Mobile Business Ridesharing in den USA sowie der Mobile Business-Markt in Afrika

christoph.koch.uni-linz, 12. Jänner 2014, 14:04

Im folgenden Beitrag möchte ich einerseits ein Geschäftsfeld vorstellen, das ohne dem Einsatz mobiler Endgeräte nicht oder nur eingeschränkt umsetzbar wäre. Beim Carsharing handelt es sich bekanntlich um das Teilen eines Fortbewegungsmittels. Diese Art der Fortbewegung gewinnt immer mehr Unterstützer. Eine ähnliche, abgewandelte Form ist das sogenannte „Ridesharing“, welches ebenfalls immer mehr an Bekanntheit erlangt. Das Startup-Unternehmen „Lyft“ wurde 2012 gegründet und ermöglicht, schnell und unkompliziert eine Mitfahrgelegenheit zu finden – unabhängig von Zeit und Ort, ähnlich der Nutzung eines Taxis. Via einer Mobile-App fragt man über eine Zentrale um eine Mitfahrt an und wer auch immer gerade in der Umgebung ist nimmt diese Person mit. Um als Fahrer tätig zu werden, muss man vorab neben diversen Checks auch Trainingseinheiten absolvieren. Lyft startete mit dieser Idee 2012 in San Francisco und konnte im August 2013 die 1-Millionste Fahrt verbuchen. Während viele Ride-Sharing-Projekte ohne feste Tarife arbeiten, ist dies hier schon der Fall. So konnten im Mai 2013 bereits 60 Millionen Dollar umgesetzt werden. [Q1]

 

 

Mittlerweile ist Lyft bereits in 19 amerikanischen Städten verfügbar, die Preise variieren unter den Städten. Lyft’s Motto lautet „Your friend with a car“ und steht für I-Phone und Android zu Verfügung. Auf der Homepage gibt es die Möglichkeit, sich als künftiger Fahrer einzutragen und laut eigenen Angaben runden 30 Dollar je Stunde zu verdienen. [Q2]

 

Da die Benutzer Lyft ortsunabhängig anwenden können und das mobile Endgerät  die Funktion der Identifikation übernimmt, wäre dieses Geschäftsmodell in traditioneller Weise nur sehr eingeschränkt anwendbar und wahrscheinlich bei Weitem nicht so erfolgreich. Ob die bestehenden Taxiunternehmen mit diesem Modell ihre Freude haben, wage ich zu bezweifeln.

 

 

Da es mir in Europa bzw. der westlichen Gesellschaft schwierig erscheint, ein noch völlig neues E-Business-Feld (und nicht lediglich eine Erweiterung eines bestehenden) zu entdecken, weil es quasi nichts gibt, was es nicht schon gibt, möchte ich den in den noch in den Kinderschuhen steckenden Smartphone und Mobile-Business-Markt eines anderen Kontinents vorstellen. Durch andere Lebensumstände und Notwendigkeiten ergeben sich hier Möglichkeiten für diverse E-Business-Anwendungen, die in der westlichen Welt zweifelsohne zum Scheitern verurteilt wären. Daher möchte ich im Folgenden auf diesen Kontinent eingehen, auf dem sich unglaublich großes Potential für mobile Anwendungen versteckt – Afrika!

 

Schließlich gilt Afrika nach China zu den am schnellsten wachsenden Mobiltelefonmärkten. Erwartungen zufolge sollen allein auf diesem Kontinent bis 2017 1.2 Milliarden Mobiles in Umlauf sein. Doch welche Möglichkeiten stecken nun für jeden/jede Einzelne in diesem Milliarden-Markt, welche Geschäftsideen sind zukunftsträchtig?

 

Während in Afrika alle soziale Schichten Mobiltelefone nutzen, steht als Zielgruppe die reiche und gebildete Mittelschicht ganz oben des 3G- und 4G-Smartphonemarktes. Tag für Tag bekommen immer mehr Afrikaner erstmals in ihrem Leben Zugang zum Internet, ermöglicht durch Smartphones. Während derzeit der Großteil nach der ersten „Mobiltelefonrevolution“ noch über GSM bzw. 2.5G Gespräche führt oder Texte austauschen, soll für das kommende Jahrzehnt eine digitale (Daten-) Revolution eingeläutet werden, in der die Kosten für die Internetnutzung sinken und vielen Menschen die erstmalige Möglichkeit geboten werden soll, über Smartphones auf das Internet zugreifen zu können.

