Publikumsanalyse zu Massenmendien Methoden der Publikumsanalyse

melanie.schreiner2.uni-linz, 16. Juni 2016, 12:36

Forschungsfragen

  • Welche Ziele von Publika werden in der Publikumsforschung verfolgt?
  • Wie ist das Vorgehen bei der Analyse eines Publikums?
  • Welche Methoden werden in der Publikumsforschung zur Analyse des Publikums eingesetzt?
  • Wie erfolgt die Analyse eines Publikums mittels der Methodik der Online Befragung?

 

Überblick über das Kapitel

3. Methoden der Publikumsanalyse

    3.1 Einteilung, Zweck bzw. Erkenntnissinteressen

    3.2 Vorgehen und Forschungsprozess

    3.3 Überblick über qualitative und quantitative Methoden

    3.4 Die Befragung

    3.5 Die Beobachtung

    3.6 Die qualitative Inhaltsanalyse

    3.7 Spezielle Methoden der Medienforschung zum Medium Internet

    3.8 Publikumsanalyse in der Praxis

 

3. Methoden der Publikumsanalyse

Methoden sind in der Wissenschaft ein wesentliches Werkzeug zur Untersuchung und Beantwortung von Forschungsfragen. Unter wissenschaftlichem Arbeiten kann man also einen methodisch betriebenen, systematischen Prozess verstehen, der nachvollziehbar und objektiv Erkenntnisse erforscht. [1, S. 16]

Um einen Überblick zum Themengebiet der Publikumsforschung zu erhalten ist ein Verständnis für den Publikumsbegriff erforderlich. Aus der Kultursoziologie stammt das Verständnis, dass man unter einem Publikum eine Gruppe oder Personenansammlung versteht, die ein bestimmtes Erlebnisangebot gleichzeitig konsumiert. Schulze (1997) unterscheidet weiter nach einem lokalen (selber Ort und Zeit) und individualisierten (Gemeinsamkeit nur punktuell wahrnehmbar) Publikum. [1, S.18]

Eine differenziertere Kategorisierung von Publika stammt von Dollase (1998) [1, S.19]:

  • reale Publika - selbe Zeit, selber Ort
  • massenmediale Publika - selbe Zeit verschiedener Ort
  • Medienschaften - gleiches Erlebnisangebot, verschiedene Zeit, verschiedener Ort
  • statistische Publika - virtuelle, hypothetische Publika (Teilmenge einer Umfrage)
  • experimentelle Publika - experimenteller, wissenschaftlicher Aufbau

Bonfadelli et al (2015) bezeichnet als Mediennutzungsforscher ein Publikum als hypothetisches Konstrukt. Dessen Konzept variiert mit der theoretischen Perspektive bzw. dem methodischen Zugriff. Dabei kann man disperse Publika der Massenmedien bis hin zu Kommunikation in neuen Medien unterscheiden. Die neueren Formen der Kommunikation sprechen dabei eher Zielgruppen bzw. das "Medienpublikum" an und lösen die strukturellen Unterschiede auf. Zudem werden diese Medien aktiv genutzt und sind durch Zweiwege-Kommunikation (Interaktivität) gekennzeichnet [2, S.54]

3.1 Einteilung, Zweck bzw. Erkenntnisinteressen der Publikumsforschung

Ein Einteilung des Forschungsgebietes kann über die unterschiedlichen Aufgaben- und Funktionsgebiete erfolgen. Dazu bietet Dollase (1998) einen groben Überblick in Form der Kommunikationsphasen [1, S.20f] 

  • Präkommunikative Phase - relevant sind die Beweggründe zum Beitritt des Publikums. Entscheidungsprozesse und ihre Einflussfaktoren sowie psychologische Faktoren stehen u.a. im Mittelpunkt des Interesses.

  • Kommunikative Phase - die Interaktionen sind dabei von Bedeutung. Publikum und Erlebnisangebot werden genauso wie das Interaktionsaufkommen innerhalb des Publikums untersucht. Wechselseitige und Publikumswirkungen sind dabei von hohem Forschungsinteresse.

  • Postkommunikative Phase - Ziel ist es die "Nachwirkungen" des Erlebniskonsums zu untersuchen. 

