Nur mal so beiläufig: Welchen Film hast du eigentlich gestern Abend im Fernsehen gesehen?

thomas.neumayer.uni-linz, 18. März 2014, 17:55

Wer kennt es nicht? Man kommt morgens in die Arbeit, führt kurzen Smalltalk mit den Kollegen, bis einer die Frage aus der Überschrift stellt. Erschreckend ist oft, dass manche Menschen nicht einmal mehr rekonstruieren können  was am Vorabend zur Prime-Time geschaut wurde geschweige denn was die Handlung des Filmes war, obwohl jeder vor dem Fernseher saß. Ich will mich hier selbst keinesfalls ausnehmen. Dieses Phänomen zeigt, dass beiläufige Kommunikation oft gar so beiläufig zu sein scheint und vor allem die Konzentrationsfähigkeit meist nur auf einem Medium liegen kann.

Die erste gestellte Aufgabe im Rahmen der Lehrveranstaltung ist nun, genau dieses Kommunikationsverhalten genauer zu betrachten und auch kritisch zu hinterfragen. Eine Grundursache, weshalb die Kommunikation meist nur beiläufig stattfindet und nicht mehr die eigentlich erforderliche Aufmerksamkeit erhält, ist die permanent ansteigende Informationsüberlastung die bereits zu einer starken Veränderung des Wahrnehmungsverhaltens in der heutigen Gesellschaft geführt hat. Die logische Konsequenz daraus ist der stetige Verlust von Kommunikationseffizienz und –effektivität. (Q1)

Mitverantwortlich für diese oben angeführte Informationsüberlastung ist unter anderem aber auch der Einsatz von mehreren Medien zum gleichen Zeitpunkt. Dieser Einsatz wird als „Second Screen“ bezeichnet und wird als Benutzung von mehreren Multimedia-Geräten während des Fernsehens definiert (Q2). In Deutschland wird pro Tag ein Fernsehkonsum von durchschnittlich 221 Minuten (Stand 2013) (Q3) angegeben und 46,8 % der Bevölkerung konsumiert über 40 Mintuen täglich Informationen über mobiles Internet (Q4). Dies alleine würde einen Informationskonsum von 261 Minuten täglich (bei nicht simultaner Nutzung) bedeuten.

Tritt eine parallele Nutzung dieser Beiden Medien auf, liegen die Schwerkpunkte auf folgenden Tätigkeiten:

Statistik: Anteil der Parallelnutzer, die im Herbst 2012 während des TV-Konsums folgende Online-Tätigkeiten ausgeübt haben | Statista

Abb: Aktivitäten der Second-Screen Benutzer während des TV-Konsums (Q5)

Bei der Nutzung von sozialen Netzwerken neben dem TV-Konsum wird von Fernsehproduzenten immer mehr versucht, diese Aktivitäten in bestimmte Bahnen zu lenken. So versuchen TV-Sender durch Live-Kommentar-Feeds im Hintergrund oder auch durch Fragen und Anregungen, welche dann kurzfristig in den Sendungsinhalt miteingebaut werden, die Aufmerksamkeit trotz beiläufiger Mediennutzung auf die gleichen Themen respektive Inhalte zu lenken. Dies wird meist mit dem Einsatz von Hashtags oder dem Posten auf Fansites bewerkstelligt. (Q6)

Aber nicht nur die Mitgestaltung von Sendungen nimmt hier eine immer wichtiger werdende Rolle ein, sondern auch das Suchen von zusätzlichen Informationen zu Sendungen, Produkten (Bekleidung, Kosmetik, Elektrogeräte, etc.), Schauspielern und Moderatoren oder auch Antworten auf Fragen (Bsp. Live-Quiz) (Q7)

Meiner Meinung nach, trägt diese beiläufige Kommunikation erheblich dazu bei, dass in der heutigen Zeit sehr viele Dinge nicht mehr wirklich wahrgenommen werden. Durch diese ständige Reizüberflutung sinken meines Erachtens nach auch die Aufmerksamkeitsspannen in realen Gesprächsituationen oder auch im Berufalltag, da der Benutzer ständig die neuesten Informationen aus seinem sozialen Netzwerken bzw. auch die aktuellsten Newsmeldungen seines Feedreaders konsumieren will, und so die Aufmerksamkeit von wirklich wichtigen Dingen abschweift. Im „Standard“ fiel mir hierzu noch ein Artikel von den „Alpbacher Technologiegesprächen“ ins Auge. Darin wird ausgeführt, dass sich der Mensch nicht auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren kann, also nicht Multitasking fähig ist. (Q8) D.h. sobald jemand bereits an den Konsum der Information via Mobile Device denkt, folgt er Gesprächen, Präsentationen oder sonstigen Kommunikationssituationen nicht mehr mit dem gleichen Aufmerksamkeitsmaß was die Fehlerraten steigen lässt.

Quellen:

2 comments :: Kommentieren

Das Ergebnis einer Studie..

Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 18. März 2014, 21:16

.. und zahlreiche Quellen als Beleg für die Analyse bzw. Meinung angeführt zeugt von Engagement.

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Ähnliche Ansichten

sabine.pupeter.uni-linz, 22. März 2014, 10:52

Wir haben bzgl. diesem Thema scheinbar sehr ähnliche Ansichten.

Auch ich bin der Überzeugung, dass wir durch die Reiz- u. Informationsüberflutung nicht mehr in der Lage sind alles mit unserem Gehirn zu verarbeiten. Wie ich auch in meinem Blogbeitrag vermerkt habe, scheint dadurch ein neues Phänomen der "digitalen Demenz" aufzutreten.

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