 Besuchern täglich. Die Zahlen steigen weiter.
Die Vorteile der Weblogs gegenüber traditionellen Nachrichtendiensten sieht Catalano darin, dass es keine redaktionellen Einschränkungen gibt. Weblogs werden auch schneller aktualisiert als die Newsdienste - wenn CNN das neueste aus dem Irak endlich auf seine Seite stellt, hatte „Command Post“ dieselbe Geschichte häufig 20 Minuten vorher oder noch früher. Command Post hat mindestens 20 Leute aus der ganzen Welt, die zu jeder Zeit eine Myriade von Quellen sichten und dann News posten.
Zudem meint Catalano, dass Weblogs im Fall des Irak-Kriegs wahrheitsgemäßer seien als manches professionelle Nachrichtenangebot.
„Wir halten nichts zurück. Weblogs müssen nicht den Eindruck erwecken, sie seien unabhängig. Obwohl Command Post davon abweicht, weil es eine strikte News-Sammlung ist. Wir haben allerdings auch eine Kommentarseite. Weblogs insgesamt bieten eine ehrlichere, rauere Sichtweise auf aktuelle Ereignisse.“ (16)

Teilweise nutzen die Bürger nun die Weblogs, um vom US-Fernsehen zensierte Informationen über den Krieg einzuholen und um ein besseres Bild zu bekommen.
Sie gehen generell mehr ins Internet. Wenn die Leute wirklich die Bilder sehen wollen, die CNN oder andere Mainstream-Medien zensiert haben, z.B. die Aufnahmen toter und gefangener US-Soldaten, gehen sie einfach auf die Homepage von Al Dschasira. Danach kommen sie in die Weblogs, um die verschiedensten Meinungen darüber einzuholen - und in diesem Fall oft auch die ganze Wut.

„Wir leben in einer Zeit, in der die Leute ihre Nachrichten schnell wollen. Sie wollen nicht mehr warten. Besonders bei diesem Krieg, der in Echtzeit im Fernsehen übertragen wird. Die meisten haben kein Kabelfernsehen im Büro, dafür aber Internet. Und wenn die Mainstream-Newssites dann langsam sind und noch die Server unter der Last von Millionen Zugriffen zusammenbrechen, bringt ein War-Blog wie Command Post die Nachrichten schneller.
Wir können mit unseren Autoren alle Zeitzonen abdecken. Das Weblog läuft 24 Stunden mit Nachrichten, die nicht nur aus den USA kommen, sondern auch aus Ländern wie Australien, Neuseeland, Großbritannien, Kuwait und Israel. Wir haben Professoren, Anwälte, Hausfrauen, Lehrer und Studenten dabei, sogar Rüstungsspezialisten. Wir sind nicht die Medien, wir sind das Volk.“, so Catalano. (17)

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Weblogs und Kommerzialisierung
Reich wird man mit Weblogs nicht. Die einzigen Einnahmequellen sind Spendensysteme wie Pay-Pal, über welche Leser den Autoren via Kreditkarte einen freiwilligen Betrag zukommen lassen können, und das Belohnungssystem der Online-Buchhandlung Amazon, welches den Blogger mit bis zu 15 Prozent an der Kaufsumme seines Lesers beteiligt. Die „paar hundert Dollar pro Monat“ decken aber nur gerade Ausgaben für Server und Infrastruktur.

Noch beruht das gängige „Weblog-Geschäftsmodell“ auf Gratisarbeit. In naher Zukunft könnte sich das ändern. Die in London domizilierte Firma Pressflex arbeitet gegenwärtig an einem Werbebanner-System. Eine Kommerzialisierung würde die Blogs allerdings in ein anderes Licht rücken, denn die ökonomische Unabhängigkeit der Autoren und die persönliche Note von Weblog-Beiträgen tragen in den Augen der Leserschaft viel zu ihrer hohen Glaubwürdigkeit bei. (18)

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Die Furcht des Journalismus vor Weblogs
Der Journalismus braucht keine Angst vor Weblogs zu haben.
Dies ist die Meinung von Dan Gillmor, der als einer der Weblog-Journalismus-Pioniere gilt. Sein jüngstes Buch schrieb er nicht allein - die Leser halfen online.