Aus dieser Betrachtung ergeben sich unterschiedliche Forschungsfelder wie etwa die Rezeptions- und Wirkungsforschung. Aus der Perspektive der Medienforschung beschreibt Bonfadelli et al (2015) in Abbildung 1 die Publikumsforschung differenzierter als Theorie der Erforschung der Zielgruppe mit wirtschaftlichen Interessen. Die Analyse des Marktes umfasst Konsumenten in möglichst homogenen Gruppen mit geringer Aktivität. Die erwünschte Wirkung ist dabei die Kontaktaufnahme durch Aufmerksamkeit, die in der Kommunikation angeregt und elektronisch gemessen wird. Die Transportleistung der Medien steht im Zentrum und wird häufig für Werbebotschaften genutzt. Unter anderen Publikumstypen verstehen Sie die Masse, das Individuum, soziale Akteure sowie Fan-Kulturen. Zudem zeigt die Grafik die entsprechenden Charakteristika dieser Publika sowie die zugeordneten Theorien. [3, S.59f]

Theoretische Konzeptionen des Medienpublikums nach Bonfadelli et al (2015:59)

Abbildung 1. Theoretische Konzeptionen des Medienpublikums nach Bonfadelli et al (2015:59)

 

Zur Darstellung der Erkenntnisinteressen der Publikumsforschung erweitert Stiehler (2013) [4] das duale System von Goertz (1997) und stellt die Unterschiede der akademisch und der ökonomisch orientierten Publikumsforschung in nachfolgenden Tabelle 1 dar. Erstere fokussiert den Erkenntnisgewinn als Grundlagenforschung des aktiven Publikums mit öffentlichem Zugang sowie niedrigen Zugangskosten und Budget. Im Gegensatz dazu investiert die Mediaforschung des passiven Publikums mehr Budget für die Produktverbesserung und Werbeplanung im anwendungsorientierten Kontext mit exklusivem Zugang bzw. hohen Zugangskosten.

 Duales System der Publikumsforschung nach Stiehler (2013)

Tabelle 1. Duales System der Publikumsforschung nach Stiehler (2013) und Goertz (1997)[4]

Zentrale Erkenntnisinteressen in der Publikumsforschung sind nach Glogner-Pilz (2012): [1, S. 8f]

  • soziodemografische sowie ökonomische Fragen wie etwa nach Alter, Geschlecht oder Einkommen
  • Fragen zu EinstellungenMotiv und Wirkung wie Meinung, Erwartung, Nutzungspräferenzen, Wahrnehmung oder Zufriedenheit
  • Verhalten wie Nutzungshäufigkeit und -intensität oder Informationsverhalten 
  • weitere Fragestellungen wie Potential und Reichweite 

Als weitere Interessen der Publikumsforschung werden auch Fragestellungen zu Zielgruppenerreichbarkeit, Unterschiede von Publika (Stamm- vs. Gelegenheitspublikum), Multiplikatoren oder etwa die Rolle des Internets formuliert und erforscht. [Vgl. 1, S.9]

3.2 Vorgehen und Forschungsprozess

Ein wesentliches Kriterium der wissenschaftlichen Arbeit ist das strukturierte, methodische, objektive und transparente Vorgehen. In der Folge wird daher ein Forschungsprozess nach Glogner-Pilz (2012) erläutert. Grundsätzlich gliedert sich der Ablauf in 3 wesentliche Phasen [1,  S.16f] 

  • Ziel und (wesentliche) Frage(n) formulieren
  • passende Methode wählen sowie Planung und Vorbereitung der Untersuchung
  • Erhebung durchführen und Daten auswerten - (Forschungs)Frage(n) beantworten

Abbildung 2 stellt einen wesentlich umfassenderen und detaillierten Prozess v.a. der empirischen Forschung dar. [1, S.29ff] Klar erkennbar ist der Ausgangspunkt von einer Problematik. Auch die Literaturarbeit und der Abgleich mit der Problematik bzw. der Lösungsansätze werden als wesentliche Phasen benannt. Stichprobenauswahl und Pretesting sind ebenfalls relevante und wichtige Schritte im Ablauf der Forschung. Die Übertragung des Forschungsvorhabens kann dabei u.U. ein sehr zeitaufwendiges und ressourcenintensives Vorhaben sein. 

