Christian Schreiner's weblog
Donnerstag, 15. Januar 2004
Multimedia als vorprogrammiertes Chaos




Multimedia als vorprogrammiertes Chaos
Die Priorität der Organisation multimedialer Inhalte für sinnvolle Lernumgebungen


[1] Multimedia und Lernen
[2] Das kognitive System
[3] Organisation von Multimedia-Websites
[4] Einbindung von Weblogs
[5] Gewohnheitstier Mensch
[6] Resume
[7] Quellen





[1] Multimedia und Lernen

Multimedia zeichnet sich aus durch seine netzwerkartige Struktur, sowie durch Interaktivität und dem Einsatz mehrerer Symbolsysteme. Diese Kombination ermöglicht eine höhere Motivation beim Lernenden, da das Angebot sehr individuell gestaltet werden kann und Tempo und Inhalt selbst bestimmt werden können.

Hasebrook (1994) definiert Multimedia folgendermaßen:
"Unter Multimedia wird die Integration von Text und Bild mit zumindest einem dynamischen Informationsmedium, also Ton, Animation oder Video, am Computer verstanden" (ebd., S. 6)

Der große Nutzen von Multimedia kommt allerdings nur dann zum Tragen, wenn einige wesentliche Elemente berücksichtigt werden. Schließlich birgt Multimedia auch die Gefahr, dass nur sehr oberflächliches Lernen passiert und sich die Lernenden im „Hyperspace“ verlieren. Die mentale Belastung, die aufgrund des Einsatzes von zu viel Multimedia entstehen kann, ist ein großes Problem, dem man sich vorsichtig nähern muss.

Treffend formuliert ist dies auch in der Literatur:
„Patentlösungen für erfolgreiche Konzepte des E-Learning existieren nicht. Der Erfolg des Multimedia-Einsatzes in der Aus- und Weiterbildung hat grundsätzlich zwei Seiten. Die Frage nach den Erfolgsfaktoren bezieht sich auf Faktoren zur Effizienzsteigerung und auf Faktoren zur Effektivitätssteigerung.“ (Dittler 2002, S. 83)

Sehr wohl allerdings gibt es einige wesentliche Erfolgsfaktoren, für die ich auf den Linzer Mario Bolzer verweisen möchte.
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[2] Das kognitive System

Das Gehirn des Menschen ist keine objektiv arbeitende Maschine. Man kann vielmehr vom Gegenteil sprechen. Nur ein kleines Spektrum aller Sinneseindrücke wird wirklich registriert. Unsere Wahrnehmung arbeitet sehr subjektiv, indem sie selektiv und unvollständig die Informationen im Gehirn vernetzt und von Vorwissen und Erfahrungen geleitet ist.
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[3] Organisation von Multimedia-Websites

Die bisherigen Ausführungen haben uns gezeigt, dass in Multimedia ein großes Potential steckt, welches allerdings nur zur Gänze ausgenutzt werden kann, wenn die Voraussetzungen adäquat sind. Die klare Organisation einer Multimedia-Website ist eine der Prämissen, die für den Erfolg einer solchen Site ausschlaggebend ist. Diese ziemlich klare Antwort auf die eingängige Fragestellung möge hier gleich festgestellt sein.

Wenn der Lernende auf einer e-Learning Plattform verweilt, so ist er oft auch auf sich alleine gestellt und hat nicht immer die Möglichkeit, gleich fragen zu stellen bzw. Antworten auf seine Fragen zu erhalten. Daher muss die Website weitgehend selbsterklärend sein.

Die Wichtigkeit des durchdachten Aufbaus einer E-Learning Plattform in Hinblick auf die Organisation derselben wird auch von Ursula Schersch aus Salzburg unter Punkt 6 sehr gut beschrieben.
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[4] Einbindung von Weblogs

Vor allem bei der Nutzung von Weblogs muss dem User immer klar sein, wie das Tool bedient werden muss. Die collaborative Lernerfahrung ist nur dann sinnvoll möglich, wenn die Gesamtheit der Meinungen und Ideen in ihrem Kontext richtig eingereiht sowie erfasst werden können und auch eine Anteilnahme problemlos möglich ist. Oft ist weniger mehr, und das gilt auch beim Aufbau eines solchen, möglichst einfach gehaltenen Tools.

Grundsätzlich müssen wir hier, je nach der auszubildenden Gruppe, von Laien ausgehen. An- und Abmeldung am Weblog, sowie das Selbstverfassen bzw. Antworten auf einen Text sollen selbsterklärend möglich sein. Auch wenn Weblogs selbst als Multimedia Element gelten, so besteht bei Weblogs wie auf anderen gewöhnlichen Websites die Möglichkeit, zusätzliche Multimedia Elemente wie Filme und dergleichen zusätzlich einzubinden. Dafür gelten auch dieselben Regeln bei der Implementierung: Klar und logisch im Kontext zur Unterstreichung des Lernstoffs.

Je nach Konfiguration des Weblogs kann hier jeder Teilnehmer an einem Kurs Dateien aufspielen. Hierfür sollten Maßregeln die Einheitlichkeit sichern (vor allem in Bezug auf Dateigröße, Pixel, dpi, Format,…).
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[5] Gewohnheitstier Mensch

Wie wir bereits festgestellt haben ist der Mensch ein „Gewohnheitstier“, d.h. er fühlt sich dann am wohlsten und kann dann am effektivsten lernen, wenn er in einer gewohnten Umgebung verweilt. Dies gilt auch für die Organisation einer Website. Ein wichtiger Punkt ist eine klare Menüführung. Zu jedem Zeitpunkt sollte dem Lernenden klar sein, an welcher Stelle des Systems er sich befindet, was noch auf ihn zukommt und welche Teile er bereits hinter sich gebracht hat.

