[5] Gewohnheitstier Mensch
Wie wir bereits festgestellt haben ist der Mensch ein „Gewohnheitstier“, d.h. er fühlt sich dann am wohlsten und kann dann am effektivsten lernen, wenn er in einer gewohnten Umgebung verweilt. Dies gilt auch für die Organisation einer Website. Ein wichtiger Punkt ist eine klare Menüführung. Zu jedem Zeitpunkt sollte dem Lernenden klar sein, an welcher Stelle des Systems er sich befindet, was noch auf ihn zukommt und welche Teile er bereits hinter sich gebracht hat.
Wissen wird im Kopf abhängig vom Vorwissen konstruiert. Im selbstgesteuerten Lernprozess ist die selbstreflexive Verarbeitung dann möglich, wenn es gelingt, eine möglichst authentische Lernumgebung herzustellen. Sehr oft wird hier auch mit Metaphern gearbeitet. So soll z.B. ein Schreibtisch oder ein Arbeitszimmer, in welchem man navigieren kann, diesen Zustand der wiedererkennenden Vertrautheit herstellen.
Der Mensch versucht alle seine Wahrnehmungen in Gestalten zusammenzufassen, um so eine Wiedererkennung zu vereinfachen. Informationen werden zusammengefasst interpretiert, d.h. auch wenn nur Teile eines Objekts sichtbar sind, so macht das Gehirn ein einheitliches, bekanntes Ganzes daraus. Ein gutes Beispiel hierfür ist der blinde Fleck in unseren Augen, bei welchem das, was dort eigentlich gesehen werden sollte, vom Gehirn sozusagen errechnet wird. Die zuvor genannte Zusammenfassung zu Einheiten dient nicht nur dem schnelleren Erkennen und Interpretieren, sondern es ermöglicht uns auch, uns Dinge einfacher zu merken. Man sagt, 7+/- 2 Einheiten sind innerhalb kurzer Zeit im Arbeitsspeicher merkbar. Je mehr Information man für sich selbst zu einer Einheit zusammenfassen kann, umso mehr Information kann somit dann auch gespeichert werden. Dies soll natürlich auch bei der Gestaltung von Multimedia berücksichtigt werden. Die Website soll dem Lernenden die Möglichkeit geben, viele Verknüpfungen herzustellen und ihm somit das Erkennen und Lernen einfacher zu machen. Ähnlich wie beim sequentiellen Lernen mit Papierskripten sollte der Lernende sozusagen „an der Hand“ genommen werden, um ihm dem Weg durch die Lernplattform in ihrem logischen Aufbau klar zu machen.
Die Gliederung der Information erfolgt auf einer erfolgreichen Multimedia-Site logisch nach dem Informationsgehalt. Pro Informationseinheit ein eigener Absatz oder eine eigene Seite bzw. Hyperlink ermöglichen es dem Lerner, den Text für das Gehirn klar zu strukturieren und in sich aufzunehmen. Bekanntes wird zusammengefasst, Hyperlinks ermöglichen jederzeit zu Vertiefungen vorzudringen.
Einige Punkte sind bei der Organisation einer Website von ganz besonderer Relevanz. Um den Vorteil von Multimedia nützen zu können – also die Lieferung des Wissens über verschiedene Medien und Reizmöglichkeiten – sollte Multimedia-Lernen immer in Kollaboration stattfinden. Die Website an sich soll in ihrer Gliederung und in ihrem Aussehen konsistent sein, und eine Navigation soll leicht möglich sein.
Effizienter Multimedia-Einsatz besteht nicht nur aus der zur Verfügungstellung von Text, sondern auch aus der Lieferung von Aufgaben, Werkzeugen und Instrumenten, die den Inhalt möglichst greifbar und eine Wissensüberprüfung bzw. Lernerfolgsfeststellung möglich machen.
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[6] Resume
Für mich steckt das große Potential von Multimedia darin, dass durch die Organisation der Grad der Effizienz bestimmt wird. Gelingt es dem Ersteller der Website, nicht nur trockene Information zusammenzustellen, sondern auch eine wissenserzeugende Verknüpfung samt Anwendung der Inhalte zu entwickeln, so ist der Erfolg, so würde ich sagen, sicher. Vor allem, wenn das kognitive Verhalten in der Gestaltung mit einfließt.
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[7] Quellen:
Dittler, U. (2002): E-Learning - Erfolgsfaktoren und Einsatzkonzepte des Lernens mit interaktiven Medien. München: Oldenbourg Verlag. Seite 83)
Hasebrook, J. P. (1994): Lernwirksamkeit von Multimedia- und Hypermedia-Systemen. Gutachten. Bonn: Büro für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages (TAB)
Tulodziecki, G.: Multimediale Angebote - verbessern sie Lernen und Lehren?, aus Medienpraktisch, Heft 4/99, S. 10-13.
URL: http://www.gep.de/medienpraktisch/amedienp/mp4-99/4-99tulo.htm (dl. am 14.1.2004)
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