 Gesamtablauf einer empirischen Studie nach Glogner-Pilz (2012)

Abbildung 2. Ablauf einer empirischen Studie nach Glogner-Pilz (2012) [1, S.30] 

3.2 Überblick über qualitative und quantitative Methoden

In der empirischen Publikumsforschung kann man grundsätzlich nach qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden unterscheiden. Wohlgleich es eindeutige Zuordnungen gibt, treten in der Praxis auch immer wieder Vermischungen und Kombinationen auf. Die Triangulation als Anwendungsbeispiel setzt dabei auch bewusst beide Formen ein und versucht alle Vorteile zu nutzen und gleichzeitig die Nachteile abzuschwächen und auszugleichen. [1, S.26]

Nachfolgend werden beide Ansätze kurz thematisiert und charakterisiert:

a) quantitative Methoden: Wesentliches Merkmal dieser Methoden sind die Erfassung und Messung der Realität in Zahlen, um den Forschungszusammenhang mathematisch-statistisch auswerten zu können. Ziele sind dabei die statistische Beschreibung und Überprüfung von Hypothesen (Vermutungen). Häufig kommen dabei geschlossene, standardisierte Methoden zum Einsatz. Die breite Datenbasis erlaubt dabei generalisierbare Aussagen und ist eine essentielle Stärke dieses Vorgehens. [1, S. 23]

b) qualitative Methoden: Diese Art der Methoden sind durch Offenheit (Exploration) und Hypothesengenerierung bekannt. Der Kommunikationsprozess zwischen Forscher und Forschungsobjekt steht im Mittelpunkt. Der Prozess der Erforschung ist nicht statisch und mit unveränderlichen Verhaltensweisen und Aussagen verbunden, sondern er verändert sich und beinhaltet kontinuierliche Iterationsschritte. Reflexivität bzw. fortlaufende Interpretation ist im Prozess gefordert, um vom Sinn auf die Handlung zu schließen und umgekehrt. In der Anwendung der Methode muss im Sinne der Transparenz und Objektivität klar und eindeutig dargestellt werden, wie der Forscher zu den Daten und Erkenntnissen gekommen ist, wie bspw. die kommunikativen Daten interpretiert und umgeformt wurden. Ein weiteres Merkmal ist die Flexibilität, die im gesamten Prozess vom Forscher gefordert ist. [Vgl. 1, S.24f]

In der Auswahl des Erhebungsinstruments der empirischen Publikumsforschung werden häufig Inhaltsanalyse, Beobachtung, Befragung und Experiment eingesetzt. Abbildung 3 zeigt dazu den Zusammenhang zwischen Gegenstandsbereichen und Methoden der Datenerfassung im Überblick. Grundsätzlich wird zwischen dem Ergebnis der menschlichen "Produktion" und dem Verhalten unterschieden und dann kann man das Verhalten der Menschen wiederum im Labor oder im "Feld" untersuchen. Dabei wird im natürlichen Situationsumfeld zwischen dem offenen Verhalten und dem Gespräch über das Verhalten von Personen geschlossen.

Methoden der empirischen Publikumsforschung

Abbildung 3. Häufig verwendete Datenerhebungsmethoden der empirischen Publikumsforschung nach Atteslander (2010) [1, S.39]

3.4 Die Befragung

Die Methode der Befragung gilt als eine der wichtigsten in der Publikumsforschung. Zur Gewinnung von Daten ist eine Kommunikation[5 bzw. 6, S.111f] zwischen Menschen in bestimmten Situationen mit gegenseitigen Erwartungen. Das Ergebnis sind dabei individuelle Meinungen und Bewertungen. Die soziale Situation nimmt zudem Einfluss auf die Befragung. Damit wird auch gleich die Schwäche dieser Methode klar, denn das Ergebnis ist stark subjektiv und von den Fähigkeiten der Kommunikation bzw. der kognitiven (Informationsverarbeitung), emotionalen und rationalen (Kosten-Nutzen-Vergleich in der Beantwortung, soziale Erwünschtheit) Verarbeitung[5] der Befragten abhängig.[1, S.46]

Folgende Ausprägungen der Methode finden dabei Verwendung, wobei man innerhalb der Kategorien jeweils nach Standardisierungsgrad[5] wie bspw. narratives Interview oder Fragebogen zum Ankreuzen unterscheiden kann: 

a) Schriftliche Befragung (Fragebogen)