Dan Gillmor führt ein Silicon Valley Tagebuch und arbeitet als Kolumnist für die "San Jose Mercury News".
In einem Interview mit der Netzeitung sprach er über das Verhältnis Journalismus und Weblogs.
Seine jüngste Veröffentlichung, „Making News“ handelt, davon, was passiert, wenn Journalismus und Kommunikationstechnologie aufeinander treffen. Und davon, was das für die handelnden Personen bedeutet, die Journalisten selbst, die Leute und Institutionen, über die berichtet wird, und das Publikum/die Nutzer des Journalismus.

Dan Gilmor hat die gesamte Gliederung ins Web gestellt und die Leser
gebeten, ihre Ideen und ihr Wissen hinzuzufügen.
Viele Reaktionen der Leser enthielten Ideen, Vorschläge und Informationen, die Gilmor nicht bedacht hatte, oder auf die er bisher in seiner journalistischen Tätigkeit nicht gestoßen war. Aber ist es für einen Journalisten wirklich möglich, mit seinen Lesern so zusammenzuarbeiten?

Gillmor hofft sehr darauf. Die neuen technischen Werkzeuge sind der Schlüssel zu diesem Ansatz, so Gilmor. Auf die Frage, ob der Journalismus durch den derzeitigen Weblog-Trend neu definiert wird, meint der Kolumnist, es sei nicht unbedingt ein revolutionärer, sondern ein evolutionärer Prozess. Der Journalismus werde durch Weblogs, Mailinglisten, Foto-Handys und andere neue Werkzeuge verfeinert. (19)

Müssen sich Journalisten aber davor fürchten?

Aus einer rein journalistischen Perspektive lautet Gilmors Antwort Nein. Allerdings bringt das Netz diverse Bedrohungen für das Geschäftsmodell des traditionellen Journalismus mit. Das kann Angst machen. (20)

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Weblogs: publizistisches Genre mit einer unerschöpflichen Themenvielfalt
Während in Amerika bereits verstärkt journalistisch gebloggt wird, halten sich die deutschen Redaktionen noch zurück. Sie verpassen damit womöglich einen wichtigen Trend. (21)

Persönliche Tagebücher, deren Inhalte höchstens für Verwandte und Bekannte der Autoren von Interesse sind, gibt es zwar immer noch; darüber hinaus hat sich aber ein publizistisches Genre mit einer beinahe unerschöpflichen Themenvielfalt entwickelt. Die Fragmentierung der Medien wurde mit dem Internet nochmals stark beschleunigt. Sprach man früher nur von Spartenkanälen im Fernsehen, die uns vom Angeln bis zum speziellen Hausfrauenkanal mit Spezialinteressensgebieten versorgen sollten, kann man sich im Web inzwischen seine ganz eigene Medien-Realität zusammenstellen. Eine Art „CNN der Weblogs“ wird es daher nie geben, da die Weblogs viel stärker fragmentiert sind, als andere Medien. Manche wünschen sich bereits einen „Stadtführer“.

Den meisten Bloggern ist es egal, wo eine Quelle im Netz steht. Sie haben womöglich Präferenzen, welche Medienangebote sie dort lesen - doch das interessiert den User, der ja von Netztagebuch zu Netztagebuch springen kann, um die wichtigsten Neuheiten zu „scannen“, eher wenig. Dem geht es vor allem um den persönlichen Touch, den eine Auswahl der Weblog-Nachrichten durch den Blogger erhält. Genau darum sind auch jene Experten-Weblogs so beliebt: Sie geben einen Einblick in die „Denke“ der jeweiligen Persönlichkeit. (22)

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Verschmelzung von alten und neuen journalistischen Formen
Für Dave Winer, Chef der im Silicon Valley beheimateten Blogging-Software-Firma Userland, ist das oft hoch spezialisierte Fachwissen der Blogger der Grund, weshalb er vom langfristigen Erfolg der Weblogs überzeugt ist: „Bis in fünf Jahren werden mehr Leser ihre News von Weblogs beziehen als von der Website der „New York Times“, sagte er und wettete mit Martin Niesenholtz, Geschäftsführer von New York Times Digital, öffentlich um 1000 Dollar. Gewinnen soll, wer 2007 bei der Suche nach News-Schlagwörtern mit der Suchmaschine Google in den Suchresultaten das höhere Ranking erzielt.

