Statement Interpersonelle Kommunikation - Außersinnliche Wahrnehmung

jutta.mayr.uni-linz, 14. April 2015, 21:47

Interpersonelle Kommunikation beruht nicht nur auf den ausgesprochenen Worten, sondern zu einem hohen Prozentteil auch auf nonverbaler Sprache wie z. B. Mimik, Gestik und Körpersprache.
Technische Entwicklungen wie Videotelefonie und Videochat dürften es erleichtern, im Rahmen der digitalen Kommunikation - zumindest teilweise - auch unterbewusste Signale zu empfangen und wahrzunehmen.  

Früher lief die interpersonelle Kommunikation im Web jedoch großteils schriftlich ab und in manchen Teilbereichen - wie beispielsweise auf Facebook - wird auch heute nicht nur über Bildmaterial kommunziert, sondern nach wie vor auch stark über Text. Mir stellte sich die Frage, ob außersinnliche Wahrnehmungen in diesem Fall möglich sind und falls ja, in welchem Ausmaß...

Man kann nicht nur das Leben der User mitverfolgen und mehr über ihren individuellen Lebensrhythmus erfahren, sondern auch etwas über ihre Stimmungen wahrnehmen. Auf Facebook besteht mittlerweile die Möglichkeit, den eigenen Statusmeldungen ein Gefühl zuzuordnen und dies mit einem entsprechenden Smiley zu visualisieren.

Der Technikjournalist und Politikwissenschaftler Clive Thompson vertritt in seiner Publikation "Die schöne neue Welt der digitalen Intimität" die Ansicht, dass dadurch ebenfalls eine Art der außersinnlichen Wahrnehmung erzeugt wird, welche er als "Ambient Awareness" (Umgebungsbewusstsein) bezeichnet. Diese außersinnlichen Wahrnehmungen laufen für die User während des Alltages unbewusst mit und fördern bei einem realen Zusammentreffen das Gefühl der Nähe. Man weiß über das Leben des anderen Bescheid und ist auf dem Laufenden. Während die Postings einzeln betrachtet von geringer Relevanz sind, generieren sie ein komplexes Porträt unserer Freunde, welche das bisherige Ausmaß bei Weitem übertriffen und welche Thompson als pointilistische Gemälde, bestehend aus tausenden einzelnen Pünktchen, beschreibt. Es entsteht das Gefühl, als könnte man die Gedanken anderer User lesen. [1]

 

[1] vgl. Heinrich Böll Stiftung für Bildung + Kultur, https://www.boell.de/sites/default/files/2011-04-public_life.pdf

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