Webkommunikation Zur Krise der Tageszeitungen
christoph.koch.uni-linz, 3. Juli 2014, 11:09
In dieser Aufgabenstellung werden nun die Beiträge #4 von Wolfram Weimer „In der geistigen Schuldenfalle“ [Q1] und #5 „Menschen, die auf Bildschirme starren“ von Armin Wolf [Q2] vorgestellt. Die Wahl fiel einerseits durch die plakativen Titel, andererseits aufgrund der Tatsache dass Armin Wolf sich auch in seinem Buch „Wozu brauchen wir noch Journalisten?“ ebenfalls ausführlich mit diesem Thema beschäftigt, auf diese beiden Beiträge. Meine anfängliche Vermutung war, in den beiden Artikeln gehe es darum, dass man einerseits den Journalismus, andererseits aber auch den Usern die Schuld an der Krise gibt. Dabei geht es eher um den technischen Aspekt, wie hier gelesen werden kann:
#4
Wolfram Weimer verweist gleich zu Beginn auf die gegenwärtige Glaubwürdigkeitskrise im Journalismus – ähnlich der der Politik. Denn anstatt Wahrheiten gehe es um Gefälligkeiten und niemand frage mehr nach Inhalten im Geraune des technischen Wandels. Anstatt kritischer Intelligenz gehe es um Unterhaltung – Unterhaltung hat demnach oberste Priorität. Denn das Eigentliche ist unwichtiger als das Erzählte und noch weniger als das Unterhaltende. Genauso wie sich die Politik auf Meinungsumfragen und die Wirtschaft auf Marktforschung stützt, so ist für den Journalismus die Wohlfühl-Unterhaltungs-Quote das entscheidende Kriterium, so Weimer. Als Grund für diese Verflachung nennt er die Vielfalt der Techniken – „Content“ zählt hier offenbar mehr als Geschichten und Wahrheiten. Und das am Besten in Netzwerken sowie in Meinungstrends- und Stimmungs-Communities weil sich dort jene Leute tummeln, die sich vor der Wahrheit fürchten.
Außerdem werde aufgrund Google Halbwissen vermittelt und somit stünden Banalitäten und Alarmismus auf der medialen Tagesordnung – beginnend beim Feinstaub über Vogelgrippe bis hin zu Abhörskandalen. Solche Themen bilden die Mediendemokratie weil sie sich eben an Stimmungen anstatt Wahrheiten orientieren.
#5
Armin Wolf zeigt einleitend ein Foto aus seinem USA-Reise, welches ich nicht vorenthalten möchte [Q2]:
Wolf ist auch überzeugt, dass keine dieser Personen jemals damit beginnen wird eine gedruckte Tageszeitung oder ein Magazin zu lesen. Allerdings sieht er diese Entwicklung keineswegs so bedenklich wie sein Vorredner. Denn immerhin unterlagen Medien stetig einem Wandel und im Vergleich zu Tablets und Co. sprechen nun mal genug Argumente gegen das Printmedium (z.B. Kosten, Verteilung, Aktualität). Die Tageszeitung in Papierform sieht er als veraltete Technik Informationen zum Menschen zu bringen, weshalb ihr auch nicht nachgetrauert werden sollte.
Deshalb geht er auf das derzeit noch vorhandene Finanzierungsproblem ein: Wolf ist der Meinung, dass sich ein geeignetes Finanzierungsmodell finden lässt, da Leute Nachrichten wollen und brauchen. Er schließt seinen Artikel damit ab, dass nicht die Art des Mediums entscheidend ist, sondern WAS darauf zu lesen ist.
Fazit: Ich denke, beide Journalisten haben mit ihrer Argumentation Recht. Denn durch jede Neuentwicklung kommt es zu Änderungen des ursprünglichen Zustands (in diesem Fall die Print-Tageszeitungen) – vergleichbar mit dem Pareto-Optimum: es ist nicht möglich den neuen Medien beim Vormarsch zuzusehen und diese sogar zu unterstützen (die Illustration von Kollege Mario Antunovic trifft dies ganz gut), und gleichzeitig eine Krise der klassischen Medien zu verhindern. Bzgl. der in #4 angesprochenen Unterhaltung: wie sensationshungrig Leute früher waren vermag ich nicht zu beurteilen. Als Mensch ist man in der Lage, seine Interessen und Vorlieben zu definieren und daher kann ich Armin Wolfs Aussage nur beipflichten: entscheidend ist der Inhalt und nicht das Material worauf wir unsere Informationen erhalten. Und dieser Inhalt findet nur dann den Weg zu seinen LeserInnen wenn er den individuellen Interessen entspricht.
Quellen:
[Q1] Weimer, Wolfram: In der geistigen Schuldenfalle - Spiegel Online. url: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/wolfram-weimer-zur-zeitungsdebatte-a-915759.html, Zugriff: 1.7.2014.
[Q2] Wolf, Armin: Menschen, die auf Schrime starren - Spiegel Online. url: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/armin-wolf-zur-zeitungsdebatte-a-915556.html, Zugriff: 1.7.2014.
rainer.kroisamer.uni-linz, 3. Juli 2014, 12:50
Dein letzter Satz bzw. die Aussage von Armin Wolf die du dafür herangezogen hast, deckt sich auch mit der Meinung des Autors Mario Sixtus, mit dessen Artikel ich mich auseinandergesetzt habe. Beides spiegelt auch meine Meinung im Großen und Ganzen wider. Für qualitativ hochwertigen Journalismus sind keine Papierrollen und Druckerschwärze und ganze LKW-Ladungen voller Zeitungsstapel notwendig. Dass Tageszeitungen mit massiven Absatzeinbußen zu kämpfen haben lässt sich nicht von der Hand weisen. Was es braucht ist ein Umdenken in Redaktionen und Verlagen, so Sixtus weiter. Der Buchtitel von Armin Wolf ist als Provokation vielleicht gut gemeint, aber Teilen würde ich diese Meinung sicherlich nicht. Die Krise der Tageszeitung ist nicht gleichbedeutend mit einer Krise des Journalismus. Gerade in der heutigen Zeit des partizipativen Journalismus und des Web 2.0 bin ich der Meinung dass es geschulte Journalisten mehr denn je braucht um gute von schlechter Geschichtenerzählerei zu trennen. Mehr dazu in meinem Blogbeitrag.