Die Befragen geben ihre Antworten auf die Fragen in schriftlicher Form. Dadurch kann der Forscher von vielen Teilnehmern die Daten in kurzer Zeit erfassen. Die selbstständige Tätigkeit ermöglicht den Befragten Zeitpunkt, Tempo und Situation selbst zu bestimmen. Der Personalaufwand ist eher gering. Die Beeinflussungen durch den Interviewer/die Interviewerin sind, egal ob bewusst oder unbewusst, genauso wie die Effekte der sozialen Erwünschtheit deutlich niedriger. Als Nachteile werden häufig die geringe Beteiligung, der Kontrollverlust in der Befragungssituation, die Problematik der Authentifizierung und der Verständlichkeit bzw. Interpretation genannt. [1, S.49f]

In der Erstellung der Fragen und Antworten ist zu achten auf: [1, 50ff]

  • offene, halboffene und geschlossene Fragestellung - je nach Untersuchungsziel
  • Art der Antwortkategorien - dichotom (ja/nein), Alternativfragen (Zustimmung zu Aussagen), Mehrfachantworten, Rating und Ranking
  • Antwortmöglichkeiten und deren Formulierung (Priming Effekte)

Diekman (2009) nennt folgende Grundregeln in der Formulierung von Fragen: [1, S.53f]

  1. kurz, verständlich und präzise
  2. hochdeutsch ohne Dialekt
  3. keine doppelten Verneinungen
  4. disjunkte, erschöpfende und präzise Antwortkategorien
  5. mehrdimensionale Fragen vermeiden
  6. keine Suggestivfragen
  7. keine Überforderung des Befragten

Auch in der Gestaltung und im Aufbau gibt es Grundregeln, welche die Abbruchrate und das Verständnis der Befragung wesentlich beeinflussen.

b) Telefonische Befragung

Die Methode der telefonischen Befragung wird wesentlich seltener genutzt und erfährt daher an dieser Stelle auch eine weniger detaillierte Beschreibung als zuvor genannte. In der Auswahl der Teilnehmer ist bei dieser Methodik eine spezielle Teilgruppe interessant. Die Daten zur Kontaktaufnahme müssen bekannt sein. Die Auswahl der Stichprobe muss zufällig erfolgen und bedarf der Erfahrung von Experten. [1, S.57f]

Als Vorteile können die Erreichbarkeit der Teilnehmer, rasche Datenverfügbarkeit, rasche Kompensation von Ausfällen sowie de hohe Datenqualität genannt werden. Demgegenüber stehen die Einschränkung des Interviewer zur Motivation zur Teilnahme bzw. zum Beziehungsaufbau, die Kontrollierbarkeit der Befragungssituation, die Authentifizierung der Befragten bzw. die Einschränkung in der Fragengestaltung (visuelle Mittel fehlen, Rankings schwierig, ...). [1, S.58f] 

c) Computer gestützte Befragung

Die Befragung erfolgt über Computer gestützte Hilfsmittel wie Laptop oder Internet. Somit können die Effekte und Personalkosten durch Interviewer/Interviewerinnen weitgehend minimiert werden. Ein weiterer Vorteil liegt in den multimedialen Fähigkeiten der Werkzeuge und ermöglicht die Einbindung von Videos oder Audio-Dateien bis hin zu einem fast experimentellen Design. Die Problematik der Methode besteht vor allem in der geforderten Fähigkeit und die Erfahrung im Umgang mit der technologischen Komponente. Teilweise sind Zielgruppen durch die fehlende Zugangsmöglichkeit nicht erreichbar [1, S.59f bzw. 5]

d) Qualitative Interviews

Diese Art der Methode wird vor allem für die explorative Forschung bzw. den vertiefenden Erkenntnisgewinn über wenige bis einzelne Forschungsobjekte eingesetzt. Durch diese Anforderung ist die Offenheit ein wesentliches Kriterium dieser Methode und es gilt zu beachten [1, S.63f]

  • Bedeutungsgleiche, aber keine konkret formulierte Fragen
  • Fragen als Stimulus, aber keine konkrete Reihenfolge
  • offene Fragen für explorative Antworten mit unerwarteten, bisher unbekannten Informationen
  • vertrauliche und entspannte Befragungsatmosphäre
  • Befragungsdauer flexibel und vorher unbekannt
  • intellektuelle und kommunikative Kompetenz, Fähigkeit das Thema zu erfragen und zu motivieren, sonst eher passives Verhalten

