Transparenz & Virtuelle Identitaet Personal Branding: Die virtuelle Identität schaffen
melanie.hofer.uni-linz, 16. Oktober 2013, 09:15
Wir schaffen uns im Internet eine zweite Identität. Ob diese nun mehr Schein als Wahrheit ist sei jedem selbst überlassen. Indem wir Profile auf Facebook, Xing, LinkedIn, Twitter, etc. erstellen wollen wir im Endeffekt nur eines: unsere Marke Ich so positionieren um von anderen möglichst positiv wahrgenommen zu werden.
Als Student ist man (womöglich) in der Situation sich für den zukünftigen Jobeinstieg vorzubereiten. Dabei die virtuelle Identität im Internet zu vernachlässigen könnte mitunter fatal sein. Als Student muss man auf dem jetzigen Jobmarkt wettbewerbsfähig sein - das heißt man muss die Netzwerke verstehen und seine Marke gekonnt in Szene setzen um mitkonkurrieren zu können.
Zudem lassen Profile auf Xing, Facebook oder Twitter für die persönliche Markenbildung Karrierechancen mittlerweile merklich erhöhen [2]. Dies wirft nun Fragen nach dem WAS und WIE auf: "Was ist Personal Brandung im Internet?", "Wie setzt man es gezielt ein?" und "Was tun mit der Marke bei einem Jobwechsel?".
Um diese Fragen zu beantworten habe ich mich mit zwei Artikeln auseinandergesetzt, die das Thema: "Personal Brandung im Internet" behandeln:
Khedher Manel (2010): Dramaturgical perspective of online personal branding.
Mai, Jochen (2011): Personal Branding: Die virtuelle Identität mit dem Job wechseln.
Personal Branding, die Markenbildung, beschreibt jene Aktivitäten von Individuen die es ihnen ermöglicht sich auf dem Marktplatz eine Bekanntheit zu verschaffen. Dabei ist zu sagen, dass jedermann eine eigene Marke hat/verkörpert und dies unabhängig von Alter, Position, Unternehmen. Jede Person kann demnach in eine Marke verwandelt werden. Eine persönliche Online Marke ist von einem Individuum kreierte und auf einem digitalen Marktplatz wettbewerbsfähige Marke. [1]
Das Internet als Selsbstdarstellungplattform bedeutet für Individuen mitunter, zu wissen wie sie von anderen wahrgenommen werden bzw. sie sich gekonnt in Szene setzen.
Wie Schauspieler auf der Bühne müssen Individuen eine Ahnung darüber haben, wie sie von anderen wahrgenommen werden. (Goffmann, 1959)
Khedher beschreibt in seiner Arbeit in drei Schritten wie Personal Branding im Internet gezielt eingesetzt werden kann.
Online Personal Branding Framework:
a) Der Markencharakter:
Zu beginn ist es wichtig sich im klaren über die eigene Marke zu sein - eine Markenidentität zu schaffen. Dieser Markencharakter kann aus Interessen, Fähigkeiten, Werte, etc. bestehen. Wer selbstkritisch sowie eine selbstbewusste Rolle vertritt zeigt, dass er authentisch und marktfähig ist. [1] Eine Standortbestimmung und Selbstanalyse kann sich dafür als sinnvoll erweisen. Indem man sich auf die wesentlichen Aspekte der Eigenmarke fokussiert könne Kräfte umso effektiver konzentriert und einen roten Faden gesponnen werden. [2]
b) Die Darstellung der Marke:
Die Erstellung einer Markenstrategie ist der nächste Schritt. Auf welchen Plattformen präsentiert man sich wie? Als UserIn muss man sich mit der Differenziertheit von Netzwerken auseinandersetzen. Jedes Netzwerk hat unterschiedliche Zielgruppen was für UserInnen bedeutet, dass sie ihre Inhalte und Posts auf vorherrschende Zielgruppe anpassen müssen. [1]
Eine Zielgruppe sollte vorab definiert werden um ihr später auf den einschlägigen Plattformen zu begegnen. Für Berufsanfänger ist ein gepflegtes Business-Profil auf Xing und LinkedIn von Vorteil. Experten für ein neues Fachgebiet brauchen jedoch viele Suchmaschineneinträge und sollten auf ein Blog zurückgreifen. [2]
Es geht nicht nur darum ein eigenes Image zu erstellen sondern darum dieses Image für andere verständlich zu machen. Es ist wichtig sich von anderen unterscheidbar zu machen und wettbewerbsfähig auf dem Jobmarkt zu sein. [1]
c) Die Markenbeurteilung:
Wie wirkt die Eigenmarke auf andere? Im letzten Schritt sollte man das Feedback des Publikums interpretieren und darauf schließen lassen, wie man von anderen wahrgenommen wird. Um die Kontrolle über das zu bekommen, wie man von anderen wahrgenommen wird können Suchmaschinen helfen. [1]
Hat man sich also im Internet eine erfolgreiche Eigenmarke zugelegt und hat man (deswegen) auch einen erfolgreichen Job bekommen stellt sich über kurz oder lang die nächste Frage: "Was ist wenn man den Job wechselt?"
Die Zahl der sogenannten Patchworker, also Absolventen die zunächst zwei Jahre bei einer Firma sind und danach drei Jahre bei einer anderen arbeiten usw., nimmt stetig zu. Häufige Jobwechsel gehören bei ihnen zum Geschäftsleben dazu. Viele wechseln dabei nicht nur den Arbeitgeber sonder auch Position und Profession. [2]
Wichtig ist demnach über eine eigene Eigenmarke zu verfügen, mit der man sich innerhalb seiner Branche oder eines Unternehmens positionieren kann. Brüche im Lebenslauf bzw. Suchmaschinen (die Ergebnisse nicht nicht Aktualität sondern Relevanz reihen) stellen Probleme dar. Ein gut durchdachter Imagewechsel erweist sich dafür als nützlich.