Wissen wird im Kopf abhängig vom Vorwissen konstruiert. Im selbstgesteuerten Lernprozess ist die selbstreflexive Verarbeitung dann möglich, wenn es gelingt, eine möglichst authentische Lernumgebung herzustellen. Sehr oft wird hier auch mit Metaphern gearbeitet. So soll z.B. ein Schreibtisch oder ein Arbeitszimmer, in welchem man navigieren kann, diesen Zustand der wiedererkennenden Vertrautheit herstellen.

Der Mensch versucht alle seine Wahrnehmungen in Gestalten zusammenzufassen, um so eine Wiedererkennung zu vereinfachen. Informationen werden zusammengefasst interpretiert, d.h. auch wenn nur Teile eines Objekts sichtbar sind, so macht das Gehirn ein einheitliches, bekanntes Ganzes daraus. Ein gutes Beispiel hierfür ist der blinde Fleck in unseren Augen, bei welchem das, was dort eigentlich gesehen werden sollte, vom Gehirn sozusagen errechnet wird. Die zuvor genannte Zusammenfassung zu Einheiten dient nicht nur dem schnelleren Erkennen und Interpretieren, sondern es ermöglicht uns auch, uns Dinge einfacher zu merken. Man sagt, 7+/- 2 Einheiten sind innerhalb kurzer Zeit im Arbeitsspeicher merkbar. Je mehr Information man für sich selbst zu einer Einheit zusammenfassen kann, umso mehr Information kann somit dann auch gespeichert werden. Dies soll natürlich auch bei der Gestaltung von Multimedia berücksichtigt werden. Die Website soll dem Lernenden die Möglichkeit geben, viele Verknüpfungen herzustellen und ihm somit das Erkennen und Lernen einfacher zu machen. Ähnlich wie beim sequentiellen Lernen mit Papierskripten sollte der Lernende sozusagen „an der Hand“ genommen werden, um ihm dem Weg durch die Lernplattform in ihrem logischen Aufbau klar zu machen.

Die Gliederung der Information erfolgt auf einer erfolgreichen Multimedia-Site logisch nach dem Informationsgehalt. Pro Informationseinheit ein eigener Absatz oder eine eigene Seite bzw. Hyperlink ermöglichen es dem Lerner, den Text für das Gehirn klar zu strukturieren und in sich aufzunehmen. Bekanntes wird zusammengefasst, Hyperlinks ermöglichen jederzeit zu Vertiefungen vorzudringen.

Einige Punkte sind bei der Organisation einer Website von ganz besonderer Relevanz. Um den Vorteil von Multimedia nützen zu können – also die Lieferung des Wissens über verschiedene Medien und Reizmöglichkeiten – sollte Multimedia-Lernen immer in Kollaboration stattfinden. Die Website an sich soll in ihrer Gliederung und in ihrem Aussehen konsistent sein, und eine Navigation soll leicht möglich sein.

Effizienter Multimedia-Einsatz besteht nicht nur aus der zur Verfügungstellung von Text, sondern auch aus der Lieferung von Aufgaben, Werkzeugen und Instrumenten, die den Inhalt möglichst greifbar und eine Wissensüberprüfung bzw. Lernerfolgsfeststellung möglich machen.
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[6] Resume

Für mich steckt das große Potential von Multimedia darin, dass durch die Organisation der Grad der Effizienz bestimmt wird. Gelingt es dem Ersteller der Website, nicht nur trockene Information zusammenzustellen, sondern auch eine wissenserzeugende Verknüpfung samt Anwendung der Inhalte zu entwickeln, so ist der Erfolg, so würde ich sagen, sicher. Vor allem, wenn das kognitive Verhalten in der Gestaltung mit einfließt.
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[7] Quellen:

  • Dittler, U. (2002): E-Learning - Erfolgsfaktoren und Einsatzkonzepte des Lernens mit interaktiven Medien. München: Oldenbourg Verlag. Seite 83)
  • Hasebrook, J. P. (1994): Lernwirksamkeit von Multimedia- und Hypermedia-Systemen. Gutachten. Bonn: Büro für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages (TAB)
  • Tulodziecki, G.: Multimediale Angebote - verbessern sie Lernen und Lehren?, aus Medienpraktisch, Heft 4/99, S. 10-13.
    URL:
    http://www.gep.de/medienpraktisch/amedienp/mp4-99/4-99tulo.htm (dl. am 14.1.2004)

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    alex_kaltenbrunner_linz, Sonntag, 25. Januar 2004, 20:46
    Weniger ist oft mehr!
    Ich bin genau deiner Meinung, Multimedia-Anwendung sind ein hervorragendes Mittel um sonst zu langweile Dokumente "aufzupeppen".

    Jedoch darf man nie Gefahr laufen, dass man durch einen zu übermäßigen Gebrauch von Multimedia-Applikationen "den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht". Konkret bedeutet das, Multimedia gezielt und in Maßen eingesetzt werden muss, z. B. bei der Erstellung einer Homepage, damit sie ihren eigentlichen Zweck der Unterstützung erfüllt und nicht Hauptaugenmerk der Homepage wird, infolgedessen sie den Inhalt oder den Grund der Homepage verschleiern kann.

    Multimedia muss, wie du sagts, organisiert angewendet werden, damit die nicht im Vordergrund sondern nur als "Aufbesserung" gesehen wird.

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