Im Gegensatz dazu nutzen Leitfadeninterviews eine klarere Strukturierung und Planung. Ein wesentliches Element ist dabei der Leitfaden, der vorab sowohl Frageformulierung als auch Reihenfolge bzw. Ablauf eindeutig festlegt. Dieser orientiert sich dabei vor am zu erforschenden Themengebiet und leitet sich aus Literaturmodellen und Forschungsfragen ab. [1, S.65f]

e) Gruppendiskussion

Die Gruppendiskussion rückt nicht das Individuum sondern die Interaktion zwischen den Teilnehmern in den Fokus. Die Ziele sind sehr divers und reichen von Meinungen und Einstellungen der Gruppe bzw. der Teilnehmer individuell über Gruppenprozess bis hin zu öffentlichen Meinungen und Einstellungen. Diese besonderen Zielsetzungen kennzeichnen gleichzeitig auch die Vorteile der Methode. Eine sorgfältige Planung von Teilnehmer, Stimuli und Ablauf ist genauso wichtig wie die Organisation. Gruppengrößen von 5 - 12 Personen gelten dabei als ideal, wobei eine möglichst "natürliche" Gruppe entstehen soll. Der Gruppenleiter hat dabei vielfältige Aufgaben und braucht spezielle Fähigkeiten im Hinblick auf Gruppendynamik, um gute Ergebnisse zu erhalten. [1, S.68ff] 

3.5 Die Beobachtung

Diese Methode ist in der empirischen Publikumsforschung obgleich ihres Potentials noch nicht sehr verbreitet. Das Kennzeichen einer wissenschaftlichen Beobachtung ist die Erfassung des tatsächlichen menschlichen Verhaltens. Dabei entstehen meist keine Verzerrungen der Daten durch die soziale Erwünschtheit. Entscheidend ist es, eine größtmögliche Systematik, Nachvollziehbarkeit und Objektivität zu erreichen. Dazu müssen Bedingungen und Voraussetzungen des Zustandekommens eines Befundes ausdrücklich definiert sein. [1, S.73f]

Im Vorfeld muss geplant und vereinbart werden: [1, S.74]

  • Kriterien der Beobachtung
  • BeobachterInnen, ihre Rolle und Vorwissen
  • Ort der Beobachtung
  • Dauer und Einheiten der Beobachtung 
  • Art und Form der Aufzeichnungen und Dokumentation der Beobachtung
  • Auswertungsverfahren der Beobachtungsdaten

Von den Forschern wird gefordert, dass sie sich alle Deutungs- und Wissensvoraussetzungen bewusst machen und alle Forschungsschritte methodisch reflektieren. [1, S.74]

Die Formen der Beobachtungen unterscheiden sich nach Standardisierungsgrad, Offenheit, Teilnahme oder Einflussnahme, Ort der Untersuchung sowie Bezugsperson (Selbst- oder Fremdbeobachtung. [1, S.74ff]

  • standardisierte versus nicht-standardisierte Beobachtung
  • offene versus verdeckte Beobachtung
  • teilnehmende versus nicht-teilnehmende Beobachtung
  • Feldbeobachtung versus Beobachtung im Labor
  • Fremdbeobachtung versus Selbstbeobachtung

In der Anwendung der Methodik entstehen häufig Probleme durch die selektive Wahrnehmung der Beobachter wie Vorurteile oder Erfahrung). Das Übersehen von Selbstverständlichkeiten, Überforderung oder Erinnerungslücken sind weitere Quellen für Fehler. Eine Aufzeichnung bspw. per Video wirkt diesen Gefahren etwas entgegen. Der Eingriff des Beobachters etwa durch ein im Weg stehen kann das Ergebnis der Beobachtung zusätzlich manipulieren.  [1, S.79f]

3.6 Die qualitative Inhaltsanalyse

Die Inhaltsanalyse stellt ein Auswertungsverfahren für qualitative Daten dar. Sofern die Daten nicht in textueller Form vorliegen, müssen sie in diese Form gebracht werden. Bspw. erfolgt die Umwandlung von Audiodaten aus Interviews in Form der Transkription. Dazu sind Transkriptionsverfahren erforderlich, die vorab definiert werden und mit dem Forschungsziel in Übereinstimmung stehen. Bei der folgenden Inhaltsanalyse erfolgt die Auswertung möglichst systematisch. Das Datenmaterial wird dabei schrittweise und theoriegeleitet ausgewertet, Kategoriensysteme und Zuordnung werden während der Analyse erarbeitet. Intuitive Deutungen und übereilte Interpretationen sollen vermieden werden. Grundsätzlich unterscheidet Mairing (2010) dabei 3 Formen der qualitativen Inhaltsanalyse: [1, S.102ff]

