Statement: Internetnutzung von Jugendlichen

antonia.gantner.uni-linz, 15. Dezember 2015, 21:41

Mehr als 80 Prozent (84,2 Prozent) der Österreicher nützen laut einer aktuellen ÖWA-Studie das Internet, bei den Männern sind es sogar 88 Prozent, bei den Frauen 80 Prozent. Zwei Drittel (66,9 Prozent) der Nutzer sind zwischen 14 und 49 Jahre alt. Kein Wunder: Bei den 14 bis 29 Jährigen sind fast 100 Prozent (genau 97,4 Prozent) online. (vgl. ÖWA 2015: o.S.) Sogar bei den 3- bis 6-Jährigen Kindern nutzen laut eukidsonline.net 40 Prozent in Österreich das Internet regelmäßig – vor allem via Smartphones und Tablets. (vgl. Pause-Hasebrink/Sinner/Prochazka 2014: o.S.)

EU Kids online“ ist ein europäisches Forschungsprojekt über die Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen. Experten erforschen das Verhalten der Kids im Netz und geben Ratschläge für einen möglichst sicheren Umgang. Thorsten Junge warnt ebenfalls vor der nicht-altersgemäßen Mediennutzung von Jugendlichen:

 

Gegenwärtig ist zu beobachten, dass die Entwicklung von Online-Medien zu gravierenden Veränderungen geführt hat. Grenzen, die vormals durch den institutionellen Jugendmedienschutz klar markiert wurden, sind diffuser geworden. Bestehende Maßnahmen erreichen nicht mehr die volle Wirksamkeit und auch die Medienerziehung in Familien ist zu einer herausfordernden Aufgabe geworden.“
(Junge 2015: 254)

 

Jugendliche haben in gewissen Punkten zwar eine Sensibilität für Gefahren, in anderen wiederum erkennen sie das Gefahrenpotenzial kaum. Eine Befragung durch Statista hat ergeben, dass Jugendliche im Netz in Viren und allgemeinen Betrügereien die größte Gefahr sehen, vorm Verlust der Privatsphäre oder Cybermobbing aber kaum Angst haben. (vgl. de.statista.com 2015: o.S.)

 

Junge nennt in „Grenzenlose Mediennutzung?“ die Altersfreigaben (ab 12 Jahre etc.) als Instrument der Medienerziehung, kritisiert aber auch die Umsetzung, da eine Alters-Grenze allein zum Schutz nicht reicht. (vgl. Junge 2015: 257) Er erläutert: „Damit Jugendlichen keine Entwicklungsbeeinträchtigung droht, wenn sie Inhalte konsumieren, die aus Sicht des Jugendmedienschutzes für sie ungeeignet sind, benötigen sie Medienkompetenz.“ (Junge 2015: 257) Zudem plädiert Junge dafür, dass Eltern einen Teil der Medienerziehung übernehmen und rät etwa:

 

Allein schon die technische Ausstattung ist Teil des medienerzieherischen Handelns . So müssen Eltern entscheiden, zu welchem Zeitpunkt welche Geräte angeschafft werden und wo diese Geräte platziert werden . Bei der Anschaffung von Mobiltelefonen ist bspw . zusätzlich zu entscheiden, ob ein Smartphone gekauft wird, ob die mobile Internetnutzung möglich sein soll und ob ein Pre-Paid-Modell zur Eindämmung der Kosten gewählt wird Darüber hinaus ist der Umgang mit Medien entscheidend . Um möglicherweise schädlichen Einflüssen vorzubeugen, können in Familien verschiedene Regeln zur Mediennutzung formuliert werden.“ (Junge 2015: 260)

 

Dass Jugendliche durch das Aufwachsen mit digitalen Medien mit einer neuen Grenzenlosigkeit konfrontiert sind, sieht Junge ebenfalls kritisch, da sie die Auswirkungen noch nicht abzuschätzen sind: Einerseits können sich Jugendliche im Web selbst darstellen, in Szene setzen und damit ein großes Publikum erreichen, andererseits können die Fotos etc. dauerhaft gespeichert werden, Fehltritte ebenso ein großes Publikum erreichen. (vgl. Junge 2015: 264) Zudem sollte bedacht werden, dass künftige Arbeitgeber die Inhalte sehen und sich vorab (negative) Infos zu einem holen könnten. (vgl. Junge 2015: 265)

 

Quellen:

Junge, Thorsten (2015): Grenzenlose Mediennutzung? Jugendmedienschutz und Medienerziehung im digitalen Zeitalter. In: Becker, U. Et al. (Hg.): Ent-Grenztes Heranwachsen, Wiesbaden: Springer Fachmedien, S. 253-269.

Paus-Hasebrink, Ingrid/Sinner, Philip/Prochazka, Fabian (2014): EU Kids online. Dialog Forschung. Wien: 23.1.2014.

Statista (2015): Jugendliche - Einschätzungen von Gefahren im Internet. Was sind für dich die drei größten Gefahren im Internet? Online unter: Jugendliche - Einschätzungen von Gefahren im Internet (15.12.2015)

ÖWA (2015): ÖWA PLUS 2015 II: Junge Zielgruppe fast vollständig im Netz. Online unter: http://www.oewa.at/index.php?id=17105 (14.12.2015)

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