Weblog-Journalismus |
Samstag, 17. Januar 2004
Einleitung
alex_raffeiner_salzburg, 17:59h
Kommentierte Linksammlungen, Gedanken zum Tag, Netztagebücher: Was ein Weblog wirklich ist, wissen selbst seine Ersteller nicht immer ganz genau. Fakt ist nur, dass die einfach im Browser zu aktualisierenden und auch für Einsteiger leicht zu erstellenden Netzangebote immer beliebter werden - in der „Szene“ gehören Weblogs inzwischen gar einfach zum guten Ton, um seine User bei Laune zu halten.
Der Weblog stellt die neueste Entwicklung im Feld der Neuen Medien dar. Eine Entwicklung der letzten 5 Jahre, die technologisch und publizistisch beschreibbar ist. Weblogs sind ein Publikationsformat, das stark an Tagebücher erinnert. Sie beruhen auf einem effizienten Content-Management-System und tragen durch den Einsatz von Hyperlinks zur sozialen Netzwerkbildung im Internet bei. Surfer tragen dabei Internet-Neuigkeiten und eigene Erlebnisse zusammen. Links zu anderen Seiten im Web sind dabei besonders wichtig. Weltweit werden derzeit etwa 3 Millionen registrierte User angenommen. Nun werden neue digitale Medien in der Regel nicht als riskant wahrgenommen, zumindest nicht in einem Ausmaß verglichen mit den Technologien der Genmanipulation, der Kernenergie etc. Doch begleiteten lebhafte Diskussionen über Definition, Sinn, Nutzung, Lebensdauer, Verbreitung, Gefahren, und Chancen der Weblogs die Ankunft dieses neuen Mediums. Diese neuen digitalen Medien gerieten nämlich in Konfrontation mit den klassischen Formen der Kommunikation und der Produktion bzw. dem Vertrieb von Kommunikation. Die Mehrzahl der Kommunikationsprodukte ist historisch von Gatekeepern verteilt worden, d.h. den Nutzern wurde eine Selektion vorgesetzt. Die neuen digitalen Medien zogen einen Wandel mit sich. Ein jeder Einzelne ist nun Autor bzw. Produzent. Unsere Gesellschaft kann idealtypisch betrachtet drei Reaktionen auf ein neues Medium zeigen. Eine erste Möglichkeit wäre die Verweigerung des Neuen, das folglich zur deren Vernichtung führen würde. In einem zweiten Fall könnte das Neue nicht als Gefahr, sondern als Chance gesehen werden. Sowohl Gesellschaft als auch das neue Medium nähern sich einander an und integrieren sich. Weblogs ermöglichten eine Emanzipation des Einzelnen bzw. der Masse vom Konsumenten zum Produzenten. Professionelle Produktionsmittel, wie Weblog-Software und Webspace stehen für wenig Aufwand zur Verfügung, die üblichen Gatekeeper, wie Agenturen, Verlage, Konzerne und Behörden können umgangen werden. Die Folge: Eine fundamentale Neudefintion des Produzierens! Im Zeitalter der Vermassung tritt gleichzeitig und nicht überraschend der Einzelne wieder hervor. Der Autor, ob real oder nur vorgestellt, bürgt für Qualität angesichts des überbordenden Hypertext des Internet.
Die Produktion von Medieninhalten war seit jeher gut organisiert. Und zwar im Sinne derer, die an der Macht sind. Die potentielle Neuordnung der tradierten Strukturen durch Weblogs und neue Produktionsverfahren steht in ihrem massenhaften Potenzial außerhalb der aktuellen Kultur. Der revolutionäre Impetus des Bloggens ist als ein oppositionelles Vorgehen gegen eine etablierte Medienöffentlichkeit zu verstehen. ... comment |
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