Die beiden werden einst Mühe haben, die Suchresultate von Google eindeutig zu interpretieren. Von einem Kampf der neuen gegen die alten Medien kann keine Rede sein. Längst sind die traditionellen Medienhäuser auf den Weblog-Zug aufgesprungen. Denn so viel ist klar: Nicht ein Kampf zwischen alten und neuen Medien, sondern die Verschmelzung von alten und neuen journalistischen Formen ist trotz gegenseitigen Vorbehalten in vollem Gang. Dazu beigetragen haben Winer und Niesenholtz gleich selbst, als sie einen einjährigen Vertrag unterzeichneten, der den Nutzern von Winers Software die automatische Integration von Schlagzeilen der „New York Times“ in ihre Weblogs erlaubt.

Die zunehmende Verschränkung von Weblogs mit den traditionellen Verlagen ist auch andernorts augenfällig. So verdeutlicht etwa das Projekt „blogdex“ des Bostoner MIT Media Lab, dass ein überwiegender Teil der Links in Weblogs zu den Publikationen der grossen Medienhäuser führt. Umgekehrt ist zu beobachten, dass Medien immer häufiger Themen aufgreifen, die von der Weblog-Gemeinschaft lanciert wurden.

Auch in personeller Hinsicht ist eine Trennlinie immer schwieriger aufrechtzuerhalten. Einige der populärsten Weblogs werden von Journalisten nebenberuflich betrieben, und seit der Angliederung des bekannten Weblogs „Kausfiles“ ans Online-Magazin „Slate“ ist etwa Mickey Kaus, früherer Redaktor des Magazins „The New Republic“, nun Blogger in Diensten von Microsoft. Ausserdem führen nun auch Publikationen wie „Die Zeit“, „The Guardian“ oder „BBC Online“ auf ihrer Website eigene Weblogs. Sogar bei der Journalistenausbildung werden Weblogs berücksichtigt. Die Graduate School of Journalism der University of California in Berkeley, eine der respektiertesten Journalismusschulen der USA, bietet ihren Studierenden Blogging-Kurse an. (23)

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Weblogs werden mobil
Mit Hilfe von Weblogs kann jeder User Nachrichten publizieren. Dank drahtloser Technologien wie WLAN können künftig Augenzeugen von überall auf der Welt mobil berichten.

Justin Hall, Ende Zwanzig, kann als einer der Begründer der Weblog-Bewegung bezeichnet werden: Der Journalist und Autor startete 1994 seine Website Links.net mit höchst persönlichen Tagebucheinträgen. Damals arbeitete er für „Wired“ und die damals höchst innovative Website „Hotwired“ in San Francisco.

Derzeit lebt er vor allem in Japan, wo er bevorzugt über Computerspiele und neue mobile Technologien schreibt, die sich in dem Hightech-Land besonders schnell durchsetzen. Halls neueste Prognose: Das Weblog wird mobil. Die simple Begründung: Je mehr das Internet ins Drahtlose migriert, um so leichter wird es, sein Blog ständig auf dem Laufenden zu halten - egal, wo man sich befindet.

In einem Beitrag für die von Handyhersteller Nokia herausgegebene Fach-Website „The Feature“ lässt Hall die Geschichte des Weblogs Revue passieren. Das Netztagebuch habe dank einfacher Software wie „Blogger“ oder „Movable Type“ eine neue Mediengattung geschaffen. Jeder Internet-Nutzer kann ohne Spezialwissen in Echtzeit publizieren.

