Aufgaben Jugendkultur - der Code der Jugendlichen

julia.ferrari.uni-linz, 4. Juni 2014, 17:02

Im Zuge meiner Recherche zum Thema "Code der Jugendlichen" habe ich mich vor allem auf 2 Kernbereiche Sprache und Werte/Einstellungen konzentriert.

Doch was versteht man überhaupt unter dem "Code der Jugendlichen"? Vielleicht eine geheime Sprache, mit der Jugendliche kommunizieren, um sich von Erwachsenen abzuheben oder vielleicht garnicht verstanden zu werden? Eine Art Geheimbund? Vielleicht ist in Teilbereichen etwas wahres dran, aber im Endeffekt geht es beim Code der Jugendlichen ums Erwachsenwerden, herausfinden wer man wirklich ist, Ausprobieren und zu sich selbst finden. Es ist also durchaus legitim, wenn Jugendliche im Laufe ihrer Pubertät verschiedene Stadien durchlaufen. Meist kommt zuerst eine Art Trotzphase, dann eine "Ich will nicht auffallen"-Phase und schließlich findet dann hoffentlich jeder zu sich selbst und kann dann offen und ehrlich behaupten: "Ich fühle mich gut so wie ich bin". Doch bis dahin ist es definitiv ein weiter Weg, der aufgrund hormoneller Veränderungen in der Pubertät sehr beschwerlich sein kann. In vielen Bereichen versuchen Jugendliche, sich selbst zu finden, beziehungsweise sich von anderen abzuheben.

 

Sprache

Vor allem die Sprache der Jugendlichen unterscheidet sich extrem von jener der Erwachsenen. Sie ist jedoch über die Jahre nie gleich geblieben. Durch technische Neuerungen, oder ander kulturelle Einflüsse ist die Sprache der Jugendlichen ständig im Wandel. Auch wenn ich mit 25 Jahren von der Jugend noch nicht weit entfernt bin, werden schon jetzt Wörter und Ausdrücke verwendet, die ich nicht mehr verstehe. Meiner Meinung nach wird die Sprache aber nicht bewusst abgewandelt, um sich abzuheben, sondern es entsteht einfach unbewusst. Oft durch neue Trends (zum Beispiel Selfies, ...), aber auch durch Zufall (zum Beispiel Eigenkreationen, unabsichtlich falsche Ausdrücke, die dann weiterverwendet werden usw...). Aufgrund der Tatsache, dass Jugendliche auch irgendwann erwachsen werden und manche Wörter dann nicht mehr verwenden können (zum Beispiel "Oida", ...), weil sie nicht professionell genug für das Berufsleben sind, geraten viele Begriffe schon nach kurzer Zeit wieder in Vergessenheit. Viele Eigenheiten sind auch nur lokal zu finden oder möglicherweise auf bestimmte Freundeskreise beschränkt.

 

Gründe für veränderte Jugendsprache [vgl. Q1]

Der affektiv-emotionale Aspekt :

  • Jugendsprache kann als ein Stück „kanalisierter Emotionsabfuhr“ mit therapeutischem Effekt gesehen werden
  • sprachliches Abreagieren - Jugendliche legen in der Pubertät ihre Konflikten und aufgestaute Affekte in die Sprache


Der kommunikativ-ökonomische Aspekt:

  • Jugendsprache hat gegenüber der Standardsprache mehrere kommunikative Vorteile:
    • sie ist konkreter und farbiger als die überwiegend an Abstraktion und Deskription orientierte Standardsprache
    • sie ist ökonomischer und bequemer als die vielfach langatmige, verschnörkelte Standardsprache
    • sie drückt subjektive Gefühle und Stimmungen besser aus als die um Objektivität und Sachlichkeit bemühte Standardsprache
    • sie entkrampft die jeweilige Gesprächsatmosphäre und ist durch ihre (weitgehende) Regellosigkeit wesentlich flexibler als die durch Regeln gekennzeichnete Standardsprache

Der Protestaspekt :

  • im Vordergrund, wenn Jugendliche sich bewusst von Sprechweise der Erwachsenen abgrenzen
  • „ihre“ Sprache als Gegenpol zu bestehenden (sprachlichen und gesellschaftlichen) Normen bzw. Konventionen
  • nach Auffassungen von Jugendlichen antiquierte Relikte aus vergangenen Zeiten - Bezeichnung „Ötzi“ für Eltern
  • bewusst evozierte Sprachunterschiede im Sinne einer „Kontrasprache“


Der Abgrenzungsaspekt :