  • Zusammenfassung - Reduktion, bei der wesentliche Inhalte bleiben, Abstraktion und Abbild des ursprünglichen Materials 
  • Explikation - zusätzliches Material gewinnen, um Verständnis zu entwickeln (fragliche Textstellen) 
  • Strukturierung - Aspekte nach definierten Kriterien herausfiltern 

Quantitativen Verfahren beinhalten den Aufbau eines geschlossenen Kategoriensystems vor der Analyse, das Teilen der Texte in passende Analyseeinheiten, das Identifizieren von relevanten Informationen sowie die Zuordnung dieser Informationen zu den entwickelten Kategorien. Aufgrund der Häufigkeiten der Kategorien in den Daten quantifiziert der Forscher. Aufgrund dieser Komplexitätsreduktion geht auch Information verloren, was der Methodik als Nachteil zugeschrieben wird. [6, S.197f]

3.7 Spezielle Methoden der Medienforschung zum Medium Internet

Im Kontext der anwendungsbezogenen Internetforschung ist vor allem die Verbreitung des Internets von Interesse. Themen, die in diesem Zusammenhang behandelt werden, sind dabei Digital Divide/digitale Kluft, die versucht die Zugangsbarrieren zum Internet aufzudecken (soziale Herkunft), oder aber auch die Charakteristika der "Offliner" zu  erfassen. Neben diesen Daten wird versucht Art des Internetzugangs sowie das Surfverhalten (Webseiten bzw. Zweck) der Internetnutzung zu erforschen. [2, S.72]

Die wissenschaftliche Forschung rückt die wirkungsbezogenen Aspekte in den Vordergrund. Die Folgen der Internetnutzung für andere Medien (Printmedien,...) oder etwa die Veränderung der Einstellung zu Politik sind Beispiele für Forschungsthemen.[2, S.72f]

Bonfadelli et al (2015) unterscheidet in der Medienforschung, als eine Teildisziplin der Kommunikationsforschung, die Medienwirkung als Publikumsfeedback im Kommunikationsprozess nach:

  • Mediennutzung -vorwiegend deskriptiv und anwendungsbezogen; wenig theorie-bildend und generalisierbar[3, S.53ff]
  • Medienrezeption - Erkenntnisse während der Kommunikationsphase; kognitive, affektive und konative Prozesse während der Medienrezeption [2, S.115ff]
  • Medieneffekte - postkommunikative Effekte; [2, S. 137ff]

Eine spezielle Form bietet die Inhaltsanalyse von Online-Inhalten. In der Community Forschung werden bspw. Daten aus Foren exportiert und analysiert. Diese Daten liegen bereits in digitaler Form vor und müssen nicht erst erhoben werden. Das reduziert Aufwand und Kosten. Zudem liegen die Daten in unbeeinflusster und authentischer Form vor, was für die Offenheit und Ehrlichkeit des Forschungsverfahrens spricht. Als Problem wird die Fähigkeit der Verallgemeinerung der Daten häufig genannt, da meist keine Kenntnis über die Datenquellen herrscht. Dadurch wird die Auswertung über sozidemographische Daten erschwert bzw. die Erkenntnisgewinnung eingeschränkt. [2, S.173f]  

3.8 Publikumsanalyse in der Praxis - Beispiel ORF

Der ORF führt in Stichproben-Analysen zum Publikum online in Kooperation mit der ÖWA Plus durch, wie in Abbildung 4 ersichtlich. 

ORF Publikumsanalyse

Abbildung 4. Screenshot der ORF-Webseite mit der Aufforderung zur Teilnahme an der Publikumsanalyse

In einem Online Fragebogen wurden insgesamt 37 Fragen zur Online Nutzung, zum Teilnehmer/zur Teilnehmerin sowie zum allgemeinen Verhalten gestellt: Link zur Befragung

Aufgabe

Die beiden nachfolgenden Abbildungen 5 und 6 zeigen zwei der gestellten. Wir möchten diese Fragen gerne diskutieren. Verfasst deshalb bitte ein Kommentar mit eurer Meinung zur Frage (#F33, #F35): Was könnten die Erkenntnisse bzw. Gründe für diese Art von Frage sein?

