Webkommunikation Der Code der Jugendlichen
clemens georg.sunitsch.uni-linz, 10. Juni 2014, 00:31
Ich möchte für meine Auseinandersetzung mit dem Thema die Beiträge der Kollegen Antunovic und Kroisamer aufgreifen. Deswegen, weil sie im Gegensatz zu anderen Kollegen den Begriff „ Code“ weiter gefasst haben und über die Sprache hinaus auch Kleidung, Musik, bildliche Zeichen u.s.w. mit einbezogen haben. Weiters pflichte ich ihnen bei, dass Jugend- und Subkulturen einen wesentlichen Einfluss auf den Code der Jugendlichen haben. Zudem bewerten sie den Beitrag und Einfluss dieser Kulturen aus einem unterschiedlichen Blickwinkel, wobei ich beiden zu einem Teil zustimmen kann.
Einen weiteren Ansatz und eine zumindest teilweise Auflösung dieser Diskussion, bietet meiner Meinung, nach der Beitrag von Klaus Farin auf der Webpage der BPB (Bundeszentrale für politische Bildung).
In den 1960er Jahren gab es die Flower-Power bzw. Hippie Bewegung.[vgl. Q1] Später, in den 1970ern beispielsweise die Punk Bewegung.[vgl. Q2] Beide waren die jeweils zentrale Jugendkultur und dementsprechend prägend für ihre Zeit. Mithin verbreitet waren sie unter den Jugendlichen, wie zum Beispiel das Woodstock Music and Art Festival zeigte, wo unerwartete 400.000 BesucherInnen teilnahmen.[vgl. [Q3] Durch die zentrale Rolle dieser Bewegungen innerhalb der Jugend bildeten sich gemeinsame Codes, wie unter anderem Symbole und Kleidungsstil, heraus.
Mit der Verbreitung der (digitalen) Massenmedien, verbreiteten sich auch die Jugendkulturen global. Darauf hin wurden nicht nur deren Kleidungsstile vom Mainstream übernommen und kommerzialisiert.[vgl. Q4] Welche Auswirkungen hat dies nun auf einschlägige Codes?
Ein Grund für die Kommerzialisierung und Maistream-Kompatibilität von Jugend- und Subkulturen ist das starke Wachstum des kommerziellen Musikmarktes. Gerade mit der Einführung von speziellen Musik-TV-Sendern, wie MTV und Viva, wurden Jugendkulturen aufgegriffen und schnell weltweit verbreitet.
Ein Gutes Beisiel ist Hip Hop. Diese Jugend- bzw. Subkultur hat ihren Usprung klar in Amerika. Angehörige aus Europa erfahren hauptsächlich aus speziellen Sendungen, der oben genannten TV-Sender, einschlägige Neuigkeiten. So prägen sie die Jugendkultur mit, allerdings werden nicht massentaugliche Aspekte weggelassen. Es kommt zur Verflachung und Verfälschung.
Ein weiterer Grund ist Übernahme von szenetypischen Kleidungsstil oder teilweisen Aspekten in die Trendfashion. So erging es der anti kommerziellen Jugendkultur namens Punk. [vgl. Q4]
„Aus ernst gemeinten Anliegen werden Attitüden, Individualität wird zur Konfektionsware“[Q4]
Ein weiteres Beispiel für die beschriebenen Entwicklungen lieferte Kollege Kroisamer anhand der Jugendkultur der Skater. Anfangs drehte sich alles um das Skateboard an sich und die Kunst dieses zu fahren. Der Kleidungsstil war dabei kaum von Bedeutung. Als die Industrie den Trend aufgriff entstanden einschlägige Marken, die nicht nur Skateboards produzierten, sondern mit der Zeit auch Kleidung und Schuhe. Der Szene typische Kleidungsstil verbreitete sich darauf hin bald weitläufig unter den Jugendlichen und es wurden viele als vermeintliche Skater identifiziert, auch wenn sie noch niemals auf einem Skateboard gestanden haben. Diese, von der Industrie verbreite „Szene“ ist , wie beschrieben, eben nur noch von oberflächlicher Natur, die den ursprünglichen Kern verloren hat. Kollege Kroisamer interpretiert dieses Beispiel dahingehend, dass unter anderem die Kleidung bedeutender für Subkulturen ist als gemeinsame Interessen oder Hobbies. Dabei möchte als Grund dafür, die Kommerzialisierung und Aufnahme in den Mainstream anfügen.