  • Erwachsene biedern sich sprachlich an, um z.B. besser von Jugendlichen akzeptiert zu werden misslingt fast immer
  • Von Jugendlichen als Eindringen in die Intimsphäre, in der man altersmäßig unter sich bleiben möchte


Der Aspekt der Credibility :

  • Sprache soll authentisch klingen, zur jeweiligen Person bzw. zu deren Einstellung passen
  • im Trend liegt, was nicht im Trend liegt - Originalität


Der Spiel-und Innovationsaspekt :

  • Lust am Spiel, am Absurden, am Witz durch Umbegreifung der Begriffe
  • Wunsch, etwas Neues, Eigenes, Persönliches, Authentischen zu schaffen

 

Werte/Einstellungen [vgl. Q2]

Über die Werte und Einstellungen der Jugendlichen heutzutage wird viel diskutiert. Vor allem die ältere Generation hat viele Vorurteile und spricht oft negativ über die "Jugend von heute".

Im Blickpunkt meiner Betrachtung steht eine Jugendstudie des Instituts für Jugendkulturforschung aus dem Jahr 2011. Diese räumt mit gängigen Mythen zum Thema fehlender Werte der "Jugend von heute" auf.

"Erstmals in der Geschichte geben die Jungen die Werte vor." [Q2] Waren früher Erfahrung und Weisheit - vor allem auch im beruflichen Kontext - wichtig, hat sich das immer mehr richtung Flexibilität und Individualität verschoben. Da hat die Jugend klar die Nase vorne. Vor allem wenn es um neue Technologien geht. Diese werden schneller angelernt und umgesetzt.

Ein weiteres Klischee, dass Jugendliche kaum an die Zukunft denken und wenn dann nur negativ, ist nicht wahr. " 64 Prozent sehen die persönliche Zukunft zuversichtlich, aber lediglich 22 Prozent betrachten die gesellschaftliche Zukunft als zuversichtlich." [Q2] Es fällt auf, dass Jugendliche wenig Zusammenhänge zwischen der Gesellschaft und dem persönlichen Leben sehen.

Das Jugendliche sich nicht für ihr Umfeld interessieren stimmt auch nicht wirklich. „Sie betreiben kein gesellschaftspolitisches Engagement unter einer ideologischen Flagge. Jugendliche leisten lieber in ihrem eigenen sozialen Umfeld Hilfe, etwa indem sie Alten über die Straße helfen“ [Q2]. Dies ist meines Erachtens nach ein sehr positives Zeichen. Auch wenn heutige Jugendliche nicht mehr als große Aktivisten auf die Straße gehen, ist ihnen ihr Umfeld trotzdem wichtig und sie engagieren sich, wo sie es für nötig erachten.

Auch andere Werte haben sich mit der Zeit gewandelt, die Familie wird immer wichtiger. "Heute betrachten 82Prozent der Befragten die Familie als „sehr wichtig“, 1990 und 2000 waren es knapp 70Prozent."[Q2]

[Q1] https://www.uni-leipzig.de/~siebenh/kurse/SS08/s_sprache&lebensalter/06_1_thesenpapier.pdf

[Q2] http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/1330480/Die-grossten-Irrtumer-uber-die-Jugend-von-heute

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Werte/Einstellungen der heutigen Jugend

hannes werner.steininger.uni-linz, 5. Juni 2014, 16:12

Hi Julia!

Finde deinen Absatz zum Thema Werte/Einstellungen der heutigen Jugend sehr interessant, vor allem die Jugendstudie des Instituts für Jugendkulturforschung aus 2011. Ich denke auch, dass in der heutigen Berufswelt Flexibilität und Individualität sehr wichtig sind, aber auch Erfahrung und Weisheit im Sinne von Know-How sind extrem wichtig. Daher finde ich, am Besten funktioniert es im Berufsalltag, wenn Jung und Alt sprich Erfahrung und Flexibilität zusammenarbeiten!   

Es kann schon sein, dass 64% der Jugend positiv ihre persönliche Zukunft sehen, trotzdem denke ich die heutigen Jugendlichen legen zu wenig Wert auf eine gute Berufsausbildung und auf ihre berufliche Karriere. Für die älteren Generationen war die Berufsausbildung ihrer Kinder und Enkelkinder immer extrem wichtig, aber heute ist es sehr schwer die Jugendlichen dafür zu motivieren, da sie sowieso in einer Welt von Überfluss leben und meist alle Wünsche von ihren Eltern erfüllt bekommen, ohne eine Leistung dafür zu erbringen, einfach nur um ruhig gestellt zu werden!

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