Frage 33

Abbildung 5. Frage 33 der ORF/ÖWA Publikumsbefragung (#F33)

Frage 35

Abbildung 6. Frage 35 der ORF/ÖWA Publikumsbefragung (#F35)

 

Quellen

[1] Glogner-Pilz, Patrick (2012): Publikumsforschung - Grundlagen und Methoden

[2] Taddicken, Monika/Bund, Kerstin: Ich kommentiere, also bin ich. Community Research am Beispiel des Diskussionsforums der ZeitOnline, in: Welker, Martin/Wünsch, Carsten (2015): Die Online-Inhaltsanalyse/ Forschungsobjekt Internet (Hrsg.), S.167-190

[3] Bonfadelli, Heinz/Friemel, Thomas N. (2015): Medienwirkungsforschung

[4] Stiehler, Hans-Jörg (2013): Publikumsforschung, http://home.uni-leipzig.de/stiehler/images/download/powerpoint/pf13_01.pdf

[5] Stiehler, Hans-Jörg (2015): Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung/Methoden II: Befragung, http://home.uni-leipzig.de/stiehler/images/download/powerpoint/vor_m09.pdf

[6] Gläser, Jochen/Laudel, Grit: Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse, 4. Auflage, 2010

7 comments :: Kommentieren

Erste Frage

magdalena.giegler.uni-linz, 15. Juni 2016, 19:46

ZG-spezifische Werbung. Um den Unternehmen spezifischere TKP's (Tausen Kontakt Preise) nennen zu können. 

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ÖWA-Umfrage | Hintergründe Fragen

michaela martina.huber-hofmeister.uni-linz, 15. Juni 2016, 19:47

Frage "geplante Anschaffungen":
damit Trends hinsichtlich Einkommen oder technischer Infrastruktur abgelesen werden können => abhängig davon Content-Angebot, Werbung, etc.

 

Frage "Nutzung d. Internets nach Themenbereichen":
damit Trends/Interessen hinsichtlich Interessen (ev. abhängig von finanzieller Situation) abgelesen werden können

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#6

darja.kneissl.uni-linz, 15. Juni 2016, 19:48

Frage über die bevorzugten Informationsthemen möchte erreichen, dass das Informationsangebot an die Interessen der MediennutzerInnen angepasst wird.

 

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#F33

sabrina.wappel.uni-linz, 15. Juni 2016, 19:48

Um zu generieren welche Themen im Vorhinein von den Rezipienten geplant werden und wo Werbung nützlich wäre um deren Kaufentscheidung zu beeinflussen. Somit hat der ORF ein Argument beim Verkauf von Werbeplätzen an werbetreibende Unternehmen.

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möglicher Hintergrund der Fragen

jasmin.hopf.uni-linz, 15. Juni 2016, 19:49

Anschafffungen:

Evt. will der ORF mit dieser Frage herausfinden ob wir uns ein elektronisches Gerät anschaffen mit dem Inhalte des ORF konsumiert werden können. Danach wird sich dann ORF richten und uns dementsprechend angepasste Inhalte zu diesen Geräten anbieten.

 

Themenbereiche

Mit dieser Frage will ORF herausfinden für welche Themen wir sich interessieren und diese Themen die verstärkt vorkommen bietet dann der ORF auf seiner Website an, damit wir alle verstärkt auf die Website gehen und auch die anderen Inhalte vom ORF konsumieren.

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ORF Umfrage

krista.ottendorfer.uni-linz, 15. Juni 2016, 19:49

Frage 35

Diese Frage könnte der ORF gestellt haben, um herauszufinden welche Informationen die User interessieren, um die Inhalte der Website dann darauf abzustimmen.

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#5 + 6

clara.schultes.uni-linz, 15. Juni 2016, 19:49

Bezüglich der Frage zu den Anschaffungen möchte der ORF wissen, ob wir uns technische TV-Geräte anschaffen wollen und weiter ORF nutzen möchten.

Bezüglich der Frage zur Informationssuche im Internet meine ich, dass der ORF herausfinden möchte, welche Interessensgebiete sein Publikum hat, damit sie diese Inhalte auch (vermehrt) in ihr Programm aufnehmen können.

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