„Doch was passiert, wenn die Blogger ihre mobilen Geräte mit ins Spiel bringen?“, fragt Hall rhetorisch, „wir werden etwas erleben, was sich vollständig vom heutigen Weblog unterscheidet“. Den Trend kann man bereits auf Konferenzen beobachten, bei denen die Veranstalter den Besuchern kostenlose WLAN-Zugangspunkte bieten, über man sich drahtlos ins Internet einloggen kann.
So kam es in den USA schon vor, dass bereits während eines Vortrages erste Kritiken in Experten-Weblogs rollten - selbst Agenturjournalisten können da nicht mehr mithalten. Das führt laut Hall zu interessanten Rückkoppelungseffekten.
In New York City, eine der Städte mit der höchsten Dichte der drahtlosen Zugangspunkte, könne man sich gar vorstellen, dass künftig alles, was eine Notiz wert ist, „in Echtzeit ins Web gestellt wird“.
Halls Mentor Howard Rheingold - Erfinder des Begriffes „Virtuelle Gemeinschaft“ - spricht bereits von so genannten „Smart Mobs“, denen zukünftig eine hohe Wichtigkeit zu komme. Rheingold zufolge zählt demnach nicht mehr der einzelne Amateur-Reporter, sondern ein ganzes Kollektiv.

News-Weblogs wie „Slashdot“ zeigen in diese Richtung: Hunderte von Usern geben hier täglich ihre Ideen für Geschichten ab, damit der Dienst nichts wichtiges verpasst.
Justin Hall prägt in diesem Zusammenhang den Begriff „Moblog“ – und spielt damit nicht nur wie Rheingold auf den Mob, den „Pöbel“, an, sondern auch auf den mobilen Charakter des Weblog. Wenn, wie in Japan, Mobiltelefone mit Internet-Zugang mit ins Spiel kommen, steht dem mobilen „Reporter“ nichts mehr im Weg.
Wie einst die kleine Amateur-Videokamera werden dann Foto-Handys zu ersten Zeugen von Ereignissen. Diese werden direkt ins Netz publiziert – wo man die Information allerdings immer erst noch finden muss. Und genau hier sind „echte“ Online-Medien bislang den unbekannten Weblogs überlegen: Sie ziehen große Nutzergruppen aufgrund vertrauenswürdiger Marken an. (24)

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Schluss
Offensichtlich ist in der Geschichte der innovativen Technologien ein ähnlicher Lebenszyklus zu beobachten. Es kommt der Zeitpunkt an dem die neue Technologie, in unserem Fall der Weblog von der Peripherie ins Zentrum geholt wird, er wird dabei Federn lassen, so wie das Zentrum Modifikationen vornehmen muss. Das ist der nachhaltigste Weg der Konfrontation mit dem Anderen und der schlussendlichen Integration.

Ob die Weblog-Bewegung über- oder unterbewertet wird, da sind sich auch die Experten noch nicht ganz einig.

Einerseits kann man sagen, dass das mühelose Publizieren über Weblogs ein gewaltiges Potential birgt, was die Rolle des Einzelnen in der Öffentlichkeit betrifft. Andererseits muss man aber auch konstatieren, dass unter dem Begriff Weblog natürlich viel Konzepte und Techniken zusammengefasst sind, die sich unter anderen Namen über lange Zeit entwickelt haben.
Eines ist aber sicher: Die Internet-Nutzung wird durch das schnelle Publizieren im Weblog total verändert.

