E-basiertes Lernen on demand
Donnerstag, 22. Januar 2004
Computerbasierte Lernprozesse
In den 1980er Jahren schaffte der Computer den Durchbruch aus den Labors und großen Firmen ins tägliche Leben, und wenn auch so mancher Pädagoge noch in etwas kritischer Haltung in Richtung Virtualisierung der Schulen bzw. Universitäten blicken mag, die Zukunft wird allem Anschein nach „ihm“ gehören, dem Computer und seinen unbegrenzten (?) (Lehr-Lern)Möglichkeiten.
„Die bisherigen empirischen Untersuchungsergebnisse zur Wirksamkeit einer Nutzung computerbasierter Angebote für das Lernen sprechen insgesamt dafür, dass mit geeigneter Software eine Verbesserung des Lernens im Sinne besserer Lerngewinne und verkürzter Lernzeiten zu erwarten ist. Eine solche Verbesserung stellt sich jedoch nicht „automatisch“ ein, sondern nur unter bestimmten Bedingungen, die weiter untersucht werden müssen.“ (OQ6)
Aus mediendidaktischer Sicht kann man annehmen, „dass auch computerbasierte Angebote ihre Potenz nur dann entfalten, wenn sie unter sorgfältiger Berücksichtigung von Lernvoraussetzungen und Lerninhalten sowie im Rahmen geeigneter unterrichtsmethodischer Überlegungen entwickelt und verwendet werden.“ (Tulodziecki 2002, 79)
Natürlich garantieren das Senden von E-mails, eine Unterhaltung per Chat oder die Übertragung einer Vorlesung per Videokonferenz allein noch kein reibungsloses Lernen. Die Erfahrung hat auch gezeigt, dass es wenig erfolgreich ist, bekannte traditionelle Lernsituationen direkt in die Virtualität des Netzes zu übertragen. Stattdessen müssen wir neue innovative Lernumgebungen und Lernformen finden, die dem Medium vernetzter Computer gerecht werden. (vgl. Wessner/Pfister 1999, 86ff)
„Nur didaktisch gezielter, reflektierter und methodisch gelungener Einsatz [der neuen Technologien] bringt unterrichtlichen und erzieherischen Erfolg.“ (Dreher 2002, 120)
Dazu möchte ich anführen, welche Anforderungen der Pädagoge Gerhard Tulodziecki aus didaktischer Sicht an computerbasierte Lernsysteme stellt.
Auf die Frage, welche Grundsätze für Unterricht generell – und damit auch für Unterricht mit Software-Verwendung – gelten sollen, lassen sich laut ihm folgende Forderungen formulieren (vgl. Tulodziecki 1996, 108ff):

1)
Es soll jeweils von einer für die Lernenden bedeutsamen Aufgabe ausgegangen werden. Solche Aufgaben können Probleme, Entscheidungsfälle, Gestaltungs- und Beurteilungsaufgaben sein.
2)
Vorhandene Kenntnisse oder Fertigkeiten zu einem Themengebiet sollen aktiviert und – von dort ausgehend – eine Korrektur, Erweiterung, Ausdifferenzierung oder Integration von Kenntnissen und Vorstellungen erreichen werden.
3)
Eine aktive und kooperative Auseinandersetzung der Lernenden mit einer Aufgabe soll ermöglicht werden, indem – auf der Basis geeigneter Informationen – selbständig Lösungswege entwickelt und erprobt werden.
4)
Es soll der Vergleich unterschiedlicher Lösungen ermöglicht werden, sowie eine Systematisierung und Anwendung angemessener Kenntnisse und Vorgehensweisen, sowie deren Weiterführung und Reflexion.

Sicher ist der Einsatz des Computers als pädagogisches „Werkzeug“ ein großer Schritt, der viel Planungsarbeit und Umdenken mit sich bringt, der auch weder nur Vorteile noch nur Nachteile beschert. „Eine Hochstilisierung des Computers als Heilsbringer, der nicht nur lustvolles Lernen garantiert, sondern auch Kosten sparen hilft und darüber hinaus noch Arbeitsplätze schafft“ (Kammerl 2000, 20), ist sicher genauso verkehrt, wie eine kategorische Verteufelung der neuen technischen Lehr-Lern-Technologien. Eine systematische Erfassung der Vor- und Nachteile ist z.Z. vielerorts im Gange, eine solche Betrachtung würde den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen. Zwei Punkte, welche für eine computerunterstützte Vermittlung von Lerninhalten sprechen und mir als zentral erscheinen, möchte ich jedoch anführen:
„Gerade bei komplexen Lerngegenständen, die schwer in eine bestimmte Struktur zu bringen sind, erscheint es problematisch, die Gesamtinformation in einer bestimmten Weise hintereinander anzuordnen, da durch die Linearisierung zusammengehörige Informationen künstlich voneinander getrennt werden.“ (Zink 1997, 30) Dieses Problem entsteht sowohl beim Lernen mit linearen vorgelegten Texten als auch beim herkömmlichen Frontalunterricht – wie er eben auch an den Universitäten noch großteils praktiziert wird. Beim Lernen mit Hypertexten ist die Person jedoch gezwungen, für sich bestimmte Zentrale Themen festzulegen, aus noch nicht vorstrukturierten Informationen hinsichtlich dieses Themas auszuwählen und dabei nach Relevanz zu gewichten. Unwichtiges muss aussortiert werden, relevante Informationseinheiten, die miteinander in Beziehung stehen müssen dagegen miteinander verknüpft werden. So werden schon beim Aufbau der Wissensstrukturen die zu erwerbenden Informationseinheiten aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und kohäsiv geschlossen aufbereitet. (vgl. ebd. 31) Ein anderer Punkt, welcher für eine Integration der neuen Technologien in die Lernumgebung spricht: Während Buchwissen zu aktuellen Themen stets schnell veraltet, bietet das Internet tagesaktuelle Informationen. (vgl. Feuerstein 1999, 173ff) Mit aktuellen Informationen direkt vom Erzeuger zu arbeiten beinhaltet Motivationspotential und es bedeutet eine Öffnung der Schulen bzw. Universitäten hin zur Arbeitswelt. Die Virtualität des Internet ist in diesem Sinne vollkommen Realität. „Das Internet als offener Lernort löst die Grenze zwischen Lernen und Handeln auf und wird so selbst zur Lebenswelt.“ (Fasching 1997, 105) All diese Voraussetzungen sprechen für eine Begünstigung der Selbststeuerung der Lernenden und dürften dadurch auch das Erreichen eines nachhaltigen Lernerfolgs fördern.
Über das Thema E-Learning haben unter anderem auch geschrieben:
Christina Egger aus Salzburg
Caroline Gerstlohner aus Salzburg
Gerhard Ehgartner aus Salzburg
Nicole Nadschlaeger aus Linz

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