Montag, 2. April 2012
Gläserne Nutzer durch IPv6

 

In der VU wurde bereits kurz angeschnitten, dass aufgrund der Einführung von IPv6 neue Probleme bezüglich des Datenschutzes befürchtet werden. Dieses Thema scheint wie maßgeschneidert für meinen Blog, da ich mich in meinem Co-Referat auch mit Datenschutz beschäftige.

 

Was macht IPv6?

 

Ich stellte mir zunächst die Frage, warum es durch IPv6 zu einer Verschlechterung des Datenschutzes im Vergleich zu heutigen Standards kommen soll?

Zunächst ein kleiner Ausflug zum heutigen Standard IPv4. Die verfügbaren Adressen von IPv4 (vgl. Q1) sind bereits seit längerer Zeit ein knappes Gut – aus dieser Not heraus wurde quasi eine „dynamische Adressverwaltung“ geboren, bei der ein Provider die jeweilige IP-Adresse mehreren Usern zur Verfügung stellt. Man bekommt also bei jeder neuen Einwahl ins Netz  eine andere IP zugeordnet.

IPv6 (vgl. Q2) hingegen bietet nahezu unendlich viele IP-Adressen. Theoretisch könnte dadurch jedem einzelnen Gerät eine eigene IP zugewiesen werden, welche dieses Gerät dann auch ein „Leben“ lang behält.

 

Einen kurzen Überblick über die Thematik bietet ein Video von Galileo - einfach auf das Bild klicken, eine direkte Einbindung war leider nicht möglich!

 100 Sekunden IPv6

Quelle (6.4.2012)

 

Datenschützer befürchten nun, dass diese „statischen“ IP-Adressen dazu führen, dass User noch einfacher und umfassender im Netz ausspioniert werden können. Hier beispielhaft ein Zitat von Frank Rieger (FAZ.net) (vgl. Q3):

"Mit der in den nächsten drei Jahren erfolgenden Umstellung des Internets auf das neue Adress-System „IPv6“ droht eine gravierende Änderung: die individuelle Verfolgbarkeit jedes unserer Online-Schritte über lange Zeiträume hinweg. Denn die neuen Internet-Adressen verändern sich fast nie - im Gegensatz zu der derzeitigen, veränderlichen Nummernzuteilung."

 

Gegenmaßnahmen

 

Um die User nicht gänzlich zu verunsichern, steuern IPv6-Befürworter bzw. auch die Telekommunikationsanbieter gegen. Sie versprechen, dass durch sogenannte „Privacy Extensions“ (vgl. Q4) eine längere Verfolgung einzelner Geräte nicht möglich sein soll.

Die Deutsche Telekom sichert den Usern weitere Hilfsmittelchen zu, um halbwegs anonym im Netz surfen zu können. Hierzu gehören dynamische Adressbestandteile (/56-Netzpräfixe) oder auch die Möglichkeit bei Router-Neustart (also Internetverbindung trennen und neu verbinden oder einfach den Stecker ziehen ;) ), über einen „Privacy-Button“ ein komplett neues Präfix zu erhalten. Hier wird noch ganz gut erklärt, was ein Präfix überhaupt ist (vgl. Q5).

In Österreich forciert übrigens die IPv6 TaksForce Austria (vgl. Q6) die Einführung von IPv6 und entkräftet Datenschutzbedenken (vgl. Q7).

 

Fazit

 

Die Gefahren durch "persönliche" IP-Adressen, wie sie IPv6 ermöglichen kann, sind offensichtlich – alles, was ich als einzelner User im Netz mache, kann anhand der IPs meiner Endgeräte nachvollzogen werden. Datenschutz auf Nimmerwiedersehen!

Umso wichtiger erscheint es, dass neben den Standard-Datenschutzfunktionen (den „Privacy Extensions“) weitere Maßnahmen getroffen werden, um den User vor der gläsernen Zurschaustellung im Internet zu schützen. Auch Datenschützer treten explizit dafür ein, da die "Privacy Extensions" angeblich nur eine unzureichende Anonymisierung gewährleisten sollen.

 

Weiterführende Links

 

IPv6-Rat

Netzpolitik.org

World IPv6-Day

Deutsche Telekom: Datenschutztechniken

Spiegel Online Netzwelt: IPv6

 

Quellen

 

Q1: Elektronik Kompendium: IPv4.

Q2: Elektronik Kompendium: IPv6.

Q3: Rieger, Frank (2011): Das kommende Vorratsdatendrama. FAZ.net

Q4: Elektronik Kompendium: Privacy Extensions (IPv6).

Q5: Hempel, Tino: IP-Adressierung.

Q6: IPv6 Taskforce.

Q7: Heuse, Marc (2011): IPv6 ein Security-Albtraum. Derstandard.at

 

Alle Links wurden zuletzt am 2. Mai 2012 aufgerufen.

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren