Eco's Aussagen aus dem Interview

julia.ferrari.uni-linz, 2. Juli 2014, 22:17

Bischofberger interviewte im Jahr 2009 für das Schweizer Fernsehen Umberto Eco. In diesem ausführlichen Interview sind viele Interessante Ansätze und Themen zu finden. Im Folgenden habe ich mir drei interessante Passagen herausgesucht und Anknüpfungspunkte zu unserer Vorlesung gesucht.

 

Teil 1 - Semiotik

„Die Semiotik befasst sich mit dem Unendlichen, nicht nur verbalen Methoden, mit denen sich Menschen über Dinge unterhalten können, die nicht hier sind. Sie vermögen sogar zu lügen. Dank der Semiotik können wir nicht nur über reale sondern auch über irreale Dinge reden - über mögliche Welten und wir können das Gegenteil der Wahrheit sagen. Obwohl die Wahrheit nicht viel mit Semiotik zu tun hat. Das ist eine andere philosophische Idee. Aber die Semiotik befasst sich auch mit den verschiedenen Arten, mit denen wir die Wahrheit angehen, oder mit denen wir lügen. Sie erklärt die Politik, das Fernsehen, alles.“ (31:57-32:41)

In unserem Vortrag am 14. Mai zum Thema Semiotik, sind wir auf die unterschiedlichen Definitionen der Semiotik eingegangen. „Die Semiotik ist die Wissenschaft, die sich mit Zeichen (Signalen) aller Art, deren Codierung und Decodierung, deren Interpreation und Sinngebung beschäftigt.“ Wir haben uns mit mit Zeichen, Symbolen, Codes und vielem mehr beschäftigt. Laut Umberto Eco ist die Semiotik aber noch viel mehr, denn sie beschäftigt sich "mit den verschiedenen Arten, mit denen wir Wahrheit angehen, oder mit denen wir lügen", kurz gesagt - einfach mit allem. Er sieht den Begriff Semiotik nicht nur als "trockene Lehre der Zeichen", sondern hat ihn "in Richtung Kultur geöffnet". [Q1]

 

Teil 2 - Der Nächste

"Wir definieren uns über das Ausmaß an Kontakt den wir mit anderen haben. Das ist ein weiteres Merkmal des Menschen. Wenn uns auf der Straße niemand anschauen oder ansprechen würde, wenn man uns isolierte, in einem grausamen Akt von Mobbing, stürben wir womöglich. Das Gegenüber ist also sehr wichtig für uns. Deshalb konnte Jesus vom Nächsten sprechen. Es ist etwas, das die Menschen verstehen. Sie wissen, was mit dem Nächsten gemeint ist, auch wenn sie ihn umbringen." (52:35 bis 53:05)

Bezugnehmend auf unseren Vortrag, passt diese Aussage von Eco noch am Besten zum Code der Jugendlichen. Ich finde die Aussage sehr interessant und kann dem nur zustimmen. Auch wenn man behauptet, unabhängig zu sein, der Kontakt mit seinen "Nächsten" ist wichtig. Auch wenn es nur Nachbarn, oder Fremde sind. Menschen die völlig isoliert leben, werden meiner Meinung nach irgendwann verrückt. Der Mensch ist nicht dafür gemacht, völlig allein zu sein. Ohne jegliche soziale Kontakte geht man Zugrunde. Ignorieren, bzw. soziale Ignoranz ist meiner Meinung nach vor allem bei Jugendlichen eine sehr weit verbreitete Art des Mobbings und fällt auf jeden Fall in den Code der Jugendlichen. Wenn einer Gruppe oder Klasse jemand nicht zu Gesicht steht, wird diejenige Person gemieden. Dies kommt bei den Betroffenen immer unterschiedlich an. Eine Person kommt damit ganz gut klar und sucht sich zum Beispiel neue Freunde, oder grenzt sich eben von dieser Gruppe aus. Andere Betroffene können damit aber nur schwer umgehen und können auch psychische Störungen dadurch entwickeln.
Der Nächste ist für uns immer wichtig, auch wenn wir uns nicht durch seine Meinung definieren sollten, und auch wenn seine/ihre Meinung nicht zu wichtig werden sollte. Wenn man ganz genau in sich hineinhört, denkt man doch immer darüber nach, was der andere denken könnte, auch wenn man das vielleicht nicht so gern zugibt.

 

Teil 3 - Was ist nun das Internet?

"Was nun ist das Internet? Man könnte meinen es sei eine praktische Liste, denn es enthält alle Webseiten zu einem gewissen Thema. Aber es ist auch potentiell unendlich. Das heißt, wenn jemand jede der Millionen Seiten anklickte, wären die ersten bereits wieder verschwunden und durch andere ersetzt, wenn er am Ende angelangt wäre. Theoretisch kann man also bis in alle Unendlichkeit im Internet surfen. Hinzukommt, dass es gar nicht sicher ist, ob die Webseiten von wirklich existenten Dingen berichten, denn viele sind falsch enthalten Phantasien oder historische Irrtümer. Das Internet ist ein ziemlich neues Phänomen in der Geschichte der Listen, denn es ist unendlich und somit schwindelerregend." (14:40 - 15:31)

Das internet als eine unendliche Liste zu betrachten, ist meiner Meinung nach ein sehr interresanter Ansatz und hat sicher auch einen wahren Kern. Nur ist es eigentlich keine "richtige" Liste. Denn alles liegt zerstreut und dezentral auf unzähligen Servern weltweit und es gibt auch keine zentrale Stelle, an der alle Inhalte, die weltweit im Internet zu finden sind, aufgezählt werden. Dies wäre natürlich unmöglich zu warten. Vielmehr sind es meiner Meinung nach unzählige Teillisten, bzw. entstehen zum Beispiel bei Suchabfragen Listen zu bestimmten Themen. Diese sind aber auch nicht immer gleich und ändern sich ständig.

Durch digitales Kuratieren, das wir im Vortrag von Christian Eller am 11. Juni vorgestellt bekommen haben, können wir Inhalte, die für uns wichtig oder interessant sind, so aufbereiten, dass wir etwas damit anfangen können. Wir können selektieren, Inhalte zusammenstellen und so aufbereiten, wie es die Situation oder zum Beispiel auch Aufgabe erfordert. Das Internet als Liste zu betrachten und daraus die Informationen herauszufiltern, die spannend sind, ist meiner Meinung nach ein wirklich guter Ansatz.

Q1: Bischofberger (SR) im Interview mit Umberto Eco
URL: http://www.youtube.com/watch?v=nHwjZf_tRCE (dl:02.07.14)

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