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Fußnoten

1 Thomas N. Burg: Randgänge: MonsterMedia - monstrosity in the face of weblogs, http://randgaenge.net/stories/2003/09/30/monstermediadeutsch.html
2 Thomas N. Burg: Randgänge: MonsterMedia - monstrosity in the face of weblogs, http://randgaenge.net/stories/2003/09/30/monstermediadeutsch.html
3 Thomas N. Burg: Randgänge: MonsterMedia - monstrosity in the face of weblogs, http://randgaenge.net/stories/2003/09/30/monstermediadeutsch.html
4 Jeff Jarvis: Weblogs und Journalismus, http://www.roell.net/weblog/archiv/2003/10/24/weblogs_und_journalismus_jeff_jarvis.shtml
5 Kaiser-Rumstadt, Martina und Ruß-Mohl, Stephan: Qualität und Ethik im Journalismus, o. O. 2000
6 Kaiser-Rumstadt, Martina und Ruß-Mohl, Stephan: Qualität und Ethik im Journalismus, o. O. 2000
7 Kaiser-Rumstadt, Martina und Ruß-Mohl, Stephan: Qualität und Ethik im Journalismus, o. O. 2000
8 Kaiser-Rumstadt, Martina und Ruß-Mohl, Stephan: Qualität und Ethik im Journalismus, o. O. 2000
9 Kaiser-Rumstadt, Martina und Ruß-Mohl, Stephan: Qualität und Ethik im Journalismus, o. O. 2000
10 o. A., Sind Blogger Journalisten, http://www.webloginfo.de/2003/05/12.html
11 Ben Schwan: Von Weblogs und ihrer Ethik, http://www.netzeitung.de/internet/211503.html
12 Ben Schwan: „Weblogs kritisch lesen“, http://www.netzeitung.de/internet/211615.html
13 Ben Schwan: „Weblogs kritisch lesen“, http://www.netzeitung.de/internet/211615.html
14 Ben Schwan: „Weblogs kritisch lesen“, http://www.netzeitung.de/internet/211615.html
15 Mario Sixtus: Die Koalition der Willigen, http://www.20six.de/nextEntries/119tlohw2om7s
16 Ben Schwan: Weblogs bieten ehrlichere Berichterstattung über den Krieg“, http://www.netzeitung.de/internet/232590.html
17 Ben Schwan: Weblogs bieten ehrlichere Berichterstattung über den Krieg“, http://www.netzeitung.de/internet/232590.html
18 Roland Specker: Medien nehmen die Weblog-Idee auf: Eine Internet-Erfindung als publizistischer Heilsbringer?, http://www.nzz.ch/2002/06/28/em/page-article88SR2.html
19 Ben Schwan: Journalismus braucht keine Angst vor Weblogs zu haben, http://www.netzeitung.de/internet/235222.html
20 Ben Schwan: Journalismus braucht keine Angst vor Weblogs zu haben, http://www.netzeitung.de/internet/235222.html
21 Ben Schwan: Weblogs als Medienzukunft, http://www.netzeitung.de/internet/202518.html
22 Ben Schwan: „CNN der Weblogs wird es nie geben“, http://www.netzeitung.de/internet/227325.html
23 Roland Specker: Medien nehmen die Weblog-Idee auf: Eine Internet-Erfindung als publizistischer Heilsbringer?, http://www.nzz.ch/2002/06/28/em/page-article88SR2.html
24 Ben Schwan: „Moblog“: Amateur-Reporter berichten in Echtzeit, http://www.netzeitung.de/internet/216663.html

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Bibliographie

Thomas N. Burg: Randgänge: MonsterMedia - monstrosity in the face of weblogs, http://randgaenge.net/stories/2003/09/30/monstermediadeutsch.html

Jeff Jarvis: Weblogs und Journalismus, http://www.roell.net/weblog/archiv/2003/10/24/weblogs_und_journalismus_jeff_jarvis.shtml

Kaiser-Rumstadt, Martina und Ruß-Mohl, Stephan: Qualität und Ethik im Journalismus, o. O. 2000

o. A., Sind Blogger Journalisten, http://www.webloginfo.de/2003/05/12.html

Ben Schwan: Von Weblogs und ihrer Ethik, http://www.netzeitung.de/internet/211503.html

Ben Schwan: „Weblogs kritisch lesen“, http://www.netzeitung.de/internet/211615.html

Mario Sixtus: Die Koalition der Willigen, http://www.20six.de/nextEntries/119tlohw2om7s

Ben Schwan: Weblogs bieten ehrlichere Berichterstattung über den Krieg“, http://www.netzeitung.de/internet/232590.html

Roland Specker: Medien nehmen die Weblog-Idee auf: Eine Internet-Erfindung als publizistischer Heilsbringer?, http://www.nzz.ch/2002/06/28/em/page-article88SR2.html

Ben Schwan: Journalismus braucht keine Angst vor Weblogs zu haben, http://www.netzeitung.de/internet/235222.html

Ben Schwan: Weblogs als Medienzukunft, http://www.netzeitung.de/internet/202518.html

Ben Schwan: „CNN der Weblogs wird es nie geben“, http://www.netzeitung.de/internet/227325.html

Ben Schwan: „Moblog“: Amateur-Reporter berichten in Echtzeit, http://www.netzeitung.de/internet/216663.html

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