IV 2 Geschäftsmodelle für Gratis-Apps
carina.rath.uni-linz, 15. November 2011, 10:20
Das Handy, wichtigstes Kommunikationsmedium des Jahrhunderts, hat sich zu einem multifunktionalen Alleskönner entwickelt. Smartphones können heutzutage über zusätzliche Programme (Apps) individuell mit neuen Funktionen ausgestattet werden. Dadurch bieten sich für Unternehmen völlig neue Möglichkeiten, Produkte und Dienstleistungen den Kunden anzubieten. Apps gelten für viele als ein wichtiges, zukunftsträchtiges und sehr innovatives Geschäftsfeld. Daher ist die Wahl eines geeigneten Geschäftsmodells für den Erfolg oder Misserfolg einer App sehr entscheidend.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen kostenpflichtigen und kostenlosen Apps für den User. Die Wahl der Finanzierung ist abhängig von der Geschäftsidee und vom Unternehmen selbst – wird die App über ein Werbebudget finanziert oder muss die App durch Einnahmen refinanziert werden? Werden kostenlose oder kostenpflichtige Inhalte zur Verfügung gestellt? Je nachdem kann man die unten beschriebenen Modelle unterscheiden. Hier auch noch ein kurzes Video dazu:
Kostenpflichtige Apps
Pay-per Download
Die App wird einmal beim Download vom User bezahlt wird. Beispiel: „Die App kostet 2,99 €“.
Abo-Modelle
Dieses Geschäftsmodell nutzen vor allem Zeitungsverlage, um den Usern kostenpflichtige Inhalte in einem gewissen zeitlichen Rahmen zur Verfügung zu stellen. Beispiel: Die Wochenzeitung „ZEIT“ stellt ihre Inhalte für 4,99 € im Monat zur Verfügung.
"Kostenlose" Apps
In-App Werbung
Die App wird kostenlos angeboten, allerdings (Google-)Werbung eingeblendet. Wirtschaftlich gesehen ist dieses Geschäftsmodell nur dann sinnvoll, wenn sehr viele Nutzer die App downloaden. Die meistgeladenen Apps sind vor allem kostenlose Spiele, denn Benutzer nehmen Werbung gerne in Kauf, wenn sie dafür gratis spielen können.
Nachfolgende Modelle werden auch als Freemium (free+premium) Geschäftsmodelle, bei denen der Basisdienst gratis angeboten und für weitere Dienste bezahlt wird, bezeichnet:
In-App Purchase
Der User lädt die App kostenlos und kann dann neue Daten oder Funktionen kostenpflichtig freischalten. Beispiel: Die „Jamie Oliver’s Recipes“ App ist kostenlos, neue Rezepte und Kochtipps können dann kostenpflichtig hinzugefügt werden. Im Jahr 2010 waren zwei Drittel aller Apps im iTunes Store Gratis-Apps, die Einnahmen durch In-App Purchase generieren. Anwendungsentwickler sehen solche Geschäftsmodelle viel lukrativer als werbefinanzierte Modelle, außerdem schaffen sie eine loyalere Kundenbasis.
Light- und Pro-Version
Bei diesem Geschäftsmodell gibt es zwei Versionen der App. Eine kostenlose Light-Version, wo der User nur einen eingeschränkten Funktionsumfang (zB Artikel nur lesen, nicht schreiben) hat und eine kostenpflichtige Pro-Version in vollem Umfang.
Cross Grade auf andere Software
Um eine Gratis-App gut nutzen zu können, muss der Benutzer eine andere kostenpflichtige Software kaufen. Diese Modell ist ähnlich zu Light- und Pro-Version von Apps. Beispiel für Cross Grade: Mit der App „My Doc Reader“ kann man Artikel nur lesen, durch „DocTek Pro“ die Artikel auch speichern.
Paid Content on Demand
Der Benutzer kann die App kostenlos laden. Um die Anwendung nutzen zu können, muss er die Inhalte (Content) bezahlen. Beispiel: Musik, Videos, Bücher etc. Der Content wird erst nach der Benutzung bezahlt.
Paid Content on Subscription
Basiert auf dem gleichen Modell wie Paid Content on Demand, der Content wird aber als Abo (zB monatlich) bezahlt.
Wie man an den oben genannten Modellen erkennen kann ist kostenlos nicht gleich kostenlos. Nicht alles, was kurzfristig als kostenlos gesehen werden kann, ist auch wirklich kostenlos. Natürlich gibt es auch Apps, die völlig kostenlos auf dem Markt angeboten werden, deren Geschäftsidee nicht auf Gewinn ausgerichtet ist. Um mit einer mobilen Anwendungen in der Web 2.0 Wirtschaft aber Geld zu verdienen, gelten immer noch die gleichen Grundprinzipien der Wirtschaft, die es schon immer gegeben hat: Etwas von Wert, Nutzen und Qualität für Leute erschaffen, die dafür auch bereit sind zu zahlen.
Fred Wilson schreibt in seinem Blog 2005: „free is a great way to make money. You just have to know how you are going to get paid for being free.“ Er will damit andeuten, etwas gratis anzubieten nur eine neue Strategie ist, um in einer anderen Art und Weise dafür bezahlt zu bekommen: durch Werbung, Premium Apps oder anderen Geschäftsmodellen, die bereits oben beschrieben sind. Außerdem sorgen kostenlose Apps für Reichweite, die man dann nutzen kann, um an einen Teil der Leute dann kostenpflichtige Erweiterungen zu verkaufen. Die Frage ist also nicht, wie man mit kostenlosen Apps erfolgreich sein kann, sondern wie man kostenlose Produkte nutzen kann, um dann hochwertige und kostenpflichtige Dienstleistungen zu verkaufen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Gratis-Apps, sogenannten Freemium Geschäftsmodelle, in der Zukunft eine immer wichtigere Rolle zu spielen. Viele Entwickler sehen darin ein sehr erfolgreiches und gewinnbringendes Modell. Das Internet, neue Technologien und mobile Anwendungen haben den Bereich der klassischen Geschäftsmodelle sehr stark hin zu neueren, kreativeren Unternehmensstrategien und -konzepten beeinflusst.
Quellen
Grabs, A. / Bannour, K. (2011): Follow me!, Bonn
Kolbitsch, J. (2011), Ausgewählte Business Models, Graz itunes.tugraz.at/.../1299105089-15_-_Ausgew__hlte_Business_Models.pdf
http://gigaom.com/2007/03/13/free-a-tactic-not-a-business-model/
http://www.wonder-vision.com/apps-as-a-business-model/
http://t3n.de/news/geschaftsmodelle-seiner-web-app-geld-verdienen-240771/
http://www.macrumors.com/2010/11/11/freemium-iphone-apps-growing-as-successful-business-model/
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