 

Die große Präsenz von Mobiltelefonen ermöglichte bisher schon eine Vielzahl an Geschäftsmodellen, wie etwa der Verkauf von Prepaid-Karten und allem runde um die Reparatur und Wartung von Telekommunikationsanlagen. Bisher noch nicht oder erst kürzlich umgesetzte, aber chancenreiche Modelle sind etwa „MobileMoneyAfrica“, das mittels mobiler Bankgeschäfte die fehlende Infrastruktur ersetzen soll. Eine derartige Möglichkeit der Bezahlung im Gesundheits- oder Landwirtschaftsbereich steht allerdings noch in den Startlöchern. [Q3]

Bild oben: 10 Millionen der rund 34 Millionen Einwohner Ugandas besitzen ein Mobiltelefon, überwiegend in der Hauptstadt Kampala. Bild unten: Der Bauer macht Notizen über die Erntebedingungen und analysiert die Marktpreise mit seinem Smartphone. [Q7]

 

 

Mit der Etablierung von Smartphones und Internet steigen auch die Chancen, ein Mobile-Business-Geschäftsmodell zu entdecken und erfolgreich umzusetzen.

 

Laut einer Studie der „Communication Commission of Kenya“  [Q4] nutzen 2011 99% der kenianischen Internet-User das Internet mit mobilen Geräten. Die Hauptaktivitäten setzen sich hierbei aus E-Mailing, Social Networking, Informationsbeschaffung über Güter und Dienstleistungen bzw. allgemeiner Informationsbeschaffung zusammen (Siehe Grafik, Quelle: CCK ITC Survey, September 2011, in [Q5])

 

 Im Anschluss möchte ich ein paar ausgewählte Möglichkeiten aufzeigen [Q5], welche der Startpunkt für ein profitables Mobile- bzw. E-Business sein könnten und werde dabei auf die entsprechende technologische Determinantz aufzeigen:

 

·        GSM-Signal-basiertes Fahren und Location-Application

 

In den meisten afrikanischen Städten gibt es kaum durchgehend geführte Straßennamen und –nummern, die Mobilfunk-Netzabdeckung jedoch beträgt nahezu 100% (in den Städten). Mittels einer Mobile-App könnten die GSM-Signale von Menschen, die sich an bestimmten gemeinsamen Orten treffen, zusammengeholt werden. In Kombination mit den vorhandenen Daten für Straßennamen könnte mit der Zeit ein erweitertes virtuelles Straßennetz aufgebaut werden, welches den Usern Routen und Locations mittels dieser Navigations- und Ziel-App zur Verfügung stellt. Die technologische Determinanz liegt hier auf der Hand, da das mobile Endgerät einerseits „location based“ und andererseits in Bewegung ist und durch die stetige Erweiterung des Systems als Smart Object im Straßenverkehr angesehen werden kann.

 

·        Mobile Bildungs-Apps

 

Der Anteil von Analphabeten in Afrika (unterhalb der Sahara) lag 2010 bei 37%!!! [Q6] Obwohl die „mobile Bildung“ auch bei noch bei uns ausbaufähig ist, gibt es doch schon allerlei Möglichkeiten. Durch die Tatsache, dass in Afrika viele Menschen nicht lesen können, ist es notwendig mittels Videoübertragungen eine basierte Ausbildung zu erlangen. Hörbücher, Podcasts, Video-Tutorials und natürlich abgebildete Inhalte sollten hier das Hauptmedium sein. Da wie in der Grafik über die Internetaktivitäten ersichtlich ist durchaus der Wille vorhanden, sich nützliche Informationen (und somit Bildung) anzueignen. Dies ist vielleicht nicht die E-Business-Lösung schlechthin, aber schließlich stehen den Menschen nur mobile Geräte zur Verfügung und Bildung jederzeit und überall ist doch etwas sehr wünschenswertes. Profit hin oder her...

 

·        Mobile Job-Portale

 

Speziell auf Smartphones zugeschnittene Jobportale und der Aufbau lokaler Jobmärkte wäre der Schlüssel für einen langfristigen Erfolg.

 

Quellen:

[Q1] Business Time – Top 10 Exiting Startups. url: http://business.time.com/2013/12/04/business/slide/top-10-exciting-startups, Zugriff: 6.1.2014.

 

[Q2] Lyft – Your friend with a car. url: https://www.lyft.me, Zufriff: 6.1.2014.

 

[Q3] Mobile phones – Business opportunities in Africa´s rapidly growing mobile phone market. url: http://www.smallstarter.com/browse-ideas/technology-and-telecoms/mobile-phone-businesses, Zugriff: 10.1.2014

 

[Q4] Analytica of 2010 ICT Survey - Communication Commission of Kenya. url: http://www.cck.go.ke/resc/downloads/ANALYSIS_OF_THE_NATIONAL_ICT_SURVEY_2010.pdf, Zugriff: 11.1.2014. 

 

[Q5] 49 Ideas For Mobile Business in Africa - SiliconAfrica. url: http://www.siliconafrica.com/49-ideas-for-profitable-mobile-business-in-africa, Zufriff: 11.1.2014.

 

[Q6] Statista – Anteil der Analphabeten an allen Erwachsenen (über 15 Jahre). url: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1757/umfrage/analphabetenrate-nach-weltregionen, Zugriff: 10.1.2014.

[Q7] Africa´s mobile economic revolution - The Guardian. url: http://www.theguardian.com/technology/2011/jul/24/mobile-phones-africa-microfinance-farming, Zugriff: 11.1.2014.

 

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