Artikel Die selbstständige Maschine!?

Andrea.Schachinger.Uni-Linz, 15. Oktober 2015, 12:13

In dem Artikel mit dem Titel "Die selbstständige Maschine!?" befasst sich mit der Frage inwiefern wir, nämlich die Gesellschaft, dem Internet hilflos ausgeliefert ist, oder ob hinter der Maschine "Internet" die Gesellschaft selbst steht. Diese Frage wird mithilfe von kommunikationswissenschaftlichen Theorien nämlich dem Technikdeterminismus und dem Uses-and-Gratifikation-Ansatz versucht zu beantworten.

Das auch die Nicht-KommunikationswissenschaftlerInnen unter uns eine Ahnung bekommen, was welche Theorie bedeutet, werde ich versuchen, diese kurz zu Erklären. Den Anfang mach der Technikdeterminismus.

Beim Technikdeterminismus unterscheiden die VertreterInnen zwischen zwei verschiedenen Ausprägungen, nämlich den genetischen Technikdeterminismus und den konsequentiellen Technikdeterminismus. In diesem Artikel wird der konsequentielle Technikdeterminismus verwendet. Diese Theorie besagt, dass die technischen Entwicklungen in Beziehung mit den gesellschaftlichen Bedürfnisse steht, die Technik aber immer der Auslöser für die sozialen Veränderungen ist.

 

Technikdeterminismus

 Q1

 

Diese Abbildung stellt diese Beziehung bzw. Abhängigkeit nochmals schematisch dar. So gibt die Technologie den Impuls und die Gesellschaft passt sich dieser an. Der Erstauslöser wird demnach der Technologie zugeschrieben, demnach steht nich ein Bedürfnis der Gesellschaft im Vordergrund sondern wird diese als sehr passiv angesehen.

Betrachtet man das Internet mit dem konsequentiellen Technikdeterminismus wäre dies die Technologie. Laut dieser Theorie wäre somit das Internet eine Maschine die ganz unabhängig von der Gesellschaft und seinen Individuen. Die Gesellschaft hätte demnach nur die Möglichkeit auf Entwicklungen zu reagieren und sich anzupassen.

Auf den ersten Blick klingt mir diese Theorie sehr logisch und nachvollziehbar. Ein Blick in die Gesellschaft würde den konsequentiellen Technikdeterminismus auch bestätigen. Zum Beispiel gibt es viele Menschen die behaupten, dass das Internet die Gesellschaft verändert. Doch ist das wirklich so, dass das Internet die Menschen bzw. die Gesellschaft verändert? Oder sind es die AnwenderInnen selbst die durch ihre Bedürfnisse die sie haben, das Internet verändern?

Eine Antwort auf diese Fragen könnte die Entstehung des Internets geben. In den 50er Jahren beschäftigte sich der amerikanische Psychologe Licklider mit technischen Netwerken. Seine Motivation für sein Interesse an diesen war, dass er den Austausch von Informationen mit anderen WissenschaftlerInnen verbessern und optimieren wollte. Anfang der 60er Jahre gelang es mittels des Apanet, das den Vorreiter des heutigen Internet bildet, Daten in kleine Pakete über die Telefonleitung zu versenden. Um 1970 gelang es den Wissenschaftlern das Apanet soweit auszubauen, so dass 1971 das erste E-Mail versandt wurde. Im Jahr 1989 gelang es den Briten Tim Berners-Lee die Entwicklung der Seitensprache HTML. Dieses Programm war der Grundstein für das Internet. vgl. Q2

 

Das erste E-Mail das in Deutschland empfangen wurde, war eine Terminbestätigung von der amerikanischen CSNET an die Universität Karlsruhe.

 

erstes E-Mail in Deuschland

Q3

 

Die Entstehungsgeschichte des Internets, die hier kurz und prägnant dargestellt wurde zeigt, dass hinter der "Maschine" Internet, zum einem ein Bedürfnis steht und zum anderem eine Person aus Mensch und Blut. Auf Grund dieser Erkenntnis kann man die Theorie des genetischen Technikdeterminismus als widerlegt ansehen. Da nicht die Technik den Auslöser gibt, sondern Bedürfnisse der Gesellschaft. Aus diesem Grund möchte ich die Thematik mit Hilfe des Uses-and-Gratification-Ansatzes näher beleuchten, da in dieser Theorie Bedürfnisse eine zentrale Rolle spielen.

Der Uses-and-Gratification-Ansatz ist ein Modell aus der Mediennutzungsforschung und steht im Gegensatz zum Stimulus-Response-Models. Übersetzt bedeutet dieser Nutzen- und Belohnungsansatz. Dieser besagt, dass das Individuum bestimmte Bedürfnisse hat und aus dieser Motivation bewusst gewisse Medien- und Medieninhalte wählt um diese zu befriedigen. Bedürfnisse können zum Beispiel Unterhaltung, Wissensaneignung und Kommunikation sein. Der Uses-and-Gratifikation-Ansatz besagt, dass die Technik, genauer gesagt die Medien, so auch das Internet gewisse Funktionen übernehmen die die Gesellschaft zu ihrer Bedürfnisbefriedigung verwenden umso die gewünschte "Belohnung" zu bekommen. Folgende Darstellung soll dieses Modell bildlich darstellen:

 

Uses-and-Gratification-Ansatz

Q4

 

Aus dieser Erkenntnis heraus, kann festgehalten werden, dass die Technik vom Menschen bzw. von der Gesellschaft gestaltet wird. Mit Hilfe der Technik werden die Bedürfnisse gestillt und die gewünschte Belohnungszustand erreicht. Das Internet bietet den UserInnen diverse Dienste an, mit Hilfe dieser verschiedene Bedürfnisse befriedigt werden, wie zum Beispiel: das Bedürfnis der Unterhaltung durch Spielplattformen, das Bedürfnis der Kommunikation durch Social-Media-Plattformen, etc. Wird ein Bedürfnis im Internet nicht befriedigt gibt es für die NutzerIn mehrere Optionen. Entweder sie wechselt das Medium oder dieses Bedürfnis bildet ein kollektives Bedürfnis und es wird weiterentwickelt, um in Zukunft auch dieses Bedürfnis im Internet befriedigen zu können. Demnach entscheidet nicht eine künstliche Intelligenz was wir zur Bedürfnisbefriedigung nutzen, sonder die Gesellschaft selbst.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Gesellschaft nicht nur die Technik und in diesem Fall das Internet nützt und somit nur Anwender ist, sondern dass diese das Internet entwickelt hat und in Zukunft auch weiterentwickeln wird. Mit dem Ziel, dass auch in Zukunft die Bedürfnisse dieser zu befriedigen zu können.

Die Menscheit ist demnach nicht abhängig von der Technik, sondern die Technik ist abhängig von der Gesellschaft.

 

Q1: https://collabor.idv.edu/static/alex2012/images/hard.png

Q2: http://www.handelsblatt.com/technik/das-technologie-update/weisheit-der-woche/world-wide-web-wer-hat-das-internet-erfunden/8531460.html

Q3: http://www.scinexx.de/redaktion/wissen_aktuell/bild11/email2g.jpg

Q4: http://www.barrierefreies-webdesign.de/spezial/internet-hoeren-und-fuehlen/bilder/abb3.gif

 

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