HOW TO Relaunch:
Die glaubhafte Geschichte: Ein Relauch braucht auch eine glaubhafte Geschichte die man gezielt in seinen Profilen auf Facebook, Twitter, Xing und im Blog steuert. Dabei sollten triftige Gründe für den Wechsel, den übereilten Abgang oder die neuen Ziele kommuniziert werden. Zudem sollte ein Satz wie "Nach zehn Jahren erfolgreichen Engagements such ich nun eine neue Herausforderung" nicht fehlen. [2]
Die Neuausrichtung: Ein Neustart mit Neuausrichtung wird umso glaubhafter wenn man eine gewisse Zeit verstreichen lässt. [2]
Die Emotionen ansprechen: Nicht nur an den Verstand sondern auch auf die Emotionen des Publikums sollte man adressieren. Beispielsweise in dem man sich bei den bisherigen Weggefährten, Mentoren und Förderern namentlich bedankt. "Wer berührt und inspiriert, der bewegt etwas und wird dafür bewundert." [2]
Die Vorbereitung im Verborgenen: Schon vor dem offiziellen Relaunch sollte das neue Blog mit neuen Artikel gefüllt sein sowie die Twitter-, Xing- und Facebook-Seiten auf dem neusten Stand gebracht sein. [2]
Ein neues Design anlegen: Auf den alten sowie neuen Online-Kanälen sollte die neue Position kommuniziert werden: Lebensläufe und Kontaktdaten anpassen, Porträtfoto und Avatare austauschen, Facebook- und Twitter-Profil mit neuen Hintergrundbildern bestücken und dem Blog ein neues Design verleihen. [2]
Das alte Umleiten bzw. aussortieren: Alles was nicht mehr aktuell ist sollte stillgelegt bzw. auf die neuen Profile umgeleitet werden (zb: via Link auf die neue Webseite). Auch die Kommentarfunktionen sollten abgeschälten und alte Artikel ausgemistet werden. [2]
Am wichtigsten scheint jedoch:
Es ist zwar wichtig, die richtigen Dinge zu sagen, aber viel schwieriger, die falschen Dinge ungesagt zu lassen. (Benjamin Franklin)
Fazit und weiterführende Fragen
Ein erfolgreiche Eigenmarke zu kreieren ist demnach an mehrere Eigenschaften gekoppelt. Diese beiden Artikel zeigen deutlich wie wichtig die virtuelle Identität bzw. die eigene Darstellung als Marke im Internet für UserInnen und Jobsuchende ist. Vor vielen Bewerbungsgespräche machen sich Unternehmen zuerst ein Bild über die virtuelle Identität des Jobsuchenden. Die richtige Mischung aus Professionalität und Privatsphäre kann für Unternehmen als Aufnahmekriterium entscheidend sein. Doch sollte sich Berufs- und Privatleben in der virtuellen Identität vermischen? Sollte man auf Netzwerken die man privat nützt unter einen Pseudonym agieren und seine wahre Identität nur in jenen Netzwerken angeben die man für berufliche Zwecke nutzt?
Wir bewerben uns mit unserer virtuellen Identität indem wir auf unsere Blogs, Facebook, und Twitterseiten verweisen. Wir bewerben uns jedoch auch direkt mit unserer virtuellen Identität via LinkedIn und Xing. Könnte schon bald ein kurzer Tweed als Bewerbung ausreichen?
Quellen:
[1] Khedher Manel (2010): Dramaturgical perspective of online personal branding
Artikel veröffentlicht von: IEEE; School of Business in Tunis
[2] Mai, Jochen (2011): Personal Branding: Die virtuelle Identität mit dem Job wechseln
Artikel veröffentlicht von: Zeit Online; Jochen Mai ist Diplom-Volkswirt und Wirtschaftsjournalist. Er leitet das Ressort Management + Erfolg bei der WirtschaftsWoche und ist Autor des Blogs Karrierebibel.
Mit Twitternachricht zum Vorstellungsgespräch
melanie.hofer.uni-linz, 15. Oktober 2013, 22:02
Onlinebewerbungen
christian.bachner2.uni-linz, 12. November 2013, 11:51
Es ist richtig, Firmen suchen bei Bewerbungen zuerst die sozialen Netzwerke auf und ab, bevor Bewerber ein Bewerbungsgespräch haben. Manche Postings verhindern sogar eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch. "Ist der digitale Eindruck eines Bewerbers negativ, werde ein Kandidat nicht eingestellt oder gar nicht erst zum Bewerbungsgespräch eingeladen, gaben 25 Prozent der Firmen an (Schaar, 2009)."
Viele (große) Unternehmen wissen beim Bewerbungsgespräch mehr als der Bewerber vermutet. Der Bewerber kann schon vor dem ersten Vorstellungstermin ein positives Bild von sich abgeben.
Also Wichtig: bevor man etwas postet, zuerst nachdenken welche Auswirkungen dies haben kann auf die zukünftigen (Job)Chancen. Fotos als betrunkener,... sind zu vermeiden ;-)
Quelle: Schaar P., 2009, ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, http://www.zeit.de/online/2009/35/Firmen-Bewerber-Internet [12.11.2013]