Viele Jugendliche, die sich der ursprünglichen Kernszene als zugehörig empfinden, fühlen sich durch die Industrie verraten und ein Stück weit ausgebeutet. Zumindest finden sie sich in der kommerzialisierten Version ihrer Szene nicht mehr wieder und möchten auch nicht damit in Verbindung gebracht werden. [vgl. Q4]
Vielleicht ist darin auch begründet warum es in unserer Generation an neuen Jugendkulturen mangelt. Obwohl da die Hipster wären. Es handelt sich dabei um eine Szene, der anscheinend niemand offiziell angehören möchte. Viel mehr werden Hipster von außen , identifiziert, um sich davon zu distanzieren.[vgl. Q7] Ihnen werden Oberflächlichkeit, Konsumverliebtheit und die Tendenz immer auf der Jagt nach dem Neuesten Trend zu sein, zugeschrieben. Es gibt zwar einige semiotische Merkmale, wie Vintage-Kleidung, Undercut-Haarschnitt und Jutebeutel. Allerdings kann das im Einzelfall auch ganz anders Aussehen.[vgl. Q6] Es fehlt gänzlich an einer gemeinsamen politischen Einstellung, auch eine gemeinsame Musikrichtung oder typische Bands gibt es nicht.[vgl. Q7]
Bild: Beispiele, wie Hipster aussehen können. [Q8]
Video: Dieses Video von den HIPSTER OLYMPICS zeigt, wie ironisch diese Jugendkultur gesehen wird, aber auch wie selbstironisch sie sich wahrnehmen. Ausgetragen werden u.a. Hornbrillen -Weitwurf und Jutesack-Wetthüpfen.[Q9]
Meiner Meinung nach werden somit Jugendkultur spezifische Codes aufgelöst bzw. verblasst oder verschwindet gar ihre semantische Bedeutung. Es zeichnen sich allerdings Gemeinsamkeiten unter den Jugendlichen ab, die oftmals schlichte Fashion-Statements darstellen. Die Art und Weise wie sich Jugendliche kleiden ist zunehmend Industrie gesteuert [vgl. Q4], was durch den Erfolg von großen Modeketten wie H & M oder Zara untermauert wird.[Q5] Im Marketingbereich dürfte dies erleichtern, Jugendliche im Allgemeinen anzusprechen. Auf Ideologischer Basis, beispielsweise auf politischer Ebene, ist es meiner Einschätzung nach immer schwerer Jugendliche einzuordnen und dementsprechend gezielt abzuholen. Diese Vermutung legt auch eine tabellarische Auflistung in Anlehnung an die Sinus Studie 2013, im Beitrag von Kollegin Kohl, nahe. Lassen sich Jugendliche eventuell noch in Typ-Gruppen einteilen, zeigt die Tabelle, wie politische Einstellungen innerhalb eines Typs auseinander gehen. So wählen etwa Digitale Individualisten, SPÖ, FPÖ und die Piraten; Performer wählen die Grünen, ÖVP und die Piraten. Folglich ist es äußerst schwierig Wahlkampfbestrebungen auf einen gewissen Typ zu zuschneiden.
Quellen:
Q1: http://de.wikipedia.org/wiki/Hippie
Q2:http://de.wikipedia.org/wiki/Punk
Q3:http://de.wikipedia.org/wiki/Woodstock-Festival
Q4: Klaus Farin, 2010, BPB dl am 3.6.14, Link: http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/jugendkulturen-in-deutschland/36320/kommerz
Q5: GHEMAWAT, NUENO : Zara Case: Fast Fashion, Harvard Business School, 2006
Q6: Clara Migsch, „Das ist wie ein Outing“ – Hipster, Goethe.de
dl. am 5.6.14, Link: http://www.goethe.de/ges/mol/jgd/jkd/de11990680.htm
Q7: Philipp Ikrath, Szeneprofil: Hipster, Jugendszenen.com, dl. Am 5.6.14, Link: http://wp1026128.server-he.de/wpsz/?portfolio=hipster
Q8: Bild: Hipster, dl. Am 5.6.14, Link: http://cdn.antiquiet.com/wp-content/uploads/2008/11/vice_trend_guide-468x313.jpg
Q9: HIPSTER OLYMPICS, Link: http://www.youtube.com/watch?v=OlLTouTC0Lk
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